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TECHNOLOGIE UND SINNGEBUNG

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In der wissenschaftlich fortgeschrittenen islamischen Welt finden wir eine ganz eigene Ausprägung der Kartografie, auch wenn diese auf die griechisch-römische Tradition zurückgeht. Bis zum 9. Jhdt. waren Städte wie Bagdad, Kairo und Damaskus zu wichtigen Zentren der Kartografie geworden. Die Bedeutung von Städten in der islamischen Welt beruhte auf politischen wie wirtschaftlichen Faktoren. Bagdad war (mit Unterbrechungen) die Hauptstadt des abbasidischen Kalifats (762–1258); Kairo die Hauptstadt der Tuluniden (868–905) und Fatimiden (909–1171); Damaskus wiederum des umayyadischen Kalifats (661–750). Fès in Nordafrika wurde Ende des 8. Jhdts. gegründet, weil Idris I. Volubilis, eine von karthagischen Händlern im 3. Jhdt v. Chr. gegründete Stadt und einst eine bedeutende römische Siedlung, für zu klein befand und sich eine neue Hauptstadt wünschte. Die Ausbreitung des Islams Richtung Osten führte schließlich dazu, dass Städte wie Isfahan, Delhi und Samarkand einige Bedeutung als Hauptstädte von islamischen Staaten erfuhren.

Wie die des mittelalterlichen Westens war auch die islamische Kartenerstellung vielfältig und beinhaltete sowohl Weltkarten, die auf die Heilige Stadt Mekka ausgerichtet waren, Ziel vieler Pilger, als auch Vogelschaukarten wichtiger geistlicher Zentren und Handelsstädte. Diese Karten waren oft eher symbolisch aufgeladen, als dass sie topografische Details genau wiedergegeben hätten, auch wenn arabische Kartografen genau berechnete mathematische Daten benutzten, sodass ihre Kartenprojektionen präziser waren als die ihrer europäischen „Kollegen“.

Die territorialen Verluste des Oströmischen Reichs (Byzanz), besonders Ägyptens und Syriens, an den Islam vom 7. Jhdt. an bedeuteten für das Christentum auch den Verlust von klassischem Wissen in Form von griechischen geografischen Kenntnissen und Vorstellungen. Die islamische Welt konnte nicht nur auf Ptolemäus und die griechische Weiterentwicklung der babylonischen Astralreligion aufbauen, sondern war auch in der Lage, ihr kartografisches Wissen durch Kenntnisse, Ideen und Methoden zu erweitern, die sie im Zuge von Eroberungen, Handel und Reisen aus weit entfernten Ländern erreichten. Karawanenstraßen verbanden den Orient mit dem Nahen Osten und durchliefen die Sahara bis Westafrika; arabische Händler befuhren den Indischen Ozean und das Mittelmeer. Unter Ausnutzung der Monsunwinde |26|segelten arabische See- und Kaufleute ostwärts in den Indischen Ozean und nahmen im späten 8. Jhdt. den Handel mit ostasiatischen Wirtschaftsdrehscheiben wie Guangzhou (Kanton) auf.


EIN KLEINER AUSSCHNITT DER QINGMING-ROLLE, CA. 1126 N. CHR. Ungeachtet der Frage nach Datierung und Provenienz eröffnen uns die Details dieser berühmten chinesischen Rolle einen authentischen Blick auf einige Aspekte des täglichen Lebens während der Nördlichen Song-Dynastie. Die Hauptstraße mit den Händlern und den Kunden, die ihren Geschäften nachgehen, wimmelt nur so vor Leben. Die beladenen Kamele, die gerade dabei sind, ein Stadttor zu passieren (rechts) offenbaren Kaifengs Bedeutung als Reiseziel an der Seidenstraße; eine Lage, die die Stadt mit ihren Gemeinschaften von persischen Muslimen und sephardischen Juden zu einem weltoffenen Ort machte. 1163 hatte Kaifeng bereits eine Synagoge. Direkt oberhalb der Kamele befindet sich ein Steuerbüro, wo Händler gerade ihre Steuern zahlen. Weiter links sehen wir eine Holzwerkstatt und einen Weingroßhandel, vor dem zwei Frauen auf Sänften vorbeigetragen werden. An der Kreuzung zieht ein Geschichtenerzähler die Menge an, einschließlich eines Mönchs und eines Taoisten.

Besonders bedeutend für unsere von Ozeanen umgebene Welt waren Seehäfen, die den Handelsrouten zwischen großen Ökonomien zugutekamen, wie z.B. im Falle von Aden, Kulam Mali in Südindien und Kedah am nördlichen Ende der Straße von Malakka um ca. 1000, sowie Aden, Malakka und Brunei ein halbes Jahrtausend später. Als in Europa das Zeitalter der großen Entdeckungen begann, das so viel zum sogenannten „Triumph des Westens“ beigetragen hat, sorgten Seefahrer und Entdecker für einen gewaltigen Schub in der Kartenindustrie.

Europäische Karten – einschließlich lokaler Karten und Verkehrskarten wie der britischen Gough-Karte sowie der als Portulankarten bekannten Seekarten – waren oft mit Zeichnungen herausragender Gebäude verziert. Akkurate topografische Details waren demgegenüber noch kein Faktor, da das Wissen darüber, wie solche Gegebenheiten vermessen werden konnten, noch unpräzise und die Mittel zu ihrer Darstellung technologisch begrenzt waren. Symbolik spielt daher bei europäischen Karten genauso eine Rolle wie – hier für unser Verständnis in zuweilen komplexerer Weise – in anderen Kulturen, z.B. bei den indigenen Völkern Amerikas.

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