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|28|TENOCHTITLÁN: Stadt der Dämme

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Indigene dokumentarische Quellen datieren die Gründung einer Lagunenstadt auf einer sumpfigen Insel im See Texcoco durch das Volk der Mexica (Azteken) auf das Jahr 1325. Die bildliche Darstellung dieses Ereignisses jedoch ist eine Vermischung von Realität und Mythos, deren Interpretation Expertenwissen verlangt. Die einzige erhaltene indigene Karte der Stadt findet sich in einem Kodex von ca. 1541, der für den spanischen Vizekönig Antonio de Mendoza geschaffen wurde. Anders als bei ihren europäischen Pendants steht bei der von den Azteken gezeichneten Karte die zeitliche, und nicht die räumliche Dimension im Vordergrund, was belegt, in welchem Ausmaß Karten kulturspezifische Informationen einbeziehen können.


TENOCHTITLÁN IM CODEX MENDOZA, 1541 Diese Karte, erstellt von eingeborenen Schreibern, den sogenannten tlacuilos, zeigt die Gründung von Tenochtitlán. Anstelle einer genauen bildlichen Wiedergabe verwendet die Karte Symbole, welche die gedachte Geschichte der Stadt und ihre soziale Machart erzählen. Dies steht in Kontrast zur europäischen Kartografie dieser Zeit, bei der es mehr um die Raumnutzung ging. Beherrscht wird die Karte von einem Adler (Symbol der Sonne) auf einem stacheligen Feigenkaktus, der aus einem Stein hervorwächst, was auf den Gründungsmythos der Stadt verweist. Der Adler wird mit Huitzilopochtli in Verbindung gebracht, dem Gott des Kriegs und Schutzgottheit der Azteken. Der dunkelhäutige Anführer (links vom Kaktus) ist der oberste Priester. Unterhalb des Felsens sind Pfeile und ein Schild, welche Krieg bedeuten. Das Schild steht für Tenochtitlán. Das diagonale Kreuz ist ein stilisierter Plan, der eine Insel darstellt, welche durch zwei Wasserwege viergeteilt wird. Das Gebäude oben könnte der bescheidene Anfang des Templo Mayor sein. Das Gestell mit dem Schädel (tzoompantli) bezeugt die Praxis von Menschenopfern.

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TENOCHTITLÁN, CA. 1524 Dieser Holzschnitt der großartigen Inselstadt neben einer Einliegekarte des Golfs von Mexiko wurde für einen Brief von Hernán Cortés an Karl V. erstellt (einer von fünf Briefen zwischen 1519 und 1526). Die Karte verschmilzt europäisches und indigenes Wissen und Raumverständnis. Obwohl die Kulisse am Tal von Mexiko stilisiert ist, ist die Anordnung der Stadt mit ihren niedrigen Dächern gut wiedergegeben, mit den Dammwegen und nahe gelegenen Orten. Das Herz der Stadt bildet der Große Platz mit der Tempelpyramide, die erst später durch eine mächtige Kathedrale ersetzt werden sollte. Als Plaza de la Constitución ist dies nach wie vor der zentrale öffentliche Platz von Mexiko-Stadt. Die Spanier ebneten das Stadtzentrum ein, aber die Anlage des Straßennetzes blieb praktisch unverändert.

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