Читать книгу Der Kiffer – Ein Leben ohne Kompromisse - Jim Krasso - Страница 12
Kapitel 8 ENDE DER KNEIPENZEIT
ОглавлениеFür mich war das Kiffen zu der Zeit stets ausreichend, doch einige meiner Kumpels, mit denen ich in der Perle zusammen war, griffen schon längst zu härteren Drogen. Speed und Koks wurden von ihnen schon seit längerem konsumiert, ohne dass ich es eigentlich richtig mitbekam. Das Kiffen war zur Nebensache für sie geworden, ein neuer Kick musste her, hieß es, als ich mich mit Horst über das Thema unterhielt. „Willst du auch einmal Koks schnupfen?“, fragte mich Horst. „Das ist der absolute Hammer. Da bist du der King“, schwärmte er. Ich lehnte dankend ab. Mir reichte es, Alkohol zu trinken und fast jeden Tag ein paar Joints zu rauchen. So machte ich mir keine großen Gedanken darüber, was die anderen machten, schließlich war es ihre Sache. Bis zu jenem Tag, als Max verstarb. Er war erst 25 Jahre alt, als man ihn zu Hause auf der Toilette fand. Eine Überdosis Heroin beendete sein kurzes Leben. Ich war total schockiert. Wir hatten so schöne Zeiten miteinander verbracht und nie hätte ich daran gedacht, dass er ein Fixer war. Wie konnte das nur so schnell gehen, fragte ich mich. Was war da bloß geschehen. Nicht nur Max war Heroinsüchtig gewesen, sondern auch Horst und noch ein paar andere hatten schon mit dieser Droge Kontakt.
Wie jeden Tag waren wir alle in der Perle, es sollte ein gemütlicher Abend werden, bei ein paar Bier und guter Unterhaltung verschwendeten wir keinerlei Gedanken daran, dass etwas aus dem Ruder laufen könnte. Plötzlich drängte sich ein mir nicht bekannter Typ zwischen uns und wollte Horst sofort draußen sprechen. „Was ist da los?“, fragte ich. „Macht der Schwierigkeiten?“
„Ist schon gut“, beschwichtigte uns Horst und ging mit ihm raus. Eigentlich musste ich mir um ihn keine Sorgen machen, denn ich wusste ja, dass er nie Angst hatte. Wenn es hart auf hart ging, zog sein Gegner immer den Kürzeren. Denn Horst war einer von der Sorte, der keine Gewissensbisse hatte, wenn er angegriffen wurde. Doch dieses Mal hatte ich mich getäuscht. Nicht ein Typ war an diesem Abend sein Gegner, sondern das Heroin, das sich Horst gedrückt hatte. Als Horst nach einer viertel Stunde immer noch nicht zurück war, sagte ich zu Ivo: „Komm, wir schauen mal nach, was da draußen vor sich geht.“
Vor der Kneipe war niemand zu sehen und so gingen wir auf die Suche. Wir liefen einmal um den Häuserblock bis hin zur Tiefgarage. Ich glaubte etwas gehört zu haben und so gingen wir langsam die Abfahrt hinab, um nachzuschauen. Zuerst bemerkten wir nichts, doch dann sah ich ihn.
Er lag regungslos am Boden neben einem Auto, dass Fixer-Besteck auf der Motorhaube. So wie es aussah hatte sich Horst einen Schuss gesetzt und war nach dem Druck zusammengebrochen. Eine Überdosis. Wir mussten sofort handeln, um sein Leben zu retten. Ivo rannte so schnell er konnte zurück zur Kneipe, um Hilfe zu holen. Ich fühlte inzwischen seinen Puls, der mittlerweile schon ganz schwach war. Seine Augen waren verdreht, so dass man keine Pupillen mehr sehen konnte. Das ganze sah beängstigend aus! Ich legte Horst in die stabile Seitenlage, mehr konnte ich nicht für ihn tun. Zehn Minuten dauerte es, bis der Notarzt eintraf. Mit ihm kamen auch die Polizei und der Krankenwagen.
Horst hatte Glück und überlebte die Überdosis. Dank der schnellen Hilfe. Für mich war klar, wie die Sache abgelaufen war. Horst traf in der Kneipe seinen Dealer, den er schon erwartet hatte. Draußen kaufte er dann das Heroin. Weil er wegen der krampfartigen Schmerzen, die er wahrscheinlich schon hatte, nicht mehr länger warten konnte, setzte er sich gleich vor Ort einen Schuss. In der Eile war er nicht vorsichtig genug und wollte einfach nur schnell den Schmerzen entfliehen. Das hätte ihn fast das Leben gekostet. Es war absolut traurig für mich zu sehen, dass Horst ein paar Tage später wieder auf Heroin war. Um seinem Drang auf die Droge nachzukommen, war ihm jedes Mittel Recht, an das Geld zu kommen, dass er dazu benötigte. Es wäre naiv gewesen zu glauben, dass man ihm helfen könnte. Unsere Freundschaft war nichts mehr Wert. Seinen körperlichen Verfall mitzuerleben, wurde für mich mit der Zeit abstoßend.
Die wunderschöne Zeit in der Perle neigte sich dem Ende zu. Die meisten meiner Kumpels hatten sich verändert, die Lockerheit war verloren gegangen. Was für sie nun zählte, war die Beschaffung von harten Drogen. Man sah sie kaum noch in der Kneipe und wenn doch, konnte man das Elend kaum noch ertragen. Um an Geld zu kommen, wurde alles versprochen, nur um sich Heroin kaufen zu können und sich dann den nächsten Schuss zu setzen. Ich hatte absolut keinen Bock mehr auf diese Scheiße. So war die Ära „Perle“ für mich nach sechs Jahren Geschichte.