Читать книгу Abenteuer auf den Inseln: Nonnis Erlebnisse auf Seeland und Fünen - Jón Svensson - Страница 7
4. Bei Elefanten und Affen
ОглавлениеWir gaben nun allen die Hand, und nachdem jeder uns gute Reise und viel Vergnügen gewünscht hatte, eilten wir die Treppe hinunter und verließen das Haus des Professors Brynjúlfsson.
Eine gute halbe Stunde mußten wir durch die Straßen der Stadt gehen, bevor wir das Land erreichen konnten.
Es war später geworden, als wir gemeint hatten. Von einem hohen Turme schlug die Uhr acht Schläge. So viel Zeit hatten uns das Frühstück und die letzten Vorbereitungen genommen.
Frisch und munter eilten wir aber voran. Viele Leute schauten uns verwundert nach. Einmal begegneten wir zwei Arbeitern. Auch sie beguckten uns neugierig, und der eine sagte:
„Wo wollen die beiden wohl hin?“
„Wahrscheinlich nach Amerika“, erwiderte der andere und schaute uns schmunzelnd an.
„Nach Amerika! nach Amerika!“ wiederholten wir beide lachend.
„Das meint er sicher unserer Rucksäcke wegen“, bemerkte Valdemar.
Als wir einige Minuten später an einer Gruppe kleiner Schuljungen vorbeigingen, blieben auch diese stehen und schauten uns mit großen Augen an.
„Wollt ihr mit?“ rief ihnen Valdemar zu.
„Wohin?“ fragten die Jungen.
„Nach Amerika“, riefen wir beide munter zurück — eher als Echo der vorher von den Arbeitern ausgesprochenen Worte denn als Antwort auf die Frage der Jungen.
Die kleinen Schüler waren sprachlos und schauten uns lange staunend nach.
Unser erstes Reiseziel war ja gerade nicht Amerika, sondern die berühmte Stadt Roskilde, die in alter Zeit die Hauptstadt des ganzen Landes gewesen war. Roskilde aber liegt gut dreißig Kilometer westlich von Kopenhagen, dem Innern der Insel zu.
Eine breite, schöne Landstraße führt dorthin, und diese wollten wir beim Verlassen der Stadt erreichen.
Wir wußten, daß sie auf dem Frederiksberg an der Westgrenze der Stadt ihren Anfang nimmt.
Den Frederiksberg mußten wir also zuerst ersteigen.
Nach etwa zwanzig Minuten erreichten wir den Fuß des Berges.
Rasch eilten wir hinauf.
Als wir oben angekommen waren, sahen wir die schöne Roskilder Landstraße vor uns liegen. Sie war breit und kerzengerade und dehnte sich durch blühende Wiesen und fruchtbare Felder weit hinaus.
„So geht es bis nach Roskilde“, sagte Valdemar.
„Wie schön ist die Gegend hier“, rief ich aus und hielt einen Augenblick im Gehen inne, um das herrliche Bild besser betrachten zu können.
Viele prächtige Bauernhöfe lagen da hingestreut in der schönen Ebene.
Das Wetter war herrlich, der Himmel von reinstem Azur, kein Lüftchen regte sich, und die Sonne leuchtete in ihrem schönsten Glanze.
„Ja, Nonni“, brach Valdemar aus, „Dänemark ist ein schönes Land!“
„Das sagte auch deine Mutter, Valdemar. Und auch ich glaube, es ist eins der schönsten Länder der Welt.“
„Und denk dir, Nonni, dies ist nur der Anfang unserer Wanderung.“
„Es wird eine Überraschung nach der andern geben, ich bin arg gespannt darauf.“
Während wir so dastanden und miteinander plauderten, da auf einmal fuhren wir beide zusammen. . . .
Ein furchtbares Gebrüll ertönte plötzlich aus nächster Nähe. . . . Es schien von einem Garten zu kommen, der rechts am Wege lag und durch eine hohe Mauer von uns getrennt war.
Ich ergriff meinen kleinen Freund beim Arm und frug ihn erschrocken: „Was kann denn das sein, Valdemar?“
„Du brauchst nichts zu fürchten, Nonni“, sagte der Kleine. „Das ist der Zoologische Garten.“
„Der Zoologische Garten, in dem so viele Tiere sind? Ja, aber kann man da ohne Gefahr hineingehen, Valdemar?“
„Ganz ohne Gefahr, Nonni. Ich bin öfters drinnen gewesen.“
„Es ist aber merkwürdig, daß ich diesen seltsamen Garten noch nie gesehen habe.“
„Bist du wirklich nie im Zoologischen Garten gewesen, Nonni?“
„Nein, nie!“
„Dann müssen wir jetzt unbedingt hinein. Da gibt es sicher allerhand zu sehen!“
„Meinst du, daß man uns hineinläßt?“
„Wenn wir bezahlen — ganz gewiß.“
„Oh, dann nur hinein. Wir haben ja Geld genug.“
Valdemar, der den Eingang kannte, führte mich eine kurze Strecke Weges bis zu einem schönen Eingangstor. Dort kaufte er zwei Eintrittskarten, und gleich darauf waren wir drinnen.
Es war ein höchst überraschender Anblick für mich:
Eine ganze Stadt! Straßen und Stege, schöne Alleen, Rasenplätze und Blumenbeete, kleine Seen und Teiche und — seltsame Häuserreihen.
Da standen wahre Paläste für die Fürsten und Könige der Tierwelt, für Elefanten, Löwen, Tiger, Panther und Hyänen —, daneben kleine Hütten und Käfige für das Volk der Füchse und Hündchen, Hasen und Kaninchen und für eine Menge kleiner Geschöpfe aus allen möglichen fremden Ländern. Auf den kleinen Seen und Teichen schwammen Vögel mit märchenhaftem Aussehen, von denen ich nicht einen kannte. Einige standen unbeweglich am Ufer auf einem einzigen, ungeheuer langen Bein!
Mein Staunen wollte kein Ende nehmen. Wir wanderten von Haus zu Haus, von Hütte zu Hütte und schauten uns die Bewohner der Märchenstadt an. Einige empfingen uns freundlich und munter und schienen unsern Besuch gern zu haben. Andere warfen uns grimmige Blicke zu und knurrten und heulten, wenn wir zu nah an sie herankamen.
„Sie sind ja ganz wie die Menschen“, sagte ich zu Valdemar, „die einen gut, die andern bös.“
Plötzlich sahen wir uns einem mächtigen Gebäude gegenüber. Wir gingen näher zu ihm hin und blieben vor dem Eingangstor stehen. Es war ungewöhnlich hoch und breit, dieses Haus, und darüber war in großen Lettern zu lesen: „Elefanthuset“. Valdemar packte mich sofort beim Arm und rief mir zu:
„Hier sind die Elefanten, Nonni. Da müssen wir hinein.“
„Ja, das müssen wir unbedingt“, erwiderte ich. „Einen Elefanten habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.“
An der Pforte kamen wir an einer Frau vorbei, die neben einem Tische saß. Auf dem Tische lagen eine Menge Brote.
„Wollen die jungen Herren nicht ein wenig Brot für den Elefanten mitnehmen?“ rief die Frau uns freundlich zu, als wir eben eintreten wollten.
Wir nahmen gleich ein paar Stückchen Brot von dem Tische und gaben ihr den verlangten Preis.
Dann gingen wir hinein.
Welch eine Überraschung für mich! Das riesengroße Tier stand gelassen an seinem Platze und schaute die Eintretenden mit gutmütigen Blicken an.
Ein paar Leute, die in seine Nähe getreten waren, reichten ihm fortwährend Brot. Mit seinem langen Rüssel, den er beständig wie einen Arm nach allen Seiten hin ausstreckte, nahm der Elefant die angebotenen Gaben dankbar an, die kleinen wie die großen, und steckte sie sofort in das gewaltig große Maul, das sich unmittelbar hinter dem Rüssel befand.
Ich ging näher heran und stellte mich gerade vor das Tier hin.
Als es die Brötchen in meiner Hand sah, langte es mit dem Rüssel danach und wollte sie mir wegschnappen. Ich hielt sie aber fest und reichte ihm jedesmal nur kleine Teile davon.
Valdemar, der neben mir stand, tat das gleiche. Wir hatten den größten Spaß an dem gutmütigen Riesen und wurden immer zutraulicher zu ihm.
Schließlich gingen wir so weit, daß wir das große Tier freundschaftlich neckten. Wir packten ab und zu den Rüssel und hielten ihn einige Augenblicke fest. Auch versteckten wir Steinchen in der hohlen Hand und reichten ihm diese statt Brot. Der gutmütige Elefant ließ sich unsern Spaß eine Zeitlang ruhig gefallen. Aber dann zahlte er uns alles heim durch einen Streich, der nicht ganz angenehm für uns war. Wir bekamen nämlich den Einfall, ihm die Brotstücke nicht mehr mit der Hand zu reichen, sondern sie auf unsere Mützen zu legen und sie ihm so anzubieten. Eine Weile nahm er das Brot ganz ruhig von unsern Mützen, wie er es vorher aus der Hand genommen hatte.
Valdemar trug eine Matrosenmütze. Sie war schön rund und hatte oben einen großen Knopf.
Ein Stückchen Brot nach dem andern wurde auf die Mütze gelegt, um von unserem großen Freunde sofort mit einer feinen Bewegung seines schlanken Rüssels abgeholt zu werden.
Ganz unerwartet stieß Valdemar plötzlich einen Schrei aus: der Elefant hatte die Mütze des Kleinen fest gepackt, steckte sie ohne lange Umstände tief in seinen Rachen hinein und fuhr darauf ruhig fort, weitere Brotstücke von den Leuten entgegenzunehmen.
Valdemar schrie verzweifelt: „Meine Mütze, Nonni, meine Mütze!“ Der Elefant warf uns schalkhafte Blicke zu, behielt aber die Mütze im Rachen und schien sogar zu probieren, sie mit den Zähnen zu zerkauen. Auf die Hilferufe des kleinen Valdemar kam bald der Wärter aus seinem Zimmerchen herausgesprungen, und als er erfahren hatte, was geschehen war, ging er rasch zum Elefanten hin, steckte den Arm in den Rachen des Tieres und holte die Mütze Valdemars heraus. Sie war zu unserem großen Erstaunen noch ziemlich unbeschädigt.
„Er hat nur einen Spaß machen wollen“, sagte der Wärter lächelnd und gab dem kleinen Valdemar die Mütze zurück. „Er tut das oft, wenn ihn übermütige Burschen necken.“
Die Leute lachten. Valdemar aber wurde verlegen und ein wenig rot im Gesicht.
„Hast du ihm etwas getan?“ fragte ihn der Wärter, der seine Verlegenheit merkte.
„Ich habe ein wenig Spaß mit ihm machen wollen“, antwortete Valdemar.
„Das habe ich mir gedacht“, sagte der Wärter, „du bist nicht der erste, an dem unser Elefant sich rächt.“
Wir zogen nun beide zur Tür hinaus, und der Elefant schaute uns vergnügt kauend nach.
„Da haben wir schon unser erstes Abenteuer“, sagte ich zu meinem kleinen Freunde, als wir aus dem Elefantenhaus hinausgekommen waren, „und das war ja recht lustig.“
„Es ist wahr, Nonni“, antwortete Valdemar. „Es wäre aber doch unangenehm für mich gewesen, wenn der Elefant meine Mütze aufgefressen hätte.“
Valdemar hatte sich bald von seinem Schrecken erholt, und während wir durch die Wege und Stege des schönen Gartens wanderten, wurde uns die Geschichte mit dem Elefanten zur frohen Erinnerung.
Wir waren kaum fünf Minuten gegangen, da sahen wir ein neues, aus Holz gebautes Haus. Es schien viel Leben drinnen zu sein, denn es wurde laut gerufen und gelacht, und es gingen eine Menge Leute aus und ein.
„Das ist das Affenhaus, Nonni“, sagte Valdemar. „Dort wohnen die Affen.“
„Da müssen wir natürlich auch hinein“, meinte ich. „Denn Affen habe ich auch noch nie gesehen.“
„Jawohl, da müssen wir auch hinein“, stimmte Valdemar zu. „Hoffentlich haben wir dort nicht wieder Pech wie bei dem Elefanten.“
So gingen wir munter und ohne jeden Verdacht zu den Affen. Die Tiere bewohnten einen weiten Raum. An den Wänden hingen gewaltig große Käfige, die vom Boden bis hinauf zur Decke reichten, und eine Unmenge von Affen sprangen darin herum und spielten in der drolligsten und tollsten Weise.
Viele Leute standen vor den Käfigen und reichten den gelenkigen kleinen Tieren Nüsse, Mandeln, Backwerk und andere gute Sachen.
Die Affen streckten die Hände nach den Gaben und verschmähten nichts. Brot hatten wir noch genug in unsern Taschen. Wir nahmen es heraus, gingen ganz nah an das Gitterwerk der Käfige heran und zeigten es den Affen.
Sofort streckten sich viele gelenkige Arme und überaus feine Händchen aus den Käfigen heraus und griffen danach.
Wir gaben und gaben und hatten Freude an den beweglichen Geschöpfen, die mit unglaublicher Behendigkeit vor uns herumturnten und fortwährend die schwierigsten Kunststücke machten.
„Guck doch, Nonni!“ rief plötzlich mein kleiner Gefährte aus, „guck, dieser Affe dort!“
Ich schaute hin, und was sah ich da? Ein lebhafter Affe hatte von Valdemar eine etwas größere Brotkruste erhalten. Damit war er an einem Stricke blitzschnell bis an die Decke hinaufgeklettert, und dort oben hatte er eine dünne eiserne Stange ergriffen — aber nicht mit den Händen, sondern mit seinem langen Schwanz!
So hing der kleine Affe ganz unglaublich putzig an dem Schwanze, pendelte lustig hin und her, kaute mit vollen Backen und verzehrte mit Wonne die Brotkruste Valdemars.
Das über alle Maßen drollige Tierchen gefiel uns so sehr, daß wir es wieder herablockten, um ihm noch mehr Brot zu geben.
Es folgte, sprang und schwang sich mit vollkommener Sicherheit von einem Tau zum andern, von Stange zu Stange, und war im Nu drunten.
Dann setzte es sich in unserer Nähe nieder, schaute uns fest an und streckte bald die eine, bald die andere Hand bittend nach uns.
Valdemar, der das Tierchen besonders liebgewonnen hatte, näherte sich ihm bis zum Gitter hin.
Da, was geschah? Blitzschnell ergriff der kleine Affe die Mütze des armen Valdemar und sprang damit in ein paar leichten Sätzen bis hinauf zur Decke!
Ein Jubelgeschrei des ganzen Affenvolkes begrüßte die Heldentat des kleinen Räubers, der nun, von einem Rudel schreiender Angreifer bedrängt, seine Beute verteidigen mußte.
Ein Knäuel von kämpfenden Affen bildet sich an der Decke des großen Käfigs und wälzt sich hin und her. Zehn, zwanzig Affenhände reißen wütend an der unglücklichen Mütze Valdemars. Die Bänder und das Futter regnen in Fetzen auf den Boden hinunter, und der kleine Valdemar steht verzweifelt da und schaut hilflos dem gefährlichen Spiele zu. Gute Leute hatten inzwischen den Pfleger vom Affenhaus herbeigerufen. Er kam, schaute die Sache an und hatte rasch begriffen, was hier wieder vor sich ging.
Er holte eine lange Stange und schritt damit auf den großen Käfig zu. Unter dem kämpfenden Affenvolk entstand eine große Verwirrung. Die Streitenden stoben wie entsetzt auseinander, und der kleine Dieb saß allein in einer Ecke und drückte seine Beute krampfhaft gegen die Brust. Der Mann mit der langen Stange warf ihm zuerst scharfe Blicke zu und rief dann mit gebieterischer Stimme:
„Max . . .! Herunter . . .!“
Max blieb regungslos in seiner Ecke sitzen und schaute unentwegt seinen Herrn an.
„Max . . .!“ ertönte wieder die gebieterische Stimme, „willst du augenblicklich mit der Mütze herunterkommen . . .?“
Die Mitkämpfer hielten sich alle in respektvoller Entfernung und schauten atemlos auf den kleinen Missetäter und auf den Mann mit der Stange. „Wie wird das enden?“ werden sie wohl alle bei sich gedacht haben.
Max bleibt aber ruhig sitzen und preßt die geraubte Mütze immer fester gegen die Brust. Dabei blinzelt er mit den Augen, schneidet verlegene Gesichter und wirft angstvolle Blicke bald nach links, bald nach rechts, wie wenn er nach einem Schlupfwinkel suchen wollte, in den er flüchten und sich verstecken könnte.
Nun setzt aber der Mann mit der Stange ein bitterböses Gesicht auf und schreit noch einmal ganz gewaltig zum kleinen Missetäter:
„So, du willst nicht zu mir herunterkommen? Gut! ich komme zu dir hinauf . . ., dann aber kannst du was erleben, alter Schelm!“
Darauf schritt er rasch zum Gitter, steckte die Stange hindurch und schob sie drohend gegen den unbußfertigen Sünder.
Die Spitze der Stange näherte sich dem Affen immer mehr und berührte schließlich recht unsanft seinen Schwanz.
Jetzt war für Max guter Rat teuer. Diese Berührung wirkte mächtig auf ihn.
Mit der zerrissenen Kopfbedeckung Valdemars in der einen Hand, machte er einen gewaltigen Sprung mitten in den leeren Raum hinein, und mit feiner Berechnung und einer verblüffenden Geschicklichkeit ließ er sich graziös mitten auf die Stange seines Herrn fallen. Von dort aus warf er die Mütze auf den Boden hinunter, schwang sich dann leicht wie ein Zaunkönig von Tau zu Tau, von Stange zu Stange, und ehe wir es versahen, war der kleine Schelm zwischen seinen Kameraden verschwunden.
Dann wurde die Mütze mit Stöcken herangeholt und meinem kleinen Freunde wieder zurückgegeben.
Er schaute sie an und machte ein trauriges Gesicht dazu, noch trauriger als vor einer halben Stunde, da er sie aus dem Rachen des großen Elefanten zurückbekam.
Die Mütze sah jämmerlich aus. Alle die zierlichen Seidenbänder waren fort, und vom Futter drinnen waren nur noch ein paar Fetzen da. Sogar der berühmte dänische Kriegsheld Tordenskjold, dessen Name in goldenen Buchstaben auf der einst so schönen Mütze prangte, war von dem kleinen Affen arg mitgenommen worden.
Voll Mitleid mit meinem lieben Reisegefährten nahm ich ihn bei der Hand und führte ihn von dieser Unglücksstätte weg.
Als wir wieder draußen im Garten waren, betrachtete Valdemar nochmals wehmütig seine Mütze, hob sie dann fragend vor mich hin und sagte: „Ist das nicht sonderbar mit meiner Mütze, Nonni?“
„Ja, es ist merkwürdig, Valdemar. Deine Mütze muß dem kleinen Affen gewaltig imponiert haben; er war offenbar neidisch auf dich. Jetzt würde er sie dir kaum noch einmal vom Kopfe reißen; denn sie sieht wirklich übel aus.“
„Traurig!“ sagte der Kleine.
„Schade, Valdemar, daß wir keine Nadel und auch keinen Zwirn haben, sonst würden wir die schlimmsten Schäden wieder ausbessern können.
Kaum hatte ich dies gesagt, da hörten wir einige Schritte von uns entfernt: „Soll ich euch helfen, kleine Herren?“
Ganz erstaunt schauten wir uns um.
Wir waren, ohne es zu merken, wieder zu dem Elefantenhaus zurückgekommen. Die gute Frau, von der wir vorher Brot gekauft hatten, saß noch immer dort. Sie hatte unser Gespräch gehört und bot uns gleich ihre Hilfe an.
Wir gingen zu ihr hin. Sie schaute uns wieder sehr freundlich an und sagte: „Aber was ist hier geschehen? Wer hat diese schöne Mütze so zugerichtet? Das sind wohl die Folgen einer Rauferei, mein Freund?“
„O nein“, sagte Valdemar. „Die Affen und der Elefant haben das getan.“
„Das soll wohl ein Scherz sein, mein junger Herr?“
„Nein“, entgegnete Valdemar treuherzig und erzählte der Verkäuferin seine beiden Abenteuer.
Als er fertig war, schüttelte die Frau den Kopf und sagte: „Wie hast du doch ein merkwürdiges Unglück gehabt. — Zweimal hintereinander! und mit zwei so ungleichen Tieren! Nun, ich will dir deine Mütze ein wenig ausbessern. Nachher wird deine Mutter das übrige tun.“
Sie nahm ihr Nähzeug und besserte rasch die größten Schäden aus.
„So“, sagte sie, als sie fertig war, „es wird nun schon gehen, bis du nach Hause kommst.“
Valdemar dankte ihr herzlich und fragte, was er bezahlen solle.
„Oh, gar nichts, mein Freund. Behalte nur dein Geld — und auch deine Mütze“, fügte sie schalkhaft bei, „denn ich weiß nicht, ob ich für einen dritten Fall noch Zwirn genug aufbrächte.“
Noch einmal dankend, nahmen wir Abschied von der guten Frau und verließen dann den schönen Zoologischen Garten.