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Es war wieder eine Krisensitzung anberaumt. Henner Malcolm eröffnete sie mit den Worten: „Die Sondierungsgespräche mit den Koalitionspartnern waren erfolgreich: Es wurde bereits Zustimmung signalisiert. Wir dürfen also davon ausgehen, dass sie unsere Maßnahmen billigen werden. Nicht, weil sie begeistert sind davon, sondern weil ihnen genauso wie uns klar ist, dass es keine Alternative gibt. – Oder?“ Er schaute sich ernst in der Runde um. Dann nickte er Rodger Karkat zu, dem Chef der juristischen Abteilung.

„Meine Abteilung hat noch einmal alle juristischen Möglichkeiten abgeklopft“, begann der ohne Umschweife. „Es bleibt eine Tatsache: Uns sind praktisch die Hände gebunden. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als vorerst auf die Forderungen einzugehen – und Miete zu bezahlen.“

„Vorerst?“, echote Piet Nijhart und zauberte eine steile Falte auf die Stirn. Und das sollte er in irgendeiner Form dann an die Öffentlichkeit weitergeben - womöglich? Etwa: „Uns sind leider die Hände gebunden, weil... leider ist Gregory Allen mit seiner Partei am längeren Hebel. Wir entschuldigen uns hier in aller Form für unser Versagen...“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Sieht doch eher so aus, als würde die Maßnahme länger dauern!“ Fast angriffslustig wirkte es, wie er jetzt Henner Malcolm anschaute.

Henner blieb ruhig, ja, er wirkte nachgerade gelassen. Zumindest nach außenhin, denn er verstand es mal wieder vorbildlich, sich zu beherrschen.

Auch als er sprach, merkte man ihm nicht an, was wirklich in ihm vorging: „Wie alle wissen, ist ein Schiff nach Exodus unterwegs, und es zweifelt keiner daran, dass wir nicht auf Dauer und sozusagen jede Menge Exodus-Gold ausgeben können, um die immensen Summen aufzubringen, die durch das Allen-Papier auf uns zukommen. Aber es ist außerdem eine unumstößliche Tatsache, dass sämtliche Maßnahmen, die wir ansonsten ergreifen könnten, einfach zuviel Zeit beanspruchen. Also, Rodger Karkat, wie steht es nun mit dem VORERST? Wie ist das gemeint? Ich bin ja bereits in Kenntnis gesetzt worden darüber, aber der Rest der Runde noch nicht.“

Rodger Karkat lehnte sich zurück und setzte seine Fingerkuppen ganz vorsichtig, wie es schien, auf den Rand der Tischplatte direkt vor sich. Er schaute niemanden an, als er mit Bedacht sagte: „Die Bundesregierung, also die Spitze der Terranischen Föderation, finanziert sich bekanntlich aus einem Teil der Steuergelder, die von den unterschiedlichen planetaren Regierungen je nach Finanzstärke an den Bund abgeführt werden, also auch aus Steuergeldern, die uns die Erdregierung und an ihrer Spitze wiederum Gregory Allen zur Verfügung stellt. Niemand weiß besser als Allen, dass diese Gelder eher dürftig sind und dass wir daraus unmöglich die Forderungen erfüllen können, die durch sein Papier entstehen werden. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Ausweg zu finden aus dieser Misere.“

Er schaute jetzt auf und mit festem Blick in die Runde. „Wir müssen die Auslieferung von Exodus-Gold natürlich zeitlich und mengenmäßig begrenzen, um nicht eine Wirtschaftskrise ohnegleichen zu erzeugen. Das ist jedem von uns klar und braucht nicht extra wieder erörtert zu werden. Wir wissen außerdem, dass genau das offenbar die Absicht von Allen ist: Uns zum Einleiten einer Wirtschaftskrise zu zwingen, für die man uns verantwortlich macht. Eine finanzielle Vampirtaktik, die scheinbar aufgeht, indem wir tatsächlich auf das Exodus-Gold als ersten Ausweg zurückgreifen.“

„Geht es nicht ein wenig kürzer?“, beschwerte sich Boris Nolan.

„Nein!“, antwortete Rodger Karkat knapp. Und dann fuhr er ungerührt fort: „So lange es keine Alternative zum Exodus-Gold gibt, bleibt uns nichts anderes übrig, als zunächst scheinbar den Plänen von Allen zu entsprechen. Parallel dazu müssen wir alles tun, um endlich die Bundessteuern durch das Parlament zu bringen!“

Sie schauten sich an, und dann begannen alle, durcheinander zu reden, bis Henner Malcolm nachhaltig um Ruhe bat.

Sie schauten jetzt ihn an, und Joanna Partek sagte, was alle dachten: „Und das hält Rodger Karkat als die Lösung aller Probleme? Natürlich, die Bundessteuern würden die Finanzkrise recht sauber lösen, aber diese sind halt eben nur langfristig durch das Parlament zu bringen. Bei allen Bemühungen...“

Rodger Karkat winkte mit beiden Händen ab. „Ja, ja, das ist bekannt, aber bedenkt alle, dass wir bisher nicht unter einem solchen Druck standen. Es muss uns gelingen, diese Frist zu verkürzen, unter allen Umständen. Sonst siegt Allen am Ende.“

„Oder es fällt uns eine andere Zwischenlösung ein!“, sagte Piet Nijhart und glaubte selber nicht daran. Er fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung durch das Gesicht. Gott, wie konnte ich nur jemals Chef der Presseabteilung werden? Das ist der beschissenste Job, den ich überhaupt jemals hätte finden können...

Niemand ging auf seine Worte ein, weil jeder wusste: Eine andere Zwischenlösung, wie er es formulierte, war absolute Utopie – zur Zeit jedenfalls.

Wieder war es Joanna Partek, die aussprach, was jeder sowieso dachte: „Es stehen uns und somit dem terranischen Bund also aufregende Monate bevor!“

Wer hätte ihr da schon widersprechen mögen?


Science Fiction Dreierband 3002 - Drei Romane in einem Band!

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