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2 Dänemark

Die Entscheidung fällt für Bagenkop, es liegt näher als Fehmarn, um 20:30 sind wir da. Und sind in Dänemark, im Ausland, endgültig weg von zuhause.

24.5. Es geht weiter, Ziel Rödby. Wir können die ganze Strecke segeln. Rödby ist ja hauptsächlich Fährhafen, da erwartet man als Sportbootbesatzung nicht viel, wir sind dann sehr positiv überrascht, dass es für Sportboote einen noch ganz neuen Schwimmsteg und einen offenbar auch ganz neuen Sanitärtrakt gibt. Picobello. Wir sind das einzige Gastboot, es ist halt noch früh in der Saison. Das Bezahlen der Hafengebühr geht nur per Handy-App, die wir herunterladen müssen. Zur Bestätigung der erfolgreichen Zahlung kriege ich automatisch zwei Mails, die erste bestätigt, dass die Transaktion erfolgreich war, die zweite bestätigt im oberen Teil auch, dass die Transaktion erfolgreich war und weist mich dann im unteren Teil an, den Betrag an den Altonaer Segel-Club zu überweisen, weil die SEPA-Lastschrift nicht funktioniert. 2:1, klare Führung für „erfolgreich bezahlt“, wenn tatsächlich irgendetwas nicht stimmen sollte, wird sich dazu wohl noch jemand melden.

Am Hafen gibt es eine Werkstatt, die sich auch auf die Behandlung von Problemen an außergewöhnlichen Schiffsmotoren versteht.


Bild 17: Bootsmotorenwerkstadt in Rödby.

25.5., Sonnabend, weiter geht es Richtung Gedser. Wieder können wir fast die ganze Strecke segeln, es ist aber deutlich windiger als gestern und wir segeln zunächst nur mit gerefftem Groß. Kurz vor dem Fährhafen Gedser nehmen wir das Segel weg und fahren unter Motor Richtung Lystbaadehavn. Die Zufahrt dahin ist ausgetonnt, ich fahre ein paar Meter westlich des Tonnenstriches. Das sollte man in Skandinavien besser nicht tun, die Skandinavier stellen ihre Tonnen dahin, wo sie gebraucht werden. So setzen wir denn leicht auf, kommen mit der nächsten Welle gleich wieder frei, ich ändere den Kurs Richtung Tonnenstrich, zwei oder dreimal berühren wir noch leicht den sandigen Grund, dann sind wir frei und ich bleibe diszipliniert im Fahrwasser. Das ist ja man noch mal gut gegangen, die Lektion sitzt aber.


Bild 18: Gedser bei Sonne

Gleich am Steg in Gedser hängen Schilder, auch auf Deutsch, die dazu auffordern, sofort die Hafengebühr zu zahlen. Laut Schild verdoppelt sich der Betrag schon, wenn man vor dem Zahlen Landstrom legt. Offenbar gibt es hier einige negative Erfahrungen, auch mit Booten aus Deutschland – schade.

Wegen Starkwind und Regen bleiben wir auch am Sonntag in Gedser. Ein Nachbarboot fragt nach dem Wetterbericht, dank unseres neuen Handys können wir ihnen aushelfen. Langweilig wird es nicht, wir haben Lektüre dabei und es gibt immer wieder Boote, die ankommen und sich bei dem starken Wind über Hilfe beim Festmachen freuen. Wobei auch andere Crews auf den Steg gehen und zupacken, so sind wir denn nur gelegentlich gefordert. Die Hilfsbereitschaft so früh in der Saison ist wesentlich ausgeprägter als wir es beim Chartern im Hochsommer in den Ostseehäfen kennengelernt haben – einmal gibt es zwischen den vielen Freiwilligen auf dem Steg sogar verschiedene Auffassungen darüber, was am besten zu tun ist, um ein abgekämpftes Neuankömmlingspaar an den Steg zu bekommen. Leinenverbindung haben sie schon achtern und vorne, kriegen das Boot aber vorne gegen den starken seitlichen Winddruck nicht an den Steg herangezogen. Letztlich ziehen wir das Boot einfach mit zwei Personen an der Vorleine an den Steg, während andere noch für das wieder Ablegen und dann Eindampfen in eine Spring werben. Viele Wege führen nach Rom, manchmal geht primitive Muskelkraft am schnellsten. Es gibt auch Boote, die am Sonntag zurück nach Deutschland müssen, weil Montag Arbeitstag ist. Wir sind froh, dass wir bei dem Wind und Regen einfach bleiben können, nirgendwo hin müssen und genießen zum Abschluss des Tages ein leckeres Essen im Hafenrestaurant.


Bild 19: Gedser bei Regen

Abends schicke ich noch eine Mail an die Kollegen in der Firma, die wissen wollen, wie es uns geht. Ich schreibe ihnen, dass wir einfach dahin fahren, wo uns unsere Glaskugel hinschickt. An die Mail hänge ein Bild von unserem Kompass an.


Bild 20: Unsere Glaskugel

Am Montag, den 27.5., geht es weiter nach Klintholm. Der Wind ist immer noch frisch und nimmt zeitweise noch zu, so segeln wir denn die meiste Zeit mit Reff in Groß und Fock. Rekorde brechen wollen wir nicht, eher das Material und uns im Schwell, der sich aufgebaut hat, etwas schonen. Rund zwei Stunden vor Klintholm hören wir ein PanPan, ein Segelboot direkt vor Klintholm kann den Motor nicht starten und möchte nach Klintholm hineingezogen werden. Wir sind zu weit weg um zu helfen, die Dänen finden schnell eine Lösung. Als wir in Klintholm ankommen, weht immer noch ein frischer Wind aus Westen. Die leicht zu erreichenden Liegeplätze längsseits am Kai sind alle belegt, wir müssen weiter in den gefühlt etwas engen westlichen Hafenarm hineinfahren, erst in den Wind hinein und uns dann bei frischem Seitenwind einen passenden freien Liegeplatz zwischen Heckpfählen suchen. Wir haben merkliche Abdrift und in Verbindung mit dem deutlichen Radeffekt nach Backbord, den Dragon im Rückwärtsgang hat, geht der Puls beim Manövrieren hoch, vielleicht deshalb klappt das Festmachen dann doch überraschend problemlos. Am Abend machen wir noch einen längeren Spaziergang am Strand. Es ist schön hier.


Bild 21: Klintholm Strand

Am Dienstag morgen müssen wir Lebensmittel einkaufen. Den kleinen Laden direkt am Hafen übersehen wir aus irgendeinem Grund, laufen einfach los. Über Google Maps finden wir Lundevang Gärtbutik, einen Hofladen, der Schaffleisch, -wurst und Feigenprodukte aus eigener Erzeugung verkauft. Feigenprodukte hatten wir hier nun wirklich nicht erwartet. Wir kaufen gleich ein wenig mehr von allem auf Vorrat, auch Aroniamarmelade. Feigenmarmelade ist gerade ausverkauft.


Bild 22: Feigen in Dänemark

Klintholm, unser erst einmal letzter dänischer Hafen. Was ist mir in Dänemark aufgefallen? Alles sauber, alles gepflegt. Die Dänen fahren deutlich kleinere Autos, offenbar hat das Auto nicht die gleiche Bedeutung als Statussymbol wie in Deutschland. Und die Dänen halten wirklich immer an, wenn Fußgänger an einem Fußgängerüberweg ankommen, fahren in einem weiten Bogen um uns herum, als wir auf der Landstraße zum Laden wandern, einen so rücksichtsvollen Umgang im Straßenverkehr würde ich mir in Deutschland manchmal wünschen. Wobei ich da auch nicht immer leuchtendes Vorbild bin. Irgendwo auf der Fahrt ist mir der Begriff „Janteloven“ (Gesetz von Jante) untergekommen, ich lese mir die Erklärung dazu auf Wikipedia durch und finde dabei einiges, was mir eine allererste Vorstellung von der Mentalität der Menschen in Dänemark gibt.

Zurück auf dem Boot geht es am späten Vormittag bei leichtem Wind los Richtung Schweden. Als Ziel haben wir den Hafen am südlichsten Ort von Schweden, Smygehamn, erkoren, für uns ein guter Kompromiss aus „nicht zu weit für einen Tag“ und doch schon möglichst weit nach Osten. Unterwegs haben wir einen schönen Blick auf die Kreidefelsküste an der Südostecke von Møn.


Bild 23: Kreidefelsen nahe Klintholm

Dragon 19 Wochen Ostsee

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