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Ab nach Italien
ОглавлениеWir sind wieder einmal gut angekommen. Eintausendeinhundertfünfzig Kilometer in zwölf Stunden, das ist eine gute Zeit bis hierher. Es ist doch am besten, wenn man sonntags fährt. Das zwölfte Jahr hintereinander fahren wir nun schon von unserem Heimatort Bad Lobenstein im Thüringischen bis hierher in die Toskana. Wir hätten uns das nie erträumt, einmal in der schönen Toskana zu landen. Wenn wir den Autobahnabzweig Arezzo in Richtung Rom ansteuern, dann haben wir es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel. Noch aber geht es wieder vierzig Kilometer zurück in Richtung Bibbiena, weil wir mit unserem vielen Gepäck nicht über den großen Berg mit seinen vielen Serpentinen fahren wollen. Am Ende einer doch anstrengenden Fahrt ist das für uns nicht zumutbar. In Rassina biegen wir dann links ab über den Arno. Langsam wird die Straße immer schmaler, aber auch steiler. Auf der rechten Seite begrüßt uns der kleine Ort Pieve Socana. Die letzten Kilometer haben es in sich. Wir schlängeln uns die Serpentinen hinauf bis auf 600 Meter Höhe zu einem Ausläufer des Pratomagno in der Nähe vom Castel Focognano. Nur noch durch die kleine Ortschaft Rapille, dann sehen wir von weitem schon unsere Casa. Geschafft! Angekommen.
Unser sommerliches Zuhause ist ein altes Bauernhaus. Es ist von unten bis an die Dachlatten aus Kalkstein gebaut. Hat Hanglage. Es wurde etwa um 1920 gebaut und bot, wie von Verwandten des Besitzers berichtet wurde, bis zu 20 Personen ein Dach über dem Kopf. Damals gehörte auch noch das Nebengebäude dazu, heute ist es eine Ruine. Die einstigen Bewohner betrieben Landwirtschaft, und als die Erträge nicht mehr ausreichten, verließen sie das Haus, siedelten sich in der tieferen Region an. Unsere Casa hat den schönen Namen Fagiani, was auf deutsch Fasan bedeutet. Das Nebengebäude, die Fattoria Bonomi, ist nur noch Ruine.
Es ist noch dämmrig, so lassen wir alles stehen und schauen nach, wie das Haus über den Winter gekommen ist. Das Gras ist hoch gewachsen, die kleine Essecke vorm Haus, die wir im Vorjahr angelegt hatten, ist vor lauter Kraut kaum zu erkennen. Die Außendusche sieht noch gut aus, wir werden sie morgen wohl als erstes funktionsfähig machen. Überall entdecken wir Spuren von Wildschweinen und Kühen von der Weide nebenan. Und die Bäume, die sind alle mächtig gewachsen. Das Gras steht kniehoch. Es hatte viel geregnet im Monat Mai, nun müssen wir Haus und Garten aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken. Grünbraune Eidechsen huschen breitbeinig in ruckartigen Bewegungen über die Kalkwand, verharren kurz wie versteinert, um im nächsten Moment in einem Spalt zu verschwinden. Die Toskana hat uns wieder!
Nach unserer ersten Inspektion packen wir das Auto aus und verstauen alles im Haus. Unsere Sachen legen wir vorerst auf den großen Küchentisch, inspizieren dann die Räume. Vorsichtig heben wir die Matratzen an, denn es könnte sich ja irgendein Getier in den Matratzen und Decken eingerichtet haben. Das kennen wir von früher, dass sich Mäuse, Skorpione und allerhand Käfer in unseren Betten eingenistet hatten. Zum Schluss unseres Rundganges bemerken wir, dass eine Maus den Alu-Verschluss einer stehengebliebenen Ölflasche durchgeknabbert, sich in die Flasche gezwängt hatte und im „Olio extra vergine di oliva“ jämmerlich krepiert ist.
Es ist schnell dunkel geworden. Wir lüften noch die Räume, verteilen die mitgebrachten Sachen, wie Kleidung für warme und kalte Tage, in die Schränke. Dazu einige Werkzeuge und Elektrokabel. Ein altes Waschbecken schaffen wir in den ehemaligen unteren Schafstall. Dort soll es einer zweiten künftigen Waschgelegenheit dienen.
Eine kleine Abendmahlzeit bereiten wir vor. Einige Unterwegsschnitten verzehren wir mit ein paar frischen Tomaten, die wir gekauft hatten. Danach heißt es nur noch hinlegen, ausruhen, schlafen.