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Anmerkungen zu Schrift I.8

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Die 8. Schrift der I. Enneade ist überschrieben mit „Was und woher das Böse sei“.

Die Schrift beginnt mit folgenden Worten: „Die Untersuchung, woher das Böse in das Seiende überhaupt oder in eine bestimmte Art des Seienden gekommen, dürfte passend mit der Frage beginnen, was eigentlich das Böse und die Natur des Bösen sei. Dann folgen allerlei Sophistereien, etwa, dass man das Böse nur bestimmen könne, wenn man zuvor das Gute bestimmt, dann folgen Sophistereien zur Bestimmung des Guten, und dann eben Sophistereien zur Bestimmung des Bösen… Plotin stellt dann am Anfang des 4. Absatzes dies fest: „Die Natur der Körper also, soweit sie an der Materie Teil hat, ist böse. Die Seele hingegen ist nicht per se Böse, kann es aber sein, etwa durch die Aufnahme von Untugenden… Dabei vertritt Plotin ganz klar die Tugendlehre von Platon (Politeia). Plotin bestimmt das Böse nun als einen Mangel des Guten, und so läuft alles darauf hinaus, dass Gott, er Vater, das Gute ist, und das Böse durch einen Abfall von Gott entsteht… Und so ist wiederum klar, dass die Materie für Plotin schlechthin böse ist. Ein zugegeben etwas eigenartige Vorstellung, aber im Sinne Plotins ist sie absolut stimmig und kohärent…Mir selbst ist diese ganze Art zu denken sehr sympathisch, und ich hatte die längste Zeit die gleichen Gedanken… Übrigens, Plotin weist ganz am Anfang der Schrift auf den Satz vom zureichenden Grund hin… Der war also in der Antike schon bekannt, und nicht erst bei Leibniz… Ob aber Aristoteles den Satz schon ausspricht, weiß ich nicht…In jedem Fall aber gibt es in der Schrift eine Menge Anspielungen an die Metaphysik des Aristoteles…

In der 8. Schrift der I. Enneade findet sich übrigens auch ein Hinweis auf den wahrscheinlich von Aristoteles stammenden Satz des [zureichenden] Grundes. Hier das Vollzitat des entsprechenden Abschnitts:

1. Die Untersuchung, woher das Böse in das Seiende überhaupt oder in eine bestimmte Art des Seienden gekommen, dürfte passend mit der Frage beginnen, was eigentlich das Böse und die Natur des Bösen sei. Denn so liesse sich erkennen, woher es gekommen, wo es seinen Sitz hat, und wem es zustösst, überhaupt entscheiden, ob es zur Klasse des Seienden gehöre. Durch welches Vermögen in uns wir jedoch die Natur des Bösen erkennen sollen, da die Erkenntniss jedes Dinges auf Grund einer Aehnlichkeit mit demselben vor sich geht, dürfte eine schwierige Frage sein. Denn Geist und Seele können als Ideen auch nur die Erkenntniss von Ideen zu Wege bringen und auf sie ihr Streben richten; wie will aber jemand das Böse sich als Idee vorstellen, das gerade in der Abwesenheit alles Guten zur Erscheinung kommt? Wenn aber, weil es für die Gegensätze ein und dieselbe Erkenntniss giebt und dem Guten das Böse entgegengesetzt ist, die Kenntniss des Guten auch die des Bösen sein wird, so müssen diejenigen, welche das Böse erkennen wollen, genau das Gute kennen, da ja das Bessere dem Schlechteren vorangeht und Form ist, dieses aber nicht, sondern vielmehr Beraubung derselben. Gleichwohl ist es noch die Frage, wie denn das Gute dem Bösen entgegengesetzt ist: ob das eine die erste, das andere die letzte Stelle einnimmt, ob das eine als Form, das andere als Beraubung betrachtet wird. Doch davon später.

2. Jetzt soll gesagt werden, welches die Natur des Guten ist, soweit es die gegenwärtige Untersuchung erfordert. Es ist aber dasjenige, an dem alles hängt, nach dem alles Seiende strebt, da es dasselbe zu seinem Princip hat und seiner bedarf; es selbst ist mangellos, sich selber genug, nichts bedürfend, aller Dinge Maass und Grenze, aus sich selbst Geist und Wesenheit und Seele und Leben und geistige Thätigkeit spendend. Und bis zu ihm hin ist alles schön; denn er selbst [der Geist] ist erhaben über das Schöne und jenseits des Besten, ein König im Reiche des Geistes. Dabei ist er Geist nicht in der Art wie man etwa nach dem schliessen könnte, was bei uns Geist genannt wird, Geister die aus logischen Prämissen ihren Inhalt gewinnen, welche ihr Verständniss erlangen durch logische Operationen und Reflexionen über Grund und Folge, die nach dem Satze des [zureichenden] Grundes das Seiende schauen, als welche vorher nicht hatten, sondern vor ihrem Lernen, obwohl Geister, doch leer waren. Fürwahr so ist jener Geist nicht beschaffen, sondern er hat alles und ist alles und bei allem, indem er bei sich ist, und hat alles ohne es zu haben. Denn er hat es nicht als ein anderes, von dem er verschieden wäre, auch besteht nicht jedes einzelne von dem, was in ihm ist, für sich gesondert. Denn jedes einzelne ist das Ganze und in allen Beziehungen alles; doch ist es auch nicht vermengt, sondern andererseits für sich gesondert. Das Theilnehmende dagegen nimmt nicht zugleich an allem, sondern woran es kann, Theil. Und der Geist ist die erste Thätigkeit und die erste Wesenheit jenes, obgleich er in sich selbst bleibt; es ist also in seinem Umkreis thätig gleich als ob es in seinem Umkreis lebt. Die von aussen ihn umkreisende Seele aber, indem sie auf ihn blickt und sein Inneres schaut, erblickt die Gottheit durch ihn. Und dies ist der Götter leidloses, seliges Leben und hier findet sich nirgends das Böse, und wenn es hierbei sein Bewenden hätte, so würde es kein Böses geben, sondern nur das Gute auf erster, zweiter, dritter Stufe. Dieses liegt aber alles um den König des Alls herum, er ist der Urgrund alles Schönen und alles ist sein, und das Gute der zweiten Stufe liegt um die zweite, das der dritten um die dritte Stufe herum.

3. Wenn nun dieser Art das Seiende und das über das Seiende noch Erhabene ist, so kann das Böse nicht in dem Seienden noch (...)

Keywords: Das Gute, Körper, Leib, Seele, Geist, Form, Materie, das Schlechte

Plotin: Enneaden

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