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Anmerkungen zu Schrift I.6
ОглавлениеDie 6. Schrift der I. Enneade ist überschrieben mit "Über das Schöne"...
Die 6. Schrift beginnt mit folgenden Worten: "Das Schöne beruht größtenteils auf den Wahrnehmungen des Gesichts, es beruht aber auch auf denen des Gehörs, wie bei den Zusammenstellungen von Wörtern und in der gesamten Musik. Denn auch Melodien und Rhythmen sind schön. Steigen wir von der sinnlichen Wahrnehmung weiter aufwärts, so gibt es auch schöne Einrichtungen, Taten, Zustände, Wissenschaften, endlich eine Schönheit der Tugend. Ob noch eine höhere Schönheit, wird sich im weiteren Verlauf zeigen."
Und nun fragt Plotin: "Was ist nun aber die bewirkende Ursache davon, dass Körper als schön erschaut werden, dass das Gehör den Tönen als schönen seine Zustimmung gibt?" Plotin fragt also danach, was es ist, das in uns die "Empfindung" der Schönheit erzeugt... Was ist es, das macht, dass uns etwas gefällt? Es ist erstaunlich, aber Plotin fragt das wirklich. Plotin hat wirklich einen Begriff von Schönheit im Sinne dessen, was uns gefällt... Leider sieht er selbst die Qualität dieses Gedankens nicht, er will tiefer gehen und danach fragen, „was“ es denn ist, das uns gefällt... Zunächst macht er es an einer bestimmten Harmonie fest, und zwar an der Symmetrie der Teile zum Ganzen... Aber dann verwirft er diesen Gedanken, weil man ja auch die Tugend für schön hält, und die sei eben unteilbar... Der Grund, warum wir etwa einen Körper, überhaupt etwas Diesseitiges für schön halten, sei, so Plotin, seine Teilhabe an den göttlichen Ideen... Und nun führt Plotin diesen Gedanken bis ins Detail aus. Unabhängig von diesen Ausführungen möchte ich dem eine andere Idee der Ursachen des Schönen gegenüberstellen... Letztendlich ist es unsere Seele, die Gefallen an etwas findet, die etwas für schön hält... Aber was spricht die Seele da an? Wenn man ein Bild sieht, mag es dem einen gefallen und dem anderen nicht... Es muss also in demjenigen, dem das Bild gefällt, etwas angesprochen haben, etwas "zum schwingen" gebracht haben, was ihm selbst, seinem inneren Wesen entspricht... Und die inneren Wesen sind eben verschieden, und daher ist das Schöne auch rein subjektiv... Als schön empfinden wir nur etwas, das in unserem eigenen Inneren etwas anspricht, das ganz unserem eigentlichen Wesen entspricht.... Eben diese Ähnlichkeit lässt uns an einer Sache Gefallen finden... Aber auch das genaue Gegenteil empfinden wir als Schön... Gegensätze zeihen sich bekanntlich an, so der Volksmund... Eigentlich jedem Menschen ist dieses Phänomen bekannt, wenn er nur aufmerksam genug ist...
Höchste Schönheit erreichen wir hingegen in den spirituellen Mysterien, an die Plotin fest glaubt... So sagt er den berühmten Satz, den man üblicher Weise nur mit Goethe in Verbindung bringt: "Nie hätte das Auge jemals die Sonne gesehen, wenn es nicht selber sonnenhaft wäre; so kann auch eine Seele das Schöne nicht sehen, wenn sie nicht selbst schön ist." Ein gutes Schlusswort...
Keywords: Das Schöne, Schönheit, sinnliche Wahrnehmung, Tugend, Tugenden, Seele, Empfindung