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1 Einleitung 1.1 Warum man sich mit Grammatik beschäftigen soll

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Warum soll man sich mit der Struktur deutscher Sätze beschäftigen und sich vertiefteres Wissen darüber aneignen? Diese Frage sollte nicht nur die Sprachwissenschaft, sondern auch die Sprachdidaktik beantworten können, um der Aneignung grammatischen Wissens in der Schule auch jenseits der Lehrplananforderungen einen Sinn geben zu können.1 Eine weit verbreitete Sicht formuliert Funke (2005, 307): „Wenn es überhaupt zu den Aufgaben des Deutschunterrichts gehört, die Ausbildung grammatischen Wissens zu fördern, dann – das ist vermutlich konsensfähig – so weit, als es sich um ein solches Wissen in Funktion handelt“. Der Wert des grammatischen Wissens, das sich die Schülerinnen und Schüler aneignen sollen, wird in seiner Funktion gesehen, sprachliche Leistungen ganz unterschiedlicher Art zu verbessern. Die Grammatik ist dann eine Art ‚Hilfswissenschaft‘, die ihr Wissen und ihre Methoden für praxisrelevante sprachliche Bereiche wie die Textproduktion oder die Orthographie zur Verfügung stellt.

Eine andere Sicht auf die Ziele und Zwecke des Grammatikunterrichts findet sich in Menzel (1999, 16): „Als Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer sollten wir daher nicht ständig die Ziele unseres Grammatikunterrichts defensiv vertreten: Einblick in den Bau der Sprache ist unser vorrangiges Ziel. Und das ist so selbstverständlich zu vertreten wie die Ziele des Physik- oder Biologielehrers zum Beispiel!“ Wir teilen diese Sicht und möchten mit diesem Buch einen Einblick in den Bau der deutschen Sprache vermitteln, der sich nicht an einer bestimmten Grammatiktheorie orientiert, sondern sprachdidaktische Überlegungen und die schulische Praxis mit einbezieht.

Nehmen wir als ein illustratives Beispiel die Beschäftigung mit dem Auge, die Teil der Biophysik ist. Wenn Schülerinnen und Schüler das Auge im Detail untersuchen, dann nicht mit dem Ziel, dass sie nach der Unterrichtseinheit besser sehen können. Sie sollen vielmehr verstehen, wie es uns die Augen ermöglichen, unsere Umgebung wahrzunehmen, und wie Beeinträchtigungen beim Sehen wie etwa Kurz- oder Weitsichtigkeit zu erklären sind. Einen Gutteil des Unterrichts nimmt entsprechend der Aufbau des Auges ein, in seiner ganzen Komplexität. Mithilfe der Sprache ist es uns möglich, die Gedanken, Vorstellungen, Wünsche oder auch Träume anderer Menschen zu verstehen, und es sollte eines der Ziele des Deutschunterrichts sein, dass die Schülerinnen und Schüler verstehen, wie die Sprache das ermöglicht, wie also die Sprache funktioniert. Das kann aber nur gelingen, wenn sie sich genauer mit dem Aufbau der Sprache beschäftigen, der auf eine andere Art ebenso komplex ist wie der Aufbau des Auges (eigentlich sogar noch deutlich komplexer). Genau das ist der Gegenstand der Grammatik: der Aufbau der Sprache.2

Der einfache Satz

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