Читать книгу Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels - Joe Barry - Страница 10
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ОглавлениеUm diese Zeit beschäftigte sich Joe Barry damit, das Problem von einer anderen Seite anzugehen. Der Captain war mit seinen Leuten ins Marberry gefahren. Von diesem Besuch war nicht viel zu erwarten.
Aber es gab noch eine offizielle Stelle, die sich um Hymnie kümmerte: das FBI. Joe beschloß, probeweise einmal dort vorzusprechen. Die Agenten des FBI waren gewöhnlich zwar schweigsamer als Fische, aber Barry war passionierter Sportangler. Außerdem unterhielt er freundschaftliche Beziehungen zum FBI.
Bevor er losfuhr, untersuchte er den SL gründlich. Der Wagen hatte mehrere Stunden auf der Straße gestanden, und der Trick mit der Bombe unter dem Wagen hatte an Beliebtheit noch nichts eingebüßt.
Er fand aber nichts.
Die Dämmerung war inzwischen hereingebrochen. Joe sah auf die Uhr. Er konnte es gerade noch schaffen. Die FBI-Division Manhattan schloß um 18 Uhr 30.
Um 18 Uhr 25 platzte er in das Büro. Die beiden Agenten waren schon dabei, die Vorhänge zuzuziehen und den Safe abzusperren. Als Joe auftauchte, sahen sie sich bedeutsam an.
„Kennst du diesen Gentleman, Slim?“ erkundigte sich der Größere.
„Nie gesehen. Vielleicht ein Vertreter?“
Joe holte tief Luft.
„Ich will euch etwas verraten, falls ihr’s noch nicht wißt: Dillinger ist wieder da!“
„Um uns das zu verraten, bist du hergekommen?“
„Nein. Mein Besuch hat einen anderen Grund. Ich will mich bei euch bewerben – als Bürovorsteher.“
„Du hast offenbar das Inserat nicht richtig gelesen“, sagte der Agent bedauernd und angelte nach seiner Lederhalfter. „Wir suchen einen wirklich tüchtigen Mann.“
Die beiden Männer setzten sich die Hüte auf und rahmten Joe ein.
„Du kannst mit runterfahren, Joe. Geht schneller.“
Sie machten nicht gern Überstunden.
„Eine Frage“, sagte Joe. „Bei einer Antwort bin ich bereit, einen auszugeben.“
„Vorsicht, Slim!“ rief der Agent. „Das ist Beamtenbestechung.“
„Ein häßliches Wort“, sagte Joe mißbilligend. „Ich will nichts als meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.“
„Nun schieß schon los, was willst du wissen?“
„Es handelt sich um Hymnie.“
In die Gesichter der FBI-Männer trat ein gespannter Zug.
„Was hast du mit ihm zu tun?“ fragte Slim.
Joe entschloß sich, die Dinge etwas zu vereinfachen.
„Ich habe Grund zu der Annahme, daß Hymnie versucht hat, mich zu ermorden. Und weil ich vermutlich noch mehr Ärger mit ihm haben werde, will ich möglichst alles über ihn enfahren.“
„Alles über Hymnie“, brummte einer der beiden FBI-Füchse. „Weißt du, daß wir seit zehn Jahren hinter dem Kerl her sind?“
Joe nickte.
„Ich dachte an eine Partnerschaft. Wenn wir uns zusammentun, klappt es diesmal vielleicht.“
„Möglich.“ Slim dachte nach. „Wir haben die Citizen Police verständigt, daß Hymnie in New York ist.“
„Wenn ihr soviel Aufhebens von dieser Reise macht, muß doch etwas dahinter sein.“
„Stimmt. Wir nehmen an, daß Hymnie wieder in die Branche zurückkehrt. Bisher sieht allerdings alles sehr harmlos aus. Wenn wir nicht gerade auf alles spezialisiert wären, was harmlos aussieht, wären wir vermutlich gar nicht aufmerksam geworden.“
„Hymnie hat vor ein paar Wochen für wenig Geld ein Stück Land in Texas gekauft. Von einem Rancher namens Frank Capra. Es sind ein paar tausend Acre“, ergänzte Slims Kollege.
„Und?“ fragte Joe.
„Er hat sofort Probebohrungen darauf durchgeführt, und stell dir vor, er findet Öl!“
„Eine komische Geschichte“, spann Slim den Faden weiter. „Seitdem halten wir ein Holzauge mehr auf Hymnie, wenn du dir das vorstellen kannst.“
„Kann ich.“ Joe nickte gleichmütig. „Eure Geschichte klingt ziemlich harmlos.“
„Das ist es ja.“ Die FBI-Agenten drängten jetzt mit Macht zur Tür und zogen Joe mit sich.
Im Fahrstuhl ging die Unterhaltung weiter.
„Wie gesagt, vorläufig beobachten wir nur Hymnie“, sagte Slim. „Immerhin häufen sich die Anzeichen, daß Hymnies ehemalige Kollegen ebenfalls in die Arena steigen. Wie es aussieht, haben sie etwas gegen Hymnie.“
„So sieht es jedenfalls aus“, bestätigte der andere G-Men.
Joe riskierte einen Schuß ins Blaue.
„Ist da ein Bayard Swope dabei?“
„Bayard Swope?“ wiederholte der FBI-Mann gedehnt. „Was weißt du von der Pflanze?“
„Vermutlich nicht mehr als ihr. Ich habe nur mal den Namen gehört.“
„Pack schon aus, Barry!“
Jetzt war offensichtlich, daß sie nichts über Bayard Swope wußten.
„No, da gibťs nichts auszupacken. Ich bin zu euch gekommen, weil ich dachte, ihr wüßtet mehr. Aber wenn nicht mal das FBI Bescheid weiß, was soll da ein simpler Staatsbürger …“
Joe fand, daß er genug geködert hatte, um die beiden neugierig zu machen. FBI-Beamte sind so dressiert, daß sie auf Kleinigkeiten reagieren. Kam man ihnen mit der Neuigkeit, die Freiheitsstatue sei in die Luft geflogen, so nahmen sie das ungerührt zur Kenntnis. Aber ein falscher Unterton im Gespräch – und sie wurden hellwach.
Sie reagierten wie bestellt und hörten auf, Banalitäten zu wiederholen.
„Also, Barry, jetzt mal ernsthaft: Was für eine heiße Geschichte bringst du uns?“
Sie hatten den Ausgang erreicht und steuerten eine kleine Kneipe auf der anderen Straßenseite an.
„Wollt ihr mir einreden, ihr wüßtet nicht, daß Hymnie bei mir war?“
„Wissen wir. Wir wissen auch, daß Hymnie dich engagieren wollte und daß du abgelehnt hast. Wir sind nicht so dumm; wir tun nur manchmal so.“
Der Wirt der Kneipe sah auf den ersten Blick, welche Kundschaft ihm da hereingeschneit kam. Die beiden FBI-Leute brachte er mühelos unter. Nur bei Barry hatte er Schwierigkeiten
Sieht nicht gerade wie ein Kriminalbeamter aus, dachte er, beeilte sich mit der Bestellung und machte sich dann unsichtbar.
„Also, Barry?“ wiederholte Slim.
Joe entschloß sich zu Offenheit. Er gab einen kurzen Bericht und schloß ein paar persönliche Bemerkungen an.
„Ich kann mir gut vorstellen, daß Hymnie es ernst gemeint hat. Einer seiner alten Kumpane will ihm an den Kragen, und er will sich absichern.“
„Da sind wir zwar anderer Meinung. Aber vorher interessiert uns, warum du zu uns gekommen bist. Ist doch sonst nicht deine Gewohnheit.“
„Das ist einfach zu erklären. Ich habe Hymnie gesagt, ich würde niemals für ihn arbeiten. Dabei bleibt es. Aber für den Fall, daß seine Geschichte stimmt, sollt ihr informiert sein.“
Slim kniff ein Auge zu.
„Mit anderen Worten – du willst uns darauf vorbereiten, daß unser lieber Hymnie binnen kurzem eine Leiche sein wird?“
„Genau das meine ich“, brummte Joe.
„Well, wir verstehen dich ganz gut. Wir haben genau wie du etwas dagegen, daß Hymnie umgelegt wird. Wir wollen ihn vor dem Richter sehen. Aber ich glaube, deine Befürchtungen sind übertrieben. Hymnie ist zu raffiniert, um eine tödliche Gefahr überhaupt an sich heranzulassen.“
Der FBI-Mann dachte einen Augenblick nach und entschloß sich dann ebenfalls, Joe gegenüber offen zu sein.
„Wir glauben, daß Hymnie etwas Neues plant. Wir haben dir schon von dem Landkauf in Texas erzählt, den er getätigt hat. Der Mann, dem das Land vorher gehörte, ist einer der größten Rancher dort unten, und du weißt, was das heißt. Er ist noch ein Rinderzüchter vom alten Schlag, einer, der am liebsten im Sattel sitzt und beim Viehauftrieb mitmacht.“
„Warum hat er verkauft?“
„Das ist genau das Problem. Es ist nicht der geringste Grund dafür zu erkennen Am Geld lag es jedenfalls nicht. Abgesehen davon hat Hymnie ihm nur wenig bezahlt, wenn man bedenkt, daß dort möglicherweise eine hübsche Ölquelle lossprudeln wird.“
Joe hüllte sich nachdenklich in eine Rauchwolke.
„An Erpressung habt ihr vermutlich selber schon gedacht.“
Slim nickte.
„Haben wir. Wir haben in dieser Hinsicht auch Erkundigungen eingezogen. Einen Anhaltspunkt dafür haben wir nicht gefunden. Gegen Erpressung spricht auch, daß der Rancher Hymnie schon vor zehn Jahren ein kleines Grundstück mit einem Haus verkauft hat. Damals kam Hymnie zum erstenmal nach Texas und hatte die Absicht, sich dort niederzulassen. Frank Capra verkaufte ihm ein Haus. Die Geschäftsbeziehung zwischen den beiden stammt also nicht von gestern.“
„Da ihr keine Anhaltspunkte dafür habt, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, solltet ihr mir erzählen, wie ihr darauf kommt, daß Hymnie ein neues Ding plant?“
Die Gesichter der beiden knöpften sich zusehends zu.
„Über Details wollen wir nicht reden, Joe. Nur soviel: Wir haben die Beobachtung gemacht, daß Hymnie gewisse alte Geschäftsbeziehungen wieder angeknüpft hat. Außerdem herrscht in gewissen Kreisen ziemliche Beunruhigung, wenn dir das etwas sagt. Die Ereignisse der letzten Tage schließlich bestätigen unsere Theorie. Deshalb beobachten wir Hymnie. Und deshalb interessieren wir uns für den Namen, den du uns genannt hast. Wie lautete er doch?“
„Bayard Swope“, sagte Joe.
Slim schwieg einen Augenblick. Dann sah er Joe forschend an.
„Hast du wirklich die Absicht, in diesem Fall aktiv zu werden? Ich warne dich. Kann ein Geduldspiel werden. Wir können ein Lied davon singen.“
Joe schüttelte den Kopf.
„No. Hymnie ist nicht mein Klient. Von mir aus unternehme ich nichts. Aber ich weiß, daß er mich mit aller Gewalt hineinziehen will. Deshalb sehe ich mich vor.“
„Ist ein sturer Hund, dieser alte Unterweltsboß“, bestätigte Slim. „Undurchsichtig wie eine Gewitterwand. Deine Rolle gehört wahrscheinlich in seinen Plan, Joe. Sieh dich vor! Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was er wirklich will, aber das konnte man bei Hymnie nie. Deshalb konnte er uns so lange an der Nase herumführen.“
Sie zahlten und gingen. Was zu sagen war, war gesagt.
Aber der Abend hielt noch eine weitere Überraschung für sie bereit.
Vor dem Gebäude der FBI-Division parkte ein grauer Chevrolet Als Slim ihn sah, stiegen zwei steile Falten zwischen seinen Augenbrauen hoch.
„Moment mal, das ist doch Denny!“
Er lief über die Straße, gefolgt von den anderen.
Es waren tatsächlich Hymnies Bewacher. Sie machten Gesichter wie Jetpiloten, die man als Gefreite zur Infanterie versetzt hat.
Ihre Story war verblüffend wie zwanzig Jahre Knast, wenn man Freispruch erwartet hat.
Hymnie hatte das Hotel Marberry verlassen und war mit einem Taxi zu Ganders Kneipe in der 38. Straße gefahren. Sie waren ihm dorthin gefolgt. Als sie beobachteten, wie er durch eine Hintertür verschwand, waren sie ihm gefolgt. Im Flur hinter der Kneipe fanden sie ihn. Sein Körper wies sechs Einschußstellen auf; er war tot.
Jetzt kam das Überraschende. Es war gar nicht Hymnie. Es war ein anderer, der ihm allerdings sehr ähnlich sah und seinen Mantel und Hut trug.
Lieutenant Starr von der Citizen Police, der sofort in die Ermittlungen eingeschaltet wurde, hatte dann näheres herausgefunden. Der Mann hieß Chet Gwynn und war ein früherer Gangster. Er hatte nachweislich Hymnie früher gekannt.
Slim verdaute diese Nachrichten mit spielenden Backenmuskeln. Dann zog er seine Schlüsse.
„Ist doch klar! Hymnie hat gewußt, daß er beschattet wurde, und hat einen alten Freund ein wenig Theater spielen lassen, um euch loszuwerden. Insofern ist die Geschichte eindeutig.“
„Aber dieser Mann wurde ermordet“, gab der FBI-Agent namens Denny zu bedenken.
„Yeah, und da taucht die Frage auf, ob nicht außer euch noch ein anderer auf das Theater hereinfiel und diesen Gwynn für Hymnie hielt. Wenn das stimmt, ist bewiesen, daß Hymnies Theorie, man wolle ihn ermorden, zutrifft.“
Joe sagte nichts. Er hatte zumindest schon daran gedacht, Hymnie zu glauben.
Als er sich auf den Heimweg machte, gestand er sich ein, daß dieser Besuch ihm keineswegs Klarheit gebracht hatte. Im Gegenteil. Die Dinge waren noch verworrener als zuvor.
Es ist wie ein Quiz, dachte er.
Was er brauchte, war der Quizmaster.
Hymnie war verschwunden. Als Antony Starr im Marberry eintraf, hatte man nur noch ein bedauerndes Achselzucken für ihn.
Mr. Heywood habe vor einer halben Stunde seine Rechnung verlangt, reichlich Trinkgelder gespendet und sei abgefahren,
Gewiß, der Portier habe sich auch gewundert; denn kurz vorher glaubte er, Hymnie beim Verlassen des Hotels gesehen zu haben. Aber das mußte ja wohl ein Irrtum sein. Im übrigen seien die Gäste des Marberry freie Menschen und könnten tun, was ihnen beliebte.
Es kostete den Captain einige Mühe, das Taxi herauszufinden, das Hymnie fortgebracht hatte. Dann wußte er, daß Hymnie zur Central-Station gefahren war.
Er setzte sich mit dem FBI in Verbindung. Man überprüfte alle Züge, die in der fraglichen Zeit den Bahnhof verlasssen hatte. Aber man versprach sich nichts davon. Wenn ein Mann wie Hymnie sich zum Bahnhof fahren ließ, war das ein fast sicherer Beweis dafür, daß er gewiß nicht mit dem Zug verreisen wollte.
Auch eine Rundfrage bei den Fluggesellschaften ergab nichts, Einen Hinweis erbrachte erst die Aussage eines Garagenmeisters, der in der Nähe des Marberry eine Reparaturwerkstatt betrieb. Der Mann hatte Hymnies Chrysler zum Parkplatz der Central-Station gebracht. Jetzt wußte man, wie Hymnie die Stadt verlassen hatte.
Da das Material keineswegs ausreichte, um einen Haftbefehl gegen ihn zu beantragen, mußte man es dabei belassen.
Antony Starr rief gegen neun bei Joe an, um ihm das Ergebnis dieser Fahndung mitzuteilen.
„Der Kerl hat sich unsichtbar gemacht“, schloß er. „Spricht nicht sehr für seine Unschuld.“
„Finde ich auch“, meinte Joe. „War im Marberry nichts auszuschnüffeln?“
„Doch“, sagte Tom. „Hymnie scheint in New York eine Freundin zu haben. Ich versuche jetzt, das Mädchen ausfindig zu machen. Vielleicht kann sie uns einen Tip geben. Sowie ich was Neues erfahre, rufe ich wieder an.“
Joe überließ das Feld dem Captain. Er war immer noch nicht entschlossen, in desen Fall einzugreifen. Er wollte nur auf dem laufenden sein.
Nachdenklich ging er in die Küche und inspizierte den Kühlschrank. Er fand nichts Appetitanregendes.
Deshalb beschloß er, zu Billys Inn zu fahren und dort eins der berühmten T-Bone Steaks zu verzehren. Billys Spezialität waren Steaks, so groß wie eine Nilpferdfährte. Auf dem Rückweg konnte er ein paar Flaschen Bier mitbringen.
Mac saß in seinem Glaskasten, als er die Halle passierte. Der Hausmeister hatte den Schock überstanden und fühlte sich jetzt als Held des Tages.
„Hallo, Mac!“ sagte Joe. „Rufst du bald eine Pressekonferenz ein?“
Mac nickte würdevoll.
„Was an mir liegt, diesen Mörder zu überführen, soll geschehen, Joe“, versicherte der Hausmeister.
Joe ging zu Fuß. Bis zu Billys Inn war es nur ein Katzensprung.
Es war kühl Der Wind brachte Nebel vom East River mit sich. Die Neonlaternen bildeten milchig-weiße Inseln in dem trüben Grau.
Joe schlug den Kragen hoch und beeilte sich. Die Gun Hill Road war um diese Zeit immer menschenleer – eine ruhige Wohnstraße am Rande des Bronx Parks.
Am Park wurde der Nebel dichter. Er wurde zu einem dicken Gebräu, das alle Geräusche verschluckte.
Der Nebel war schuld daran, daß Joe den Mann erst im letzten Augenblick bemerkte.
Er hörte ein Geräusch hinter sich, nicht lauter als ein Eichhörnchen, das Nüsse knackt. Aber Eichhörnchen mit Totschlägern gibt es nicht.
Der bleibeschwerte Knüppel pfiff durch die Luft. Joe kam zu keiner Ausweichbewegung mehr, Der Knüppel traf ihn am Rücken. Ein stechender Schmerz nahm Joe für einen Augenblick die Luft. Seine Glieder wurden schwer. Er ging in die Knie.
„Was steckst du deine Nase in Dinge, die dich nichts angehen?“ Die Stimme klang undeutlich, wie aus weiter Ferne. Joe schwieg sich aus.
„Was hast du mit Hymnie ausgemacht?“ fragte der Mann weiter.
„Was, zum Teufel, willst du wissen?“ Jos Atem ging stoßweise.
„Arbeitest du für Hymnie?“
„Nein!“
Der Knüppel wurde drohend zum Schlag gehoben. Joe spürte das.
„Warum sollte ich lügen?“ brachte er hervor. „Ich arbeite nicht für Hymnie.“
„Er hat dir eine Menge Geld geboten.“
„Ich bin nicht käuflich.“
Joe wartete, daß der Mann zuschlug, aber der Totschläger blieb bewegungslos in der Luft hängen.
„Was hat Hymnie dir erzählt?“ fragte er weiter.
„Er sagte, man wolle ihn ermorden.“
Langsam spürte Joe, wie der Schmerz nachließ. Er konnte wieder freier atmen, aber er rührte sich nicht.
„Hat er Namen genannt?“
„Nein.“
Diesmal glitt Joe zur Seite, als der Knüppel heruntersauste. Der Schlag traf ihn an der Seite. Einen Augenblick sah er den Arm des Mannes, sah den großen Ring mit dem gespreizten Adler am Mittelfinger der linken Hand. Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Er hatte das Bedürfnis, sich zu übergeben.
Der Bursche ist ja Linkshänder, dachte er und wunderte sich selbst darüber, daß er noch klar danken konnte.
„Er hat einen Namen genannt“, sagte die unerbittliche Stimme.
„Ja“, bestätigte Joe.
„Welchen Namen?“
Barrys Atem ging stoßweise. Das Ganze mutete ihn an wie ein übler Alptraum; er fühlte sich wie gelähmt. Der Mann hatte es genau heraus, den empfindlichsten Punkt zu treffen.
„Den Namen!“ wiederholte die Stimme.
„Bayard Swope.“
Einen Augenblick war Stille. Der Mann schien unentschlossen. Dann sagte er:
„Du warst vorhin beim FBI. Hast du den Brüdern alles erzählt?“
„Ja“, sagte Joe. „Das ist wohl der beste Beweis dafür, daß ich nicht mit Hymnie zusammen arbeite.“
„Möglich“, sagte der Mann. „Aber du hast ihnen etwas von Bayard Swope erzählt. Stimmťs?“
„War gar nicht nötig. Die kannten ihn bereits.“
Joe spürte, wie seine Kräfte langsam wiederkehrten. Wenn er wieder fit war, mußte er versuchen, das Blatt zu wenden. Vorläufig galt es, Zeit zu gewinnen. Er sprach hastig weiter:
„Die vom FBI haben einen dicken Akt ,Bayard Swope‘. Und über Hymnie haben sie so viel Unterlagen, daß es einen ganzen Panzerschrank füllt. Ich weiß dagegen gar nichts. Bis heute wußte ich nicht einmal, wer Hymnie ist. Und den Namen Bayard Swope habe ich heute zum erstenmal gehört. Es ist alles, was ich weiß.“
Er holte tief Luft.
Der Unbekannte lachte spöttisch.
„Du hast Pech, Barry. Du weißt wenig, aber das wenige ist mir schon zuviel. Ich mag nun mal keine Zeugen. Dein Pech.“
Joe spannte die Muskeln an. Es war soweit, Er schnellte vom Boden und warf sich herum. Sein Kopf rammte sich gegen den Brustkorb des Mannes. Dann brachte Joe noch einen Schwinger an.
Der Mann taumelte zurück. Der Totschläger war zu Boden gefallen.
Joe kannte das Gesicht des Unbekannten nicht erkennen. Seine Hand glitt in den Reversausschnitt, griff nach der Automatic, die er in der Schulterhalfter trug.
Vor ihm blitzte es auf Joe spürte einen Schlag an der linken Schulter.
Er kippte nach hinten. Im Fallen feuerte er. Aber der Unbekannte war bereits im Nebel verschwunden.
Taumelnd versuchte Joe, die Verfolgung aufzunehmen. Dann brach er zusammen.