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Die Französische Revolution, eine jüdische Revolution

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Über lange Zeit hinweg sind Legalismus, Formalismus und Positivismus allmählich in den germanisch-nordischen Volkskörper eingedrungen. Die Geschichte dieser Ansteckung beginnt mit der Missionierung Germaniens und daran anschließend mit der Übernahme des verjudeten römischen Rechts. Sie setzte sich fort mit der Renaissance, der Aufklärung und schließlich der Französischen Revolution und ihren Folgeerscheinungen. Hitler drückt das so aus:

Die französische Revolution lieferte phrasenhafte Theorien und Bekenntnisse, die der jüdische Intellektualismus des vergangenen Jahrhunderts mit rabulistischer Systematik zu einem international-revolutionären Dogma heiligte.322

Für Roland Freisler war die Französische Revolution ein „Anschlag des Abartigen auf das Leben überhaupt […] – am Schlusse stand das Amorphe, Unförmige, Gestaltlose“323. In ihrer Wendung gegen die natürliche Ordnung hat die Französische Revolution mit ihren realitätsfernen Prinzipien ein Chaos angerichtet. Während vor 1789 Blut, Boden und Gruppenzugehörigkeit untrennbar miteinander verbunden waren, hat die Revolution die Karten neu gemischt wie kein historisches Ereignis vor ihr. Sie hat die Identitäten unklar und verworren werden lassen und die Blutsmischung herbeigeführt. In einem Schulungsleitheft für SS-Führeranwärter liest sich das so:

Nach der französischen Revolution wurde allmählich in allen Staaten ein Bürgerrecht eingeführt, das den Rechtsbegriff des Staatsbürgers völlig vom Volksgenossen loslöst. Bei der Verleihung des Staatsbürgerrechtes spielte Geburt und Rasse keine Rolle. „Alles was Menschenantlitz trägt – so lautete die Lehre – ist gleich“. 324

Walther Buch hält dagegen:

Die Behauptung der Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt, hat sich mit dem wirklichen Leben nicht in Einklang bringen lassen […] Das Wesen nicht nur der Menschen, sondern auch aller Dinge ist die Verschiedenheit.325

Die Französische Revolution hat Vorstellungen durchgesetzt, die ein Kind als illusionär erkennen kann und deren Unsinnigkeit für einen mit gesundem Menschenverstand ausgestatteten Bauern feststeht: Freiheit? „In keines Menschen Macht steht es, aus seiner Sippe, seinem Volk auszutreten.“326 Gleichheit? „Gleichheit! Soweit das Auge reicht […], gibt es nichts Gleiches, keine Gleichheit […] Die Natur will es nicht.“327 Um den dritten Begriff der Triade steht es nicht besser: „Und Brüderlichkeit! […] So wenig der Bussard eine Nestgemeinschaft eingehen wird mit der Feldmaus, so wenig kann sich die Brüderlichkeit ausdehnen vom Eskimo der arktischen Eisfelder bis zum Somalineger, der sich unter der heißen Tropensonne Afrikas heimisch fühlt. Sie alle sind gezwungen, nach ihren Lebensgesetzen, nach ihrer Art zu leben.“328

Um den abwegigen revolutionären Wahnideen Glaubwürdigkeit zu verschaffen, haben die Lobredner von Aufklärung und Revolution sich so manche intellektuelle Verrenkung einfallen lassen. Um die objektiv festzustellenden Unterschiede zwischen den Lebewesen zu erklären, hat die ja Gleichheit postulierende Revolution „als Allheilmittel hierfür die Umweltlehre oder Milieutheorie“329 im Anschluss an den französischen Zoologen Lamarck erfunden. Damit sollte jeder Widerspruch zwischen den schönen und edlen Prinzipien von 1789 und der feststehenden Tatsache, dass die Menschen weder gleich aussehen noch gleich sind, aufgehoben werden. Den Polizisten des SD wiederum brachte man bei, dass sie zwar keine Sozialwissenschaften benötigen, sehr wohl aber die Biologie:

Manche Gegner lehren, dass alle Menschen gleich wären. […] Sie behaupten, der Neger sei deshalb so schwarz, weil die heiße Sonne Afrikas ihm die Haut verbrannt hat. Ein Verbrecher sei nach ihrer Ansicht nicht wegen seiner eigenen Schlechtigkeit schuld, sondern vielmehr deshalb, weil seine „erhitzte Phantasie“, der Schundroman oder der Kriminalfilm seine schlechte Tat bewirkt habe.330

In einer Rede, die er in symbolträchtiger Weise mitten im besetzten Paris hielt, im Palais Bourbon, also im vormaligen Abgeordnetenhaus der untergegangenen Republik, beerdigt Alfred Rosenberg endgültig die Französische Revolution. Von der Rednertribüne im hakenkreuzgeschmückten Halbrund herab hält Rosenberg fest, dass der fortdauernde, aber künftig nur noch gegen England gerichtete Krieg ein „Weltkampf zwischen Gold und Blut“331 sei. Damit gemeint ist das Gold der verjudeten britischen Plutokraten, aber auch Gold als quantitativer, demokratischer Finanzwert, als universelles Tauschmittel, das alle Hierarchien aufgelöst hat, insbesondere die von Rasse und Blut: „Hier siegte die sogenannte liberale Idee über wichtigste Grundgebote des nationalen Lebens“,332 kritisiert Rosenberg und fährt fort:

Der Emanzipation des Judentums folgte rund 100 Jahre später die Emanzipation der Neger. Die Erklärung eines französischen Innenministers, es gäbe keine Unterschiede zwischen Weiß und Schwarz, es seien alle Franzosen, Frankreich sei nicht eine Nation von 40, sondern von 100 Millionen, war eine konsequente Durchführung der Gedankenwelt von 1789 und zugleich eine völkische Kapitulation furchtbarster Art.333

Deren Ursache ist letztlich „die berüchtigte Losung Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“334. Doch zum Glück trat der Führer auf den Plan, und 1940 ist mehr noch als 1933 ein Sieg über 1789 sowie über die verhängnisvollen Ereignisse und Entwicklungen, die zur Revolution geführt haben. Der Sieg der Wehrmacht ist eine

historische Entscheidung, ähnlich jener, als die Weltanschauung des Christentums vor über 1000 Jahren das Innere Europas entschied und die äußeren Formen des Lebens bestimmte. […] Zum erstenmal ist hier eine Bewegung dem Schoße des Lebens entstiegen […], geführt vom härtesten Willen, der jemals in Deutschland herrschte, und innerlich gesichert durch das biologisch-charakterliche Erwachen von 80 Millionen und einer nunmehr diese Lebenskräfte gegen alle zersetzenden Mächte einsetzenden Rasse.335

Masse und Macht, Rasse und Wille – kein Zweifel: „Dieser Kampf zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert wird mit dem Sieg des Blutes enden.“336 Es wird ein mehrfacher Sieg sein: des Bluts über das Gold, der nordischen Rasse über ihre Feinde, und eben der Jahre 1933 und 1940 über 1789, denn „mit der nationalsozialistischen Revolution wird die Philosophie und das Rechtsdenken der Französischen Revolution abgeschlossen, und darüber hinaus werden auch weiter zurückliegende Zeiten ihr Ende erreicht haben“337. Bei Johannes Eilemann ist zu lesen: „Die Französische Revolution […] ist erledigt. Überwunden durch den Geist der Frontkämpfer und des Schützengrabens. Von ihm aus ist alles neu geworden.“338 Der Entfremdung setzt der Nationalsozialismus seine Wiederentdeckungen entgegen: „Es handelt sich um Bloßlegen deutscher Quellen, um Aufspüren der Elemente ewigen deutschen Seins und um Aufrichtung eines Gebäudes aus diesen Urelementen.“339

Das eben erwähnte „weit Zurückliegende“ reicht in der Tat sehr weit zurück. In seinem großen umfassenden Werk, das die Geschichte der Rechtsphilosophie von den Griechen bis heute umfasst, drückt Kurt Schilling seine Zufriedenheit darüber aus, dass Hitler die „Rettung unseres Volkes vor sehr bedrohlichen Gefahren“340 gelang, nämlich die Rettung vor abstrakter Juristerei und vor allem möglichen Gleichheitsstreben. Der hochgelehrte und sehr kohärent argumentierende Schilling führt diesen Abstraktionswahn bis auf die Stoiker zurück, diese Vertreter eines Menschenschlages, „in dessen Adern kein Blut mehr rinnt“341, worunter man natürlich rassenreines Blut zu verstehen hat. Ein würdiger Nachfolger der Stoa war der unselige Rousseau. Über seinen Gesellschaftsvertrag ereifert sich unser Auto umso mehr, als seine Lehre von der Französischen Revolution umgesetzt wurde, die eine „volle Durchpolitisierung des Volkes im Staat“342 und ein „unsinniges Mehrheits-prinzip“343, auf dem die Demokratie fußt, praktizierte.

Demokratie, Mehrheitsprinzip und Parlamentarismus gehören zu einem neuen Menschheitsalter, zu einer neuen und schrecklichen Anthropologie, die der Logik der Mathematik folgt. Unser hellsichtiger Professor hat erkannt, dass das liberale 19. Jahrhundert, das der Industrie und des Handels, zugleich auch das von Demokratie und Wissenschaft war: „Das Leben wurde Wissenschaft und die Wissenschaft Statistik.“344 Das bedeutet nach schlichter Übertragungslogik: Das Leben, das einst Mysterium und biologisch-organische Wirklichkeit war, ist zu einer bloßen Angelegenheit von Zahlen, Daten, Durchschnittswerten und Standardabweichungen geworden. Dieses mathematische Zeitalter ist eine Epoche lebensfeindlicher Abstraktion. Die Diktatur der Vernunft hat die Welt entzaubert und die Menschen unterdrückt: Infolge des Mehrheitsprinzips, das die zahlenmäßige Demokratie unserer Zeitgenossen so sehr liebte, „herrscht nur ein blinder verletzender Zwang, (so) bleibt faktisch ein Teil der Bürger generell vom Staat ausgeschlossen“345 – im Gegensatz zu germanischer Freiheit, wie einmal mehr festgehalten wird.

Glücklicherweise darf festgestellt werden: „Diese Welt ist im Weltkrieg zusammengebrochen. Im Krieg hat sich das deutsche Volk […] als echte Gemeinschaft an der Front und in der Heimat bewährt.“346 Diese Gemeinschaft wurde von einer Handvoll Feinden und Verrätern angegriffen, die den Dolchstoß in den Rücken vollzogen. Möglich war dies nur aufgrund der schier unglaublichen Schwäche von Staat und Führung, die im Unterschied zum Volk versagt haben.347 Das Volk ist zu Recht wieder zum zentralen Wert geworden: nicht eine Staatsform und auch nicht der Staat ist Ursprung und Zweck der Norm, sondern das Volk.

Gustav Walz, Professor für öffentliches Recht und Rektor der Universität Breslau, war ein glänzender Jurist, dem zahlreiche Lehrstühle angeboten wurden. In Artgleichheit gegen Gleichartigkeit, einer abstrusen und mit Fachtermini um sich werfenden Veröffentlichung, wendet er sich gegen die mathematische Vernunft von Aufklärung und liberaler Demokratie. Während er Mathematik und Gleichheit ablehnt, unternimmt er es dagegen, die Biologie der Unterschiede aufzuwerten und sie zur Grundlage des Rechts zu erheben. Walz bemerkt, dass man alle Rechtssysteme mit Hilfe eines einfachen Dualismus unterscheiden kann: „das nivellierende sachliche Gleichartigkeitsstreben“ versus „das differenzierende Gestaltungsprinzip der vorbestimmten Artgleichheit“348. Der ersten Kategorie gehört das alte jüdisch-liberale System an, der zweiten das verhießene und bereits in Umsetzung begriffene nationalsozialistische.

Für Walz steht fest: „Das Gleichartigkeitsstreben entstammt der rationalistischen Geisteshaltung des europäischen Menschen, wie sie sich im 17. und 18. Jahrhundert herausgebildet hat.“349 Aus durchaus verständlichen und ehrenwerten Gründen wollte die Aufklärung die Menschheit aus ihrem dogmatischen Schlaf erwecken. Die Folge aber war: „Die Mathematik wurde zum Ausgangspunkt und zum Ideal des Denkens“,350 und zwar in allen Bereichen des schöpferischen Schaffens, auch im Recht: „Als rechtlicher Ausdruck dieses Denkens erscheint das Gesetz, die rationale Regel“,351 geprägt von Abstraktion und Individualismus. Die Vernunft ist ja die Fähigkeit, die das autonome Individuum entwickelt, um sich von kulturellem und politischem Zwang zu befreien. Infolgedessen stellt sich „das vom Individuum ausgehende Rechtsdenken“ als „ein System subjektiver Privat-rechte“352 dar. Dieses ist zwar höchst anfechtbar, stimmt aber völlig mit den Bestrebungen und dem Geist der Zeit überein. Ein solches Recht ist zugleich Mutterschoß und Ausdruck einer liberalen (und nicht organischen), freien (und nicht determinierten), merkantil-berechnenden (und nicht solidarischen) Gesellschaft (im Gegensatz zur Gemeinschaft). Recht bedeutet unter diesen Umständen „zweckbestimmte Vernünftigkeit zur Regulierung der interindividuellen Beziehungen“353, denn nur das Individuum wird als Realität anerkannt und seine egoistischen Privatinteressen sind die einzigen, die es zu verteidigen gilt: gegen diejenigen der anderen und gegen einen potentiell tyrannischen Staat.

Die Stoiker waren ebenso wie die Rousseau verehrenden Anhänger der Französischen Revolution glühende Anhänger dieser „Rechtsmathematik“354, denn es lag in ihrer aller uneingestandenem Interesse, die rechtliche Gleichheit nach Art einer mathematischen Gleichung zu organisieren und voranzubringen, nämlich in Gestalt der universellen Gleichwertigkeit. Gemeinhin sind die Gleichheitsfanatiker allesamt Versager, biologisch, geistig und rassisch Minderwertige, die in ihrer Absicht, die bestehende biologische Ordnung umzustürzen, das Schlagwort von der Gleichheit herausstellen, um das hierarchische Gefüge zu zerstören, das ihnen einen Status der rechtlichen Unterlegenheit und politischen Unterordnung zuweist. Für Walz verkörpert ein Jurist, der sich für das Gleichheitsprinzip erwärmt, den „Typ der an Körper und Seele Schlechtweggekommenen, der Schlechtrassigen, die sich durch das Medium der Gleichartigkeitsgestaltung die rechtliche Gleichheit zu erschleichen versuchten“355. Damit ist es offenkundig: „Wo der Primat der Logik alleinbestimmend herrscht, verbirgt sich dahinter entweder ein biologisches Fiasko oder ein heimlicher politischer Chiliasmus“,356 wobei Letzterer die bedauerliche, aber logische Konsequenz des Ersten ist.

Das Gesetz des Blutes

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