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Kara

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Aus dem Wohnzimmer ertönte Xenias Lachen.

„Oh Kara, das hast du verpasst! Steffanie ist so lustig!“, rief sie.

„Ach echt?“, rief ich zurück. Ich fand, das Steffanie, die Tochter von Präsident Mulligan eine eingebildete Zicke war. Aber meine beste Freundin sah das völlig anders. Ich verteilte die Milch auf zwei Gläser und stellte diese auf das Tablett. Dann schüttete ich die Kekse aus der Packung in eine Schüssel und trug dann das Tablett ins Wohnzimmer.

„Hier.“, sagte ich und lies mich in den weißen Ledersessel fallen und starrte auf den Flachbildschirm. Dort saßen auf drei Designersesseln die Töchter der Präsidenten. Steffanie, Arianna und Melissa. Allesamt blondiert und in den Make-Up Topf gefallen.

Xenia lachte wieder. Sie hatte richtig Spaß. Aber ich dachte die ganze Zeit nur an diese Pläne. Wieso waren die Pläne so wichtig? Was zeigten sie? In diesem Moment hörte ich die Haustür.

„Hallo Schätzchen! Da sind wir wieder. Oh, hallo Xenia.“, rief Mum aus dem Flur.

„Hi, Mrs. Drake!“, rief Xenia. Ich stand auf und ging in den Flur.

„Weswegen musstest du denn so dringend noch mal los?“, fragte ich mit gedämpfter Stimme. Meine Mutter winkte ab.

„Ach, mach dir keine Sorgen Liebling. Das hat sich alles wieder geklärt.“ Sie sagte es leicht dahin, aber ich hörte den nervösen Unterton in ihrer Stimme.

Ich setzte mich wieder auf den Sessel und versuchte mich auf die Fernsehsendung zu konzentrieren. Aber diesmal musste ich an den Jungen denken, den ich heute angerempelt hatte. Diese Augen waren wunderschön gewesen. Ob er auf unsere Schule ging? Vermutlich nicht, denn er wäre mir längst aufgefallen. Den gesamten restlichen Abend verbrachte ich mit seinem Bild im Kopf und egal was ich versuchte, es wollte nicht verschwinden. Schließlich war auch die Quizsendung vorbei, und Xenia verabschiedete sich.

„Bye, Süße. Bis morgen!“, flötete sie und umarmte mich. Ich winkte kurz und schloss dann die Tür. Als ich auf dem Weg in mein Zimmer an der Tür meiner Eltern vorbei kam, hörte ich die aufgeregte Stimme meiner Mutter.

„Sie können doch nicht einfach verschwinden, Jack! Sie waren im Hochsicherheitstresor! Den kann man nicht so ohne weiteres knacken!“

„Beruhige dich, Pamela. Wer auch immer das getan hat, muss sich hier in der Stadt aufhalten. Wir haben die Tore sofort blockieren lassen. Die Pläne werden schon wieder auftauchen.“, sagte mein Vater mit leiser Stimme. Ich hörte meine Mutter weinen.

„Diese Pläne, wenn sie in die Hände unserer Feinde gelangen dann…“, Mum brach ab und ich hörte ein lautes Schluchzen.

„Warte, Schatz. Ich hole dir etwas zu trinken.“, raunte Dad, und ich sprintete so leise wie möglich in mein Zimmer. Ich hätte diese Unterhaltung nicht hören dürfen. So schnell ich konnte machte ich mich fertig und legte mich ins Bett.

Ich lief durch einen Flur. In meiner Hand befanden sich Papiere, die ich nicht lesen konnte, hinter mir wurden Schritte und Stimmen immer lauter.

„Stehen bleiben! Sofort stehen bleiben!“, brüllte eine Stimme, aber ich rannte nur noch schneller. Dann peitschte ein Schuss durch den Gang und traf mich am Bein. Ich stürzte und rollte gegen die Wand. Plötzlich stand ein Junge mit kastanienbraunen Locken über mir.

„Du hättest nie herkommen sollen!“, raunte er und schoss.

Ich fuhr hoch. Nur ein Traum, sagte ich mir. Dass war nur ein Traum. Doch trotzdem gelang es mir nicht, noch einmal einzuschlafen. Ich blickte auf die Leuchtanzeige meines Weckers.

06:17 Uhr. Also beschloss ich aufzustehen. Ich drückte die Fernbedienung, die den Rollladen hochzog und ging in das kleine Bad, um mich zu erfrischen.

Als ich die Küche betrat, stand meine Mutter an der Theke und telefonierte mit gedämpfter Stimme.

„Mr. Wade, ich weiß dass wir in einer heiklen Situation stecken, und deshalb müssen wir den Diebstahl dringend der Regierung melden!“

Sie stand mit dem Rücken zu mir, aber ich beschloss, nicht weiter zu lauschen und ging an ihr vorbei. Sie blickte mich hektisch an und verließ die Küche.

„Guten Morgen, Kleine. Morgen ist der große Tag, hm?“, hörte ich auf einmal meinen Vater hinter mir sagen. Ich drehte mich um.

„Guten Morgen. Ja, ich weiß nicht wieso, aber ich bin aufgeregt.“, antwortete ich. Er lächelte.

„Ich glaube nicht, dass du Angst haben musst. Entweder du bleibst bei uns oder du beschützt die Stadt. Das sind doch beides sehr ehrenhafte Aufgaben.“, sagte er und nahm mich in den Arm. Dann löste er sich von mir.

„Du solltest losgehen, Liebling. Heute ist ein wichtiger Tag. Da solltest du nicht zu spät kommen.“ Ich nickte und schnappte mir bevor ich in mein Zimmer ging, um meine Tasche zu holen, noch eine Flasche Schokomilch aus dem Kühlschrank. Kurze Zeit später verließ ich das Haus.

Draußen war es kühler, als ich erwartet hatte. Ich zog die dünne Strickjacke zu und begab mich mit zügigem Schritt zur Schule. Vor dem Haupteingang wartete schon Xenia auf mich, wie immer top gestylt. Sie grinste.

„Guten Morgen, Süße.“ Ich lächelte und umarmte sie.

„Hey. Es ist kalt heute, oder? So kalt war es hier drinnen schon lange nicht mehr.“, sagte ich. Sie zuckte mit den Schultern. „Ach, die haben sicher die Klimaanlage eingestellt. Und ein bisschen Luft von draußen eingelassen.“, erwiderte sie. Ich nickte. Die Luft von draußen ging durch einen Filter, bevor sie in die Kuppel kam. Und sie brauchte eine Weile, bis sie sich etwas erwärmt hatte. Xenia hakte sich bei mir ein und zog mich in das Schulgebäude.

„Hier ist vorhin ein echt schnuckeliger Typ reingegangen. Komm, vielleicht sehen wir ihn, und ich kann ihn dir zeigen.“, flötete sie.

Im Gebäude war es wieder angenehm warm. Xenia stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte den Kopf in die Höhe. „Oh Mist. Er ist nicht hier.“, sagte sie enttäuscht.

„Hey, dass macht doch nichts. Aber eigentlich müssten wir ihn doch schon kennen, oder? In unsere Schule gehen doch nur die Kinder der Arbeiter und Akademiker. Die Soldatenkinder haben doch ihre eigene Schule.“, antwortete ich ihr. Sie zuckte mit den Schultern. „Komm, lass uns in die Klasse gehen.“, sagte sie und so machten wir uns auf den Weg in die Sechzehner Klasse. Dort angekommen setzten wir uns an unsere Pulte und warteten. Jeder Schüler hatte seinen eigenen Tisch, diese standen wiederrum in gleichmäßigem Abstand voneinander entfernt.

Kurze Zeit später betrat Mr. Bolton das Zimmer, gefolgt von einer hochgewachsenen Frau.

„Guten Morgen, Sechzehn!“, sagte unser Lehrer.

„Guten Morgen, Mr. Bolton!“, schallte es aus der Klasse zurück. Nun richtete sich die Frau an uns.

„Guten Morgen. Ich bin Aurelia Flint, die Technische Leiterin von DomeTec, und somit die Leiterin des Testes.“, stellte sie sich vor. Die Klasse schwieg

„Wie ihr wisst, findet dieser Test am morgigen Tage statt, und ich bin hier, um euch darauf vorzubereiten.“, fuhr sie fort. Aurelia ging zu dem Beamer, der in einer Ecke des Raumes stand, und stellte ihn an.

„Ich werde euch nun eine Videobotschaft von beiden Sektionen vorspielen, die euch etwas auf die Aufgaben vorbereiten soll, die euch dort erwarten.“ Dann ging das Video auch schon los.

Man sah ein riesiges verglastes Gebäude, die Hauptzentrale der Beschützer. Daneben befand sich ein ebenso großes und verglastes Gebäude, die Hauptzentrale der Arbeiter. Die beiden Gebäude unterschieden sich nur von einander in einem großen Logo. Bei den Beschützern prangte ein schwarzer Schild mit einem goldenen Stern in der Mitte auf dem Hauptquartier. Bei den Arbeitern eine Sense und eine Spitzhacke, die sich kreuzten. Dann ertönte eine tiefe Männerstimme.

„Vor zweihundert Jahren tobten schreckliche Kriege unter den Menschen, die die Welt zerstörten. Atombomben und andere chemische Waffen verschmutzen die Atmosphäre, sodass ein Leben in weiten Teilen der Welt unmöglich wurde. Die wenigen Überlebenden bauten Kuppeln, damit sie ein halbwegs normales Leben führen konnten. Die Wissenschaftler entwickelten immer neuere Methoden, um die Atmosphäre zu entgiften. Doch das ist uns bis heute noch nicht vollends gelungen.“, erzählte die Stimme und dazu wurden Bilder von zerstörten Städten und Landschaften gezeigt. Nun sah man auf der Leinwand Bilder von Vulkanausbrüchen, rauchenden Bergen und Tsunamis.

„Die Natur spielte verrückt, aber einige wenige überlebten in den Kuppeln, bis es zu schneien begann. Nun mussten die Menschen noch mit der eisigen Kälte klarkommen, weswegen sie die Kuppeln immer weiter ausbauten, bis heute noch.“, endete die Videostimme.

Jetzt liefen lachende Menschen über die Grünanlagen, Straßen und in den riesigen verglasten Gebäuden der Zentralstadt umher. Einige fröhliche Kinder spielten auf dem Parlamentsplatz Fangen. Wieder begann die Stimme zu sprechen.

„Das Leben begann sich zu normalisieren, und es bildeten sich in den Kuppelstädten zwei wesentliche Gruppen. Die Beschützer und die Arbeiter und Akademiker, die das Leben in den Städten sichern sollten. In den Außenbezirken wurden Bauernhöfe gebaut, ebenso wurden viele Bäume gepflanzt, um genug Sauerstoff zu haben.“

Mittlerweile gab es aber schon eigen kleine Kuppeln für die Bauernhöfe und die Verarbeitungsfabriken.

„Nun wurden die Aufgaben gerecht verteilt. Die Beschützer sollten für die Sicherheit der Einwohner sorgen, die Arbeiter für das Überleben.“, fuhr die Stimme fort. Nun wurden noch einige Bilder von Soldaten und Bauern gezeigt, die ihrer Arbeit nachgingen. Das Video endete mit dem Bild von glücklichen Menschen innerhalb der Kuppel. Aurelia schaltete den Beamer aus.

„So, jetzt habt ihr das Wichtigste gesehen. Noch irgendwelche Fragen?“, fragte sie. Aus der Klasse kam kein Mucks. Sie nickte.

„Gut. Dann wäre das ja geklärt. Wir sehen uns morgen.“, verabschiedete sie sich mit einem kurzen Nicken und verließ den Raum. Mr. Bolton räusperte sich.

„Aufgrund des Testes morgen dürft ihr nun alle nach Hause, seid pünktlich. Ihr werdet morgen aus der Klasse geholt, immer fünf von euch, die den Test absolvieren müssen. Anschließend dürft ihr nach Hause.“, erklärte er kurz und entließ uns dann.

Ich umarmte Xenia zum Abschied und machte mich auf den Weg nach Hause.

EIS

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