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Die Gefahren des Ja-Sagens

„Wer zustimmt, braucht nicht erst nachzudenken.“

- Klaus Klages (*1938), deutscher Gebrauchsphilosoph.

Wieso gekünstelte Nettigkeit Dir und deinem Umfeld schadet

Bereits im Kindesalter wird uns ständig eingetrichtert immer nett und höflich zu sein. Auch wenn dieser Ansatz nicht verkehrt ist für den gelungen Umgang mit anderen, ist auch extreme Nettigkeit äußerst gefährlich. Und dafür gibt es viele verschiedene Gründe.

Wenn Du immer „Ja“ sagst, erwarten andere deine Zustimmung

Jedem Menschen wird in seinem Umfeld eine bestimmte Rolle zugeordnet. Hat Dich deine Umgebung erst einmal als „Ja-Sager“ eingestuft, ist es schwierig diese Rolle wieder abzulegen. Menschen werden von Dir deine Zustimmung erwarten und Dich zu bestimmten Verhalten drängeln, welchen Du ansonsten nicht folgen würdest.

Erfreulicherweise kann dieser Effekt auch positiv sein: Wenn Du die Kunst des „Nein-Sagens“ beherrscht, verändert sich auch die Erwartungshaltung deines Umfelds an Dich. Hast Du die Gewohnheit des Nein-Sagens erstmal implementiert, werden sich auch deine Mitmenschen bald daran gewöhnen.

Du entwickelst eine unrealistische Erwartungshaltung gegenüber anderen Personen

Legst Du selbst ein höfliches und zuvorkommendes Verhalten an den Tag, wirst Du von anderen Menschen höchstwahrscheinlich dasselbe erwarten. Aber die Realität sieht ganz anders aus: Nicht jeder Mensch ist nett und freundlich.

Falsche Erwartungshaltungen an deine Mitmenschen werden Dich auf lange Sicht unglücklich und vielleicht sogar wütend machen. Verhält sich dein Gegenüber nicht wie Du es von ihm erwartest, wird Dich dies nur unnötig stressen und unzufrieden machen.

Eine gesündere Einstellung ist folgende: Hoffe auf das Beste und erwarte das Schlimmste von deinen Mitmenschen. So sparst Du Dir schmerzhafte Enttäuschungen und wirst viel entspannter mit anderen umgehen können.

Menschen werden Dich schamlos ausnutzen

Bist Du eine überaus nette Person, dann werden manipulative Menschen diese Eigenschaft früher oder später gegen Dich verwenden. Manche Menschen werden deine Höflichkeit skrupellos ausnutzen, um ihre eigenen Bedürfnisse zu verwirklichen. Sei Dir diesem Fakt bewusst: Übertriebene Freundlichkeit macht Dich leicht manipulierbar und anfällig für die Einflussnahe von anderen.

Du schenkst Dir selbst zu wenig Aufmerksamkeit

Sagst Du zu jeder Anfrage Ja, wird Dir die Zeit und Energie fehlen Dich mit Dir selbst zu beschäftigen. Und damit tust Du niemandem einen Gefallen. Weder Dir selbst, noch deinem Umfeld.

Willst Du anderen Menschen tatsächlich helfen, dann muss dein persönlicher Energietank vollkommen gefüllt sein. Dies kannst Du nur erreichen, wenn Du ausreichend Freiraum hast und deine eigenen Bedürfnisse zunächst erfüllt hast.

Nachdem Du gelernt hast ein entschiedenes „Nein“ abzugeben, kannst Du Dich endlich auf Dich selbst konzentrieren. So wird sich auch dein Selbstbewusstsein verbessern und Du wirst Dich wohler in deiner eigenen Haut fühlen können.

Du wirst von anderen als schwach eingestuft

Kannst Du niemals „Nein“ sagen ist dies ein Zeichen von mangelndem Mut und Courage. Viele Menschen werden dieses Verhalten als Anzeichen von Schwäche einordnen und Dich dementsprechend behandeln. Dein Gegenüber wird Dir also wesentlich weniger Respekt zeigen, wenn Du ein übertrieben freundliches Verhalten hast.

Freundlichkeit ist dementsprechend nicht die beste Möglichkeit, um mehr Respekt von anderen zu bekommen. Entwickelst Du jedoch erst einmal die richtigen Verhaltensmuster, wird Dich dein Umfeld bald vollkommen anders behandeln. Sage öfters „Nein“ und Menschen aus deinem Umkreis werden Dir mehr Respekt gegenüber zeigen, Deinen Wert höher einschätzen und Dich als selbstbewusste Person wahrnehmen.

Du verlierst das Vertrauen von anderen Menschen

Übertrieben freundliche Menschen sind nicht vertrauenswürdig. Bist Du andauernd nett und zuvorkommend werden andere dieses Verhalten hinterfragen und sich sogar von Dir abwenden. Dies lässt sich einfach erklären: Einem dauerhaften „Ja-Sager“ fehlt es an Integrität, weil er keine Anfragen ablehnen kann.

Er tut alles dafür, um Anderen zu gefallen und missachtet dabei seine eigenen Prinzipien und Richtlinien. Und keine Person will sich langfristig mit jemandem umgeben, der sich nur nach anderen Menschen richtet. Einer solchen Person fehlt es an persönlicher Stärke, um für seine eigenen Ziele und Bedürfnisse einzustehen. Und genau diese Eigenschaft benötigt man, wenn man das Vertrauen seines Umfelds gewinnen will. Du musst zunächst einmal in Dich selbst vertrauen, um das Vertrauen anderer Menschen zu erlangen.

Du wirst anhängliche Menschen durch übertriebene Höflichkeit anziehen

Kannst Du niemals „Nein“ sagen, wirkst Du wie ein Magnet auf anhängliche und manipulative Menschen. Diese Menschen werden Dir deine Zeit rauben und Dich ständig um Gefallen bitten, wenn Du ihnen keine Grenzen aufzeigst. So kann es dazu kommen, dass Du als „emotionaler Tampon“ oder als privater Psychologe von diesen Personen ausgenutzt wirst.

Mach dein Umfeld klar, dass Du nur über begrenzte Ressourcen verfügst. Du bist nicht zuständig für die Probleme und Sorgen von Anderen und musst Dich erst um Dich selbst kümmern, um Hilfe anzubieten. Durch ein konsequentes „Nein“ kannst Du anhänglichen Menschen Grenzen aufzeigen und mehr Freizeit für Dich selbst erlangen.

Du wirst möglicherweise selbst anhänglich

Kannst Du deine eigenen Bedürfnisse nicht zufriedenstellen, wirst Du unterbewusst versuchen diese Bedürfnisse durch andere Leute zu befriedigen. Somit gibst Du durch übertriebene Nettigkeit deine Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit völlig auf.

Ein anhängliches Verhalten kann sich wie folgt äußern: Anstatt Dir selbst Bestätigung für deine Taten zu geben, suchst Du ständig nach der Bestätigung von anderen. Du versucht es deinem Gegenüber recht zu machen, damit Du seine Zustimmung bekommst. Durch ein solches Verhalten wirst Du viele Menschen abschrecken, weil anhängliche Personen generell Zeit und Energie rauben.

Du willst also neue Freundschaften knüpfen? Übertriebene Freundlichkeit ist dafür nicht der richtige Weg. Mit einem authentischen Auftreten wird Dir dies viel eher gelingen!

„Wer »Nein« sagt, erfüllt die Pflicht, die das »Ja« gehabt hätte.“

- Billy (*1932), eigentlich Walter Fürst, Schweizer Aphoristiker

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