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c) Dogma heute

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äußere Gestalt des Dogmas

Geltungsanspruch

Christliche Gottesrede bedient sich immer menschlicher Sprachfähigkeit und Sprachmöglichkeit (s. IV.1/2). Das trifft so auch für die äußere Gestalt eines Dogmas zu. Mit ihm versucht die Überlieferungsgemeinschaft Kirche ein verbindliches und als zutreffend verstandenes und vor allem in Streitfragen grenzziehend wirkendes Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Doch sind Dogmen die ‚Gestalt- und Sprachwerdung‘ einer Erfahrung, die nie in einem einzelnen Satz zur Sprache gebracht werden kann (vgl. [1] 26; [20] 114). Das Dogma hat einen diese Erfahrung schützenden, bewahrenden und sichernden Charakter. Es ist definitorisch rekapitulierend ausgerichtet und besitzt für seine, durch gemeinsame Zustimmung (Konsens) der Kirche zustande gekommene, sprachliche Definition einen verbindlichen Geltungsanspruch seines Inhalts. In dieser Gestalt ist es eine bedingte Ausdrucksform, was seine Sprache, den Verstehenshorizont, die Situation und das leitende Denkmodell betrifft ([1] 32–38). Notwendige Strukturelemente sind dabei:

wahrer Satz

(1) Ein Dogma ist ein Satz, der wahr zu sein beansprucht und der als wahrer Satz bezeugt wird. Wie jede menschliche Gottesrede ist auch ein Dogma eine analoge Rede. Es besteht bei jeder Ähnlichkeit, jedem Zutreffen eine je größere Unähnlichkeit, ein Nicht-Zutreffen. Angesichts der Dynamik der metaphorischen Rede wird deutlich, dass ein Dogma wie jede Gottesrede Verweischarakter hat. Es ist in Anspruch genommen von einer gemachten Gotteserfahrung, partizipiert daran, verweist aber zugleich über sich selbst hinaus auf den, der hinter dieser Gottesrede steht. Jeder Versuch, die metaphorische Rede in einen Aussagesatz verwandeln zu wollen, nimmt ihre Grunddynamik nicht wahr!

Glaubenswahrheit

(2) Auch ein Dogma ist kein objektiver Satz, sondern eine Glaubenswahrheit. Es ist rückerinnernd an die Erfahrung und hineingeordnet in das, was man umfassend als Heilswahrheit bezeichnet. Es interpretiert die Heilige Schrift, wie andere Glaubensaussagen, in eine bestimmte Situation hinein, ist zugleich aber auf zukünftige Entwicklung, insbesondere die eschatologische Heilsverheißung Gottes hin offen.

Glaubensaussage der Kirche

(3) Ein Dogma ist die Glaubensaussage der Kirche. Es ist ein Erkennungszeichen des rechten Glaubens. Es hat seinen Sitz in diesem Leben der Kirche, in ihrer Kommunikation, Verkündigung, Katechese, aber auch Apologetik. Als menschliches Wort der menschlichen Überlieferungsgemeinschaft Kirche partizipiert ein Dogma auch an der Tatsache, dass Kirche heilig und sündig zugleich und stets der Reinigung bedürftig ist.

Instrumentar zur Auslegung

Eine kritische Interpretation und Reflexion ist die angemessene Methode des Umgangs mit Dogmen. So bringt Walter Kasper (* 1933) die entscheidenden Konsequenzen als ‚Möglichkeitsbedingungen unfehlbarer Entscheidungen‘ auf den Punkt: Ernstnehmen der Geschichtlichkeit der Sprache bei bleibender Beibehaltung und Berücksichtigung des unbedingten und bestimmten Gehalts der christlichen Botschaft, dem eine unbedingte und bestimmte Gestalt – die dogmatische Redeweise – als eine objektive Vermittlungsgestalt, ein Realsymbol der sich in ihr auslegenden und vergegenwärtigenden Treue-Wahrheit Gottes entspricht. ‚Unfehlbarkeit‘ und ‚Dogma‘ sind relationale Begriffe, „in dem Sinn, in dem Realsymbole relational sind. Sie haben ihren Sinn darin, etwas anderes zu vergegenwärtigen und dadurch über sich selbst hinauszuweisen“ ([18] 66f.). Gerade aufgrund dieser geschichtlichen Sicht etabliert sich notwendig ein vielfältiges Instrumentarium zum Umgang mit der in verschiedenster Hinsicht ‚geschichtlichen Relationalität‘ kirchlicher Lehre ([18] 70).

Einführung in die katholische Dogmatik

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