Читать книгу Einführung in die katholische Dogmatik - Johanna Rahner - Страница 9
a) Eine erste Definition (vgl. [3] 1)
ОглавлениеDogmatik ist eine an der Übersetzung der traditionellen Glaubensinhalte orientierte Disziplin, die ausgehend von den primären und sekundären Quellen des Glaubens und im Horizont eines modernen Welt- und Selbstverständnisses des Menschen zu einem verbindlichen Verständnis des Glaubens kommt. Sie arbeitet dabei unter wissenschaftlichem Anspruch und mit den ihrer Wissenschaftlichkeit entsprechenden Kriterien und Methoden.
den Glauben rational verantworten
Eine erste Aufgabe der Dogmatik ist es, den christlichen Glauben zu verstehen. Ihr Thema sind also nicht einfach nur die Dogmen – also das, was irgendwann einmal offiziell als Glaubensinhalt festgelegt wurde und in einem bestimmten Wortlaut definiert wurde (s. II) –, sondern der christliche Glaube als ganzer. Der christliche Glaube steht freilich nicht als Glaubensvollzug, Glaubenspraxis oder Glaubensverkündigung im Mittelpunkt des Interesses der Dogmatik. Es geht um die intellektuelle Annäherung an den Glauben und den rational vernünftigen Umgang mit dem Glauben. Dieses ‚Verstehen‘ ist kein allgemeines Verstehen, sondern ein verbindliches Verstehen. Was bedeutet das?
verbindliches Verstehen
Christlicher Glaube hat den Anspruch, Offenbarung, Tat Gottes zu sein ([5]). Nicht irgendwelche verpflichtenden kirchlichen Instanzen, wie Papst, Bischöfe etc., machen die Verbindlichkeit des Glaubens aus, sondern der Glaube selbst fordert von seinem Ursprung her Geltung, Anerkennung, Verbindlichkeit (s. III.1) (vgl. [3] 4), die eine persönliche und eigenständige Antwort des Menschen erfordern. Eine verbindliche Auslegung des Glaubens hat daher dafür zu sorgen, dass diese Herausforderung auch in angemessener Weise ankommt. Eine verbindliche Auslegung des Glaubens beschäftigt sich daher nicht nur mit dem Vergangenen, sondern soll den Glauben hier und jetzt zur Entscheidung vorlegen ([3] 5).