Читать книгу Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman - Johanna Söllner - Страница 3

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LONDON, AUGUST 1870

»Du spinnst ... Wirklich Julie, du spinnst. Das kannst du doch nicht machen. Wie stellst du dir das denn vor? Und wie lange ist dein Mann jetzt schon unter der Erde? Das sind doch noch keine zwei Monate, oder?«

»Nein ... Es sind genau 6 Wochen, 3 Tage und 8 Stunden.«

Meiner besten Freundin bleibt der Mund weit offen stehen. Denn ich habe ihr gerade meine Pläne für die Zukunft verkündet. Und das ist schon verrückt. Zumindest aus ihrer Sicht. Kein Wunder, dass sie so entrüstet reagiert hat. Wir sitzen uns in einem edlen Londoner Café am Themseufer gegenüber und schlürfen gerade unseren 5-Uhr-Tee. In diesem Café haben nur elegante Ladies der britischen Upperclass Zutritt. So wie meine Freundin Nancy. So wie ich. Nancy ist die 24-jährige Frau des Earl of Sussex. Und ich gehöre auch dazu. Zu dieser sogenannten besseren Gesellschaft. Seit meiner Heirat mit Charles. Ich kann mich noch gut an die Beerdigung erinnern. An die Beerdigung meines Mannes. Des Grafen Charles de Abbeyville. Wie sie alle dastanden und ihn betrauerten. Und ich. Ja, ich habe dicke Krokodilstränen vergossen. Aber innerlich habe ich gejubelt. Endlich frei. Ob ich ihn geliebt habe? Wer fragt in unserer Zeit nach Liebe. Mein Vater, ein verarmter Landedelmann mit einer hübschen Tochter, sah eine Chance, gesellschaftlich aufzusteigen und so hat er mich verkauft. Klingt das zu hart? Gut ... Sagen wir mal besser, er hat mich verheiratet. Ob ich dabei glücklich war? Ich sage jetzt nichts Negatives über meinen Mann. Man soll über Tote nicht schlecht reden. Aber ich wurde ja gar nicht gefragt. So ist das eben. Ich war 20 Jahre alt, als wir vor den Altar traten. Und er 67. Ich erinnere mich noch mit Schaudern an die Hochzeitsnacht. Er hat auf unserer Hochzeit ziemlich über den Durst getrunken. Mann, dieser Kerl war trinkfest. Und dann ging es nach oben. Ins Schlafzimmer. Zu der Zeit war ich noch Jungfrau. Mein Vater hat auf mich damals aufgepasst wie ein Schießhund, damit ja niemand meine Unschuld gefährden konnte. Und dann kam Charles. Reißt mir die Kleider vom Leib und wirft mich aufs Bett. Es kam, was kommen musste. Er hat ihn nicht hochbekommen. Seinen kleinen Grafen. Hat mich dazu gezwungen, diesen verschrumpelten Zwerg in den Mund zu nehmen und so lange daran zu lecken und zu blasen, bis er wenigstens ein wenig Ähnlichkeit mit einem steifen Schwanz hatte. Mich hat es so was von geekelt. Mit Lust und Liebe hatte das rein gar nichts zu tun. Mit Müh und Not hat er mit diesem Ding mein Jungfernhäutchen durchstoßen. Doch gekommen ist er nicht. Denn danach war er schon wieder weich. Für die Blamage hat er mich verprügelt, weil er mir die Schuld an seinem Versagen gegeben hat. Und das in der Hochzeitsnacht. Irgendwann ist er dann von mir heruntergerollt und hat sich mit einem Grunzen umgedreht. Kurz darauf hat er schon geschnarcht. Und ich lag nackt neben ihm. Wusste nicht, wie mir geschehen war. In den nächsten Wochen hat er immer wieder mal versucht, mit mir zu schlafen. Gelegentlich hat es sogar geklappt, aber meistens war er körperlich dazu einfach nicht in der Lage. Schuld daran war immer nur ich. In den ganzen Jahren meiner Ehe habe ich kein einziges Mal erlebt, dass mich mein Mann befriedigt hätte. Ich hätte keine Ahnung von der Liebe, wenn es nicht James gegeben hätte. James ... Das ist unser Gärtner. Während meiner Ehe habe ich ein paar Mal mit ihm geschlafen. Denn Charles war zwar schon alt, aber trotzdem eifersüchtig ohne Ende. Ich musste sehr, sehr vorsichtig sein. Nur wenn Charles in London bei den Sitzungen des House of Lords war, dann war ich etwas freier. James hat mir die Freuden der körperlichen Liebe gezeigt. Ob er mein Geliebter ist? Nein, er ist unser Gärtner. Falsch. Jetzt ist er mein Gärtner. Aber er ist jetzt auch mein Freund. Gelegentlich sind wir miteinander intim. Ja, richtig, ich benutze ihn, um meine wachsenden körperlichen Bedürfnisse zu stillen. Aber er ist kein Freund auf Basis gleich zu gleich. Klingt das jetzt arrogant? Ja. Bestimmt. Aber auch er will es so. Denn eine Liebe zwischen einem Gärtner und einer Adligen passt nicht in unsere verschrobene Welt. So ist es einfacher. Wir reduzieren unser Verhältnis einfach auf einen guten Fick.

Und jetzt sitzt mir Nancy gegenüber und erwartet, dass ich um Charles trauere? Ganz im Gegenteil. Ich bin frei. Ich bin niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Niemandem. Nicht meinem Vater. Niemandem. Der Gutshof läuft von alleine, denn ich habe einen tüchtigen Verwalter. Ich könnte also ein sorgenfreies Leben führen. Mir vielleicht einen Geliebten suchen? Aber in unserer Gesellschaft ist das nicht so einfach. Während ein Witwer hoch angesehen ist, wenn er in den Klubs von London mit seinen Geliebten und seinen amourösen Abenteuern prahlt, ist das für eine Witwe anders. Von ihr wird erwartet, dass sie sich zurückzieht, bis die väterlichen Freunde ihres verstorbenen Mannes ihr einen neuen Mann ausgesucht haben. Ich weiß es. Es ist schon im Gange. Mein Vater wieder mittendrin. Aber diesmal haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Stopp ... Richtigerweise ohne die Wirtin. Ich werde mich nicht mehr verkuppeln lassen. Aus diesem Grund habe ich einen Plan. Und das ist es, was Nancy so schockiert. Eine Frau ... Eine Frau wie ich will sich plötzlich auf die eigenen Beine stellen und ihr Leben nicht mehr fremd bestimmen lassen. Sie wiederholt es noch mal:

»Julie ... Du musst verrückt geworden sein.«

Ein leises Lächeln umspielt meine Lippen. Scheinbar gedankenverloren blicke ich hinaus auf die Themse. Die Nachmittagssonne spiegelt sich im Wasser und lässt meine Gedanken fliegen. Weit weg fliegen.

»Nein, Nancy, ich bin nicht verrückt. Ich weiß, was ich will und ich ziehe das durch.«

»Aber ...«

»Doch, Nancy. Mein Entschluss steht fest. Ich mache eine Reise um die Welt. Nur James wird mich als mein Diener begleiten.«

»Aber du kannst doch nicht mit einem Gärtner ...«

»Und warum nicht? James ist ein zuverlässiger Mann, und wenn du glaubst, dass er nur mein Gärtner ist, dann täuscht du dich.«

»Du hast doch nicht mit ihm ...?«

»Doch ... hab’ ich ... und glaub mir ... Es war schön. Weißt du, Charles war im Bett ein totaler Versager. Die ersten Monate hat er mich jedes Mal verprügelt, als er seinen Kleinen nicht hochgebracht hat. Dann hab’ ich einmal zurückgeschlagen. Das war vor zwei Jahren. Seitdem hatte ich meine Ruhe. Aber ich bin eine junge Frau. Ich habe Bedürfnisse. Ich kann es mir nicht immer nur selbst besorgen. James hat das verstanden. Er versteht es immer noch. Und er begleitet mich. Denn ich werde während meiner Reise an Orte kommen, wo ich ohne männliche Begleitung als Frau nicht verkehren kann.«

Sie starrt mich an. Dann beginnt sie langsam zu grinsen.

»Du meinst das wirklich ernst? Du bist schon ein verrücktes Huhn. Wahnsinn ... eine Reise um die Welt. Aber das muss ja eine Menge Geld kosten. Wie machst du das?«

»Weißt du, Nancy ... Wenn man mit viel Geld reist, dann hat man nur jede Menge Sorgen. Man muss Angst haben, dass man überfallen wird, dass man es unterwegs verliert, und außerdem: Wo ist dann der Reiz des Abenteuers? Ich gehe einfach davon aus, dass es überall auf der Welt genügend Gentlemen gibt, die einer englischen Lady gerne weiterhelfen.«

Hat sie vorhin noch verständnisvoll dreingeschaut, so beginnt sie jetzt mit den Augen zu rollen.

»Julie! Was zum Teufel hast du vor? Reiz des Abenteuers ... So ein Blödsinn! Glaubst du ernsthaft, dass du nur einmal mit den Wimpern klimpern musst und schon rollen sie dir überall den roten Teppich aus? Komm runter aus deiner Traumwelt.«

»Sagen wir es mal so ... Wenn ein Gentleman einer vornehmen englischen Lady auf ihrer Reise behilflich ist, dann wird sich die Lady natürlich auch erkenntlich zeigen.«

Ich sage das so ganz unschuldig und reize sie damit noch mehr.

»Du willst was? Dich erkenntlich zeigen? Aber du hast doch ...«

Mitten im Satz bricht sie ab. Auf ihren Wangen erscheint eine Röte, die ich von ihr schon kenne. Immer wenn sie sich aufregt, dann wird sie ganz rot im Gesicht. Es ärgert sie, wenn das passiert, aber ich finde, es steht ihr gut. Auch wenn ich mir jetzt gleich eine Standpauke von ihr anhören darf.

»Verdammt, Julie ... Du meinst mit dem erkenntlich zeigen doch nicht, dass du dann deinen Körper verkaufen willst. Bist du jetzt so naiv oder tust du nur so?«

Ich packe sie an ihren Handgelenken und ziehe sie zu mir heran. Ganz dicht ist ihr Gesicht an meinem.

»Nein, Nancy, naiv bin ich wirklich nicht. Aber hungrig. Hungrig auf das Leben. Hungrig auf die Liebe. Auf einen richtig steifen Schwanz, der mir zeigt, was es heißt, Frau zu sein. Ohne Vorschriften. Ohne Konventionen. Nur ich. Nur er. Wer immer er auch sein mag. Keine Verpflichtungen. Ich komme, wann ich will und ich gehe, wann ich will. Ich will die Liebe in fernen Ländern erleben. Ich möchte die Liebe auf Französisch. Ich möchte die Geschichten aus 1001 Nacht am eigenen Leib erfahren. Ich möchte erleben, wie es ist, die verschiedenen Stellungen des Kamasutra auszuprobieren. Ich möchte von einem wilden amerikanischen Cowboy mit Gewalt genommen werden. Oder von einem feurigen Spanier. Ich möchte frei sein in allem, was ich tue. Ich treffe die Entscheidungen und nehme mir, was ich will. Auch wenn die Männer glauben mögen, es sei gerade umgekehrt. Ich werde jedem meine triefende Grotte präsentieren, der mir auf dem Weg um die Welt weiterhilft. Der mir dahin gehend weiterhilft, meine Sehnsüchte zu erfüllen.«

Ich lasse sie los ... Ich sehe Tränen in ihren Augen. Da kullert eine ihre rechte Wange herab. Jetzt ergreift sie meine Hände und drückt sie. Ganz leise höre ich ihr Flüstern.

»Ja, Julie ... Ich glaube, ich verstehe ... Ich glaube, ich verstehe dich.«

Natürlich versteht sie mich. Ihr geht es doch nicht anders als mir. Von ihrem Vater nur des Geldes wegen mit einem wesentlich älteren Mann verheiratet. Sie macht die gleiche Leidenszeit durch wie ich. Und dann höre ich noch etwas ...

»Julie ... Ich würde dich so gerne begleiten. Du musst dich melden. Versprichst du mir das? Du musst mir unbedingt schreiben. An eine geheime Adresse hier in London. Und wehe dir, du lässt auch nur die kleinste Kleinigkeit aus. Dann kündige ich dir die Freundschaft.«

Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman

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