Читать книгу Storm - Johannes Anders - Страница 12

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Mit Grusel dachte Storm an das Essen mit Zayas Familie zurück.

„Willkommen, Fräulein Sturm“, hatte Zayas Mutter sie an der Tür begrüßt. Man hatte sie anscheinend nicht ausreichend darüber informiert, dass Storm deutlich älter war und keineswegs wie ein Fräulein aussah. Ihr Anblick hatte Zayas Mutter dann wohl so verschreckt, dass ihr auf die Schnelle keine angemessenere Begrüssungsformel eingefallen war.

Die Kinder von Zayas Schwester, die zur Tür gelaufen kamen, drehten auf der Stelle um und verkrochen sich vor Schreck unter einem Tisch. Storm konnte das sogar verstehen, denn sie sah nun mal nicht wie ein normaler Mensch aus. Sie trug immer noch die unverkleidete Halbkörperprothese aus Stahl und sah aus wie ein halber Roboter.

Daran sollten wir auch mal arbeiten, dachte Coach Juli.

Kommt überhaupt nicht in Frage, schimpfte Storm in Gedanken. Ich bin ich und ich bleibe ich.

Zayas Eltern versuchten, etwas Nettes zu sagen, aber Storm hatte keine Lust zu reden. Sie hasste soziale Ereignisse und wollte sich am liebsten ebenfalls unter dem Tisch verkriechen, aber da waren ja schon die Kinder. Deshalb klinkte sie sich aus und überließ Coach Juli das Kommando über die Sprechwerkzeuge. Sollte er die Suppe auslöffeln, die er ihnen eingebrockt hatte.

Coach Juli plapperte wie eine Talkshow und machte einen guten Eindruck auf die Familie. Gerade noch rechtzeitig merkte Storm, dass er dabei war, ein Übernachtungsangebot anzunehmen.

„Nein, das geht nicht, wir haben schon ein Hotelzimmer gebucht“, drängelte sie sich in das Gespräch.

Haben wir doch gar nicht, wunderte sich Coach Juli.

Du bist jetzt mal still, wies Storm ihn zurecht. Erinnere dich daran, dass im Zweifel ich entscheide! So hatten wir es abgemacht.

Glücklicherweise hatte der Coach nachgegeben und sie waren Zayas netter Familie nach dem Essen unfallfrei entkommen. Aber bei der Auswahl des Hotels gab es bereits den nächsten Streit. Während Storm in eine billige Absteige wollte, verlangte Juli nach einem Luxushotel. Wenn ich schon mal hier bin, dann will ich Mené auch von seiner besten Seite kennenlernen, dachte er.

Muss das sein?, protestierte Storm.

Hier, ich habe schon was herausgesucht, fuhr Juli fort. Das Neu Paris Hilton.

Kaum in dem sündhaft teuren Übernachtungstempel angekommen, verlangte Juli nach einem Bad im Spa-Bereich und nach einer Wohlfühlmassage.

Ich hasse Massagen!, protestierte Storm.

Meine Güte, was bist du für eine Spaßbremse! Ich habe noch nie eine Massage erlebt und du gönnst es mir nicht!

Storm versuchte, wenigstens den Preis für die Massage zu drücken, da sie ja nur eine Körperhälfte zum Massieren hatte. Erfolglos.

Du schaffst es noch, dass ich pleite bin, bevor wir weiterfliegen, grummelte sie.

Ach was, du hast doch jahrelang nichts ausgegeben. Soll ich dir deinen Kontostand nennen?

Schon gut …

So ging es leider weiter. Am nächsten Tag verlangte Coach Juli eine ausgedehnte Sightseeingtour durch Neu Paris. Nachdem sie sich in diversen Museen die Beine in den Bauch gestanden hatten, fuhren sie schließlich mit dem Lift zur Aussichtsplattform des kopierten Eiffelturms hinauf und sahen im Sonnenuntergang auf die Dächer von Neu Paris hinab.

Ist es nicht schön hier?, fragte Juli.

Super, dachte Storm und unterdrückte den Wunsch, hinunterzuspringen. Gab es keine Möglichkeit, diesen Coach wieder loszuwerden?

Nun sei nicht so miesepetrig!, beschwichtigte Juli. Ich weiß doch, dass du es heimlich genießt. Vor mir kannst du nichts verheimlichen. Ich bin in deinem Gehirn!

Storm bestand darauf, den Abend wenigstens in einer Bar abzuschließen, und bestellte sich dort einen Pseudo Côtes du Rhône. Der Wein kam natürlich nicht aus dem Rhonetal der alten Erde, aber man hatte die originale Rebsorte auch auf Mené angepflanzt.

Es ist schön, dass du dich bei einem Wein so gut entspannen kannst, aber deine verwirrten Gedankengänge deuten darauf hin, dass du langsam genug hast, befand der Coach, der als KI natürlich nichts von der Wirkung des Weines verspürte.

Ach was, ich bin höchstens halb besoffen, wehrte Storm ab.

Mag sein, aber die linke Hälfte unseres Körpers ist schon ganz besoffen.

Jetzt bist du aber die Spaßbremse, beschwerte sich Storm.

Als sie sich schließlich geeinigt hatten, ins Hotel zu gehen, musste Juli das Kommando übernehmen, damit ihr gemeinsamer Körper noch so etwas wie Schritte zustande brachte. Halbschwer angeschlagen wankten sie über den Flur des Hilton, bis sie ihr Zimmer erreichten. Der Sensor reagierte allerdings nicht auf Storms Gesicht. Vielleicht war er damit überfordert, dass es sich nur um ein halbes Gesicht handelte.

„Dann nehmen wir eben den Chip“, nuschelte Storm und hielt inne. „Weißt du noch, wo ich den hingesteckt habe, Juli?“

Juli zog den Chip aus der Tasche und hielt ihn an den Türsensor.

Der Sensor allerdings sendete die Information an einen Empfänger, der dafür ursprünglich nicht vorgesehen war. Derselbe schickte Strom durch einen Stromkreis, den Unbekannte böswillig zugeschaltet hatten. Dieser Strom nötigte hochexplosiven Sprengstoff, den man von innen an der Tür befestigt hatte, zur Explosion. Die schwere Tür war nicht in der Lage, die Wucht der Explosion vollständig abzufangen. Sie zerbarst und flog Storm um die Ohren. Nicht nur das, eine Feuerwalze folgte und fegte Storm durch den Flur zurück, dorthin, wo sie hergekommen war, bis sie sich mehrfach überschlug und bewegungslos vor einem Fahrstuhl liegen blieb.

Storm

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