Читать книгу Storm - Johannes Anders - Страница 14
ОглавлениеMach die Augen auf!, verlangte eine Stimme. Sie hatte einen vertrauten Klang, aber sie war sehr weit weg. Und sie war sehr hartnäckig. Mach die Augen auf!, verlangte sie immer wieder.
Nein, sie wollte die Augen nicht öffnen. Sie war noch nicht bereit.
Mach die Augen auf! Du hast Besuch. Deine Freunde sind da.
Nein, das konnte nicht sein. Sie hatte keine Freunde. Die Stimme log.
Mach die Augen auf!
Gib endlich Ruhe!, zeterte sie. Ich bin so müde. Ich will nicht mehr aufwachen.
Deine Freunde warten.
Ich habe keine Freunde.
Vielleicht weißt du nicht, dass du Freunde hast. Aber sie sind trotzdem da.
Storm schlug die Augen auf. Die gesamte Crew der Mag-5 stand um ihr Bett herum und beobachtete sie sorgenvoll.
„Haaaa!“, schrie sie vor Schreck und richtete sich auf. „Was wollt ihr alle von mir?“
„Gott sei Dank, sie ist aufgewacht“ seufzte Zaya erleichtert. Auch die anderen entspannten sich.
„Wo bin ich, was ist passiert?“, fragte Storm.
„Jemand hat einen Anschlag auf dich verübt“, erklärte Zaya. „An der Tür deines Hotelzimmers war eine Bombe angebracht. Du hast Glück, dass du die Tür mit der rechten Hand geöffnet hast. Dadurch hat die Wucht der Explosion deine Roboterseite getroffen. Die Ärzte sagen, du hättest sonst nicht überlebt.“
„Ich habe dir eine Karmaspende zukommen lassen“, ergänzte die Astrogatorin Gael Klein. „Das hat vielleicht auch etwas zu deiner Genesung beigetragen.“
Storms biologische Seite schmerzte ein wenig und sie hatte Kopfschmerzen. Ansonsten konnte sie sich frei bewegen. Sie bezweifelte aber, dass die Karmaspende dazu beigetragen hatte.
„Ich scheine keine Verletzungen zu haben“, wunderte sie sich.
„Der Klempner hat schon ein paar Cyborgteile ausgewechselt“, erklärte Bordingenieur Chivan Swo mit seinem unverwechselbaren Charme. „Dein rechter Arm hatte einige Dellen, aber nichts Ernstes. Und am Oberschenkel ist dir das Blech weggeflogen.“
„Wer …“
„Wer das getan hat?“, vervollständigte Zaya Storms angefangenen Satz. „Das wüssten wir auch gerne. Niemand verübt ungestraft einen Anschlag auf ein Crewmitglied der Mag-5!“
„MCLANE“, unterbrach Storm. „Das Schiff heißt MCLANE!“ Wann würden diese geschichtsvergessenen Youngster es endlich lernen?
„Wie auch immer“, seufzte Zaya, etwas ausgebremst. „Die Polizei ermittelt, aber die hat viel zu tun. Wir werden dir selbstverständlich auch helfen. Wir sind ein Team. Hast du irgendwelche Feinde, von denen wir noch nichts wissen?“
Storm schlug innerlich die Hände über dem Kopf zusammen. Himmel, wie kann ich diese Schülerin bloß loswerden?, fragte sie sich.
Man schlägt nicht die hilfreiche Hand, meldete sich Coach Juli.
Zaya Karan ist Raumschiffskommandantin und keine Ermittlerin. Außerdem ist sie viel zu jung und hat keine Ahnung.
Es geht nicht immer nur um Effizienz, erklärte der Coach. Es geht auch um das Soziale. Dein Team will dir sagen, dass sie auf deiner Seite stehen.
Schön für das Team. Die sollen mich endlich in Ruhe lassen.
Manchmal reagierst du wie ein verstockter Teenager, tadelte der Coach.
Storm ignorierte die Einwände und verabschiedete das Team mit ein paar vorgetäuschten Freundlichkeiten. Dann packte sie ihre Sachen.
Die Ärzte wollten dich noch beobachten, meldete sich schon wieder der Coach.
Ich hab nichts, ließ Storm ihn abblitzen.
Was ist mit deinen Kopfschmerzen?
Die Kopfschmerzen wurden tatsächlich schlimmer. Hatte die Explosion doch mehr zerstört als offensichtlich war?
Die werden schon wieder nachlassen.
Sagt Frau Doktor Storm.
Ich bin zwar keine Ärztin, aber ich verstehe etwas von Kriegsführung. Wir sitzen hier wie auf dem Präsentierteller. Der Attentäter wird bald kommen, um sein Werk zu vollenden. Also lass uns so schnell wie möglich verschwinden.
Wäre es dann nicht besser, hier auf ihn zu warten, damit die Polizei ihn festnehmen kann?
Nein, das ist zu riskant, das kriegen die Dilettanten hier nicht hin. Die meisten Polizisten waren ja nicht mal im Krieg.
Der Krieg ist nicht der Vater aller Dinge!
Storm war eine beeindruckende Erscheinung: eine 184 cm große Frau, zur Hälfte ein Roboter. Während sie durch die Flure des Krankenhauses stapfte, ging ihr das Personal weiträumig aus dem Weg. Ein Arzt allerdings schien besonders zu erschrecken. Er beeilte sich, über eine Abzweigung in einem anderen Gang zu verschwinden.
Hast du ihn?, fragte Storm.
Ja, ich habe ein Holo von ihm abgespeichert, bestätigte Juli.