Читать книгу Misteln - Kraftvolle Krebsheiler aus der Natur - Johannes Wilkens - Страница 10

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► Die Geburtsstunde der Misteltherapie bei Krebserkrankungen war der 2. April 1920, ein Karfreitag. Damals hielt Dr. Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie, einen Vortragszyklus für Ärzte und Medizinstudenten, nachdem er sich bereits jahrelang mit Misteln beschäftigt hatte. Im 13. Referat nahm er zum Krebs und zu einer Therapie mit Mistelextrakten Stellung. Steiners Überlegungen beruhten auf dem von ihm entwickelten anthroposophischen Menschenbild, das neben dem Körper auch die Seele und den Geist umfasst. Es gliedert den Menschen – ähnlich der alten hippokratischen Lehre – in vier Bereiche: in den physischen Leib, den Flüssigkeitsleib (in seiner Sprache: Ätherleib), in die Seele (in seiner Sprache: Astralleib) und in das Ich. Tatsächlich sind die wenigsten Strukturen im Menschen – was auch vielen Mediziner nur selten bewusst ist – physisch fest. Fast alle Körperprozesse spielen sich im Flüssigen, im Luftigen (zum Beispiel der Sauerstoff- und Kohlensäuretransport) oder im Wärmehaften (ohne geregelte Körpertemperatur kein menschliches Leben) ab.

Dabei kommt dem Flüssigkeits- beziehungsweise Ätherleib eine wichtige Rolle zu: Nach Steiner stecken darin alle Kräfte, die das Körperwachstum steuern. Wenn dieses Wachstum das gesunde Maß überschreitet, entsteht im Ätherleib eine Disharmonie, die sich zur Krebserkrankung wandeln kann. Die Symptome treten meist schon viele Jahre vor dem Ausbruch der Krankheit auf – es sind Signale, die auf einen aus der Balance geratenden Lebensrhythmus aufmerksam machen: ein schlechter, unruhiger und oft unterbrochener Schlaf, der dem Körper und der Seele nicht mehr genügend Kraft zuführt, ferner Verdauungsstörungen, Durchfall oder Verstopfungen, auch die Unverträglichkeit bestimmter Speisen. Doch auch seelische Vorboten können den Tumor ankündigen: Gefühlskälte und innere Verbitterung, eine zunehmende Beziehungslosigkeit zu sich selbst, zu anderen Menschen, zur Natur und zur Schöpfung, oft auch ungelöste Probleme und Konflikte, nicht ausgelebte Gefühle oder Depressionen.

Ein Karzinom hat also eine lange Vorgeschichte und ist schließlich als eine körperliche Revolution physischer und funktionell wirkender Kräfte zu verstehen, die beim Menschen jeden harmonischen Rhythmus mit sich selbst und mit der Schöpfung zerstören. Die Geschwulst koppelt sich von der Grundordnung der Organe und Zellen ab und führt mit ihrem ungestümen Wuchern ein rücksichtsloses Eigenleben.

Diese Erkenntnis übertrug der Anthroposoph Steiner auf ein Gleichnis aus der Natur: Auch die Mistel löst sich vom normalen Jahreskreislauf, rebelliert gegen die Natur und gegen alle vernünftigen Gesetzmäßigkeiten des Wachstums. Deshalb wird die Mistel von Steiner als »irrsinnig« charakterisiert. Nach seiner Auffassung ähnelt die Entwicklung der Mistel dem Entstehen eines Karzinoms im Körper.

In seinem legendären 13. Vortrag sagte Steiner dazu wörtlich: »Nun ist die Mistel zweifellos dasjenige, durch dessen Potenzierung man erreichen wird müssen das Ersetzen des Chirurgenmessers bei den Geschwulstbildungen. Es wird sich dann nur darum handeln, dass man namentlich die Mistelfrucht, aber durchaus im Zusammenhang mit anderen Kräften der Mistel selber, in der richtigen Weise wird behandeln können, um sie zum Heilmittel zu machen.«

Die Mistel, so erkannte Steiner, hat einen Hang zum egoistischen Eigenleben und widersetzt sich fast allem, was die Organisationskräfte im Menschen erreichen wollen – auch der Neubildung von Zellen. Sowohl den Ätherleib als auch den physischen Körper ergreift die Mistel in einem so starken Maß, dass es zu Krampfanfällen kommen kann. Bei anderen Patienten treten unter der Mistelwirkung Schwindelgefühle oder »pollutionsfördernde« Reaktionen im Sexualverhalten auf.

Eine zentrale Passage des Steiner-Vortrags findet sich in folgendem Satz: »Es handelt sich dann darum, dass man namentlich die Leimsubstanz, die leimartige Substanz der Mistel, in den richtigen Zusammenhang bringt mit einem Verreibungsmittel und man allmählich eine sehr hohe Potenzierung dieser mistelartigen Substanz herausbringt.« Steiner wies also darauf hin, dass die Mistelsubstanzen dem Krebspatienten nicht nur als einzelner Wirkstoff oder als Mixtur gegeben werden sollen, sondern vor allem in Form einer potenzierten homöopathischen Dosis. Tatsächlich wurde der Aspekt einer Wirkung der Mistel selbst in homöopathischer Dosierung lange Zeit wenig beachtet – es wurde vor allem mit physiologischen Dosierungen therapiert. Heute zeigt sich, dass beide Möglichkeiten sinnvoll sind. Man kann also sowohl mit physiologischen Dosierungen wie auch mit potenzierten Mistelpräparaten Heilung erzielen. Auf nachfolgenden Seiten dieses Buches wird die weniger bekannte homöopathische Wirkung in Fallbeispielen belegt. Von diesen Erkenntnissen leitet sich die Schlussfolgerung ab, dass es für die Therapie ganz wesentlich ist, auf welchem Wirtsbaum die Mistel herangewachsen ist. Diese Gedanken finden sich schon bei Steiner. An einer anderen Stelle seines Vortrags wird die Wirksamkeit der Mistel nach den verschiedenen Wirtsbäumen spezifiziert: Er sah einen engen Zusammenhang zwischen den jeweiligen Mistelbäumen und bestimmten Organen oder auch Organsystemen im menschlichen Körper.

Steiner war davon überzeugt, dass die besondere Charakteristik des Wirtsbaumes mit dem zu behandelnden Menschen übereinstimmen muss, damit die Misteln ihre volle Wirkkraft entfalten können. Auch die Metallsubstanzen brachte er in einen Bezug zu bestimmten Krebsformen – zum Beispiel empfahl er die Kombination der Apfelbaum-Mistel mit Silbersalzen als heilsames Mittel gegen alle Formen von Unterleibskrebs.

Der Wirtsbaum

Rudolf Steiner zeigte auf, dass die Mistel wie ein Transformator der Kräfte des Baumes wirkt, auf dem sie wuchs. Wer ein Mistelpräparat injiziert bekommt, erhält vor allem die Kräfte des jeweiligen Wirtsbaumes übertragen – seine Wahl ist also extrem wichtig.

Nach Steiners Darstellung wächst die Mistel auf Bäumen, die einen Überschuss an Kräften besitzen. Das ähnelt der Krebserkrankung eines Menschen, der ebenfalls zu viel wuchernde Kräfte in sich trägt. Die Mistel hat die Fähigkeit, diese überschüssigen Kräfte in eine ordnende Struktur zu bringen. Dieses Ordnungsprinzip überträgt die Mistel auf den krebskranken Menschen – mit dem Ergebnis, dass die entarteten Zellen umgewandelt werden.

Die Kernaussagen seiner Misteltherapie fasste Rudolf Steiner in drei Punkten zusammen:

 Pharmakologisch ist die Potenzierung der Mistel beziehungsweise einzelner Bestandteile (insbesondere der Frucht) wichtig.

 Zwischen dem Wirtsbaum der Mistel und den einzelnen Organen im menschlichen Körper gibt es Zusammenhänge, die für die richtige Auswahl der Mistelpräparate ausschlaggebend sind.

 Die Heilkraft einer Misteltherapie wird erhöht, wenn man sie mit einer Metalltherapie kombiniert.

Von der These zur praktischen Anwendung

Bereits 1921 konnte Steiners ärztliche Mitarbeiterin Dr. med. Ita Wegman (1876–1943) erste Therapieergebnisse mit der Mistel vorweisen. Sie hatte bei allen Krebspatienten eine Besserung des subjektiven Befindens festgestellt. Schlaflosigkeit und Müdigkeit waren allmählich zurückgegangen, und nach der Injektion wurde bei den Krebskranken meistens sogar eine Euphorie beobachtet – die Menschen bekamen wieder Mut zu leben. Bei Patienten im letzten Krebsstadium führte die Mistelbehandlung zur Linderung der Schmerzen, sodass Frau Dr. Wegman fast nie zu Morphium greifen musste.

Die vermutlich erste Krankengeschichte, die Ita Wegman im Zusammenhang mit der neuen Misteltherapie dokumentiert hat, ereignete sich drei Jahre vor Steiners Vortrag – hier der Wortlaut:

»1914 Frau W., 56 Jahre alt. Radikal-Operation wegen Mamma-Carcinom. 1917 Metastasen in den supra- und infraclaviculären Drüsen (das heißt am Schlüsselbein, Anm. d. A.) und operative Entfernung derselben mit nachfolgenden Röntgenbestrahlungen. Dann äusserst elend mit Klagen über dauernde Müdigkeit, absolute Schlaflosigkeit und Arbeitsunfähigkeit.

Etwa zwei Monate nach dieser zweiten Operation Beginn der Viscum-Behandlung und nach etwa 28 Injektionen vollkommene Genesung von allen Beschwerden. Die folgenden sechs Jahre war die Patientin wieder voll arbeitsfähig. Sie wurde dann 1923 von neuem mit Viscum behandelt und hat ein hohes Alter erreicht.«2

Ita Wegman 1921 über ihre Erfahrungen mit Mistelbehandlungen3

 Absolut einwandfreie Heilungen, mit denen man der medizinischen Wissenschaft imponieren könnte, sind bis jetzt noch nicht erreicht.

 Eine Besserung des subjektiven Befindens tritt immer ein. Die Schlaflosigkeit und Müdigkeit gingen allmählich zurück, sodass man sogar von einer Euphorie nach der Injektion sprechen kann. Die Patienten bekommen wieder Mut, zu leben.

 Habe ich bei den im letzten Stadium sich befindlichen Kranken eine Linderung der Schmerzen beobachtet, sodass ich bei diesen hoffnungslosen Patienten wenig, ja fast nie zu Morphium zu greifen brauchte.

 Bei denjenigen Patienten, die durch Vererbung (Karzinom in der Familie) zur Karzinombildung veranlagt sind und anfangen zu kränkeln, über Müdigkeit, Schlaflosigkeit klagen, Magenverstimmungen haben, ein alterndes Aussehen bekommen, obgleich physisch nichts bestimmtes, kein Tumor an irgendeinem Organ, keine Schleimhautveränderungen noch zu konstatieren sind: bei dieser Sorte von Patienten hat die Viscum-Behandlung eine außerordentlich gute Wirkung. Hier kann man infolgedessen sprechen von einer Vorbeugungstherapie.

Erste Hinweise auf eine Impfung gegen Krebs

Vergleicht man die Erfahrungen Ita Wegmans mit den Aussagen Rudolf Steiners im erwähnten 13. Ärztevortrag von 1920, so scheint sich zu bestätigen, dass die Mistel vor allem die Seele aktiviert und stärkt. Zwar konnte man nach Ita Wegmans Beobachtungen damals noch nicht auf das Messer des Chirurgen verzichten, aber interessanterweise sprach die Ärztin der Mistel sogar eine vorbeugende Wirkung gegen Krebs zu – eine Feststellung, die erstmals Hinweise auf eine prophylaktische Impfung gibt. Im Kapitel »Mistelimpfung gegen Krebs« behandeln wir diese These aufgrund aktueller Erfahrungen sehr ausführlich; denn eine Anti-Krebs-Impfung mit Mistelpräparaten ist heute keine Utopie mehr, sondern aus anthroposophischer Sicht bereits ein hoffnungsvoller, realistischer Weg in dem Bemühen, den Krebs zu zähmen. Eine vorbeugende Misteltherapie ist schon heute zu empfehlen, wenn Patienten vorgealtert aussehen und wenn in ihrer Familiengeschichte Vorfahren an Karzinomen erkrankt sind.

2 Zitiert nach Kiene und Kienle 2003.

3 Zitat aus Wegman: Die ersten Krebsbehandlungen mit Viscum album.

Misteln - Kraftvolle Krebsheiler aus der Natur

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