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|49|3 Der Zorn des Achilleus

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S inge, Göttin, den Zorn des Peleussohnes Achilleus – // LJ den verheerenden, der den Achaiern zehntausend Leiden schuf, // viele Heldenseelen in ihrer Kraft hinab zum Hades stürzte, // ihre Leiber selbst aber zum Fraß der Hunde machte // und zum Gastmahl für die Vögel, und der Wille des Zeus wurde erfüllt – // damit angefangen, wo sich erstmals im Streit die beiden trennten, // den Sohn des Atreus, den Herrscher der Männer, und den göttlichen Achilleus.1

So lauten die ersten Verse der Ilias, die im zehnten und letzten Jahr der Belagerung Troias beginnt, als Agamemnon sich mit Achilleus verzankt, der sich daraufhin samt seinen Männern aus dem Kampf zurückzieht und eingeschnappt in seinem Zelt sitzt. Der Streit entstand um Chryseïs, die Tochter des Chryses, der als Priester dem Apollon in seinem Heiligtum in Chryse südlich von Troia dient; die Griechen haben es geplündert und das Mädchen Agamemnon als Bettsklavin überlassen. Der Vater kommt ins griechische Lager und bittet um die Freigabe von Chryseïs, Agamemnon aber lehnt schroff ab und verjagt ihn. Nun betet Chryses, Apollon möge ihn rächen, worauf der Gott die Griechen mit einer tödlichen Epidemie schlägt.

Als die ‚Pest‘ anhält und die Griechen schon neun Tage lang dahinsterben, beruft Achilleus eine Heeresversammlung ein, und |50|der Seher Kalchas verkündet, alle müssten sterben, es sei denn, sie versöhnten Apollon, indem sie Chryseïs ihrem Vater wiedergäben. Widerwillig fügt sich Agamemnon, verlangt aber, dass Achilleus ihn entschädigt und seine eigene Gefangene und Konkubine Briseïs aufgibt. Agamemnon schickt seinen Herold, um Achilleus Briseïs wegzunehmen, und sendet Odysseus mit einem Schiff aus, um Chryseïs wieder zu ihrem Vater zu bringen, worauf der zu Apollon betet, dass der Gott die Seuche enden lässt.

Inzwischen hat sich Achilleus mit seinen Männern aufgebracht aus dem griechischen Lager zurückgezogen. Er betet zu seiner Mutter, der Meergöttin Thetis, und bittet sie, ihren Einfluss bei Zeus und den übrigen Göttern geltend zu machen, damit die Achäer in seiner Abwesenheit Niederlagen erleiden, und insbesondere Agamemnon begreift, wie wichtig der Held ist, den er entehrt hat. Thetis trägt die Bitte ihres Sohnes Zeus vor, der ungern und trotz den Einwänden seiner Gattin Hera zustimmt, den Wunsch des Achilleus zu erfüllen.

Nun „lag untätig in seinen Schiffen der göttliche Achilleus, der schnelle“, und seine Männer „dachten nicht an den übel tosenden Krieg, // niemanden gab es nämlich, der ihre Reihen angeführt hätte“.2

Sobald Agamemnons Heer abmarschiert ist, bringt die Göttin Iris Hektor eine Botschaft des Zeus, dass die Achäer über die Ebene auf die Stadt vorrücken: „So sprach sie, und Hektor verkannte nicht ein Wort, das von der Göttin kam, // sondern löste die Versammlung augenblicklich auf; sie stürzten zu den Waffen. // Und alle Tore öffneten sich und heraus stürzte das Volk, Fußkämpfer und Wagenkämpfer; großer Lärm erhob sich.“3

Als sich beide Heere einander auf der Ebene von Troia nähern, tritt Paris (alias Alexandros) vor und fordert den besten der Achäer heraus, mit ihm zu kämpfen. Augenblicklich nimmt |51|Menelaos die Herausforderung an, weil er darauf brennt, sich an dem Mann zu rächen, der seine Frau Helena gestohlen und den Krieg verursacht hat. Bei seinem Anblick bekommt Paris Angst und zieht sich zurück, Hektors verächtlicher Spott aber beschämt ihn dermaßen, dass er seinem Rivalen gegenübertritt und Menelaos anbietet, in einem Zweikampf „um Helena und alle Schätze zu kämpfen“.4

Agamemnon ruft seinen Männern zu, die Waffen niederzulegen, während Hektor zwischen die beiden Heere tritt und verkündet: „Wer von beiden siegt und sich als stärker erweist, // der nehme gern alle Schätze und die Frau und führe sie zu sich nach Hause, // wir anderen aber wollen dann Freundschaft schließen und zuverlässige Verträge beschwören.“5 Nun lassen Agamemnon und Hektor sich als Opfer an die Götter insgesamt drei Lämmer bringen, während sie den Kampfplatz für Paris und Menelaos vorbereiten. Iris hat inzwischen Helena benachrichtigt, dass „ Alexandros und Menelaos, der Liebling des Ares, // um dich mit den langen Lanzen kämpfen werden“.6 Sofort begibt sich Helena mit zwei ihrer Mägde zum Turm auf den Burgmauern über dem Skäischen Tor, von wo aus Priamos und andere alte Troer das Drama verfolgen, das unten in der Ebene gerade seinen Lauf nimmt. Die Greise schwatzen mit dünner heller Stimme „wie Zikaden“,7 und als sie Helena kommen sehen, raunen sie einander zu:

Nicht verübeln kann man es den Troern und den Achaiern in guten Beinschienen, // dass sie wegen einer solchen Frau schon so lange Leid ertragen! // Ehrfurcht gebietend ähnlich ist sie im Gesicht den unsterblichen Göttern. // Aber trotzdem – auch wenn sie so eine Frau ist – möge sie auf den Schiffen heimfahren, // damit sie nicht zum Unheil für uns und unsere Kinder, das noch kommt, hierbleibt.8

|52|Priamos ruft Helena zu: „Hierher, komm her, liebes Kind, und setz dich zu mir, // damit du deinen früheren Mann siehst, deine Schwäger und Verwandten. // Du trägst in meinen Augen nicht die Schuld, die Götter sind für mich schuld daran, // die den tränenreichen Krieg gegen die Achaier über mich gebracht haben.“9

Paris wird von Menelaos besiegt, doch Aphrodite rettet ihn und bringt ihn auf wunderbare Weise in Helenas Bett. Rasend vor Wut läuft Menelaos kreuz und quer über das Schlachtfeld und sucht seinen Feind. Als Paris aber nicht zu finden ist, erklärt Agamemnon seinen Bruder zum Sieger:

Hört mich, ihr Troer und Dardaner und ihr Verbündeten! // Der Sieg gehört offensichtlich dem von Ares geliebten Menelaos. // So gebt ihr nun die Argiverin Helena und zusammen mit ihr die Schätze // heraus, und ein Bußgeld wollen wir noch entgegennehmen, in einer angemessenen Höhe, // die auch vor den Menschen der Zukunft noch bestehen kann.10

Jetzt aber bringt Zeus den troischen Bogenschützen Pandaros dazu, den Waffenstillstand zu brechen, Menelaos heimtückisch zu verwunden und dadurch den Kampf neu ausbrechen zu lassen: „Viele Troer und Achaier lagen an jenem Tag // mit dem Gesicht nach unten beieinander im Staub.“11

Nun verleiht Athene Diomedes so viel zusätzliche Kraft und Kühnheit, dass er viele Troer tötet und Aineias besiegt, den aber seine Mutter Aphrodite in Sicherheit bringt. Daraufhin greift Diomedes Aphrodite an und verwundet sie, nur um prompt von Apollon zur Rede gestellt zu werden, der ihn davor warnt, Krieg mit den Göttern anzufangen. Während des Kampfes mischen sich mehrere Götter auf beiden Seiten ein und versuchen den Ausgang |53|der Schlacht zu beeinflussen, darunter Ares, der von Diomedes verwundet und so außer Gefecht gesetzt wird.

Hektor sammelt seine Truppen und verhindert dadurch eine kopflose Flucht, aber für das troische Aufgebot ist die Lage jetzt so verzweifelt geworden, dass Rettung nur noch durch göttliches Eingreifen möglich ist. „Und jetzt wären wohl die Troer vor den von Ares geliebten Achaiern wieder // bergauf nach Ilion gegangen, bezwungen von feiger Schwäche, // wäre nicht zu Aineias und Hektor getreten und hätte sie angesprochen // der Priamossohn Helenos, der mit Abstand beste Deuter des Vogelflugs.“12

Helenos erklärt den beiden, dass sie ihre Männer vor dem Stadttor aufhalten müssen; anschließend soll Hektor ihrer beider Mutter Hekabe auffordern, alle vornehmen Frauen im Tempel der Athene zu versammeln. Ihr schönstes Gewand soll sie nehmen „und auf die Knie Athenes mit den schönen Haaren legen // und ihr versprechen, im Tempel zwölf Rinder, // einjährig und noch nicht zur Feldarbeit angetrieben, zu opfern, wenn sie nur Erbarmen zeigt // mit der Stadt und den Frauen der Troer und den kleinen Kindern“.13 Nachdem das geschehen ist, fordert Hektor Paris auf, mit ihm zum Heer zurückzukehren; dann sagt er auf der Festungsmauer seiner Frau Andromache und seinem kleinen Sohn Astyanax Lebewohl und begibt sich wieder zu seinen Kriegern.

Hektor und Paris führen die Troer in den Kampf; jeder von ihnen erschlägt seinen ersten Gegner, ebenso ihr lykischer Verbündeter Glaukos. Als Athene das sieht, eilt sie vom Olymp hinab nach Ilion, wo sie Apollon begegnet, der „den Sieg der Troer wollte“.14 Sie besprechen sich, wie sie zumindest einstweilen dem Kampf ein Ende setzen können, und Apollon schlägt vor, sie könnten Hektor den Gedanken eingeben, einen Zweikampf gegen einen der achäischen Helden auszutragen – um alles oder nichts. Damit |54|haben sie Erfolg; Hektor fordert die Achäer heraus, die durch Loseziehen den Telamonier Aias zu seinem Gegner wählen. Beide kämpfen erbittert miteinander, bis der Einbruch der Dunkelheit sie trennt; daraufhin einigen sie sich auf einen befristeten Waffenstillstand und tauschen Geschenke aus, dann kehren Achäer und Troer in ihre Lager zurück.

Später, nach dem abendlichen Festmahl der Achäer, schlägt Nestor vor, bei Sonnenaufgang einen Waffenstillstand auszurufen, damit sie ihre Kampfgefährten verbrennen und begraben können, „deren schwarzes Blut rund um den schön fließenden Skamandros // der scharfschneidende Ares vergossen hat“.15 Außerdem rät er, eine Palisadenmauer mit Wällen und einen tiefen Graben rund um ihr Lager und die Schiffe zu errichten, „‚damit nicht etwa der Krieg der stolzen Troer schwer auf uns niederstürzt.‘ So sprach er, alle Könige aber stimmten dem zu.“16

Inzwischen versammeln sich die Troer und die mit ihnen verbündeten Dardaner in der Festung, wo Antenor, ein Ratgeber des Priamos, vorschlägt, sie sollten Helena und all ihre Besitztümer den Achäern zurückgeben, damit diese den Krieg beenden und abziehen. Paris widerspricht heftig: „Ich sage es gerade heraus: Die Frau gebe ich nicht wieder her, // aber die Schätze, die ich aus Argos in unser Haus gebracht habe, // will ich gern alle abgeben und noch etwas von meinen eigenen hinzufügen.“17

Priamos erhebt sich und sagt, sie sollten zu Abend essen und sich dann hinlegen, angesichts der Nachtwachen, die sie noch halten müssen; bei Tagesanbruch solle der Herold Idaios mit der Botschaft zum Lager der Achäer gesandt werden, die Troer wollten Helenas Besitz herausgeben, falls ein Waffenstillstand ausgerufen werde und sie ihre Toten begraben könnten. Als Idaios den Achäern die Nachricht überbringt, weigern sie sich, Helena oder ihren Besitz in Empfang zu nehmen, stimmen aber bereitwillig |55|einem Waffenstillstand zu, damit beide Seiten ihre gefallenen Kameraden bestatten können.

In der Dämmerung am Morgen nach dem Waffenstillstand versammelt Zeus alle Unsterblichen auf dem höchsten Gipfel des Olymp und verbietet ihnen streng, den Troern oder den Achäern wie früher zu helfen; anschließend fliegt er hinab zum Idagebirge in der Troas, wo er sich niederlässt, „hinabblickend auf die Stadt der Troer und die Schiffe der Achaier“.18 Die beiden Heere, Fußkämpfer und Streitwagen, rücken über die Ebene von Troia vor. Als sie aufeinanderprallten,

stießen sie ihre lederbezogenen Schilde gegeneinander, die Speere und die Kräfte der Männer // in ihren bronzenen Rüstungen; doch die Schilde mit ihren Buckeln // schoben einer den anderen vor sich her, großer Lärm erhob sich. // Da erklang im selben Augenblick Wehklagen und Siegesgeschrei der Männer, // die töteten und die getötet wurden, und die Erde war von Blut überströmt.19

Gegen Mittag wendet sich das Kriegsglück deutlich gegen die Achäer, und sie fliehen Hals über Kopf in ihr befestigtes Lager, dicht auf den Fersen die troische Armee unter Hektor, der entschlossen ist, die griechische Flotte in Brand zu stecken. Sobald aber die Achäer den Graben vor ihrem Lagerwall erreichen, sammelt Agamemnon seine Männer, und sie führen einen wütenden Gegenangriff, bei dem viele Troer getötet werden, ehe Hektor den Sturmangriff wiederaufnimmt und die Griechen zwingt, sich hinter den Wällen des Lagers in Sicherheit zu bringen.

Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen, deshalb entscheidet sich Hektor, sein Heer vor dem achäischen Lager biwakieren zu lassen und den Angriff am Morgen wieder aufzunehmen. Also spannen die Troer ihre Pferde aus, opfern den Göttern Rinder und |56|feiern an ihren Wachfeuern unter den Sternen voller Zuversicht ein Festmahl: „Tausend Feuer brannten in der Ebene, an jedem aber // saßen fünfzig Männer im Schein des brennenden Feuers. // Doch die Pferde kauten weiße Gerste und Spelt //, neben den Streitwagen stehend, wo sie auf Eos (die Morgenröte) auf ihrem hohen Thron warteten.“20 Währenddessen ruft Agamemnon seine Männer zu einer Versammlung und rät unter Tränen, da Zeus sich gegen sie entschieden habe, sollten sie ihren Versuch zur Eroberung Ilions aufgeben. „Nun kommt: wie ich es euch sage, wollen wir es alle befolgen // fliehen wir mit den Schiffen in unser eigenes Vaterland; // Troia mit den breiten Straßen werden wir ja doch nicht mehr einnehmen.“21 Diomedes widerspricht heftig und erklärt, wenn Agamemnon nicht den Mut zum Weitermachen habe, möge er doch mit seinen eigenen Schiffen absegeln, der Rest von ihnen werde weiterkämpfen, bis sie Troia plündern könnten. Die Achäer spenden Diomedes Beifall, und Nestor schlägt vor, Agamemnon möge die achäischen Fürsten zu einem Gastmahl einladen und dabei mit ihnen beraten: „Diese Nacht wird das Heer entweder vernichten oder aber retten.“22

So führt Agamemnon die Fürsten der Achäer zu seiner Unterkunft und setzt ihnen ein üppiges Festmahl vor; anschließend spricht Nestor und belehrt ihn, mit der Entehrung des Achilleus habe Agamemnon einen fürchterlichen Fehler begangen, und nun sollten sie versuchen, seine Freundschaft zurückzugewinnen. Bereitwillig gesteht Agamemnon seinen Fehler ein und entschuldigt sich, er sei verblendet gewesen; er bietet an, Achilleus sein Sklavenmädchen Briseïs wiederzugeben und prächtige Geschenke dazu. Nestor schlägt vor, dieses Angebot durch eine Gesandtschaft zu überbringen, die Phoinix anführt, der einstige Erzieher und Gefährte des Achilleus; außerdem sollen Odysseus, Aias der Telamonier und zwei Herolde dazugehören.

|57|Achilleus nimmt die Gesandten gastlich auf und weist seinen geliebten Gefährten Patroklos an, Wein für seine Gäste zu bringen, „denn die Männer, die mir die liebsten sind, sind unter mein Dach gekommen“.23 Dann bringt Odysseus einen Trinkspruch auf Achilleus aus und berichtet ihm von dem großzügigen Entschädigungsangebot Agamemnons. Achill jedoch lehnt brüsk ab und erklärt, es gebe keine Art, wie Agamemnon das Unrecht gutmachen könne, das er ihm angetan habe. Und weiter sagt er, seine Mutter Thetis habe ihm offenbart, er müsse zwischen zwei Schicksalen wählen:

Bliebe ich hier auf dem Fleck und kämpfe um die Stadt der Troer, // sei meine Hoffnung auf Heimkehr verloren, doch werde mir unvergänglicher Ruhm zuteil; // kehrte ich aber heim in mein Vaterland, // sei für mich der überragende Ruhm verloren, doch lang werde meine Lebensspanne sein, // und nicht so schnell werde mich mein Ende, der Tod, ereilen.24

Phoinix bedrängt seinen einstigen Schüler in bewegenden Worten, doch Achilleus bleibt unerschütterlich. Schließlich kehren Odysseus und Aias der Telamonier zu ihren Lagerplätzen zurück und lassen Phoinix als Gast bei Achilleus. Nach seiner Rückkehr berichtet Odysseus Agamemnon, Achilleus habe das Angebot abgelehnt, worauf alle schweigen, bis Diomedes das Wort ergreift und sie auffordert, sich nicht weiter um Achilleus zu kümmern:

„Er wird wieder kämpfen, und zwar dann, wenn // der Wille in seiner Brust ihn antreibt oder ein Gott ihn dazu aufruft. (…)“ // So sprach er, die Könige aber riefen laut ihre Zustimmung aus // und staunten über die Rede des Pferdebändigers Diomedes. // Und dann gossen sie Wein als Trankopfer aus und kehrten |58|danach jeder in seine Hütte zurück, // legten sich dort nieder und empfingen das Geschenk des Schlafes.25

Agamemnon aber kann nicht schlafen, also steht er auf und legt seine Waffen an. Dasselbe tut Menelaos, der in die Hütte seines Bruders geht und Agamemnon trifft, der gerade neben dem Heck seines Schiffs die Rüstung anlegt. Sie stellen fest, dass sie beide die gleiche Idee hatten, einige ihrer Gefährten auf einen Spähtrupp gegen die Troer zu schicken; am Ende melden sich Odysseus und Diomedes freiwillig und brechen in Richtung des feindlichen Lagers auf.

Inzwischen hat Hektor eine nächtliche Versammlung der troischen Anführer und Berater einberufen, um seinerseits ein Erkundungsunternehmen ins achäische Lager zu starten. Dolon, der Sohn des Herolds Eumedes, meldet sich dafür in der Aussicht auf eine reiche Belohnung und verschwindet in der Nacht – nur um Odysseus und Diomedes in die Arme zu laufen, die erst die gesamte Truppenverteilung der Troer aus ihm herauslocken und ihm anschließend dem Kopf abschlagen. Gleich darauf dringen sie in den Lagerplatz der thrakischen Verbündeten Hektors ein – zwölf Mann und ihr König, alle fest eingeschlafen, jeder mit einem Gespann Pferde, die sie gemeinsam angebunden haben. Lautlos tötet Diomedes nacheinander alle 13 Männer mit dem Schwert, während Odysseus sie an den Füßen wegschleift, um den Weg für die Pferde freizumachen; dann führen sie sie weg, kehren in die eigenen Linien zurück und machen noch kurz Halt, um Dolons Brustpanzer mitzunehmen, damit sie ihn Athene weihen können.

Nach der Rückkehr ins achäische Lager nehmen sie die Glückwünsche ihrer Kameraden entgegen, binden die Pferde vor der Hütte des Diomedes an und legen Dolons blutige Trophäe bis zum nächsten Opfer beiseite. „Dann, als ihnen die Meereswoge den vielen Schweiß // vom Körper gespült hatte und ihr Herz |59|gekühlt war, // stiegen sie in sorgfältig geglättete Badewannen und wuschen sich. // Und als sie sich gewaschen und mit Salböl gesalbt hatten, // setzten sie sich zum Essen, doch aus dem vollen Mischkrug schöpften sie für Athene // honigsüßen Wein und gossen ihn als Opfer aus.“26 So endet Buch 10, das Vorspiel zu einer großen ganztägigen Schlacht, die erst mit Buch 18 endet.

Am nächsten Morgen folgen die wieder zu Kräften gekommenen Achäer, von Athene angespornt, Agamemnon aus dem Lager, wo ihnen Hektor und seine Armee entgegentreten.

Und die Männer, wie Schnitter, die in zwei Reihen aufeinander zu // Halme niedermähen auf dem Feld eines reichen Mannes, // Weizen oder Gerste, die Schwaden aber fallen dicht nacheinander – //so mordeten Troer und Achaier, indem sie einander ansprangen, // und keinem von ihnen kam ängstliche Flucht in den Sinn, die eine Schande gewesen wäre und den Tod bedeutet hätte.27

Agamemnon steht an der Spitze des Angriffs der Achäer und tötet jeden, der sich ihm entgegenstellt, während die Troer sich bis ans Skäische Tor zurückziehen müssen, ehe sie standhalten können. Selbst als ein Lanzenstoß ihn am Arm verwundet, tötet Agamemnon weiter. Erst als der Schmerz zu groß wird, ist er gezwungen, sich von seinem Wagenlenker zurück ins achäische Lager fahren zu lassen, ruft seinen Männern jedoch zu, weiterzukämpfen. Der Wagenlenker peitscht auf die Pferde ein, „ihre Brust war schaumüberzogen, von unten aber waren sie staubbedeckt, // als beide den Schmerzen leidenden König aus der Schlacht trugen“.28 Als Hektor Agamemnons Rückzug sieht, sammelt er seine Männer und stürzt sich ins Getümmel, tötet alle Achäer, die er trifft, und sie fliehen zurück zu ihrem Lager; nur Diomedes und Odysseus weichen nicht. Ein Pfeil trifft Diomedes in den Fuß, und damit bleibt |60|Odysseus allein mitten unter den Troern zurück, von denen ihn einer mit einem Lanzenstoß an der Brust verwundet. Menelaos hört seine Rufe und macht den Telamonier Aias aufmerksam; beide eilen zur Rettung ihres Kameraden. Menelaos lässt seinen Wagenlenker kommen, und sie bringen Odysseus zurück ins Lager, während Aias ihren Rückzug deckt.

Inzwischen hat Achilleus von seinem Schiff aus die Schlacht verfolgt, und als er sieht, wie Nestor einem Verwundeten in sein Zelt hilft, bittet er Patroklos nachzuschauen, ob das der betagte Seher Machaon ist, der Sohn des großen Heilers Asklepios. Es ist wirklich Machaon, und ehe Patroklos die Nachricht überbringen kann, schlägt Nestor ihm vor, mit Achilleus zu sprechen und ihn zu überzeugen, wieder zu den Achäern zu stoßen – oder zumindest „soll er dir seine schönen Waffen für den Kampf zu tragen geben, // damit vielleicht die Troer dich mit ihm verwechseln und den Kampf aufgeben“.29

Währenddessen geht die Schlacht weiter, Hektor kämpft „einem Wirbelsturm gleich“30 und treibt seine Männer gegen das Lager der Achäer an, doch ihre Pferde scheuen vor dem tiefen Graben rund um die Wälle. Hektor springt von seinem Wagen und ebenso seine Begleiter, aber sie können sich keinen Weg durch die Tore bahnen. „Überall waren nun die Türme und die Palisaden vom Blut der Männer // bespritzt, auf beiden Seiten, von Troern und Achaiern.“31

Zuletzt nimmt Hektor einen riesigen Felsbrocken, schleudert ihn gegen das Tor und zerschmettert es. Durch den Torweg bricht er ins Lager ein, in jeder Hand eine Lanze, und kein Achäer kann ihm widerstehen.

Er wandte sich um und rief den Troern durch das Kampfgetümmel zu, // über den Wall zu klettern; sie gehorchten dem, der sie |61|antrieb. // Gleich bestiegen die einen über den Wall, die anderen stürzten durch die Tore selbst, // die gut gebauten. Die Danaer aber flüchteten // zu den bauchigen Schiffen, und unendlicher Lärm erhob sich.32 (…) // Die gesammelten Troer aber, der Flamme gleich oder dem Sturm, // folgten Hektor, dem Sohn des Priamos, in rastlosem Eifer, // lärmtosend, mit schrillen Schreien – sie hofften die Schiffe der Achaier // zu erobern, bei ihnen all die vornehmsten von ihnen zu töten. // Poseidon jedoch, der Beweger der Erde, der Erderschütterer, // trieb die Argeier an – aus der salzigen Tiefe war er gekommen – // der Gestalt und unermüdlichen Stimme des (Sehers) Kalchas sich gleich machend.33

Jetzt berät sich Nestor mit Agamemnon, Diomedes und Odysseus, jenen drei Anführern der Achäer, die verwundet sind und deswegen nicht am Kampf um die Schiffe teilnehmen können. Agamemnon schlägt vor, diejenigen Schiffe ins Wasser zu ziehen, die dem Strand am nächsten liegen, sie ein Stück aufs Meer hinauszurudern und dort zu verankern; nachts „können wir dann alle übrigen Schiffe zu Wasser bringen. // Es ist ja nicht zu tadeln, wenn man vor Schlimmem flieht, auch nicht nachts.“34 Aber Odysseus und Diomedes weisen den Plan augenblicklich zurück, also gehen sie alle wieder zu ihren Gefährten, während Poseidon über das Schlachtfeld eilt „und große Kraft jedem // ins Herz warf, ohne Unterlass Krieg zu führen und zu kämpfen“.35

Hera sieht das gern, als sie vom Olymp blickt, denn auch sie hält zu den Achäern. Zeus aber, der auf dem Ida sitzt und auf Troia hinabsieht, begünstigt die Troer und hat den anderen Unsterblichen jede Einmischung verboten; er könnte sehen, was Poseidon tut, und ihn aufhalten. Deshalb bittet Hera Aphrodite um Hilfe, sich hübsch zu machen, und fliegt in Begleitung des Gottes Hypnos (Schlaf) hinunter auf den Ida, in der Absicht, Zeus zu verführen |62|und anschließend lange genug schlafen zu lassen, damit Poseidon den Achäern beim Sieg über die Troer helfen kann.

Zeus ist überrascht, Hera zu sehen, spürt aber sofort Verlangen nach ihr, und nachdem er ihr versichert hat, er werde sie beide mit einer Wolke aus Gold umhüllen, sodass nicht einmal Helios zusehen könnte, lieben sie sich auf dem Berggipfel:

So sprach er, und mit den Armen griff sich der Sohn des Kronos seine Gattin und Bettgenossin; // unter ihnen aber trieb die Erde, die göttliche, frisch aufsprießendes Gras hervor, // mit Tau bedeckten Lotos, Krokus und Hyazinthen, // dicht und angenehm weich; das ließ sie höher liegen als auf dem Boden. // Darauf legten sie sich beide und zogen als Decke über sich eine schöne // goldene Wolke; glänzende Tautropfen fielen nieder.36

Schnell eilt Hypnos nun zu den Schiffen, wo er Poseidon berichtet, dass er den Achäern nur so lange helfen könne, bis Zeus aufwacht. Wieder ruft Poseidon mit der Stimme des Kalchas und treibt die Achäer an, noch einmal alles zu geben; Agamemnon, Odysseus und Diomedes beteiligen sich, obwohl sie doch verwundet sind. Aias der Telamonier schleudert einen riesigen Steinbrocken, der Hektor betäubt und zwingt, das Schlachtfeld zu verlassen, was die Achäer so sehr aufrüttelt, dass sie „wieder an ihre Kampflust dachten und die Troer stärker bedrängten“.37

Jetzt aber erwacht Zeus, und als er sieht, dass die Griechen die Troer in die Flucht geschlagen haben, begreift er, dass er zum Narren gehalten worden ist, und droht Hera zu bestrafen, sie aber schiebt die Schuld Poseidon zu, und Zeus ist besänftigt. Nach Heras Rückkehr zum Olymp ruft Zeus Iris und schickt sie mit dem Befehl zu Poseidon, die Einmischung in den Kampf einzustellen. Poseidon widersetzt sich mit dem Hinweis, er sei gleichrangig mit |63|Zeus, doch schließlich „verließ er das Achaiervolk, // ging hin und tauchte ins Meer hinab, die heldenhaften Achaier aber vermissten ihn“.38 Nun sendet Zeus Apollon aus, um Hektor zu heilen, der sich schnell erholt und sein Heer zu einem Gegenangriff führt; die Achäer werden bis zu ihren Schiffen zurückgetrieben, die die Troer schon in Brand zu setzen beginnen.

Inzwischen ist Patroklos wieder bei Achilleus angekommen „und trat zu ihm und weinte heiße Tränen“.39 Als Achilleus ihn fragt, warum er weint, erzählt ihm Patroklos, dass die Achäer furchtbar zu leiden haben, „denn alle, die bisher die Besten waren, // liegen ja schon von Schuss oder Hieb verwundet in den Schiffen“,40 darunter Agamemnon, Odysseus und Diomedes. So bittet er Achilleus, ihm seine Rüstung zu leihen, sodass er in die Schlacht eingreifen kann, „damit vielleicht die Troer mich mit dir verwechseln und den Kampf aufgeben“.41 Achilleus sieht selbst, dass die Troer schon die ersten achäischen Schiffe in Brand stecken, also erlaubt er Patroklos, seine Rüstung zu leihen und dazu seine Pferde, den Wagen und den Wagenlenker Automedon; außerdem stellt er die Männer aus seinen 50 Schiffen, die Myrmidonen, unter das Kommando seines geliebten Gefährten.

Als die Troer Patroklos und die Myrmidonen erblicken, meinen sie, Achilleus wäre wieder zu den Achäern gestoßen, „und jeder blickte sich um, wie er dem plötzlichen Untergang entrinnen konnte“.42 Von Patroklos’ Gegenwart angespornt vertreiben die Achäer die Troer aus dem Lager und drängen sie über die ganze Ebene bis unter die Mauern Troias zurück. Unter den von Patroklos Erschlagenen ist Sarpedon, ein Sohn des Zeus, einer der Anführer des lykischen Aufgebots – zusammen mit Glaukos, der selbst gerade von Teukros, dem Halbbruder des Telamoniers Aias, mit einem Pfeil verwundet worden ist. Als Glaukos den Todesschrei Sarpedons hört, betet er zu ihrem gemeinsamen |64|Schutzgott Phoibos Apollon und fleht um Hilfe gegen Patroklos. Augenblicklich lindert Apollon den Schmerz von Glaukos’ Wunde, drängt Hektor, die Achäer aufzuhalten, und begibt sich dann aufs Schlachtfeld, von dem er Sarpedons Leiche wegträgt, damit der Fürst „in der fruchtbaren Landschaft des breiten Lykien“43 beigesetzt werden kann.

Patroklos versucht, den Turm am Skäischen Tor zu erklettern, doch „dreimal stieß Apollon ihn zurück“.44 Wieder beschwört der Gott Hektor, aus dem Tor einen Ausfall zu unternehmen und die Achäer anzugreifen, und so stehen sich Hektor und Patroklos bald Mann gegen Mann gegenüber. Apollon, der sich unsichtbar auf dem Schlachtfeld bewegt, betäubt Patroklos mit einem Hieb von hinten und schlägt ihm den Helm vom Kopf, worauf Euphorbos, ein Krieger der Dardaner, ihn „mit einem scharfen Wurfspeer // mitten zwischen die Schultern“45 trifft.

Jetzt rückt Hektor vor und durchbohrt mit seiner Lanze den Bauch des Patroklos, „und es dröhnte, als er hinfiel, und tief bekümmerte er das Volk der Achaier“.46 Als Patroklos fällt, stürzt Menelaos heran und baut sich mit Schild und Lanze über der Leiche auf, „eifrig bedacht, den zu töten, der sich ihm vielleicht entgegenstellen wollte“.47 Der Erste, der das versucht, ist Euphorbos, eben jener Dardanerkrieger, der Patroklos zuerst durchbohrt hat und nun Menelaos zuruft, er werde Ruhm erlangen, wenn er die Leiche als Trophäe wegschleppe. Während er spricht, sticht er mit der Lanze nach Menelaos, doch dessen Schild lenkt sie ab, und nun durchbohrt Menelaos ihm mit der Lanze die Kehle und tötet ihn sofort. Dann geht der Sieger den Telamonier Aias zu Hilfe holen, damit sie den Leichnam des Patroklos gemeinsam zurück zu Achilleus tragen, doch als sie wiederkommen, hat Hektor dem Toten die Rüstung des Achilleus ausgezogen und legt sie nun selbst an.

|65|Hektor kehrt in die Schlacht zurück, um die Leiche des Patroklos Menelaos und Aias zu entreißen, die jedoch inzwischen Verstärkung gesammelt haben. So entbrennt ein heftiger Kampf um den toten Patroklos, und auf dessen Höhepunkt schickt Menelaos eilig Antilochos aus, um Achilleus zu benachrichtigen. Inzwischen tragen die beiden Anführer, umgeben von den übrigen Achäern, „mühsam den Toten aus dem Kampf // zu den bauchigen Schiffen“,48 während rund um sie die Schlacht weitertobt. Als Antilochos das Lager erreicht, findet er Achilleus wartend vor seinen Schiffen. Unter Tränen überbringt ihm Antilochos die traurige Nachricht:

„Patroklos liegt da, und um den Leichnam kämpfen sie schon – // nackt, wie er ist. Die Waffen aber hat Hektor mit dem funkelnden Helmbusch.“ // So sprach er, Achilleus aber hüllte eine schwarze Wolke aus Schmerz ein. // Mit beiden Händen griff er in den mit Ruß vermischten Staub // und schüttete ihn sich über den Kopf; so machte er sein schönes Gesicht unkenntlich; // und über sein göttergleiches Kleid war die schwarze Asche verteilt. // Er selbst aber lag im Staub, der Große, hingestreckt, so groß wie er war, // und beschmutzte mit eigenen Händen das Haar, das er sich raufte.49

Hera schickt die Göttin Iris aus und lässt Achilleus mitteilen, er solle sich auf dem Wall zeigen, vor dem die Troer immer noch kämpfen, um den Achäern die Leiche des Patroklos wegzunehmen. Das tut er und schreit dreimal auf; davon sind die Troer so entsetzt, dass die Achäer sie zurückwerfen und Patroklos ins Lager hineinbringen können. Sie „legten ihn auf ein Bett; seine eigenen Gefährten aber umstanden ihn // trauernd, und zusammen mit ihnen folgte ihm der schnelle Achilleus, // heiße Tränen vergießend, |66|als er den treuesten Freund // auf der Bahre liegen sah, von scharfer Bronze zerfleischt“.50

Vor ihrem Abendessen versammeln sich die Troer, und als erster Redner spricht Pulydamas, Hektors enger Freund und Berater, der ihnen rät, sich umgehend nach Troia zurückzuziehen, damit Achilleus sie am Morgen nicht abschlachtet. Hektor jedoch verwirft diesen Vorschlag strikt und befiehlt allen, Nachtwache zu halten und sich für den Morgen auf eine Schlacht vorzubereiten.

Die Achäer verbringen die Nacht in Trauer um Patroklos, und Achilleus „sang ihnen die heftige Totenklage vor“.51 Zu Patroklos gewandt schwor er: „Nicht eher werde ich dich begraben, als bis ich hierher Hektors // Waffen bringe und seinen Kopf, des kühnen Mannes, deines Mörders.“52

Inzwischen begibt sich Thetis zum Schmiedegott Hephaistos und erreicht, dass er Achilleus eine neue Rüstung und neue Waffen anfertigt, als Ersatz für jene, die Hektor Patroklos abgenommen hat. Am anderen Morgen bringt sie Achilleus die Waffen, der daraufhin „am Strand entlangschritt, // seinen fürchterlichen Schrei ausstoßend, und so die heldenhaften Achaier antrieb“.53 Da sammeln sich die Krieger, unter ihnen Diomedes und Odysseus, humpelnd und

auf die Lanze gestützt, denn sie hatten ja noch Wunden, die sie bekümmerten, // und sie gingen hin und setzten sich in die erste Reihe der Versammlung. // Doch als Allerletzter kam der Gebieter der Männer, Agamemnon, // verwundet – denn auch ihn hatte in der gewalterfüllten Schlacht // Koon, der Sohn des Antenor, mit bronzebewehrter Lanze getroffen.54

Achilleus wendet sich an sie und spricht Agamemnon direkt auf ihren Streit über die Sklavin Briseïs an – „aber das wollen wir jetzt |67|erledigt sein lassen, wenn es uns auch schwer das Herz drückt“.55 Im selben Ton antwortet Agamemnon und bekennt, Zeus habe ihn irregeführt; er gibt Briseïs zurück und schwört bei Zeus, dass er sie nie angerührt habe.

Daraufhin löst Achilleus die Versammlung auf und befiehlt: „Jetzt geht zum Essen, damit wir uns (anschließend) zum Kampf sammeln!“56 Er selbst isst nichts und trauert zusammen mit den anderen Anführern der Achäer neben der Leiche des Patroklos. Dann legt er die Rüstung an, die Hephaistos für ihn geschmiedet hat, und bewaffnet sich mit der Lanze aus Eschenholz, die seinem Vater Peleus gehörte.

Als der Augenblick der Schlacht näherrückt, beruft Zeus einen Rat der Unsterblichen ein und teilt den anderen Göttern mit: „Ich bleibe hier auf dem Grat des Olymp sitzen, // sehe zu und weide mich am Anblick; ihr übrigen aber/ geht, wohin ihr möchtet, zu den Troern und den Achaiern, // und helft beiden Seiten, so wie jedem von euch der Sinn steht.“57

Anfangs beherrschen die Achäer das Geschehen, denn die Troer sind entsetzt über die Anwesenheit des Achilleus, „strahlend in seinen Waffen, gleich dem männermordenden Ares“.58 Sobald jedoch die Götter eingreifen, wird der Konflikt ausgewogener, denn „Götter stellten sich Göttern entgegen, Achilleus aber // verlangte es am meisten danach, sich Hektor gegenüber ins Getümmel zu stürzen“.59

Apollon bringt Aineias dazu, Achilleus in einen Kampf zu verwickeln; fast wäre Aineias dabei getötet worden, wäre nicht Poseidon dazwischengekommen, der ihn vom Schlachtfeld wegreißt und in den hinteren Reihen der Troer absetzt.

Achilleus ist verwirrt über das jähe Verschwinden des Aineias; „mitten unter die Troer sprang Achilleus, den Willen mit Kraft umkleidet, // und schrie entsetzlich auf“.60 Er erschlägt drei Troer |68|hintereinander, als letzten Polydoros, einen Bruder Hektors, der seinerseits einen Speer auf Achilleus schleudert, doch Athene lenkt ihn ab, und der Wurf geht daneben. Wütend rennt Achilleus auf Hektor zu, „ihn aber riss Apollon davon, // ganz leicht, war er doch ein Gott, und verhüllte ihn mit dichtem Nebel“.61

Achilleus wütet weiter und tötet einen Troer nach dem anderen, „ihnen nacheilend und sie erschlagend; die schwarze Erde strömte von Blut“.62 Als die flüchtenden Troer den Übergang über den Skamander erreichen, „spaltete er sie dort und verfolgte einige über die Ebene // bis zur Stadt“,63 und dort „breitete Hera // vor ihnen dichten Nebel aus, um sie aufzuhalten“.64

Inzwischen drängt sich die andere Hälfte des vor Achilleus fliehenden Troerheeres im tiefen, schnellen Fluss zusammen; da lässt er seinen Speer am Ufer und springt mit dem Schwert in der Hand hinein, rund um sich hauend, „dass das Wasser sich vom Blut rötete“.65 Das Gemetzel unter den Troern ging weiter, bis sich schließlich mit einer Stimme, die aus der Tiefe des Stromes kam, der Flussgott Skamandros bei Achilleus beklagte: „Meine liebreizenden Fluten sind schon angefüllt mit Toten, // und ich finde keinen Platz mehr, meine Strömung ins göttliche Meer weiterfließen zu lassen, // eingezwängt in Leichen, und du tötest vernichtend vor dich hin! // Nun lass es doch endlich! Mich packt das Grauen, Herr der Kriegsvölker.“66

Achilleus antwortet, mit dem Abschlachten der Troer werde er erst aufhören, wenn er sie in ihrer Stadt eingekesselt und mit Hektor abgerechnet habe, „wenn entweder er mich bezwungen hat oder ich ihn“.67 Da versucht Skamandros, ihn zu ertränken, und gerettet wird Achilleus erst, als Hera Hephaistos einen Feuersturm entfesseln lässt, der den Flussgott zwingt, sein Toben zu mäßigen.

Die Spannungen, die sich in der Schlacht ergeben, führen nun |69|zu einem Bürgerkrieg zwischen den Göttern: Ares gegen Athene, Athene gegen Aphrodite, Apollon gegen Poseidon, Artemis gegen Hera und Hermes gegen Leto. Als die Unsterblichen ihren Kampf einstellen,

stürzte sich Phoibos Apollon in die heilige Ilios, // denn er fürchtete um die Mauer der gut gegründeten Festung, // dass nicht die Danaer sie schon an diesem Tag zerstörten und mehr taten, als ihnen zustand. // Die anderen ewig lebenden Götter aber gingen zum Olymp, // //die einen zornerfüllt, andere ruhmbedeckt, // und setzten sich neben ihren Vater, den dunkelwolkigen.68

Währenddessen fährt Achilleus mit seinem Blutbad unter den Troern fort, und wer ihm entkommt, flüchtet sich in die Burg. Apollon gibt dem tapferen Krieger Agenor ein, Achilleus am Tor aufzuhalten, und beide werfen vergeblich Speere aufeinander. Dann hüllt Apollon Agenor in dichten Nebel, schickt ihn in die Burg und nimmt selbst die Gestalt des Troers an; als Achilleus auf ihn zustürzt, läuft er weg und hält immer einen leichten Vorsprung vor seinem Verfolger. In dieser Zeit

kamen die anderen Troer in entsetzter Flucht mengenweise // erleichtert in die Stadt, und die Burg füllte sich mit den dicht Gedrängten; // sie wagten es ja nicht länger, außerhalb von Burg und Mauer zu bleiben // oder aufeinander zu warten und festzustellen, wer hatte fliehen können // und wer im Kampf gestorben war, sondern erleichtert strömten sie // in die Burg – jeder, den seine Füße und Knie gerettet hatten.69

Noch während Achilleus vergeblich den vermeintlichen Agenor weitab von den Toren Troias verfolgt, gibt sich Phoibos Apollon |70|am Ende zu erkennen. Daraufhin rast der frustrierte Achilleus zurück zur Stadt, wo Hektor ungeachtet der Tränen und Bitten seiner Eltern Priamos und Hekabe unerschütterlich vor dem Skäischen Tor steht. Als jedoch Achilleus auf ihn zuläuft und seine Lanze aus Eschenholz schwingt,

da packte Hektor ein Zittern und er konnte nicht länger // dort stehen bleiben, sondern ließ die Tore hinter sich, lief und floh. (…) // (Achilleus) flog voll Verlangen schnurgerade heran, Hektor aber flüchtete // unter den Mauern der Troer, flink bewegte er seine Knie. // Sie eilten vorbei am Wachturm und am windgeschüttelten Feigenbaum, // immer unterhalb der Mauer auf der Straße für Fuhrwerke, // und kamen zu den zwei schön fließenden Brunnen: Quellen sind dort (…) // wo ihre schimmernden Kleider // die Frauen und schönen Töchter der Troer wuschen // früher, im Frieden, ehe die Söhne der Achaier kamen.70

Als sie die eingefassten Quellen das vierte Mal erreichen, erscheint Athene in Gestalt von Hektors Bruder Deïphobos und überredet ihn, stehen zu bleiben und mit Achilleus zu kämpfen. Die beiden treten einander gegenüber, und Achilleus schleudert seinen Speer auf Hektor. Er fliegt Hektor über die Schulter und bleibt im Boden stecken, doch Athene zieht ihn heraus und gibt ihn Achilleus zurück. Nun wirft Hektor seinen Speer, der aber prallt am Schild des Achilleus ab; da zieht Hektor sein Schwert und schwingt es, während sein Gegner sich mit dem Speer auf ihn stürzt. Die Rüstung, die er Patroklos abgenommen hat, schützt Hektor zwar gut, doch Achilleus treibt ihm den Speer durch den ungedeckten Hals.

Als er in den letzten Zügen liegt, erinnert Hektor Achilleus daran, dass es auch ihm bestimmt ist, im Krieg zu sterben. „Noch |71|dem Toten gab der göttliche Achilleus die Widerworte: // ‚Stirb du – ich werde mein Todeslos dann empfangen, wenn es eines Tages // Zeus zu vollenden beschließt und die übrigen unsterblichen Götter.“71

Achilleus zieht Hektor den blutigen Panzer vom Leib, der mehrmals von den Achäern durchbohrt wird, die jetzt kommen und sich den Leichnam jenes Mannes ansehen, der so viele ihrer Gefährten getötet hat. Dann bindet Achilleus Hektors Leiche hinter seinem Streitwagen an und schleift sie mit den Füßen voran rund um die Mauern von Troia, während Priamos, Hekabe und Andromache um Hektor wehklagen und alle Frauen von Troia in die Klage einstimmen.

Nachdem Achilleus den toten Hektor zu den Schiffen geschleift hat, beginnen die Achäer, die letzten Ehren für Patroklos vorzubereiten. In der folgenden Nacht erscheint Patroklos Achilleus in einem Traum und bittet: „Begrabe mich so schnell wie möglich, damit ich die Tore des Hades durchschreiten kann.“72 Er äußert auch den Wunsch, dass seine Überreste zusammen mit denen des Achilleus begraben werden, weil sie seit ihrer Jugend in Liebe verbundene Gefährten waren: „Darum soll dieselbe Urne auch unsere Gebeine umhüllen, // die goldene mit zwei Schenkeln, die dir die Herrin, deine Mutter, gegeben hat.“73

Am nächsten Tag fällen die Krieger zuerst Bäume für den Holzstoß und sammeln die Opfertiere, die zusammen mit der Leiche des Patroklos von den Flammen verzehrt werden sollen. Dann tragen die Achäer Patroklos in einer Prozession zu der Stelle, die Achilleus ausgewählt hat, und schichten anschließend den Holzstoß auf. Patroklos’ Leiche legen sie oben darauf und überantworten sie den Flammen, während Achilleus Abschied von seinem geliebten Gefährten nimmt: „Leb wohl und freue dich, Patroklos, selbst im Haus des Hades.“74

|72|Doch der Scheiterhaufen brennt nicht, bis Achilleus zu Boreas und Zephyros betet, dem Nordwind und dem Westwind, die daraufhin den Holzstoß anfachen, „und das gewaltige Feuer brüllte laut auf“75 und brennt die ganze Nacht weiter. Am Tag darauf beruft Agamemnon eine Versammlung ein, und als Achilleus aufwacht, gesellt er sich dazu und ruft die Achäer auf, aus der Asche des Scheiterhaufens die Gebeine des Patroklos aufzusammeln und in ein goldenes Gefäß zu legen. „Den Grabhügel aber will ich nicht zu groß aufgeschüttet haben, // sondern nur so groß, dass es reicht; später aber könnt ihr Achaier ihn // breit und hoch machen – ihr werdet ja // in der Zeit nach mir bei den vielrudrigen Schiffen bleiben.“76

Nachdem sie die Bitten erfüllt haben, lässt Achilleus alle Achäer dableiben und veranstaltet Wettspiele zu Ehren des Patroklos, für die er aus seinen Schiffen kostbare Preise für die Sieger holen lässt. Nach dem Ende der Kämpfe

zerstreuten sich die Leute, und jeder ging zurück // zu den schnellen Schiffen. Sie hatten vor, ihr Essen // und den süßen Schlaf zu genießen. Achilleus dagegen // weinte, als er an seinen Gefährten dachte, und der Schlaf packte ihn nicht, // der doch alles bezwingt, sondern er wälzte sich hierhin und dorthin // in brennender Sehnsucht nach Patroklos, seiner Männlichkeit und seiner Lebenskraft.77

Im Morgengrauen spannt Achilleus seinen Wagen an, bindet Hektors Leiche wieder dahinter und schleift sie dreimal rund um das Grab des Patroklos, dann wirft er sie mit dem Gesicht in den Staub. Bei diesem Anblick haben die meisten Götter Mitleid mit Hektor, der jetzt schon zwölf Tage unbestattet daliegt – alle außer Hera, Athene und Poseidon, die die Achäer schon immer begünstigt |73|haben. Zeus schickt Iris aus, um Thetis vor sich zu rufen, und als sie eintrifft, gebietet er ihr, ihren Sohn zu überzeugen, dass er ein Lösegeld von Priamos annimmt und Hektor zur Bestattung freigibt. Als Thetis das tut und sagt, Zeus habe sie gesandt, antwortet Achilleus auf der Stelle: „So sei es. Wer das Lösegeld bringt, soll auch den Toten nehmen, // wenn der vorausschauende Olympier selbst es so befiehlt.“78

Daraufhin sendet Zeus Iris nach Ilion und lässt Priamos mitteilen, er solle Achilleus allein aufsuchen und Geschenke überreichen, „die ihm vielleicht den Sinn wärmen“.79 Gegen den erklärten Willen seiner Frau Hekabe sucht Priamos Gold und andere reiche Gaben für den Freikauf zusammen und bricht in seinem Streitwagen auf, begleitet von einem Maultiergespann mit einem Fuhrwerk, das sein Herold Idaios lenkt. Als Zeus sie abfahren sieht, schickt er Hermes als Führer für Priamos; der Gott gibt sich als Begleiter des Achilleus aus. Hermes nimmt die Zügel des Wagens und fährt ihn an den Wachen vorbei direkt zur eindrucksvollen Wohnhütte des Achilleus, wo er die Gaben auslädt, die Priamos als Lösegeld mitgebracht hat. Anschließend kehrt Hermes auf den Olymp zurück, während Priamos in die Hütte des Achilleus geht und Idaios draußen lässt.

Unbemerkt tritt Priamos ein, geht gleich auf Achilleus zu, umklammert seine Knie und küsst ihm die Hände. Der Greis gibt sich zu erkennen als Vater eines Mannes,

„den du mir vor Kurzem erschlagen hast, als er um das Land seiner Väter kämpfte, // Hektor. Seinetwegen komme ich jetzt zu den Schiffen der Achaier, // um ihn von dir loszukaufen, und bringe unschätzbares Lösegeld. // Du aber scheue die Götter, Achilleus, und hab Erbarmen mit mir, // erinnere dich an deinen eigenen Vater – nur bin ich noch erbärmlicher dran als er, // habe ich doch |74|gewagt, was noch nie ein sterblicher Mensch auf Erden getan hat, // und dem Mörder meines Kindes die Lippen auf die Hand gedrückt.“ // So sprach er, in ihm (Achilleus) aber weckte er den Drang, um seinen Vater zu klagen; // und da fasste er seine Hand und schob den Greis sanft von sich weg. // Da erinnerten sie sich beide, der eine an Hektor, den männermordenden, // und weinte immer wieder, während er zusammengekauert vor den Füßen des Achilleus saß; // Achilleus aber weinte um seinen Vater und dann wieder um // Patroklos, und von beiden drang ein Stöhnen durchs Haus.80

Priamos bittet, dass ihm Hektors Leiche im Austausch gegen das Lösegeld übergeben wird, und zwar möglichst schnell, weil sein Sohn jetzt schon zwölf Tage unbestattet geblieben ist. Achilleus stimmt zu und geht mit zwei Begleitern nach draußen zum Maultierwagen, um die Geschenke hereinzutragen; als sie wiederkommen, bringen sie den Herold Idaios mit nach drinnen. Achilleus lässt seine Mägde Hektors Leib waschen und mit Öl salben, dann heben er und seine Begleiter ihn auf eine Bahre, die sie draußen auf den Wagen legen; darüber breiten sie zwei große Mäntel und ein Gewand, die zu den Geschenken des Priamos gehörten. Anschließend schlachten sie ein Schaf, das das Abendessen für Priamos, Idaios und sie wird, danach lässt Achilleus seine Diener Betten für seine Gäste machen. Nach dem Essen fragt Achilleus Priamos, wie lange er sich den Waffenstillstand für Hektors Begräbnis wünsche. Gleich antwortet Priamos:

Wenn du wirklich willst, dass ich die Bestattung für den göttlichen Hektor zu Ende bringe, // würdest du, Achilleus, wenn du es folgendermaßen machst, mir Grund zur Dankbarkeit geben. // Wie du weißt, sind wir in der Stadt eingeschlossen, und das Holz |75|// müssen wir uns weit aus dem Gebirge holen, nur haben die Troer große Angst. // Neun Tage würden wir ihn gern drinnen im Megaron beweinen, // am zehnten würden wir ihn bestatten, und das Volk könnte Totenmahl halten, // am elften würden wir den Grabhügel über ihm aufschütten // und werden am zwölften Krieg führen, wenn es denn sein muss.81

Darauf antwortet Achilleus: „Auch das soll geschehen, greiser Priamos, wie du befiehlst; // denn den Kampf werde ich unterbrechen, so lange, wie du gefordert hast.“82

Alle gehen ins Bett, „die einen schliefen dort im Vorraum des Hauses, // der Herold und Priamos, die kluge Absichten im Sinn hatten, // Achilleus aber schlief drinnen in der gut gebauten Hütte, // und bei ihm lag Briseïs mit den schönen Wangen“.83

Hermes hat schon „im Sinn erwogen, wie er König Priamos // herausbringe von den Schiffen, verborgen vor den herrlichen Wächtern am Tor“.84 Nun erscheint er Priamos und warnt ihn, in welcher Gefahr er schwebt: Falls Agamemnon ihn erkennt, wird er ihn sicher nur gegen Lösegeld freilassen. „So sprach er, der Greis aber erschrak und weckte den Herold //. Für sie spannte Hermes die Pferde an und die Maultiere // und flink lenkte er selbst sie nun mitten durchs Heer und niemand bemerkte etwas.“85

Bei Sonnenaufgang kommen sie zur Furt durch den Skamander, wo Hermes von ihnen Abschied nimmt und zum Olymp zurückkehrt, während Priamos und Idaios mit Hektors Leiche allein weiter nach Troia fahren. Als Erste entdeckt sie Priamos’ Tochter Kassandra, die Hektor erkennt, wie ihn die Maultiere auf einer Bahre ziehen; darauf schreit sie vor Schmerz auf und berichtet der ganzen Stadt von ihrer Ankunft.

Priamos teilt den Männern von Troia mit, dass Achilleus ihm versprochen hat, die Stadt vor dem zwölften Tag nicht wieder |76|anzugreifen, und dass sie sich eilen sollten, um für Hektors Scheiterhaufen genug Holz in die Stadt zu bringen. „Neun Tage lang brachten sie eine Unmenge Holz heran, // aber als sich dann die zehnte Dämmerung zeigte, die den Sterblichen leuchtet, // da trugen sie dann den kühnen Hektor hinaus, Tränen vergießend, // und setzten die Leiche ganz oben auf dem Holzstoß ab und warfen Feuer darauf.“86

Als der nächste Morgen anbricht, sammeln sie sich rund um den Scheiterhaufen, löschen zunächst die letzten Flammen mit Wein, und

die weißen Knochen sammelten Brüder und Begleiter Hektors ein // und die Tränen flossen in Fülle über die Wangen. // Und so nahmen sie sie und legten sie in einen goldenen Kasten, // eingehüllt in weiche Purpurgewänder; // und schnell stellten sie den in eine ausgehobene Grabkammer,87

die sie dann mit großen Steinen abdecken, die zugleich das Fundament für Hektor Grabhügel bilden:

Den Hügel schütteten sie auf, rundum standen überall Wächter, // für den Fall, dass zu früh die gut geschienten Achaier heranliefen. // Als sie nun das Grab aufgeschüttet hatten, gingen sie wieder; dann aber // kamen sie in schöner Runde zusammen und aßen das ruhmreiche Totenmahl // im Haus des Priamos, des von Zeus genährten Königs. // So also sorgten sie für das Begräbnis des Rossebändigers Hektor.88

Und so sieht auch das Ende der Ilias aus, allerdings nicht des Troianischen Krieges. Richmond Lattimore bemerkt: „Tatsächlich hat Achilleus weder in der Ilias noch sonstwo Troja eingenommen; er |77|starb vorher, aber sein Tod wird in der Ilias nicht berichtet, allerdings vorhergesehen.“89


Das Grab des Achilleus auf der Ebene von Troia

An all das dachte ich, als ich zum ersten Mal auf dem Hügel stand, der heute die Stelle des antiken Troia bedeckt. Während ich über die Ebene von Troia sah, konnte ich die Grabhügel sehen, die traditionell mit den Ruhestätten der beiden heldenhaften Hauptfiguren aus der letzten epischen Schlacht der Ilias identifiziert worden sind – das Grab des Achilleus nahe an der Ägäisküste und das des Hektor am Ufer des Hellespont. Mehr als 3000 Jahre nach dem Troianischen Krieg ist die Erinnerung an ihre Taten noch lebendig.

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