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Wie ist eine Wikingerarmee aufgebaut?

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Alle Wikingerheere beruhen auf der hirð – der persönlichen Kriegergefolgschaft mächtiger Häuptlinge und Könige. Eine hirð zu unterhalten ist kostspielig. Die Krieger der hirð – die drengs („Jungs“) oder Huscarls – sind sehr anspruchsvoll: Sie wollen Unterkunft, Essen, Kleider, Waffen und häufige Geschenke in Gold und Silber haben, damit sie loyal bleiben. Selbst ein König leistet sich üblicherweise keine hirð, die größer als ein paar hundert Krieger ist. Während die Größe der hirð, die ein Mann tragen kann, letzten Endes von seinem Reichtum abhängt, zählen auch sein Ansehen und seine Herkunft. Einem Feigling oder einem Dahergelaufenen würden Sie doch nicht folgen, oder? Natürlich haben Krieger lieber einen Erfolgreichen als Anführer, und jeder, der das besondere Charisma königlichen Geblüts mitbringt, zieht leicht eine Gefolgschaft an.

Selbst wenn eine hirð nicht mehr Männer zählt, als nötig sind, um ein Langschiff zu bemannen, ist sie doch groß genug, um als eigenes Heer zu gelten. Auf Island, das zugegebenermaßen nicht besonders viele Einwohner hat, gelten sogar neun oder zehn Bewaffnete schon als Heer. Normalerweise bilden die Vollzeitkrieger der hirð aber nur die Kerntruppen der Armee eines Häuptlings. Verteidigt der Häuptling sein Gebiet gegen einen Eindringling, hat er das Recht, zusätzlich die örtliche Miliz aufzubieten. Für Wikingerzüge in Übersee verstärkt der Häuptling seine hirð, indem er die besten Männer der Miliz auswählt. Das ist Ihr Stichwort. Auf Wikingerzügen zu dienen, ist keine gesetzliche Pflicht wie der Milizdienst, aber das heißt nicht, dass Sie sich weigern könnten, mitzugehen. Ein freier Mann braucht den Schutz und Beistand seines Häuptlings, deshalb ist er seinerseits gehalten, den Zielen seines Häuptlings Vorschub zu leisten, wenn er dazu aufgefordert wird. Normalerweise herrscht jedoch kein Mangel an Freiwilligen, die gern auf Beutezug wollen – Sie sind sicher nicht der einzige Bursche, der hofft, das könnte sein großer Durchbruch sein.

Größere Wikingerheere setzen sich aus diesen kleineren Privatarmeen zusammen und zählen manchmal bis zu 5000 oder 6000 Mann.


Die Wikinger kommen! Eine große dänische Flotte landet an der englischen Küste. Masten und Segel sind niedergelegt und eingeholt, damit die Schiffe nicht so leicht zu sichten sind.

Tipp: Stellen Sie sicher, dass man auf Sie aufmerksam wird. Alle Freien haben das Recht zu sprechen, wenn Sie also gute Ideen haben, heraus damit. Ein guter Anführer hört sich an, was seine Männer zu sagen haben. Und ein schlauer Wikinger wird belohnt.

Im ersten Jahrhundert der Wikingerzüge verbündeten sich die Häuptlinge einfach zum Kriegführen. Jeder Anführer behielt das Kommando über seine eigene hirð, also erwarteten alle, an den Entscheidungen über Taktik und Strategie beteiligt zu sein. Am schwersten wogen aber immer die Ansichten derjenigen Anführer, die eine lange Erfolgsliste aufzuweisen oder Königsblut in den Adern hatten. Außerdem mussten alle Anführer Rücksicht auf die Meinung ihrer Krieger nehmen, weil die einem anderen Häuptling folgen konnten, wenn sie mit ihrem eigenen unzufrieden waren. Diese gemeinsame Führung wirkt vielleicht schwach, aber das große Dänenheer, das 865 in England einfiel, hatte mindestens sieben Anführer, und doch eroberte und besiedelte es fast das halbe Land. Diese Armeen konnten ebenso leicht zerfallen, wie sie entstanden. Sobald ein Feldzug vorbei war, gingen die Anführer und ihre jeweilige Gefolgschaft getrennte Wege und kehrten entweder mit ihrer Beute heim, besiedelten erobertes Gebiet oder stießen zu einer weiteren Armee, die woanders Krieg führte.

Heutzutage ordnet sich ein großes Wikingerheer eher einem einzelnen Anführer unter, normalerweise einem Jarl oder einem König. Solche mächtigen, reichen Männer können Gefolgschaften aus Hunderten von Kriegern unterhalten und den Häuptlingen, die ihnen unterstehen, befehlen, mit deren eigenen Gefolgschaften zum Königsheer zu stoßen. Sie würden vielleicht ganz von sich aus kommen, weil Sie auf Belohnungen hoffen, wenn der Feldzug Erfolg hat, aber tatsächlich haben Sie auch gar nicht groß die Wahl. Sich zu weigern, würde Sie dem Vorwurf des Treuebruchs aussetzen, mit allem, was das nach sich ziehen kann! Nach wie vor führen die Häuptlinge ihre Gefolgschaften in den Kampf, aber sie sind nicht mehr gleichberechtigte Partner auf dem Feldzug – sie dienen den Zwecken des Königs.

Wikingerheere haben keine Dienstvorschriften, weil sie keine brauchen. Die Bindungen durch persönliche Treue, gegenseitige Schwüre und vor allem die Ehre reicht aus, damit die meisten Männer im Schildwall standhalten. Ehre ist für einen Krieger lebenswichtig. Ein Mann ohne Ehre ist ein niðing („Neiding“, ein Nichts) und könnte ebenso gut nicht auf der Welt sein. Der schnellste Weg, seine Ehre zu verlieren, ist im Kampf wegzulaufen und seinen Herrn wie seine Mitkämpfer im Stich zu lassen. Die meisten Männer fürchten ein Leben als niðing viel mehr als den Tod.

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