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Kapitel 4: Aller Anfang ist schwer

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Da waren wie nun also: fünf hoch motivierte Helden und Zork. Da uns der König wider Erwarten keine Pferde zur Verfügung gestellt und Zork den Vorschlag, Reittiere zu kaufen, mit dem sehr weitsichtigen Hinweis abgelehnt hatte, dass wir das Geld sicher später dringender brauchen würden, hatten wir uns zu Fuß nach Nightport begeben. Dort wollte Zork seine Eselskarren abholen.

„Es ist aber wirklich seltsam“, beharrte Clive Richwell auf seinem Standpunkt, während wir uns der Eselskarre näherten, „dass wir für unsere Queste keine geeigneten Hilfsmittel gestellt bekommen.“

„Tja“, bemerkte Zork, „dann seht Ihr ja endlich, welch hohen Stellenwert unsere Queste wirklich bei dem König einnimmt.“

„Was ist denn das?“, verlangte Clive Richwell plötzlich zu erfahren. Er war abrupt stehen geblieben und deutete mit entsetzter Miene auf die Ladeklappe des Eselskarrens.

Zork schaute neugierig nach, was der Paladin wohl meinen konnte. Er begriff aber nicht, worauf Sir Richwell hinauswollte. „Was soll da sein?“

An der besagten Klappe prangte ein von Zork handgeschriebenes Schild, das jeden über Folgendes informierte: ‚Kein Scheiß-Balg reist in meiner Eselskarre mit!‘

Als der Dieb und der Barbar das lasen, mussten sie unweigerlich grinsen. Das steigerte sich weiter, bis sie schließlich über den fragwürdigen Humor des Magiers lachen mussten. Ein klein wenig hatten sie ja Zork schon kennengelernt, daher meinte Björn Lars Donnerschlag auch: „Das sieht dem Magus ähnlich!“

Darius runzelte unsicher die Stirn; er kannte den Begriff Balg nicht.

„Solange dieses Schild da hängt, werde ich nicht mitfahren!“, beklagte sich Richwell offen bei unserem Magier.

„Und?“ Zork zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Wo bleibt da die Drohung?“

Ein kleiner Junge mit feuerrotem Haar kam zu Zork gerannt. Dieser musterte ihn misstrauisch. Der Junge deutete mit offenem Mund auf das Schild, hob den Kopf und fragte respektvoll: „Kann ich das Schild haben?“ Er senkte demütig den Blick. „Ich hab’ aber kein Geld für Sie, Euer Magustiotät … oder so.“ Der Junge hatte, in seiner freudigen Erwartung, Schwierigkeiten damit, das richtige Wort zu finden.

Zork lächelte zunächst den Paladin, dann das Kind überfreundlich an und händigte ihm liebenswürdigerweise das Schild aus. „Aber das macht doch nichts, liebes kleines Balg. Hier hast du es umsonst! Dann stößt sich auch unser ach so moralischer Ritter nicht mehr daran.“

Sir Richwell schenkte Zork einen erzürnten Blick.

„Oh Junge!“ Das Kind hatte große Augen bekommen und konnte sein Glück zunächst gar nicht fassen. „Oh Junge, oh Junge!“ Das Schild wie eine Trophäe vor sich herhaltend, rannte der Knabe damit zu seinen Freunden, um es ihnen voller Stolz zu präsentieren.

„Zufrieden?“, wollte Zork von dem Paladin wissen.

Der Paladin war mit gemischten Gefühlen der Unterhaltung gefolgt und sein untrüglich schlechtes Gefühl sollte sich schon sehr bald bestätigen. Er blickte den Kindern hinterher, die mit diesem Schild ein gar fragwürdiges Spiel spielten.

„Ich hab das Schild!“, meinte der rothaarige Junge, der das Schild von Zork bekommen hatte. „Jetzt bist du das Scheiß-Balg, das nicht mit mir in meiner Eselskarre reisen darf!“

Seine Freunde kicherten. Einer nahm ihm das Schild ab und hielt es einem anderen unter die Nase. „Jetzt bist du das Scheiß-Balg! Du kommst mir nicht mit auf die Reise!“

„Zork, Ihr habt einen sehr schlechten Einfluss auf die Kinder dieser braven Bürger“, bemerkte Clive Richwell und fuhr sich genervt durch das Haar.

„Wie?“ Zork sah den Paladin verständnislos an.

„Er meinte, Ihr seid ein schlechtes Vorbild“, mischte ich mich unaufgefordert in diese Unterhaltung ein, da ich mich in die Pflicht genommen sah, dem Magier des Paladins Sichtweise begreiflich zu machen.

„Was ist los?“ Zork warf seinem Gegenüber, Sir Richwell, einen giftigen Blick zu.

„Ja, man könnte sogar so weit gehen und behaupten, dass Ihr diese Kinder verdorben habt!“, äußerte sich der Paladin und baute sich vor Zork auf.

„Ich bin das Scheiß-Schild losgeworden! Genauso wie Ihr es wolltet! Was denn noch?“, herrschte ihn Zork ungehalten an und trat mutig vor den Paladin. Er droht ihm unverhohlen mit der Faust. „Euer Hochwohlgeboren haben wohl heute noch keins auf die Nuss bekommen, was?“

Es kam, wie es kommen musste. Unnötig zu erwähnen, das Zork bei dem miesen Start in den Tag – die Vergabe der Queste war einfach zu viel für ihn gewesen – versuchte, dem Paladin einen Schlag zu verpassen, um seiner angestauten Wut Platz zu schaffen. Es ist ebenso unnötig zu erwähnen, dass der edle Magus in einem Faustkampf gegen einen heiligen Ritter natürlich auf keinen grünen Zweig kam und in dem folgenden Handgemenge unterlag. Es ist ebenso unnötig zu erwähnen, dass die überraschend aufgetauchte Dorfmiliz herbeieilte und den tobenden Magier sofort verhaftete, um ihn schnellstmöglich in seine Ausnüchterungszelle zu schaffen, bevor er seine Zaubersprüche einsetzen konnte. Er war zwar nicht direkt betrunken, aber die Miliz wollte den hitzigen Magus über Nacht abkühlen lassen, was nur in der gesicherten Ausnüchterungszelle möglich war, da er sich daraus nicht befreien konnte. Warum dies hier dennoch geschrieben steht? Der Vollständigkeit halber. Wie ich es vorher schon erwähnte, wird von mir alles so dokumentiert, wie es sich zugetragen hat. Ich werde nichts von den sich damals zugetragenen Geschehnissen beschönigen oder gar verändern.

Clive Richwell ließ es sich genauso wenig wie ich nehmen, der Miliz zu folgen, die den Magier wieder einmal abführte. Die anderen wollten in einer Schenke auf unsere Rückkehr warten, da eine Abreise an diesem Tag wohl nicht mehr infrage kam.

Sir Richwell erklärte mir auf dem Weg, er wolle sich selbst einen Eindruck von der oft erwähnten Zelle machen, und war beim Eintritt Zeuge einer wirklich unglaublichen Szene.

„Ah, da kommt er ja wieder!“, begrüßte ihn der dicke Hans. „Ich habe schon mit Klaus gewettet, wie oft du uns in diesem Monat beehren wirst. Mindestens dreimal war meine Vermutung.“ Er klopfte Zork aufmunternd auf den Rücken.

„Hallo, Mann“, meinte Zork niedergeschlagen und schlurfte ohne weitere Aufforderung in die Ausnüchterungszelle.

Klaus, der Folterspezialist, lugte aus der Folterzelle hervor und rief: „Zork? Was machst du denn hier?“

„Na, was schon“, sagte Hans und grinste breit. „Er kommt zum Ausnüchtern.“

Klaus’ Kopf verschwand, man hörte, wie er etwas offenbar Metallisches auf einem steinernen Untergrund ablegte. Dann trat er aus der Zelle und sah Zork vorwurfsvoll an. „Der Monat hat noch nicht mal richtig angefangen und du bist schon wieder da? Solltest du nicht auf einer Queste sein?“

Zork brummte unbestimmt.

„Komm schon, Zork! Du kannst hier nicht ständig reinschneien! Ich habe gewettet, dass du diesen Monat weniger als dreimal hier auftauchst! Mach’ mich nicht arm, Mann!“

Zork antwortete nicht, er ließ sich in seiner Zelle auf die Pritsche fallen.

„Nein, nein!“, erwiderte Hans vehement und bedeutete Klaus, ruhig zu sein. Während Hans Zorks Zelle abschloss, meinte er zu dem Magus: „Hör’ nicht auf ihn, Zork! Ich rechne fest mit dem Wettgeld. Ich muss damit meine fünfköpfige Familie durch den Winter bringen. Der wird hart.“

„Scheiß drauf!“, schimpfte Klaus. „Zork! Bei unter drei Mal kriegst du von mir eine vorzügliche Spezialbehandlung!“

Hans schnäuzte in sein ohnehin schon dreckiges Taschentuch und warf es wütend auf den Boden. „Von wegen! Zork! Wenn ich die Wette gewinne, wirst du von mir bei deinen zukünftigen Besuchen fürstlich behandelt werden! Wie ein Adeliger!“

„Nein, Mann!“, widersprach Klaus und trat trotzig auf den Boden. „Ich bin dann pleite!“

„Dann hättest du nicht wetten sollen!“, entgegnete Hans erbost.

Während die beiden Wachen wegen Zork fortwährend miteinander stritten, schritt Sir Richwell entschlossen auf die Gitterstäbe der Zellentür zu. Zork schaute auf und blickte dann verärgert weg.

„Zork, Ihr habt einen unheilvollen Einfluss auf diese Leute“, sprach der Paladin mit Bestimmtheit, beugte sich leicht nach vorn und drohte dem Magus mit dem Finger. „Seht Euch vor, dass ich Euch diesen Einfluss nicht eines Tages austreibe!“

Wenden wir uns nun einem anderen Teil dieser Geschichte zu. Nach der Queste, als ich die Geschichte in meiner Schreibstube in ein prächtiges Buch niederschrieb, fehlten mir noch einige wichtige Elemente. Daher verließ ich meine Kammer und begab mich zum heiligen Orakel auf dem Berg, das mir auch bereitwillig diese Lücken füllte. So erfuhr ich im Nachhinein, dass während Zorks erneuten Aufenthalts in der Ausnüchterungszelle der Raben-Spion die Trutzburg seines Meisters, des fürchterlichsten Dämons aller Zeiten, erreicht hatte, der sich selbst der Erniedriger der Menschheit nannte … und von anderen manchmal auch als Rüdiger bezeichnet wurde.

Besagter Rüdiger also saß auf seinem Thron, als der Rabe ankam. Er sah genauso aus, wie man sich den Leibhaftigen in seiner Fantasie vorstellte und wie ihn die heilige katholische Kirche in Rom auf einem Steckbrief darstellte: Der Teufel hatte eine muskulöse Gestalt. Seine Haut war komplett rot und schuppig wie bei einem Reptil; seine Hände glichen riesigen Pranken mit langen Krallen. Diese waren ebenso an seinen langen Füßen zu finden. Aus seinem Rücken wuchsen lange lederartige Flügel heraus, deren sichtbare, hervorstehende Knochen oben stachelbewehrt waren. Im Moment waren sie jedoch zusammengefaltet, da der Bösewicht auf seinem Thron hockte. Den großen Kopf des Dämons, der auf einem Stiernacken saß, zierte ein gewaltiges, wolfsähnliches Maul, aus dem vier riesige Eckzähne hervorstanden. Aus seinem Schädel wuchsen ihm zwei mächtige Hörner, mit denen er wohl ohne Weiteres zwei erwachsene Männer hätte aufspießen können, wenn er das sogar nicht schon mit ihnen getan hatte. In seinen Augen brannte ein ewiges Feuer, aus dem heraus schwarze, seelenlose Pupillen den Blick fest auf den hereinflatternden Raben gerichtet hatten.

Der Thron, auf dem der Dämon saß, war komplett aus menschlichen, gebleichten Knochen in Handarbeit gefertigt worden. Aus Beinen waren seine Füße, aus Händen die Armlehnen. Der Brustkorb diente als Rückwand und nicht weniger als fünf Schädel bildeten die Kopfauflage. Unheil lag in der schwefligen Luft.

Der Rabe Scarecrow begrüßte seinen Herren mit einem lauten Kreischen, bis der Teufel abwinkte und ihn damit zum Schweigen brachte. „Was willst du von mir?“, verlangte er mit donnernder Stimme zu wissen.

„Meister, ich habe Neuigkeiten für Euch!“ Scarecrow landete neben dem Thron des Dämons auf einer reich verzierten Stange, die zwei Kohlebecken miteinander verband.

„Was für Neuigkeiten bringst du mir, Scarecrow?“ Der dämonische Meister richtete nur noch ein Auge auf den Raben. Das andere hatte er geschlossen.

Es schien den Raben ein klein wenig zu verärgern, dass der große Dämon ihn mit solch einer Geringschätzigkeit bedachte. Trotzdem ließ er sich das nicht anmerken. „Es ist wieder ein Magier in Nightport aufgetaucht, den der König mit einer Queste beauftragt hat“, machte Scarecrow seinen Rapport.

„So?“ Mit einer Handbewegung forderte der Teufel seinen Diener auf, fortzufahren. „Wer ist dieser Magier?“

„Er heißt Zork!“, fuhr Scarecrow fort. „Er befindet sich in Begleitung von fünf weiteren Recken. Na ja, eigentlich nur vier …“

„Nur vier … und doch fünf?“, wiederholte der Dämon belustigt.

„Ja“, nickte Scarecrow. „Der fünfte ist bloß ein Mönch, der als Chronist Zorks Heldentaten aufzeichnen soll.“

„So?“ Der Dämon beugte sich vornüber und fixierte mit seinen beiden schwarzen Pupillen den Raben. „Soll er das?“

„Ja, ja … da ist aber noch mehr …“, fuhr Scarecrow aufgeregt fort und krächzte mehrmals laut. „Dieser Unbekannte namens Zork soll Euch für König John Tallgood … töten!“

„Damit hast du allerdings unrecht, Diener!“, unterbrach ihn der Unheilige.

„Wie?“, wunderte sich der Rabe. Was konnte er nur übersehen haben? Perplex drehte er seinen Kopf und flatterte kurz mit den Flügeln. „Was meint Ihr, Meister?“

„Zork ist für mich kein Unbekannter!“, informierte ihn der Dämon. „Er trägt die Schuld daran, dass mein erster Plan zur Knechtung dieser Welt fehlgeschlagen ist! Seinetwegen konnten meine Nacht-Magier gefangen werden. In einer verdammten Ausnüchterungszelle wurden sie gefangen gehalten!“

Belustigt krächzte der Rabe. Noch immer dachte der Teufel, dass der Einsatz der Nacht-Magier seine Idee gewesen war, obwohl ihm Scarecrow diesen Floh ins Ohr gesetzt hatte. „Oh! Der ist das? Aber, hieß der nicht Bork?“ Scarecrow kümmerte es relativ wenig, wie sich diese Menschen nannten. Er konnte sie ohnehin manchmal kaum auseinanderhalten. Hauptsache war, dass er seinen Willen bei seinem Meister durchsetzen und seine eigenen Pläne für die Hölle auf Erden ausführen konnte.

„Nein, da hast du dich damals schon verhört. Es ist Zork gewesen. Ich hörte aber, das der Kerl heruntergekommen sei und nun keine Gefahr mehr für mich darstellt“, fuhr der Dämon fort. Er wiegte den Kopf nachdenklich hin und her. „Ich werde ihn noch einmal persönlich begutachten und mir von seinem jetzigen Zustand meine eigene Meinung bilden.“

„Das ist gut so!“, krächzte der Rabe. „Lieber kein Risiko eingehen! Jetzt haben wir die Chance, dieses Heldenpack zu vernichten. Und noch wissen sie auch nicht, wo wir uns befinden.“

Der Dämon stand auf und ballte die Hand zu einer Faust. „Schon bald ist dieses Land komplett in meinem Würgegriff und ich werde danach nicht haltmachen, bis ich über die gesamte Welt herrschen werde! Die Hölle ist nicht genug! Das habe ich damals schon allen gesagt, als ich auf den Thron der Unterwelt gekommen bin! Alle Menschen werden meine Sklaven sein! Das lasse ich mir nicht von einem dahergelaufenen Magier zunichtemachen! Und von so einem betrunkenen Wrack schon lange nicht!“

„Das glaube ich auch nicht, Meister“, merkte Scarecrow an. „Ihr werdet dieses besoffene Wrack ohne Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, da Ihr einfach der Bessere seid.“ Der Rabe hüpfte freudig auf seiner Stange auf und ab und stellte sich vor, wie sein Meister Zork und seinen Trupp einfach beiseite fegen würde. Er krächzte vergnügt. Alles lief genau nach Plan.

Zorks Queste

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