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VERMISST

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Es war Freitag, der zwanzigste März 1981. Als die zweiundsechzig Jahre alte Isabel Maria Sanchez das Cuartel (die Kaserne) der Guardia Civil in Terassa betrat, war es gerade auf den Glockenschlag, der von der gegenüberliegenden Kirche zu hören war, zehn Uhr.

Isabel steuerte auf den Uniformierten zu, der in der großen Eingangshalle hinter seinem Schreibtisch saß. Über seinem Tisch hing an zwei Ketten ein Schild mit der Aufschrift: »Information«. An der Wand, im Rücken des Beamten, prangten die Flaggen der Region Katalonien und die gelb – rote Landesfahne. Der Cabo (Unteroffizier) kannte die Dame, die mit hochrotem Kopf auf ihn zukam. Sie war die Ehefrau seines ehemaligen obersten Chefs, des Comandante Antonio Francisco Sanchez, der erst vor wenigen Monaten pensioniert worden war.

»Was ist passiert, Dona Isabel?«, fragte der der Unteroffizier besorgt.

»Lassen Sie mich sofort zu Eusébio Sainz, es scheint etwas Schreckliches passiert zu sein.«

Der Cabo griff sofort zum Telefon. um die Anwesenheit der Señora Sanchez zu melden.

»Der Comandante erwartet Sie in seinem Büro, Dona Isabel, sie kennen sich ja bei uns aus«, sagte der Unteroffizier respektvoll und wies mit der rechten Hand auf den langen Flur, in dem das Büro des Offiziers lag. Dona Isabel klopfte an die Tür und betrat das Büro des Befehlshabers, ohne das obligatorische »Adelante« abzuwarten. Die Familien Sanchez und Sainz waren seit vielen Jahren befreundet. Die Ehefrauen waren Freundinnen und ihre Ehemänner hatten einige Dienstjahre zusammen in dieser Kaserne verbracht. Isabel und Antonio Sanchez hatten die ersten Jahre, in denen Antonio der Befehlshaber dieses Cuartels war, in dieser Kaserne gewohnt. Einige Angehörige der paramilitärischen Guardia Civil wohnten nach wie vor mit ihren Familien in dem Cuartel.

»Was ist passiert, Isabel«?, fragte Sainz.

»Antonio ist nicht nach Hause gekommen, ich war in Matadepera auf der Finca. Als ich dort ankam, lag der Hund tot vor dem Haus und Toni war nicht da.«

Sanchez hatte das alte Anwesen von seinen Eltern geerbt, die in Matadepera, am Rande eines Naturschutzgebietes, fernab von der Zivilisation, eine Schafzucht betrieben hatten. Es war Antonios Elternhaus, hier war er geboren und aufgewachsen.

»Und du bist dir sicher, dass er nicht gerade bei seinem Nachbarn war?«

Isabel schüttelte mit dem Kopf. »Und du meinst, dann bringt er vorher seinen Hund um?«

Sainz lächelte. »Okay, dann schicke ich mal ein paar Leute auf die Finca (bäuerliches Anwesen). Du solltest dir nicht so große Sorgen machen. Ihm wird schon nicht passiert sein.«

Eusébio Sainz reagierte sofort und beorderte sechs Leute mit einem Spürhund zur Finca nach Matadepera. Endlich passierte mal etwas. Die Guardia Civil war in den letzten Jahren zu langweiligen Verkehrspolizisten degradiert worden.

Einige Einheiten hatten die Aufgabe, Grenzen zu schützen, Häfen und Flughäfen zu kontrollieren. Für die Verbrechen im Lande waren seit der neuen spanischen Verfassung von 1978 die Kollegen der Policia Nacional zuständig.

Als die sechs Polizisten mit ihrem klapprigen Renault R4 auf der Finca ankamen, bemerkten sie sofort, dass Rauch aus dem Schornstein des alten Steinhauses emporstieg. Die Eingangstür war weit geöffnet und es sah aus, als sei Antonio Sanchez gerade mal einige Minuten aus dem Haus. Antonios bester Freund, der Hund Pepe, lag erschlagen vor der Tür. Aus der Ferne waren Glockentöne der Schafe zu hören, die sich herrenlos über das gesamte Anwesen verteilt hatten.

Der Cabo, den Eusébio Sainz mitgeschickt hatte, bemerkte sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Sein Name war Pepe Roldán. Die Leute hatten sich auf dem Anwesen verteilt und riefen immer wieder den Namen des Vermissten.

Es war inzwischen eine Stunde vergangen und es gab keine Spur von Antonio Sanchez. Das Haupthaus lag auf einer Anhöhe und man konnte die umliegenden Höfe sehen.

»Das nächste Haus ist mindestens drei Kilometer entfernt«, bemerkte Roldán, der mit der Hand auf das weiße Gebäude zeigte, das in einem langgezogenen Tal lag. »Das Motorrad steht hinterm Haus und zu Fuß ist er mit Sicherheit nicht unterwegs.«

Pepe Roldán hatte sich entschlossen, den Spürhund aus dem Auto zu holen, der schon eine Stunde bellend im Auto verbracht hatte. Am Inneren der Haustür hing eine alte Cordhose von Sanchez, die Roldán dem Hund zum Schnüffeln gab.

Der Spürhund war in kürzester Zeit von null auf hundert und steuerte sofort auf den Pozo (Brunnen) zu. Der Hund legte sich auf den Boden und fing laut an zu bellen. Alle Beteiligten schauten sich fragend an und alle schienen zu wissen, was sich in diesem Brunnen befand. Der Schacht war mit einem Wellblech bedeckt und mit einigen Steinen beschwert. Pepe Roldán schob die Steine von dem Blech und entfernte die Abdeckung. Es war dunkel in dem runden Schacht, der wohl mindestens eine Tiefe von fünfzehn Metern hatte.

»Hol mir mal die Taschenlampe aus meinem Auto«, befahl der Unteroffizier einem jungen Polizisten.

Er tat, wie ihm geheißen, während die anderen Kameraden wie angewurzelt herumstanden.

Roldán leuchtete in den Brunnen, der seit vielen Jahren kein Wasser mehr führte. Auf dem Grund des Schachts war etwas zu entdecken, das aussah wie eine zusammengekauerte Gestalt. Alle wussten sofort, das war Antonio Sanchez.

Roldán hatte noch einige Male vergeblich den Namen seines ehemaligen Chefs in den Brunnen hineingerufen. Er bekam keine Antwort. Der junge Unteroffizier lief aufgeregt zu seinem Auto, um über Funk seiner Leitstelle den Fund des pensionierten Comandante zu melden.

Was vor einigen Stunden für die jungen Polizisten der Guardia Civil noch als eine willkommene Abwechslung ausgesehen hatte, sollte für sie ein schreckliches Erlebnis werden. Die jungen Paramilitärs, die noch nicht einmal ihre Ausbildung beendet hatten, schienen auch noch nie einen Toten gesehen zu haben.

Eine halbe Stunde war vergangen und auf der Finca wimmelte es von Menschen. Inzwischen war die Mordkommission mit ihrer Spurensicherung aus Barcelona angerückt. Eusébio Sainz war ebenfalls auf der Finca eingetroffen und lief aufgeregt um den Brunnen herum, in dem vermutlich sein Freund Antonio Sanchez lag. Der Unteroffizier überlegte, wie er am besten hinunter in den Brunnen kommen sollte. Die alte Vorrichtung, mit der in früheren Jahren die Eimer mit Wasser heraufgezogen wurden, war längst nicht mehr funktionsfähig.

Man hatte sich erinnert, dass Abschleppfahrzeuge eine Seilwinde besaßen, mit der man in den Brunnenschacht hinuntergelassen werden konnte.

Während Pepe Roldán sich auf den Abstieg in den Brunnen vorbereitete, schaute die Chefin der Spurensicherung, Laura Velazquez, zu dem Comandante der Guardia Civil herüber.

»Sind das alles Ihre Leute Comandante?«, fragte sie.

Sainz schaute sich um. »Die Uniformierten schon, aber die Zivilisten? Ich dachte, das wären Ihre Leute.«

»Ich schlage vor, Sie veranlassen, dass die Menschen, die hier nichts zu suchen haben, schleunigst verschwinden.«

Inzwischen war der Abschleppwagen eingetroffen, der Roldán in den Brunnen hinunterlassen sollte.

Alle schauten gebannt auf das, was dort nach einer Weile aus dem Schacht gezogen wurde. Es war nichts für schwache Nerven. An der Seilwinde hing Antonio Sanchez. Der Kopf war nach vorne gebeugt und zwischen seinen Schulterblättern steckte ein Beil. Es war gespenstisch zu sehen, wie seine Beine an seinem Körper baumelten, als gehörten sie nicht zu ihm. Vermutlich waren beide Beine beim Sturz in den tiefen Brunnen gebrochen.

Langsam wurde der Leichnam auf den Boden herabgelassen und auf das Gesicht gelegt, um das Beil aus seinem Rücken entfernen.

Der junge Gerichtsmediziner, der sich nun mit dem Opfer beschäftigte, war der achtundzwanzig-jährige Madrilene Doktor Angel Domingez, ein junger Mediziner, der das Team verstärken sollte, denn die Kriminalität, insbesondere die Kapitalverbrechen, hatten in und um Barcelona enorm zugenommen.

»Und was meinst du?«, fragte Laura den Gerichtsmediziner.

»Ich denke, der ist noch nicht einmal zehn Stunden tot. Die Leichenstarre ist gerade dabei einzutreten.«

»Die Todesursache?«

»Ich denke, dass er noch gelebt hat, als er in den Brunnen geworfen wurde.«

»Oh Gott, das behalten wir mal besser für uns«, sagte Laura und wandte sich an ihren Kollegen, Inspektor Jorge Garau.

»Hast du was Brauchbares gefunden, Jorge?«

Jorge lächelte. »Bist du die Spusi oder ich? Aber ich habe im Haus Zigarettenstummel der Marke Winston gefunden, in einem Aschenbecher, der auf dem Tisch stand. Die Ehefrau hat mir gerade versichert, dass ihr Mann Zigarrenraucher war.«

»Das ist ja interessant. Und in dem Aschenbecher waren keine Zigarrenstummel?«

»Nur einer, und ich habe ihn dir hier bereits getrennt eingetütet.«

»Okay, dann frag mal die Ehefrau, ob im Haus etwas fehlt, falls sie ansprechbar ist. Da ist noch etwas. Hast du die aufgemalte – oder aufgesprühte – Zwei auf dem Hemd des Opfers gesehen? Frag sie doch mal, was das bedeutet.«

Jorge schaute Laura fragend an. »Die Ehefrau sagt, soweit sie das beurteilen könne, fehle nichts, aber eine Zwei? Was ist das denn?«

»Keine Ahnung, aber geh hin und schau es dir an. Ich hoffe nicht, dass wir es hier mit einem Killer zu tun haben, der Opfer nummeriert. Das hatten wir nämlich noch nicht.«

Zwischenzeitlich hatte der Gerichtsmediziner seine Arbeit beendet. Laura war noch damit beschäftigt, den Griff des Beils abzukleben, auf dem sich zahlreiche Fingerabdrücke befanden. Der Leichenwagen war eingetroffen, um das Opfer in die Gerichtsmedizin zu bringen, und die Polizisten der Guardia Civil hatten den Befehl erhalten, sich vom Tatort zu entfernen.

Es war inzwischen siebzehn Uhr geworden und es wurde empfindlich kalt. Der Frühling hatte noch nicht Einzug gehalten und ab achtzehn Uhr dreißig war es stockdunkel. Die charismatische Laura Velazquez hatte ihren Schutzanzug abgestreift und suchte ihre Utensilien zusammen.

Laura war eine echte Persönlichkeit in der Rechtsmedizin. Nicht nur, weil sie eine absolute Schönheit war, sondern sie bestach auch durch ihr unglaubliches Wissen im Bereich der Forensik. Sie war der lebende Beweis, dass man nicht unbedingt studiert haben musste, um sich ein Wissen anzueignen, für das andere Leute studieren mussten. Sie war von Beruf Laborantin und hatte sich im Laufe der Jahre auf Finger– und Faserspuren spezialisiert und hatte sich in Amerika zu einer Blutspuren-Analytikerin ausbilden lassen. Eine Sparte in der Forensik, unter der man sich in den achtziger Jahren in Spanien noch nichts vorstellen konnte. Laura Velasquez hatte sich der forensischen Wissenschaft verschrieben und ihre unersättliche Neugierde trieb sie immer wieder an, etwas Neues zu erlernen.

Das Computerzeitalter hatte begonnen und man war plötzlich im Stande, Dinge zu tun, von denen viele Leute vor einigen Jahren, nicht zu träumen gewagt hätten. Fingerabdrücke konnten gespeichert werden und in wenigen Minuten mit den Abdrücken eines Verdächtigen verglichen werden.

Die Katalanen hatten etwas Geld in die Hand genommen und der Gerichtsmedizin eine neue Heimat verschafft. Sie war jetzt nur noch einige Minuten vom Polizeipräsidium entfernt, an der Plaza d´Antoni Maura. Helle, freundliche Räumlichkeiten waren gebaut worden, und in der Pathologie wurden riesige Kühlhäuser angeschafft, die es den Gerichtsmedizinern erlaubte, Leichen einige Tage aufzubewahren. In der Regel musste ein Leichnam wegen der Seuchengefahr, speziell in den Sommermonaten, innerhalb von achtundvierzig Stunden eingeäschert werden.

Am nächsten Morgen hatte sich Laura darangemacht, die Fingerspuren, die sie am Beil gesichert hatte, welches im Rücken des ermordeten Antonio Sanchez gesteckt hatte, auszuwerten. Es waren zwei unterschiedliche Abdrücke auf dem Griff des Beiles. Die einen waren von dem Opfer und die anderen waren zweifellos vom Täter, der sich keine Mühe gemacht hatte, irgendwelche Spuren zu verwischen. Die Fingerabdrücke wurden gespeichert und mit denen bereits in der Datenbank vorhandenen verglichen. Das Ergebnis war negativ, kein Treffer.

Laura wunderte sich immer wieder, wie dumm sich Täter anstellten. Irgendwann, sei es bei der Beantragung eines Passes oder eines Ausweises, würde der Täter seinen Fingerabdruck abgeben müssen. In Spanien wurde in jedem Dokument der Identifikation der Fingerprint festgehalten.

Eine Kollegin von Laura hatte inzwischen die Kleidung des Opfers akribisch mit einer Klebefolie abgeklebt, um eventuell fremde Fasern oder Haare zu finden. Vergeblich. Außer der großen »Zwei«, die der Täter offensichtlich mit schwarzer Farbe aus einer Sprühdose auf das Hemd des Opfers gesprüht hatte, gab es keine Spuren.

›Komisch‹, dachte Laura, ›wer oder was ist denn da die Nummer Eins? Offensichtlich hatte es einen Fall gegeben, von dem wir nichts wissen.‹

Aus irgendeinem Grund wurde ein Ermittler des Departamento II ernannt. Er hieß Juan Medina. Eine zweite Mordkommission war gegründet worden, die sich ausschließlich mit Fällen der Außenbezirke rund um Barcelona kümmern sollte. Für die Innenstadt, für das Departamento I, war ihr Lebensgefährte Jóse Maria Cardona verantwortlich. Oftmals kam es zu Kompetenzrangeleien zwischen der ersten und zweiten Mordkommission, weil man sich nicht klar war, wo der Außenbezirk begann und wo der Innenbezirk endete.

Laura mochte diesen Juan Medina, der das ganze Jahr ohne Stümpfe herumlief, nicht besonders. Medina war ein typischer spanischer Macho. Ein Besserwisser, der sich für unwiderstehlich hielt und Laura permanent irgendwelche Avancen machte. Juan Medina war ein Typ, der einige Tage mit ungewaschenen Haaren und dem gleichen Hemd herumlief. Er war nicht größer als ein Meter siebzig und schob einen kleinen Bierbauch vor sich her. Das Einzige, was seine Vorgesetzten allerdings an ihm schätzten, war sein messerscharfer Verstand.

Die hübsche Laura war es gewohnt, Komplimente zu bekommen. Mit ihrer Körpergröße von ein-meter-siebzig, ihrer schlanken Figur und ihren langen, schwarzen Haaren war sie die Attraktion in der Gerichtsmedizin. Sie war der Grund, warum alle Kollegen so gerne ins Labor kamen.

In den nächsten Tagen berichteten alle Tageszeitungen von dem Mord an dem pensionierten Comandante der Guardia Civil Antonio Sanchez. Schuldige waren längst ausgemacht, es waren die Separatisten der baskischen ETA, so glaubte man zu wissen. Aber die baskische Terrorgruppe bekannte sich immer zu ihren Taten. Bisher waren noch keine Bekennerschreiben eingegangen. Im Gegenteil, die Basken leugneten, mit der Sache zu tun zu haben.

Inzwischen war die Obduktion abgeschlossen. Der Gerichtsmediziner hatte den Mageninhalt entnommen und ins Labor gegeben. Laura hatte sogar noch unverdaute Bohnen und Fleischrückstände feststellen können. Das würde bedeuten, dass sein Abendbrot noch nicht einmal gänzlich verdaut war, als der Tod eintrat. An Hand der Körpertemperatur und des Mageninhalts hatte der Gerichtsmediziner den Todeszeitpunkt auf zirka vier Uhr morgens festgelegt. Die Todesursache war die stumpfe Gewalteinwirkung auf den Kopf des Opfers. Die Schädeldecke war total zertrümmert.

Der Gerichtsmediziner war sich sicher, dass der Täter das Beil in den Rücken des Opfers gerammt hatte, als es bereits tot war.

In der Regel sollte sich eine Forensikerin nicht in die Ermittlungsarbeit der Polizei einmischen, aber nun war Laura neugierig geworden. Sie hatte mit Medina über die seltsame Nummer auf dem Rücken des Opfers gesprochen. Er hatte dem keine Bedeutung beigemessen.

Laura entschloss sich, die überregionale Tageszeitung »El Mundo« aufzusuchen. Die Redaktion befand sich nur wenige hundert Meter entfernt. Sie brauchte nicht sehr lange, um im Archiv der Zeitung einen Fall zu finden, der vor etwa vier Wochen im Raum Tarragona passiert war.

In dem Küstenort Cambrils, einige Kilometer südlich von Tarragona, wurde Anfang Februar eine Leiche ohne Kopf angeschwemmt. Die Ermittler hatten einige Wochen gebraucht, den Leichnam als den sechsundsechzig-jährigen Francisco Llompart zu identifizieren, einen pensionierten Guardia-Civil-Mann.

Laura rief sofort die Kollegen in Tarragona an. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie den Ermittler am Telefon hatte, der ihr etwas zu dem Fall sagen konnte. Für sie war nur relevant, ob das Opfer mit irgendeiner Nummer beschrieben war. Und tatsächlich, der Täter hatte seinem Opfer eine »Eins« mit einem scharfen Gegenstand, vermutlich mit einem Messer, auf den Oberkörper geritzt.

Das war es, was Laura wissen wollte, jetzt ergab das Ganze einen Sinn. Hier war ein Serientäter am Werk, der möglicherweise noch eine offene Rechnung mit der Guardia Civil zu begleichen hatte. Erschwerend kam hinzu, dass sich der Mörder gezielt seine Opfer aussuchte und sich nicht auf eine Provinz beschränkte.

Spanien ist ein großes Land und was gerade in Barcelona passierte, konnte sich morgen im eintausend Kilometer entfernten Malaga wiederholen.

Es waren drei Jahre vergangen und man schrieb bereits das Jahr 1984. Laura hatte fast täglich die überregionalen Zeitungen gelesen. Es gab seltsamerweise keine neuen Tötungsdelikte an Guardia-Civil-Beamten.

Der Fall war in Vergessenheit geraten und zu den ungelösten Fällen gelegt worden. Selbstverständlich dachte Laura nicht mehr an die Geschichte. Täglich gab es neue Fälle und für die Ermittlungsarbeiten war die Polizei zuständig. In der katalanischen Metropole Barcelona gab es ausreichend ungeklärte Fälle, die es zu lösen gab. Die Aufklärungsquote für Kapitalverbrechen lag gerade mal bei 50 Prozent.

Mala Sombra - Böser Schatten

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