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Blackburn

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Die Jungen in weißen Gebetshemden und –mützen und selbst die ganz kleinen Mädchen ausnahmslos mit Kopftuch kommen fünf Tage in der Woche für jeweils zwei Stunden in die Gebetsschule. Nach einem Schultag, der erst um 15.30 Uhr endet. Der Mullah, ein Besucher aus Persien, nickte wohlwollend mit dem Kopf. Einer der Lehrer wies auf einen kleinen Schüler, der mit dem Finger die Zeilen des Korans abfährt. „Er ist erst neun, aber er kann schon ganze Kapitel auswendig. Auf Arabisch natürlich! Einer meiner besten Schüler.“

Ibrahim lernte mit einem Eifer, der sich von den anderen deutlich abhob. Je mehr er sich in die Tiefe des Korans vertiefte, desto stärker und fester wurde seine Überzeugung, dass allein der Islam dazu bestimmt war, der Welt die richtige Religion und den wahren Glauben zu bringen. Dazu wollte er beitragen; später, wenn ihm der Imam der Moschee dazu für reif erklärte.

Der Imam hat ihn bei sich aufgenommen. Ein barmherziger Mensch und unbedingter Anhänger des schiitischen Islam. Ibrahim wohnt bei ihm, erhält zu essen, verfolgt konsequent die religiösen Vorschriften und verfällt mehr und mehr in den Fanatismus islamischer Hardliner. Ein Märtyrer will er werden; später. Der Imam begrüßt diesen Entschluss und erzählt ihm Wunderdinge vom islamischen Paradies, wo Milch und Honig fließen und derlei Erfreulichkeiten mehr. Mit Entsetzen verfolgten die Muslime in Blackburn die Erfolge der israelischen Armee im Sechstagekrieg von 1967. Einige der Jungen, darunter auch Ibrahim melden sich freiwillig zur ägyptischen, syrischen oder jordanischen Armee. Doch bevor sie abreisen und für Allah kämpfen durften, hatte Israel schon den Krieg gewonnen und wieder weitere Teile Palästinas annektiert.

Traurige Tage für die Muslime weltweit.

Ibrahim hat sich bei der Universität in Durham angemeldet. Physik will er dort studieren. Sein Ziehvater, der Imam, hat ihn mit seinen Verbindungen den Weg dorthin geebnet. Er findet Unterkunft bei einer strenggläubigen muslimischen Familie. Er dankt Allah für die erwiesenen Wohltaten, indem er sich begeistert seinem Studium widmet und keine Vorlesung auslässt. Wenn Kommilitonen feiern ist er nicht dabei. Lieber liest er seine Skripten und wissenschaftliche Bücher. Bald ist er als Langeweiler verschrien. Auch mit Mädchen hat er keinen Kontakt. Allah würde ihm, wenn er es für gut befände, schon ein Weib schicken.

Im Iran geschehen unglaubliche Dinge. Ein alter Ajatollah, jahrelang vom System verbannt kehrt zurück nach Teheran und der verhasste Reza Pahlavi, der Strohmann der Engländer und Amerikaner flieht ins Ausland. Einen Großteil seines Vermögens nimmt er mit. Ruhollah Mussawi Khomeini aus Khomein wird spiritueller Führer der islamischen Revolution. Aus dem französischen Exil stürzte er die Regierung von Mohammad Reza Pahlavi, dem damaligen Schah des Iran. Sein religiöser Fanatismus führt zur Initialzündung eines den arabischen Raum prägenden islamitischen Fundamentalismus. Außenpolitisch wird seine Diktatur geprägt von einem enormen Hass auf die USA und gegen Israel.

Ibrahim ist von dem Mann begeistert. Ruhollah Mussawi könnte der neue Führer aller Moslems sein. Vielleicht sogar der 13. Mahdi? Der lang erwartete Erlöser der Muslime; weltweit! Er geht vor Abschluss seines Studiums nach Teheran und schließt sich den Garden der iranischen Revolution an. Er wird zum Gotteskrieger. Die Ausbildung ist eine sehr harte. Neben den strikt einzuhaltenden religiösen Geboten lernt er schießen, sprengen und auch sonst irgendwie töten. Auf den Zielscheiben, die sie verwenden, sind nur jüdische Gesichter aufgemalt. Hin und wieder auch das Banner Amerikas. Nach seiner Ausbildung verleihen sie ihm einen neuen Namen. Sein Kampfname lautet Gamal al’Asad (Gamal der Löwe). Darauf ist er stolz!

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Zeit der Drachen

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