Читать книгу Religionen – ausgedient und überflüssig - Josef Müller - Страница 10
Noah
ОглавлениеEin weiteres Beispiel aus dem Alten Testament ist der Mythos von der Arche Noah. Weil Gott von den Menschen nichts mehr wissen wollte, ließ er sie (mit Ausnahme einer einzigen Familie!) einfach infolge eines vierzig Tage und vierzig Nächte andauernden Regens ertrinken – und zwar inklusive ihrer sündenfreien Kinder. Damit nicht genug, wurde auch noch das Leben von Abermilliarden unschuldigen Tieren, die Gott ja ursprünglich ebenfalls mit unbändigem Enthusiasmus entworfen und alsdann prunkvoll fabriziert hatte, rigoros und unerbittlich ausgelöscht.
Und Jahwe sah, dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. Und es reute Jahwe, dass er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte ihn in sein Herz hinein. Und Jahwe sprach: „Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens vertilgen, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zum Gevögel des Himmels; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.“ Noah aber fand Gnade in den Augen Jahwes.
Und Gott sprach zu Noah: „Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist voll Gewalttat durch sie; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde. Denn ich, siehe, ich bringe die Wasserflut über die Erde, um alles Fleisch unter dem Himmel zu verderben, in welchem ein Hauch des Lebens ist; alles, was auf der Erde ist, soll verscheiden.“ (1. Mose 6, 5-8, 13, 17)
Wer glaubt, dass sich diese Geschichte tatsächlich zugetragen hat, glaubt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an den Räuber Hotzenplotz und an das Sandmännchen.
Noah – zu diesem Zeitpunkt sechshundert Jahre alt! – baut nach Rücksprache mit Gott (zum zweiten Mal: Nein, Zeugen gab es nicht!) ein Schiff aus Holz, um der zu erwartenden Sintflut zu entgehen.
Um den Fortbestand der Menschen und Tiere zu sichern, nimmt er auf Anraten Gottes außer seiner Frau, seinen Söhnen sowie deren Frauen ausnahmslos sämtliche Tiere jeglicher Art mit. Von den reinen (koscheren) Tieren und den Vögeln des Himmels jeweils sieben männliche und sieben weibliche, von den übrigen (unreinen) Tieren jeweils nur ein männliches und ein weibliches Exemplar.
Schon rein mathematisch gesehen hätte das Schiff so riesengroß sein müssen, dass ein heutiger doppelwandiger Supertanker im maßstäblichen Verhältnis locker auf die Wasseroberfläche eines Regentropfens passen würde.
Wissenschaftler schätzen, dass es auf der Erde derzeit mehr als fünfzehn Millionen Tierarten gibt – allein im Jahre 2007 wurden ca. zwanzigtausend neue Tierarten entdeckt – und dass bis heute bereits sage und schreibe ca. fünfhundert Millionen Tierarten ausgestorben sind.
Nach biblischen Angaben gab es jedoch zu dieser Zeit insgesamt nur 130 Tierarten, und deshalb war ein Schiff mit einer Länge von 300 Ellen (131 m), einer Breite von 50 Ellen (22 m) und einer Höhe von 30 Ellen (13 m) völlig ausreichend, um alle zu retten.
Frage: Hat man damals die Größe der Arche an die Menge der zu rettenden Tiere angepasst, oder wurde die Anzahl der in Wahrheit existenten Millionen von Tierarten solange herunter gerechnet, bis alle in die Arche passten?
Natürlich waren die Bibelschreiber gezwungen, die Anzahl der Tiere im Hinblick auf die doch sehr begrenzten technischen Möglichkeiten der damaligen Baumeister so weit zu reduzieren, bis es wenigstens einigermaßen glaubhaft war. Aber jetzt stellt sich natürlich die Frage, wenn tatsächlich sämtliche Tierarten Zuflucht in der Arche gefunden hätten, wie sollte das überhaupt möglich gewesen sein? Wie hätten zum Beispiel Elefanten aus Afrika, Eisbären aus Grönland, Tiger aus Indien, Lamas aus Südamerika oder Kängurus aus Australien den Weg zu dieser Arche finden können? Tiere aus Ländern und Erdteilen, die für Noah zu diesem Zeitpunkt gar nicht existent waren – von denen er nie zuvor gehört hatte!
Weiterhin wäre wohl der größte Teil aller Kreaturen überhaupt nicht in der Lage gewesen, die riesige Distanz bis zum Trockendock der Arche jemals zu überbrücken. Wie hätten zum Beispiel einige der südamerikanischen Ausgaben aus der Gattung der Mollusken, gemeinhin auch als Schnecken bezeichnet, die gewaltigen Entfernungen überwinden können? Um ihre Errettungschancen zu wahren, hätten diese sich doch bereits Jahrzehnte oder Jahrhunderte vor dem Ereignis auf den Weg machen müssen! Und wie hätte Noah während der Sintflut über ein Jahr lang seine Familienmitglieder, die ja zwecks Arterhaltung nicht einmal die unreinen Tiere schlachten durften, und die Abermillionen von Tieren versorgen sollen? Wie hätten diese Tiere alle überleben können, wo doch viele von ihnen auch das natürliche Futter der anderen darstellten? Zu klären wäre auch, wie zum Beispiel die bekanntermaßen äußerst kurzlebigen Eintagsfliegen, die ebenfalls mit nur einem Paar vertreten waren, mehr als ein Jahr lang unbeschadet überdauern konnten.
Gott müsste doch eigentlich bezüglich der von ihm geschaffenen Tiere sowieso vor einem Dilemma stehen. Er hat zum Beispiel prächtige Raubtiere mit ungeheurer Kraft und Schnelligkeit ausgestattet, damit diese ihre bevorzugten Beutetiere fangen und fressen können. Und er hat prächtige Beutetiere mit ungeheurer Kraft und Schnelligkeit ausgestattet, damit diese ihren Fressfeinden entkommen können. In jedem Einzelfall kann aber immer nur eines der beiden Tiere überleben. Entweder verhungert das prächtige Raubtier, weil es das prächtige Beutetier nicht fangen konnte, oder das prächtige Beutetier wird gefressen, weil das prächtige Raubtier es doch erbeuten konnte. Die Frage ist nur: Auf welcher Seite steht Gott?
Wie dem auch sei – unmittelbar nach der erfolgreich überstandenen Sintflut fordert Gott zur Krönung des Ganzen Noah auf, ihm ein Großteil der zuvor mühsam geretteten Tiere zum Dank für den glücklichen Ausgang der Rettungsaktion als Brandopfer darzubringen.
Und Noah baute Jahwe einen Altar; und er nahm von allem reinen Vieh und von allem reinen Gevögel und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und Jahwe roch den lieblichen Geruch [der brennenden Kadaver]. Und Gott segnete Noah und seine Söhne [wohlgemerkt: nur ihn und seine Söhne, nicht deren Frauen!] und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.“ (1. Mose 8, 20-21; 9, 1)
Mit folgerichtiger Logik, göttlicher Vernunft oder auch nur einigermaßen gesundem Menschenverstand hatte diese Vorgehensweise ja wohl kaum etwas zu tun. Zuerst verlangt Gott von Noah, für die Arterhaltung sämtlicher Tiere zu sorgen, und nachdem dies unter größten Strapazen gelungen war, lässt er von allen reinen Tieren mindestens ein Paar einfach verbrutzeln. Hätte er nicht gleich anordnen können, dass Noah von den koscheren Tieren nur jeweils sechs statt sieben Paare retten soll?
Was soll`s – alle nicht geopferten Tiere wurden jedenfalls nach der glücklich überstandenen Sintflut zunächst in die wohlverdiente Freiheit entlassen. Der Haken war nur, die Arche strandete, wie nicht anders zu erwarten, auf der Bergspitze, die nach dem Rückgang des Hochwassers als Erste aus dem Wasser ragte. Dieser Gipfel gehörte zu dem im heutigen Anatolien gelegenen Berg Ararat und der ist immerhin majestätische 5.137 Meter hoch. Wie die Mitglieder der Familie Noah dort im ewigen Schnee und Eis ohne Sauerstoffgeräte überleben konnten, ist ein weiteres unerklärliches Phänomen.
Und die Wasser nahmen gar sehr überhand auf der Erde, und es wurden bedeckt alle hohen Berge, die unter dem ganzen Himmel sind. Fünfzehn Ellen [ca. 6 ½ m] darüber nahmen die Wasser überhand, und die Berge wurden bedeckt. (1. Mose 7, 19-20)
Da zu dieser vorchristlichen Zeit auch bereits der 8.848 Meter hohe Mount Everest, von dem Noah natürlich noch nie etwas gehört hatte, existierte, muss die gesamte Erde sogar mehr als achttausendachthundertvierundfünfzig Meter unter Wasser gestanden haben. Jetzt muss man allerdings wissen, dass die Temperatur auf dem Mount Everest auch im Juli, dem wärmsten Monat im Jahr, durchschnittlich nur minus 19°C beträgt und in den übrigen Monaten Spitzenwerte von bis zu minus 60°C erreicht werden. Bei diesen Temperaturen wäre die gesamte Wasserfläche, die sogar für den Mount Everest „Land unter“ bedeutet hätte, in kürzester Zeit zu einer mehrere kilometerdicken Eisfläche erstarrt. Da diese Eisfläche während der restlichen Existenzdauer unseres Planeten wohl nie mehr aufgetaut wäre, würde Noah und seine Familie mit Sicherheit noch heute und bis in alle Ewigkeit tiefgefroren und bestens konserviert in der Arche sitzen. Da sogar der gigantische Ararat noch ca. 3.700 Meter unter diesem Eismantel gelegen hätte, wäre es mit dem von Gott ersonnenen neuen Menschengeschlecht wohl nichts geworden.
Wider jegliche Logik ist die Arche der Familie Noah nicht im Himalaya, sondern auf dem Ararat gestrandet. Aber auch in dieser, ebenfalls noch absolut menschenfeindlichen Höhe, mussten die Insassen sodann gezwungenermaßen sehr lange ausharren, denn das ehemalige Trockene bildete ja nunmehr den Grund eines unvorstellbar riesigen und mindestens fünftausend Meter tiefen Meeres. Aus diesem, die gesamte Erde bedeckenden gewaltigen Ozean, ragte zunächst nur der Gipfel des höchsten Berges (also der Ararat, weil der Mount Everest ja noch völlig unbekannt war) hervor, und auch dieser erst, nachdem die tobenden Wasser zurückgegangen waren.
Jetzt fragt man sich aber: Wenn zum damaligen Zeitpunkt die Landmassen der gesamten Erde mindestens fünftausend Meter unter – seltsamerweise flüssigem – Wasser lagen, wohin ist dieses Wasser dann nach der Sintflut abgeflossen? Mangels irdischer oder auch außerplanetarischer Auffangbecken könnte logischerweise nur eine Verdunstung des Wassers den Konflikt gelöst haben. Was andererseits aber bedeuten würde, dass das Trockene in der vorher bekannten Form erst nach Jahrmillionen wieder aufgetaucht wäre. Dass die Familie Noah unter diesen Umständen trotzdem ein neues Menschengeschlecht hervorgebracht hat, verdient höchste Anerkennung. Irgendwie hatten sie, allen Naturgesetzen zum Trotz, mit der Hilfe Gottes sämtliche Barrikaden überwunden, denn die Wasser gingen erstaunlich schnell zurück – wohin auch immer.
Und die Wasser hatten überhand auf der Erde hundertfünfzig Tage. Und Gott gedachte des Noah und allen Getieres und allen Viehes, das mit ihm in der Arche war; und Gott ließ einen Wind über die Erde fahren, und die Wasser sanken. Und im siebten Monat, am siebzehnten Tage des Monats, ruhte die Arche auf dem Gebirge Ararat. Und die Wasser nahmen fort und fort ab bis zum zehnten Monat; im zehnten Monat, am Ersten des Monats, wurden die Spitzen der Berge sichtbar. Und im zweiten Monat, am siebenundzwanzigsten Tage des Monats, war die Erde trocken. (1. Mose, 7, 24 – 1. Mose 8, 1, 4-5, 14)
Den Kletteramateuren ist es sogar gelungen, aus dem eigentlich nur von bestausgerüsteten Extrembergsteigern zu bezwingenden Hochgebirge abzusteigen. Das gelang auch dem sechshundertjährigen Noah und seiner sicher nicht viel jüngeren Ehefrau. Da kann man nur tief beeindruckt und ergriffen konstatieren: Respekt!
Die Abermillionen Tiere haben ebenfalls alle überlebt und sind wohlbehalten – die bereits beispielhaft erwähnten Schnecken wahrscheinlich erst nach etlichen Jahrzehnten – in der Ebene angekommen. Das gilt erstaunlicherweise auch für die wechselwarmen Kreaturen, die damals wohl konditionell besser drauf waren, als ihre aktuellen Nachkommen. Würde man heute zum Beispiel eine Eidechse in fünftausend Meter Höhe aussetzen, würde sie mit Sicherheit augenblicklich einen Kälteschock erleiden, tiefgefrieren und nie mehr auftauen.
Die biblische Arche-Erzählung hält schon lange nicht mehr einem naturalistischen Kontext stand. Bereits im siebzehnten Jahrhundert wurde es notwendig, den neuen Kontinent Amerika mit seinen menschlichen und tierischen Bewohnern, sowie die neu entdeckten Kreaturen Asiens und Afrikas mit der wörtlichen Bibel-Interpretation zu vereinen. Weiterhin gab es Erklärungsbedarf für die Neuverteilung der Tierwelt, die sich ja nach der Sintflut zunächst auf einem Punkt konzentrierte. Dieses Dilemma hat die Kirche den Skeptikern wie folgt zu erklären versucht: Nach der Zerstörung des Turmes von Babel [davon später mehr] hat Gott die Menschen über die gesamte Erde vertrieben, wobei jedes Volk „seine“ Tiere mitnahm in eine neue Heimat. Diese abenteuerliche Darstellung wurde aber bereits im Jahr 1646 von Sir Thomas Browne klassisch gekontert, als er fragte: „Warum nahmen dann die Eingeborenen Nordamerikas Klapperschlangen mit, und keine Pferde?“
Wie die glücklich und wohlbehalten im Tal angekommenen Tiere dort sodann auch weiterhin überleben konnten, ist wiederum nur durch ein Wunder zu erklären. Zwischen den Raubtieren und ihren potenziellen Beutetieren muss es wohl ein Friedensabkommen, also eine Art „Nichtangriffspakt“ gegeben haben, denn die Beutetiere, zumindest die, von denen es nur jeweils ein Paar gab, durften von den Raubtieren natürlich im Hinblick auf die Erhaltung der Art nicht gefressen werden. Andererseits hatten die Beutetiere sicher ebenfalls nichts zu lachen, da ihnen das „grüne Kraut“, das ja vollständig der Naturkatastrophe zum Opfer gefallen war, auch für sehr lange Zeit fehlte.
Es ist wohl anzunehmen, dass zum Beispiel die eine oder andere Raubkatze unter Missachtung des Gebotes der Stunde trotzdem eine Antilope gerissen hat. Erstens, weil sie sonst verhungert wäre und zweitens, weil es ganz einfach ihrem Charakter entsprach. Die Vorstellung eines lammfrommen Löwen, der seine potenziellen Beutetiere trotz eines vor Hunger rebellierenden Magens gnädig verschont, ist einfach absurd. Viele Pflanzenfresser wiederum, die irgendwie den Raubkatzen entkommen konnten, werden andererseits mit höchster Wahrscheinlichkeit gleichfalls dem fehlenden Nahrungsangebot zum Opfer gefallen sein. Sie hätten natürlich alles gefundene Grünzeug fressen dürfen – wenn es denn welches gegeben hätte!
Wenn aber ein Raubtier ein Beutetier gerissen hatte, oder ein Grasfresser mangels Nahrungsangebot eingegangen war, wie haben sich dann die übrig gebliebenen Exemplare der jeweiligen Gattung ohne ihre gemeuchelten bzw. dahingesiechten Partner vermehrt? Der Heilige Geist kann ja wohl nicht ausgeholfen haben, denn den hatte man zu dieser vorchristlichen Zeit noch gar nicht erfunden. Und wie haben Noah und seine Familie, die immerhin aus acht Personen, nämlich Noah, seiner Ehefrau Naama, den Söhnen Sem, Ham und Jafet sowie deren Ehefrauen bestand, überlebt? Auch für sie war in der nun verwüsteten Natur auf lange Zeit nichts zu holen, und die wenigen essbaren (koscheren) Tiere gingen, wenn man ihrer in der nunmehr ja äußerst dünn besiedelten Landschaft überhaupt habhaft werden konnte, wohl auch mit rasanter Schnelligkeit zur Neige.
Koschere Tiere sind gemäß des Talmuds übrigens nur: Landsäugetiere, die gespaltenen Hufe haben und Wiederkäuer sind, Geflügel (bis auf 21 nicht koschere Vogelarten), Fisch und Meeresfrüchte, aber nur, wenn sie Flossen und Schuppen haben und das, was von koscheren Tieren stammt – also Milch nur von koscheren Säugetieren und Eier nur von koscheren Vögeln. Göttliche Vorschrift – bescheuerter geht’s nicht!
Wie dem auch sei – irgendwie muss es wohl doch machbar gewesen sein, denn Noah, der seine Söhne erst im Alter von fünfhundert Jahren gezeugt hatte, wurde nach biblischer Überlieferung immerhin stolze neunhundertfünfzig Jahre alt.
„Und Noah lebte nach der Flut dreihundertfünfzig Jahre; und alle Tage Noahs waren neunhundertfünfzig Jahre, und er starb.“ (1. Mose 9, 28-29)
Deukalion war im 14. Jahrhundert v. Chr. der König von Thessalien. Er ist in der griechischen Mythologie der Sohn von Prometheus. Wegen der Verderbtheit der Menschen beschloss Zeus als oberster Gott der griechischen Mythologie, das „Eherne Zeitalter“ mit einer großen Flut zu beenden. Prometheus hatte seinem Sohn befohlen, ein Schiff zu bauen und dieses mit Beginn des großen Regens zusammen mit seiner Ehefrau zu besteigen. Ganz Griechenland wurde überschwemmt und erst nach neun Tagen und neun Nächten, als die Flut abgelaufen war, landete das Paar auf dem Parnassos. Der gerechte Deukalion und seine Frau Pyrrha waren die einzigen Überlebenden. Die Parallelen zum biblischen Noah sind unübersehbar.
Utnapischtim ist der „Noah“ der sumerisch-babylonischen Kulturen des altorientalischen Mesopotamien. Die Übersetzung des um 1200 v. Chr. auf Tontafeln zusammengestellten Epos berichtet von Gilgamesch, dem König der mesopotamischen Stadt Uruk, aus der Zeit um 2650 v. Chr. Sie enthält Passagen, die das Christentum eigentlich in seinen Grundfesten erschüttern müssten. Hier steht zum Beispiel: „Gott Enlil schickte wegen des Lärms der Menschen die Sintflut, um das (erste) Menschengeschlecht zu vernichten.“ Weiterhin: „Ein uralter Mann (Utnapischtim) und seine Frau überlebten als Einzige die Strafe der Götter, die große Flut“. Und auf der 11. Tontafel: „Als der siebente Tag anbrach, holte ich eine Taube hervor und ließ sie frei. Die Taube flog, doch kam sie zurück. Ich holte eine Schwalbe hervor und ließ sie frei, doch kam auch sie zurück. Ich holte einen Raben hervor – er flog und kam nicht wieder zurück.“
Teilweise wörtlich nimmt das Gilgameschepos die Geschichte von der Sintflut aus dem Alten Testament vorweg. Utnapischtim und seine Frau überlebten, weil sie auf Geheiß der Götter eine Arche bauten, die nach der sechs Tage und sieben Nächte andauernden Flut auf einem Berg strandete, nachdem die Wasser zurückgegangen waren. Sie wurden zu Stammeltern des neuen Menschengeschlechts, welches durch ein Opfer des Stammvaters wieder mit den Göttern versöhnt wurde. Die Übereinstimmung der Texte mit der biblischen Geschichte von der Sintflut wirft anlässlich der Übersetzung der Tontafeln im Jahre 1872 in der Öffentlichkeit die Vermutung (lies: Gewissheit) auf, dass das Wort Gottes aus dem Gilgameschepos abgeschrieben wurde!