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Hertha von Zöbing hatte immer gewartet, daß Eugen Mader eines Tages zurückkehren werde. Sie nahm bestimmt an, daß durch die Umwälzung auch er den Dienst quittieren würde, und nun einer Verbindung nichts mehr im Wege stünde.

Aber alles Warten war vergebens. Nachforschungen ergaben, daß Kapitän Mader nicht heimgekehrt war.

Sollte er tot sein?

Würde sie nie Gelegenheit haben, sich mit ihm auszusprechen?

Über manches waren ihr inzwischen die Augen aufgegangen. Ihre Ideen von der Menschenverbrüderung hatten einen argen Stoß erhalten.

Zwei Jahre schon wütete eine rote Soldateska in Rußland. Hungersnot, Elend, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung.

In der Heimat herrschten Aufstände und blutiger Brudermord.

Wo blieben die »Brüder« aus dem Feindeslande, die die Hände über die Grenze reichen sollten? Wo blieb das Glück, das aus allen Menschen Brüder und Schwestern machen sollte? Wo blieb die allgemeine Völkerversöhnung?

Waren das Menschen, die Greise und Kinder zu Tausenden Hungers sterben ließen? Waren das die erhofften Brüder, die unschuldige Kinder durch Unterernährung verkrüppeln ließen?

Wo blieb das Gefühl der Menschlichkeit?

Was hatten die armen ahnungslosen Kinder an der Menschheit gesündigt?

Wie kam es, daß Menschen den Säuglingen die Milchkühe wegnahmen und Brot und Fleisch den Kranken entzogen?

Waren das die Brüder?

Die Bestie »Mensch« feierte Orgien des Hasses und der Rachsucht.

Hertha machte bange Gewissensqualen durch.

Hatte sie recht getan, daß sie Mader von sich stieß?

Hatte sie ein Recht gehabt, ihn fortwährend zu quälen? Sie ging streng mit sich ins Gericht.

Als Mader nicht zurückkehrte und die Zeit verging, schwieg der Vater. Er sah die Unruhe seiner Tochter und schrieb sie der Furcht zu, dem Geliebten könne etwas zugestoßen sein!

Er stellte Nachforschungen an, ob Mader unter den Gefangenen oder Vermißten angegeben sei.

U.10 wurde als vermißt gemeldet. Durch einflußreiche Bekannte erfuhr der alte Herr, daß Berichte über U.10 seit zweieinhalb Jahren nicht eingegangen seien, Mader aber bis zum Schluß des Krieges in der Gehaltsliste stand und seine Löhnung bis einen Monat vor dem Zusammenbruch ausbezahlt erhalten habe. Jedoch, wo die Löhnung hingeschickt wurde, das konnte man nicht in Erfahrung bringen.

Als der Vater von Hertha vernahm, daß sie Mader vor langer Zeit den Abschied gegeben hatte, war er tief betroffen und überhäufte sie mit bitteren Vorwürfen.

Die Zeit schlich entsetzlich langsam dahin und alles Warten war vergeblich.

Die Stadt unter dem Meere (Roman)

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