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U.10 lag im Morgengrauen weit draußen im Meere. Die Antennen vibrierten über dem Boot und leise klangen die Drähte zur Melodie der plätschernden Wellen.

Die ganze Besatzung war an Deck und sog die frische Morgenluft ein.

Weit in der Ferne war die Rauchfahne eines Dampfers sichtbar.

Nördlich, fast verschwindend, zog sich die Küste der italienischen Riviera hin.

Man lag direkt südlich von »Finale Marina« und Varigotti.

Das Capo di Noli steckte seine Hügelnase ins Meer. Dem Morgen und der Sonne jauchzte die Landschaft entgegen.

Zwischen dem U-Boot und der Küste trieb eine Unzahl kleiner Fischerboote, von denen nur die Mastspitzen und ein Fetzen Segel sichtbar waren. Schemenhaft!

Mader starrte weit offenen Auges zur Küste hin. Sein Gesicht war bleich und eingefallen. Er sah um viele Jahre gealtert aus.

Der Führer und alle Mann der Besatzung waren in graugrüne Uniformen gekleidet. Dieselbe Farbe trug das U-Boot. Es hob sich nicht vom Grün des Meeres ab.

Mimikry. Anpassung aus großer Vorsicht.

Man war im Frühsommer 1921.

Mader gab Befehl, die Netze einzuziehen und die im Beiboot steuerbord von U.10 befindlichen Männer kamen mit den Korkgewichten an den Netzrändern langsam an das U-Boot heran.

Reiche Beute wurde eingebracht.

Wieder war man auf Tage versorgt! Die kleinen und die ungenießbaren Fische wurden in die See zurückgeworfen. Ebenso die Tintenfische, die sich wie immer in großer Zahl in den Netzen fanden.

Oberingenieur Zangenberg nahm Reimer einige dieser kleinen Oktopusse ab. Man brauchte sie als Farbmittel und es gab auch Genießer, die diese scheußlichen Tiere gerne aßen.

Die Antennenmaste wurden umgelegt und festgeklemmt; die Drähte nach unten gebracht.

Das Beiboot wurde an seinem Platz am Vorderdeck festgemacht.

Langsam verschwand U.10 in der Dünung.

Die Umsteuervorrichtung trat in Tätigkeit. Die Antriebsvorrichtung des hinteren Tiefenruderpaares arbeitete rasch, und lautlos ging das Boot auf sechs Meter Tiefe unter den Wasserspiegel.

Der Funker schrieb die aufgefangenen Nachrichten für jedermann lesbar ins Reine.

Im Offizierswohnraum war eine kleine Kabine für die drahtlose Telegraphie eingerichtet. Da man nur jeden zweiten oder dritten Tag ausfuhr, und dies erst nach Eintritt der Dunkelheit, so war man stets auf Kombinationen angewiesen, weil die meisten Funktelegramme um diese Zeit schon ihre Erledigung gefunden hatten. Nur Zeitungsnachrichten und die Berichte der Presse vom Eiffelturm, für die Allgemeinheit bestimmt, wurden aufgefangen.

Man versuchte verschiedentlich den Trick, große Schiffe unter falschem Namen anzurufen und erfuhr dadurch manches Wissenswerte.

Mader, der Doktor, Ulitz und Zangenberg lasen über die Schulter des Funkers gebeugt, während sich Buchstabe an Buchstabe reihte.

Es waren keine angenehmen Neuigkeiten, die man über die Heimat vernahm. Immer neue Bedrückungen, immer neue Drohungen mit Sanktionen und Schweinereien schwarzer Franzosen im besetzten Gebiet.

Durchsichtige Lügen über deutsche Hinterlist und Tücke waren gang und gäbe.

Vieles war so erlogen, daß man sich kein Bild von der Lage in der Heimat machen konnte; zweidreiviertel Jahre war es her, seit die letzten Nachrichten die von aller Welt Abgeschlossenen erreichten.

Hätte man nur einmal eine Zeitung aus der Heimat bekommen mit Nachrichten, an die man glauben konnte!

Die Stadt unter dem Meere (Roman)

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