Читать книгу Hafterlebnisse eines DDR-Bürgers 2. Teil - Jürgen Brand - Страница 41
Titel
ОглавлениеDer Tagesablauf im Arrest sah folgendermaßen aus: Aufstehen, dann in den Waschraum gehen. Anschließend Frühstücken (3 Scheiben Brot, dünn beschmiert mit Marmelade, einen Becher mit Malzkaffee) und dann die Wände und kahle Zelle anstarren, während man auf die Freistunde wartete. Mittagessen ohne Fleisch und ohne Kompott. Nichts lesen dürfen, nichts schreiben, nichts rauchen, auch nicht hinlegen, denn das Holzbrett wurde an der Wand hochgeklappt und festgeschlossen. Post von draußen wurde auch nicht ausgehändigt. Für uns böse Jungs gab es keinen richtigen Kaffee oder Tee . Auch Musik durfte man nicht hören, dafür aber ab und zu das Gegröle von Häftlingen:„Brüder, zur Sonne, zur Freiheit, hell aus dem Lichte hervor“ – ein Partisanen- und Freiheitskämpferlied der Kommunisten. Den anderen Häftlingen war wohl nichts peinlich; wenn die Bullen sagten: „Singt“, dann sangen die Gefangenen. Bei solchen Duckmäusern wird die Diktatur ewig dauern, schoss es mir durch den Kopf. Abends gab es wieder 3 Scheiben trockenes Brot und eine Schüssel mit Malzkaffee. Der ständige Arrest war eintönig bis zum Gehtnichtmehr und die Art und Weise, wie wir abgefertigt wurden, stank zum Himmel. Es lag natürlich auf der Hand, dass man uns durch die geringen Lebensmittelrationen und alle anderen Einschränkungen mürbemachen wollte. Für die Gefängnisverwaltung war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, wann wir aufgeben. Doch da täuschten die sich gewaltig in uns.