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EINLEITUNG

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Wer wird nun „lichte Schneisen schlagen in das Dickicht unserer Tage?“, fragt sich Marion Gräfin Dönhoff wenige Tage nach dem Tod von Hans Jonas (1903-1993) in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Der jüdische Philosoph hatte über ein Jahrzehnt lang den Umweltdiskurs der Bundesrepublik durch seine philosophischen Einwürfe maßgeblich mitgeprägt. Sein Tod, so lassen sich die Worte der Gräfin deuten, hinterließ eine Leerstelle in der Diskussion über eine menschenwürdige Zukunft auf dem Planeten Erde. Heute zählt Hans Jonas zweifellos zu den bedeutenden Denkern des 20. Jahrhunderts.1

Beeinflusst von seinen Lehrern Edmund Husserl, Martin Heidegger und Rudolf Bultmann erlangte er als Begründer einer Ethik der Verantwortung für die technologische Zivilisation Weltruhm. Seine Ethik verbindet lebensweltliche Intuitionen mit normativen Gehalten religiöser Überlieferungen. Motive und Denkfiguren der philosophischen Traditionen aufgreifend, stellt sein Denken kritische Fragen an die technologischen Errungenschaften der Gegenwart. Der Begriff der Verantwortung wird in seiner Philosophie zum Synonym einer neu hervorgetretenen Pflicht im Antlitz der Drohungen der Moderne und ihrer kausalen Reichweite in die Zukunft.2

Den Ausgangspunkt seines Denkens bildet jedoch die Kritik der Gnosis. Gnosis ist die Sammelbezeichnung für eine religionsgeschichtliche Bewegung im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus. Sie setzte sich aus einer Fülle mythischer Spekulationen und soteriologischer Kultpraxis zusammen. Die Gnostiker waren weltfremd. Hans Jonas deutet diese Weltfremdheit vor der Folie der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der 1920er und 1930er Jahre. Seine Kritik an der lebensfeindlichen Einstellung der Gnostiker ist nicht zuletzt auch eine Kritik an seinem Lehrer Martin Heidegger, obwohl sich Jonas zunächst dessen Begrifflichkeiten bedient. Seine Kritik mündet in einer Philosophie des Lebens, die er als Antwort auf die weltabgewandte Haltung der Gnostiker formuliert. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens, in der Hochphase des Kalten Krieges, entwickelt sich daraus seine Ethik der Verantwortung.

Philosophie ist bekanntlich „ihre Zeit in Gedanken gefaßt.“3 In diesem Sinn ist auch die Philosophie von Hans Jonas nur vor dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen Entwicklungen zu lesen. Die Besonderheit der Zeit, in der sich seine Ideen entwickeln, lässt uns fragen: Welche konkreten gesellschaftlichen Einflüsse wirkten auf die Philosophie von Hans Jonas ein? Und umgekehrt: Welchen Einfluss hatte seine Philosophie auf die Zeit, in der sie entstanden ist?

Mit der Originalität seiner Ideen geht des Weiteren die Frage einher, welche neuen Gedanken aus der Auseinandersetzung mit der philosophischen Tradition entstanden sind. Schließlich drängt sich im Kontext der Lebensgeschichte des Autors die Frage auf, welche persönlichen Erfahrungen Eingang in den Kosmos seiner Reflexionen gefunden haben.

In seinen Schriften gibt Hans Jonas so gut wie keine Hinweise auf gesellschaftliche und biografische Ereignisse. Erst am Ende seines Lebens erteilt er in mehreren Interviews bereitwillig Auskunft über seinen hochinteressanten und teils beschwerlichen Lebensweg. Dennoch ist der Charakter seiner Philosophie nur verständlich, wenn wir Aspekte des Lebens, der Zeit und des Werks miteinander in Beziehung setzen.

Christian Wiese, der im Jahre 2003 zum 100. Geburtstag des Philosophen, nicht nur die Erinnerungen von Hans Jonas herausgegeben, sondern einen biografischen Essay mit bis dato unveröffentlichtem Material publiziert hat, bekannte damals: „Das Biographische kann lediglich als erhellender Kontext seiner Denkentwürfe herangezogen werden, und es kommt entscheidend darauf an, ob der Nachweis gelingt, daß existentielle Erfahrungen, die mit seinem jüdischen Schicksal zusammenhängen, entweder eine spezifische Sichtweise auf philosophische Fragestellungen zur Folge hatten oder aber jene Themen, die ihn zeitlebens beschäftigten, inspirierten und in eine erkennbare, wenn auch nicht immer explizite Beziehung dazu rückten.“4

Diese These soll im Folgenden auf den Prüfstand gestellt werden. Soll das Biografische tatsächlich nur als erhellender Kontext dienen können? Ist das Werk eines Philosophen nicht in erster Linie das Produkt einer Person, die ganz eigene Erfahrungen und Bekanntschaften gemacht und persönliche Lektüren vorgenommen hat? Einer Person, der subjektive Widerfahrnisse zuteil wurden, die unmittelbar Eingang in die eigene Philosophie finden? Wie sollte es möglich sein, das eigene Leben und Erleben von den Ideen, die jemand zu Papier bringt, zu abstrahieren? Eine solche Abstraktion müsste zwangsläufig in dem Satz münden: „Hans Jonas wurde geboren, arbeitete und starb.“

Christian Wiese widerspricht dem im Grunde selbst. Denn wenige Jahre zuvor hat er im Nachwort zu Hans Jonas’ Buch „Gnosis. Die Botschaft des fremden Gottes“ noch die These vertreten, die Erkenntnisse eines Forscherlebens erwüchsen „nicht unberührt vom Erleben der Zeit, von geistigen und persönlichen Umbrüchen, von der subjektiven Auseinandersetzung mit dem umgebenden Kosmos des Denkens, und man wird sie nur angemessen würdigen können, wenn diese Kontexte mitbedacht werden.“5

Es geht in diesem Zusammenhang nicht bloß um existenzielle Erfahrungen, schon gar nicht um das jüdische Schicksal allein, auch wenn dieses unzweifelhaft einen bestimmten Blick auf philosophische Fragestellungen aufwirft. Vielmehr verhält es sich umgekehrt: Es gilt zu fragen, warum bestimmte philosophische Fragen von einem ganz bestimmten Autor mit ganz individuellen Erfahrungen in einer ganz bestimmten Zeit überhaupt gestellt werden. Denn schließlich, so die Überzeugung der nachfolgenden Ausführungen, steht das Thema einer Philosophie stets in unmittelbarem Kontext zur Person, die sich mit ihm auseinandersetzt.

„Jonas’ Biografie bildet die Epoche in ihrer Zerrissenheit ab“6, bemerkte Martin Meyer am 14. Mai 1993 in der Neuen Zürcher Zeitung. Diesem Verdacht will ich hier nachspüren und zugleich eine Forschungslücke schließen: Bis heute liegt keine umfassende Biografie zu Hans Jonas vor. Dazu verfolge ich drei Ziele. In einer multiperspektivischen Analyse werde ich (erstens) das Leben von Hans Jonas darstellen, es (zweitens) in zeithistorische Kontexte einbetten und (drittens) zu seinem Werk in Beziehung setzen.

Die unzähligen, noch unveröffentlichten Briefe, aber auch die Edition der Kritischen Gesamtausgabe (KGA) sowie die darin erstmals publizierten Vorlesungen von Hans Jonas, enthalten so viele bislang unbekannte Hinweise zum Leben und Bezüge zu anderen namhaften Wissenschaftlern, die eine biografische Aufarbeitung nötig erscheinen ließen. Der Schriftverkehr, den Jonas mit der akademischen Welt des 20. Jahrhunderts führte, bildet eine tragende Säule des gesamten Nachlasses und gibt Auskunft über die Beziehungen und Denk-Stationen, die Jonas im Laufe seines Lebens durchlief. Die Briefe und persönlichen Statements lassen nicht nur die historischen Kontexte, in denen Jonas seine philosophischen Texte schrieb, hervortreten, sie sind darüber hinaus eine unverzichtbare Quelle für das Verständnis seines Werks allgemein. Nicht zuletzt lässt sich am Lebensweg von Hans Jonas paradigmatisch das Schicksal der akademisch geprägten europäischen Juden ablesen.

Bis heute ist die große Anzahl an Briefen und Korrespondenzen jedoch nicht kritisch gesichtet und aufbereitet worden, die Hans Jonas mit Geistesgrößen aus Deutschland, Europa, den USA und Israel gewechselt hat. Bei der geplanten Brief-Edition innerhalb der Kritischen Gesamtausgabe wird naturgemäß die wissenschaftliche Werkpräsentation im Zentrum stehen, ein biografischer Zugriff erscheint lediglich als deren Hintergrund. Die biografische Annäherung arbeitet hingegen entlang von Briefverkehr, Werk und geschichtlichem Bezugsrahmen das Leben von Hans Jonas auf.

Nach seiner Emigration zunächst nach Großbritannien, Palästina und Kanada, dann in die USA, war der Schriftverkehr für Jonas oft die einzige Möglichkeit, den Kontakt zur akademischen Welt in Europa aufrecht zu erhalten. Hans Jonas’ Dialogpartner gehören zum Who is who der Wissenschaft. Ihre Korrespondenzen berühren philosophische und naturwissenschaftliche, theologische und soziologische Fragen. Auf Grund des Umfangs und der Thematiken ist dieser Schriftverkehr von besonderer Forschungsrelevanz. Ohne die biografische und zeithistorische Zuordnung bleibt er jedoch weitestgehend unverständlich. Denn in den Korrespondenzen enthalten sind nicht zuletzt wichtige Zusatzinformationen zu seinen Forschungsideen. Sie werden im Folgenden zueinander in Beziehung gesetzt. Die unzähligen Briefe geben diesbezüglich erste Einblicke in die persönlichen Kontexte, in denen seine Forschungsfragen standen.

Die interdisziplinäre Korrespondenz schlägt zudem eine Brücke zwischen den Fächern, in denen Jonas geforscht hat. Sie ist Zeugnis einer transatlantischen Freundschaft der Intellektuellen. Auch einige der zahlreichen Diskussionen und interviewförmigen Gespräche, in denen Jonas sein Werk vorgestellt, kommentiert und in größere Gesprächszusammenhänge gestellt hat, sind in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Einige dieser Gespräche wurden bereits publiziert, andere sind bis heute unveröffentlicht.

In der Jonas-Forschung überwiegen ganz eindeutig fachphilosophische Auseinandersetzungen ohne tiefgehende Kontextbezüge. Teilweise gibt es divergierende biografische Angaben, die überprüft und, wo nötig, korrigiert wurden. So stimmen Daten in den publizierten Texten oftmals nicht mit Informationen überein, die sich aus dem umfangreichen Schriftverkehr gewinnen lassen. Das ist nicht nur in den „Erinnerungen“ der Fall, sondern auch in vielen anderen biografischen Skizzen, die vorliegen. Ein Beispiel: Der Konflikt mit Hannah Arendt wird nach ihrem dritten Artikel über Adolf Eichmann im New Yorker 1963 in nahezu allen publizierten Quellen übereinstimmend auf gut zwei Jahre datiert. Im Nachlass von Hans Jonas lassen sich für diese Behauptung klare Gegenbeweise finden. Es ist davon auszugehen, dass ihre Beziehung für maximal ein Dreivierteljahr ruhte.

Die Briefe von Hans Jonas als wichtigste Quelle spielen in den meisten bereits vorliegenden Publikationen kaum eine Rolle und lassen somit zentrale und für sein Leben wichtige Daten vermissen. Einzige Ausnahme bildet die schon erwähnte, von Christian Wiese publizierte Schrift über Hans Jonas als Philosoph und Jude, die einige bis dato unbekannte Zeugnisse enthielt.7 Insbesondere Dokumente Gershom Scholem und Hannah Arendt betreffend, sind in diesem Band aufgeführt.

Obgleich sich Hans Jonas in einem Brief an Gershom Scholem vom 24. April 1950 als schlechten Briefschreiber bezeichnet und gegenüber Jacob Taubes am 24. Januar 1978 seine „Epistolophobie“ betont, spricht die Quellenlage eine völlig andere Sprache. Nicht nur in der Qualität, sondern auch in der Quantität zeigt sich Hans Jonas als außerordentlicher Briefpartner. Von den größtenteils im philosophischen Archiv der Universität Konstanz befindlichen Manuskripten und Materialien sind die Briefe bis dato bis auf wenige Ausnahmen unveröffentlicht. Geplant ist derzeit, eine größere Auswahl der Briefe in Band V der Kritischen Gesamtausgabe abzudrucken. Doch ohne die historischen Bezüge und persönlichen Lebensumstände ist auch das Werk nicht vollständig zu verstehen. Dies soll mit dem vorliegenden Portrait des jüdischen Gelehrten behoben werden.

Der sich über Jahrzehnte erstreckende Schriftverkehr von Hans Jonas ist als Bestandteil einer biografischen Annäherung von Bedeutung, will man wissen, wie Jonas von seinen Dialogpartnern beeinflusst wurde und welche Gedankengänge im Austausch mit anderen Wissenschaftlern Niederschlag in seinem Werk gefunden haben. Ziel dieser Biografie ist es, die philosophisch und zum Teil auch politisch-ethisch und kulturell hochbedeutsamen Briefe und Gespräche so in das Zeitgeschehen und das philosophische Werk einzubeziehen, dass einem breiten akademischen Publikum Hans Jonas in seiner Person verständlich wird.

Zudem soll die Philosophie von Hans Jonas in den Kontext der geistigen Auseinandersetzung mit anderen Denkern eingebettet und gezeigt werden, wie stark vernetzt der ethische Zukunfts-Diskurs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen ist. Eine Biografie über Hans Jonas ist insofern auch zu einem nicht unerheblichen Teil eine Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dennoch kann es nicht der Anspruch dieser Biografie sein, das 20. Jahrhundert als solches zu portraitieren. So wurden in erster Linie Lebensereignisse von primärer Relevanz für Hans Jonas’ Denken und seine Denkentwicklung, Selbstäußerungen sowie Äußerungen Dritter und Auseinandersetzungen in der Korrespondenz mit ihm berücksichtigt. Wo werkimmanente Erklärungen notwendig waren, sind diese allgemeinverständlich eingebracht worden.

In zahlreichen Briefen an Kollegen und Freunde äußert sich Hans Jonas zu seinem Werk oder nimmt Stellung zu Texten anderer Philosophen. Insbesondere stehen hierbei seine Forschungen zur Gnosis im Zentrum der Korrespondenzen. Erläuternde sowie problematisierende Passagen wechseln ab mit der Darstellung der Genese einzelner Werke. Diese Quellen bieten durchaus erhellende Hintergrundinformationen über die Diskurse, die Jonas zeitlebens geführt hat.

In einzelnen Briefen äußert er sich zu politischen und zeithistorischen Themen und diskutiert mit seinen Briefpartnern über aktuelle Entwicklungen des Weltgeschehens. Im Fokus stehen hierbei das Verhältnis Israels zur arabischen Welt sowie Umweltpolitik, Nachrüstung und Zukunftsängste der Menschen. Diese Einlassungen gehen bis hinein in die Frage der Nachlassverwaltung des Œuvres von Hannah Arendt. Aber auch zeithistorische Ereignisse im Kontext von Globalisierung und Kaltem Krieg spielen in diesem Kontext eine wichtige Rolle.

Darüber hinaus bezieht Jonas in vielen Briefen Stellung zur persönlichen Situation. Kriegserfahrungen, Freundschaften, universitäre Laufbahn, Schilderungen der Entwicklung der Kinder geben in diesem Zusammenhang Aufschluss über die biographische Entwicklung des Denkers Hans Jonas. Dominieren in den Briefen, die im Stadtarchiv Mönchengladbach aufbewahrt werden, die Kriegserfahrung und die Frage der „Wiedergutmachung“, so beinhaltet vor allem der Nachlass in Konstanz bedeutungsvolle Informationen zur familiären Lage in den einzelnen Lebensabschnitten, die nicht zuletzt für das Verständnis des Werks von ganz herausragender Bedeutung sind. Jonas’ Tochter Ayalah war so freundlich und hat mir zudem bereitwillig über das Familienleben im New Rochelle der frühen 1960er Jahre Auskunft erteilt.

Aufschlussreich sind schließlich auch die verschiedenen Netzwerke, in denen Jonas sich zeitlebens bewegte. Die Briefpartnerschaften allein sagen hierzu bereits einiges aus. Die persönliche Ansprache gibt ganz konkrete Hinweise auf das Verhältnis zu einzelnen Kollegen. Die Inhalte, über die diskutiert wird, zeigen an, in welchem seiner Themen er bei welchen Kollegen Rat und Hilfe sucht. Neben Günther Anders, Hannah Arendt und Gershom Scholem sind auch Leo Strauss, Hans Blumenberg, Dolf Sternberger und Alexander Rüstow zu nennen. Insofern im Nachlass von Hans Jonas resp. dessen Briefpartnern Korrespondenzen enthalten sind, die über einen längeren Zeitraum, möglicherweise gar über Jahrzehnte gehen, treten die Entwicklungslinien in Leben und Werk besonders deutlich hervor. Solche Briefwechsel bilden geradezu einen Längsschnitt der großen Themen Gnosis, Anthropologie und Ethik. Zu nennen sind in diesem Komplex insbesondere der Briefwechsel mit Günther Anders und Gershom Scholem.

Zudem hat Hans Jonas einzelne Briefe verfasst, die über seine eigene Entwicklung als Philosoph und jüdischer Denker umfassend Auskunft geben. Zu erwähnen ist hier der bereits in Auszügen bekannte Brief an seinen Cousin Gerald Jonas aus dem Zweiten Weltkrieg. Aber auch ein Brief an Leo Strauss von 1948 ist für das Verständnis seiner Philosophie einträglich – insofern virulent wird, wie sehr ihn bereits in dieser Phase biologische Aspekte der Philosophie berührt und geprägt haben.

Aus dieser Zugriffsweise ist die nachfolgende biografische Studie erwachsen, die ganz bewusst Leben, Werk und Zeitgeschehen zueinander in Beziehung setzt. Der erste Teil konzentriert sich auf die Lebensstationen des Philosophen und ordnet seine Schriften dem historischen Bezugsrahmen zu.

Der zweite Teil fokussiert Werk und Rezeptionsgeschichte mit dem Schwerpunkt auf der Philosophie der Verantwortung. Ein eigenes Kapitel ist der Kommentierung des Hauptwerks „Das Prinzip Verantwortung“ gewidmet, um die Argumentation nachvollziehen zu können. Denn bis heute liegt keine Analyse vor, die die einzelnen Gedankenschritte allgemein verständlich rekonstruiert. Darüber hinaus sind mehrere hundert Presseberichte über Hans Jonas in dem Kapitel „Hans Jonas als öffentliche Person“ aufbereitet worden. Es geht insofern um das Zusammenspiel von Leben, Werk und Wirkung des Philosophen Hans Jonas.

Das vorliegende Portrait entstand an dem im Jahre 2014 vom Rektor der Universität Siegen, Holger Burckhart, gegründeten Hans Jonas-Institut. Dieses hat sich unter anderem zur Aufgabe gesetzt, Leben und Werk von Hans Jonas zu erforschen, seine Ideen weiterzudenken und für die Lehre fruchtbar zu machen.

Köln und Siegen, im Frühjahr 2017

1 So auch David J. Levy: Hans Jonas. The Integrity of Thinking. Colombia, Missouri 2002. Zur Familienbiographie sieh die von Christian Wiese herausgegebenen Erinnerungen, Frankfurt a.M. 2003; Günter Erckens: Juden in Mönchengladbach, 2 Bände plus Registerband. Mönchengladbach 1988-1990, insbes. Bd. 1, S. 246ff. sowie Bd. 2, S. 443ff.; Roman Seidel: „Biographie“. In: Ralf und Roman Seidel: Zeugen städtischer Vergangenheit. Hans Jonas. Hg. von der Gladbacher Bank. Mönchengladbach 1997, S. 6-53; Holger Hintzen: Paul Raphaelson und Hans Jonas. Ein jüdischer Kapo und ein bewaffneter Philosoph im Holocaust. Köln 2012.

2 Bereits der Abituraufsatz im Fach Deutsch vom 24. Januar 1921 zeichnet sein ethisches Verständnis vor, wenn er an Kant anknüpfend eine „Kultivierung der Persönlichkeit“ fordert und betont, eine urteilende („begutachtende“) Persönlichkeit habe eine „ungeheure Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit.“ Es gelte, diese Persönlichkeit „zu ihrem schweren und verantwortungsvollen Beruf“ auszubilden und zu erziehen. Zitiert nach Stadtarchiv Mönchengladbach, Sammlung Hans Jonas, 14/3490 Familiengeschichte resp. 17/607 Reifeprüfung.

3 Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, Vorrede, HW 7, S. 26. Frankfurt a.M. 1970. Zitate werden, wenn nicht anders vermerkt, in ihrer Rechtschreibung nicht verändert.

4 Christian Wiese: Hans Jonas. „Zusammen Philosoph und Jude“. Frankfurt a.M. 2003, S. 18.

5 Hans Jonas: Gnosis. Die Botschaft des fremden Gottes. Hg. und übersetzt von Christian Wiese. Frankfurt a.M. und Leipzig 1999, S. 401f.

6 Martin Meyer: Ein mögliches Vermächtnis. Hans Jonas’ philosophischer Ausblick. In: NZZ vom 14. Mai 1993, Fernausgabe Nr. 109, S. 39. Zitiert mit Auslassungen nach: Stadtarchiv Mönchengladbach, Sammlung Hans Jonas 14/3490.

7 Christian Wiese: Hans Jonas. „Zusammen Philosoph und Jude“, a.a.O.

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