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Albert Buabeng

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EZ-Mitarbeiter Gerd Redenius berichtete am 29.07.1989 in der Emder Zeitung:

Emden / Ein ghanaischer Seemann fährt unter deutscher Flagge

Auch nach zehn Jahren hat er noch Heimweh:

Albert Buabeng an Bord der „SAIMAASEE"


EZ-Bild: Leding

Theoretisch habe er die Möglichkeit, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, meinte der ghanaische Seemann Albert Buabeng, der zur Zeit mit dem deutschen Küstenmotorschiff „SAIMAASEE" bei den Thyssen Nordseewerken im Schwimmdock liegt. Buabeng, der seit 1980 mit Ehefrau und seinen beiden Kindern in Meckenheim bei Bonn seinen festen Wohnsitz hat, steht seit annähernd zehn Jahren in Diensten der Schoenigh-Reederei in Haren / Ems.

Aufgrund seiner langjährigen Seefahrtszeit auf Schiffen unter deutscher Flagge ist ihm von dem zuständigen Ausländeramt eine unbefristete Aufenthaltsberechtigung in der Bundesrepublik erteilt worden. Erst nach reiflicher Überlegung hat er sich entschlossen, keinen Einbürgerungsantrag zu stellen. Seinen Verzicht begründete der 43jährige Seemann mit starken familiären Bindungen in die Heimat, oder schlicht mit Heimweh. Die Kosten für eine Einbürgerung würden sich nach seinen Angaben auf rund 10.000 Mark belaufen.

Als möglichen Termin für die Rückkehr in das heimatliche Ghana nannte Albert Buabeng Mitte der 1990er Jahre nach dem Hauptschulabschluss der Kinder.

Bis dahin hofft er, möglichst unter deutscher Flagge weiterhin in seiner Doppelfunktion als Decksmann und Koch tätig zu sein, wobei diese Doppelrolle nicht mit doppelter Heuer gleichzusetzen sei, wie er schmunzelnd versicherte.

Die hohe Kunst, im Kombüsenbereich den „Politikus“ sachgemäß zu handhaben, wurde ihm bereits vor fünf Jahren von einem deutschen Kapitän beige­bracht. Dabei hat dieses Kombüsen-Utensil nicht mehr den Stellenwert früherer Seefahrtstage, als der Koch mit diesem etwas zu groß geratenen Kochlöf­fel nicht nur die Suppe umrührte. In Bedrängnis geraten soll es nicht selten vorgekommen sein, dass der Smutje die Qualität oder sogar die Quantität seiner Speisen mit dem „Politikus" nachdrücklich „verteidigte“.

Sauerkraut und Eisbein oder ähnliche typisch deutsche Speisen wird die Seemannsfamilie Buabeng nach ihrer noch in weiter Ferne liegenden Rückkehr in die Heimat nicht mehr auf dem Speisezettel führen. Zwar sei die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln sichergestellt, meinte Albert Buabeng, aber deutsche Spezialitäten seien zwar in Ghana zu haben, zählten jedoch zu den für einen ghanaischen Durchschnittsbürger unerschwinglichen Luxusartikeln.

Besorgt zeigte sich der ghanaische Seemann dann auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage in dem westafrikanischen Staat. Eine steigende Tendenz sei lediglich in Sachen Inflationsrate zu vermelden, erklärte er, die inzwischen eine Höhe erreicht habe, dass es für ihn zur Zeit nicht möglich sei, seine Heuer in der Landeswährung Cedi und Persewa umzurechnen.

Anfang nächster Woche wird die 1982 bei der Schiffswerft Martin Jansen in Leer gebaute "SAIMAASEE" (2.700 Tonnen Tragfähigkeit) nach erfolgter Reparatur wieder in Fahrt gehen. Vielleicht wird, gibt sich der Mann aus dem tropisch-heißen Ghana optimistisch, das nach einem See in Finnland benannte Schiff auf seinen künfti­gen Reisen in der Nord- und Ostseefahrt gelegentlich die Rheinhäfen Köln oder Duisburg anlaufen. Für wenige Stunden könne er dann seine Familie in der Bundeshauptstadt wieder sehen. Das Wiedersehen in der Heimat jedoch wird noch eine Weile dauern.


Seemannsschicksale aus Emden und Ostfriesland – erlebte Geschichten rund um die Seefahrt

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