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Richard de Buhr

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EZ-Mitarbeiter Gerd Redenius berichtete in der Emder Zeitung im Rahmen einer Serie über Ereignisse aus der Seefahrt über Begebenheiten, die sich mit Menschen verbinden, die in Emden ihre Heimat haben, am 5. Februar 1996 aus dem Leben von Richard de Buhr


Mit 15 Jahren ging er an Bord

Die Wiege des heute in Veenhusen lebenden Richard de Buhr, Jahrgang 1937, stand in Neermoor. Bereits im Alter von 15 Jahren hatte er zum ersten Mal Schiffsplanken unter den Füßen. „MARIA“ (Reeder Kiepe, Haren/Ems) hieß das Schiff und verkehrte meist zwischen Duisburg und den ostfriesischen Inseln.

Ebenfalls in Haaren registriert war auch sein zweites Schiff, die „MINCHEN“, mit der er einmal in dichtem Nebel hoch und trocken auf dem Badestrand von Norderney landete. 1954 wechselte de Buhr zur Seereederei Frigga. Während seiner insgesamt sechseinhalbjährigen Fahrzeit bei der Hamburger Reederei war er zunächst als Leichtmatrose auf der „FRIGGA“, dem Kohlendampfer „HERMOD“, M/S „ODIN“, M/S „HÖDUR“ sowie M/S „BRAGE“ tätig. Es folgte eine 28monatige Dienstzeit auf dem Tanker „EMSADLER“.

Jahrzehntelang zählten Frachtschiffe der Hamburger Seereederei Frigga zu den Stammkunden des Emder Hafens. Allen voran die gleichnamige, noch mit Kohlenfeuerung angetriebene FRIGGA, deren Besatzung sich mehrheitlich aus Ostfriesen zusammensetzte.


Unter dem Kommando des Hamburger Kapitäns Karl-Heinz Findorff absolvierte der Frachter allein während der 18monatigen Fahrzeit von Richard de Buhr in den Jahren 1954/55 mindestens 24 Rundreisen von Emden nach Lulea und zurück. Ausgehend bestand die Ladung aus Kohle und heimkehrend brachte der rund 8.240 Tonnen tragende Steamer Eisenerz aus dem nordschwedischen Lulea in die Seehafenstadt.


Die Seereederei Frigga hatte zwar ihren Hauptsitz in Hamburg, war aber mit Emden eng verbunden. 1920 wird die Seereederei Frigga gegründet, und sie ist wohl das, was man ein Kind von Rhein und Ruhr nennen kann. Kohle und Stahl haben dabei Pate gestanden. Deutschland braucht Erz, das Ausland deutsche Kohle, und der Dortmund-Ems-Kanal ist die nächste und billigste Verbindung zwischen dem Ruhrpott und der See. 1927/28 wird bei den Emder Nordseewerken die erste „ODIN“ gebaut, und sie hat bereits die beachtliche Tragfähigkeit von 9.250 Tonnen. Es folgten in gleicher Größe in den nächsten Jahren u. a. „WIDAR“, „BRAGE“ und „VALE“ – und sie fahren in den Schrecken des Krieges vornehmlich zwischen Skandinavien und Emden – Erz nach unten, Brennstoffe nach oben.

1945 gibt es nichts mehr, aber da ist bald wieder neuer Tatendrang, und so wird 1951 bei den Nordseewerken die zweite ODIN auf Kiel gelegt, ein Schiff vom „Emden“-Typ mit 10.500 Tonnen, wie fast alle in dieser Zeit. Und weil man bei der „Frigga“ auf Tradition hält, folgten bald darauf die neue WIDAR, die „BALDUR“. Sie alle sind in Emden beheimatet und tragen den Namen der Seehafenstadt zusammen mit fast 20 anderen in den nächsten Jahrzehnten in die weite Welt. Denn längst fährt man nicht nur gen Norden. In Südamerika sind neue Erzlager erschlossen worden. Und auch Afrika wird fast zum Linienverkehr mit Emden. Fest im Pendelverkehr geht es nach Liberia, Lover Buchanan oder Pepel. Die Schiffe der „Frigga“ werden schnell größer. Zunächst sind es 17.000-Tonner, dann aber folgt 1963 bereits die „Frigga“ mit 38.000 Tonnen – und es dauert nicht lange, dann bauen die Nordseewerke mit „AEGIR“ und „BRAGE“ zwei Schiffe von je 82.000 Tonnen. Die Gigantomanie nimmt weitere Formen an. Wegen des harten Konkurrenzkampfes entschließt sich die „Frigga“, Schiffe von 145.000 Tonnen Tragfähigkeit zu bauen. Gern möchte man das in Emden, und die Werftkapazität würde voll ausreichen – nicht aber die Große Seeschleuse, und so entsteht auch dadurch die Idee des Dollarthafens… Die Seereederei Frigga hat ihre in Emden gebauten BRAGE und AEGIR im Oktober und November 1991 nach Griechenland verkauft. Die Götter der nordischen Welt sind von den Meeren verschwunden. Nur in der Erinnerung mancher Fahrensleute gehen sie noch durch die Träume von der großen weiten See und den Häfen, die irgendwo hinter dem Horizont liegen… (laut Wolfgang Gerth in der Emder Zeitung vom 25. Januar 1992)

Staus im Emder Hafen

Einlaufende Schiffe mussten seinerzeit in der Regel Wartezeiten in Kauf nehmen. Regelrechte Staus aufgrund von Überfüllung des Hafens waren in jenen Jahren an der Tagesordnung. So benötigte die FRIGGA nicht selten zwei bis drei Wochen für das Löschen und Laden. Zeitweise lagen mehr als ein Dutzend Schiffe auf Wartetörn, bis am Erz- oder Kohlenkai ein Liegeplatz frei wurde.

Von 1964 bis 1972 fuhr der Fehntjer Seemann auf verschiedenen Hafenschleppern der Reederei Johs. Fritzen & Sohn, bevor er 1972 eine Anstellung beim Niedersächsischen Hafenamt fand, wo er noch heute tätig ist.


Seemannsschicksale aus Emden und Ostfriesland – erlebte Geschichten rund um die Seefahrt

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