Читать книгу Tourismusgeographie - Jürgen Schmude - Страница 23
|25|1.4.3 Nationale und internationale Tourismusströme
ОглавлениеEinen ersten Überblick über die nationalen und internationalen Reiseverkehrsströme und der daraus resultierenden drei Grundformen des Tourismus in Deutschland liefern sowohl die amtliche als auch die nichtamtliche Statistik.
Nationale Tourismusströme
So können in Deutschland im Bereich der amtlichen Statistik Informationen zum Binnen- und Einreiseverkehr der Beherbergungsstatistik entnommen werden, für den Binnen- und Ausreiseverkehr kann auf die Statistik der touristischen Nachfrage zurückgegriffen werden (vgl. Kap. 1.2.3). Die hieraus resultierenden wichtigsten Reiseströme (vgl. Tab. 1.4) berücksichtigen alle Reisen (inkl. Geschäftsreisen) und unterscheiden sich daher oft von den veröffentlichten Ranglisten der beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen (vgl. auch Kap. 1.3.2, Tab. 1.3).
Tab. 1.4: Wichtigste Binnen- und Einreiseverkehrsströme für Deutschland 2013 für Reisen mit mindestens einer Übernachtung (nach DESTATIS 2014)
Internationale Tourismusströme
Der Bedeutungszuwachs des Tourismus in globaler Sicht wird in der Regel mit dem Anstieg der internationalen Tourismusströme belegt. Hierbei erfolgt ein Rückgriff auf die internationalen Tourismusstatistiken von UNWTO und OECD (vgl. Kap. 1.3.3). Danach zeigt die Zahl der weltweiten Ankünfte ausländischer Touristen seit Jahrzehnten ein nahezu ungebrochenes Wachstum. So ist die Zahl der Ankünfte im internationalen Reiseverkehr von 1950 mit rund 25 Millionen Ankünften auf 1,09 Milliarden Ankünfte im Jahr 2013 angestiegen (UNWTO 2014b). Hierbei sind die Ankünfte des nationalen Reiseverkehrs nicht eingeschlossen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass nach Angaben der UNWTO im Jahr 2010 lediglich rund sieben Prozent der Weltbevölkerung am internationalen Tourismus teilgenommen haben (vgl. FREYER 2015, S. 534; G+J 2009, S. 3).
Zielgebiete
Die Verteilung der Reiseverkehrsströme – gemessen an den Ankünften ausländischer Touristen (Einreiseverkehr) – zeigt allerdings bereits auf hohem räumlichem Aggregationsniveau große Unterschiede und ist stark von den Industrieländern dominiert. Traditionell weist Europa die höchsten Anteile einreisender Touristen auf, allerdings bei leicht rückläufiger Tendenz. Im Gegensatz dazu hat China als Zielgebiet im internationalen Tourismus an Bedeutung gewonnen und zählt mittlerweile zu den fünf wichtigsten Empfängerländern (vgl. Tab. 1.5). Aufgrund des abweichenden nationalen |27|Erhebungskonzepts können z.B. die Angaben für Deutschland und Österreich nicht direkt mit den wichtigsten Zielländern des internationalen Tourismus verglichen werden (für beide werden ausschließlich die Ankünfte in Beherbergungsbetrieben gezählt). Deutschland lag im weltweiten Vergleich im Jahr 2013 mit 31,5 Millionen Ankünften (in Beherbergungsbetrieben mit mindestens zehn Betten) auf Rang sieben (UNWTO 2014b).
Abb. 1.6: Weltweite Tourismusströme 1999 (nach VORLAUFORLAUFER 2003, S. 5)
Bei der Betrachtung der internationalen Tourismusströme ist zu beachten, dass sie keinen Aufschluss über die touristische Bedeutung einzelner Regionen geben. So ist es denkbar, dass einzelne Regionen, die vergleichsweise hohe Touristenzahlen aufweisen, im gesamtstaatlichen Ergebnis „nivelliert“ werden, wenn der Tourismus in diesem Staat insgesamt keine bedeutende Rolle spielt. Ebenso ist zu beachten, dass sich die Rangfolge je nach betrachteter Größe (Ankünfte, Übernachtungen, Ausgaben etc.) ändert (vgl. PUSCH 2013, S. 22ff.).
Tab. 1.5: Ankünfte* ausländischer Touristen nach der Rangfolge der Zielländer 2004 bis 2012 (*Grenzankünfte von nichtinländischen Touristen ohne Tagesbesucher; nach UNWTO 2004, 2008b und 2012)
Quellgebiete
Auch als Quellgebiet des internationalen Tourismus ist Europa von überragender Bedeutung, wobei die stärksten Touristenströme von Nordamerika nach Europa und umgekehrt fließen (vgl. Abb. 1.6). Der Saldo beider Reiseverkehrsströme zeigt ein deutliches Übergewicht zugunsten der von Nordamerika nach Europa führenden Reisen. Im Gegensatz dazu spielen insbesondere der südamerikanische und afrikanische Kontinent als Quell- und Zielgebiete des internationalen Tourismus eine untergeordnete Rolle.
Grundsätzlich sind alle Staaten sowohl Quell- als auch Zielgebiete des internationalen Tourismus. Jedoch kann zwischen Staaten unterschieden werden, die überwiegend Quellgebiete (Ausreiseverkehr > Einreiseverkehr), und Staaten, die überwiegend Zielgebiete (Einreiseverkehr > Ausreiseverkehr) der internationalen Tourismusströme sind. So fungieren in der EU-27 insgesamt acht Staaten überwiegend als Quellgebiete, während zwölf Staaten überwiegend Zielländer der internationalen Tourismusströme sind. In sieben Staaten herrscht ein in etwa ausgeglichenes Verhältnis von Einreise- und Ausreiseverkehr (vgl. Tab. 1.6).
|28|Tab. 1.6: Kategorisierung der EU-27-Länder nach der Bedeutung von Einreise- und Ausreiseverkehr (UNWTO 2013)
Überwiegend Quellland | Quell- und Zielland | Überwiegend Zielland |
Belgien | Dänemark | Bulgarien |
Deutschland | Estland | Frankreich |
Finnland | Irland | Griechenland |
Großbritannien | Lettland | Italien |
Litauen | Luxemburg | Malta |
Niederlande | Rumänien | Österreich |
Schweden | Slowenien | Polen |
Tschechien | Portugal | |
Slowakei | ||
Spanien | ||
Ungarn | ||
Zypern |