Читать книгу Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3 - Jörn Kolder - Страница 4
Vorfreude
Оглавление„Das wird eine absolut geile Sache“ erklärte Frieder Bergmann seiner Frau Petra und seinen Kindern Claudia und Rüdiger am Abendbrottisch „stellt euch mal vor wie so ein Urlaubstag verläuft. Wir legen mit dem Hausboot ab und tuckern ganz gemütlich über den Fluss, dann stoppen wir irgendwann und werfen die Angeln aus, die Beute kommt erst mal in den Kescher. Wenn wir genug Fische gefangen haben wird Petra sie erledigen und dann braten.“
„Was meinst du mit erledigen“ fragte Rüdiger.
„Na was schon, einen Schlag mit einem Knüttel auf den Kopf, Finito.“
„Niemals werde ich so etwas tun“ sagte Bergmanns Frau erregt „ich bringe doch kein Lebewesen um, und schon gar nicht auf so eine barbarische Art. Wenn du Fisch essen willst musst du es selbst tun Frieder.“
„Hab‘ dich doch nicht so“ versuchte Bergmann sie zu beruhigen und strich sich erhebliche Mengen von grober Leberwurst auf seine Schnitte „du isst doch auch Fleisch oder Geflügel, was denkst du denn, wie man mit den Hühnern oder Rindern umspringt. Da geht es vielleicht zur Sache, ich habe mal eine Reportage gesehen wie die geschlachtet werden, die Leute im Schlachthof mussten im Blut waten und dann haben die die Körper erst mit riesigen Sägen zerteilt und später mit rasiermesserscharfen Schneidwerkzeugen weiter zerlegt. Da geht es bei uns noch human zu, in Indien zum Beispiel hacken die den Hühnern ohne eine Betäubung die Köpfe ab und scheißen die einfach auf den verkeimten Boden, da kann keine Rede von Hygiene sein. Oder wenn ein Schwein mit dem Bolzenschussgerät ..“
„Hör‘ doch endlich auf“ würgte seine Frau heraus „du musst diese grauenhaften Dinge nicht noch weiter ausschmücken, dir scheint das ja richtig Freude zu machen. Trägst du vielleicht eine sadistische Ader mit dir herum?“
„Wieso“ erwiderte Frieder Bergmann lässig „ich habe lediglich geschildert, wie unsere Nahrung hergestellt wird. Ich könnte dir noch Sachen erzählen wie es in manchen Gasstätten zugeht, also ich meine was da verarbeitet wird und den Leuten dann als Qualitätsware untergeschoben wird, ich sage nur Gammelfleisch, das ist ja immer wieder mal Thema. Oder was in den Lebensmitteln alles an Chemie drin ist, bloß damit die Produkte gut aussehen und einen stärkeren Geschmack bekommen“ meinte er noch und biss kräftig in seine Schnitte.
„Jetzt reicht es aber“ befand Petra und sah ihren Mann an „du solltest mal ein bisschen weniger von der Leberwurst essen, das ist ungesund.“
„Wieso“ fragte Bergmann verblüfft.
„Weil da Sachen drin sind die eben ungesund sind.“
„Zum Beispiel?“
„Na Leber.“
„Und?“
„Was und, Leber ist ungesund, also iss mal zukünftig besser einen Salat.“
„Ich denke nicht daran“ begehrte Frieder Bergmann auf „ich habe enorme geistige Herausforderungen auf Arbeit zu bewältigen, da brauche ich schon Fleisch und Wurst.“
„Man kann sich auch umwelt- und gesundheitsbewusst ernähren ohne auf alles verzichten zu müssen“ belehrte ihn seine Frau.
„Also gut, ich kaufe ab sofort nur noch im Biomarkt ein, aber wo ist denn der Unterschied zu dem Fraß aus dem Kaufland oder Aldi außer beim Preis?“
„Diese Produkte werden viel sorgfältiger hergestellt, die Erzeuger gehen mehr auf die Tiere ein und verwenden zum Beispiel keine Antibiotika oder ekliges Tierfutter“ erklärte Petra.
„Von mir aus“ erwiderte Bergmann „aber um die Ecke gebracht werden die genauso wie die Viecher aus der Massentierhaltung, oder läuft das etwa anders ab?“
„Das weiß ich nicht so genau“ gab Petra zu „ich stelle mir jedenfalls vor, dass man die Tiere sanfter einschlafen lässt.“
„So mit Trauermusik und Narkosemitteln“ höhnte Frieder Bergmann „denen wird genau so der Hals umgedreht wie den anderen auch.“
„Du bist gemein“ sagte seine Frau „geht dir das Leid der armen Tiere denn wirklich kein bisschen nahe?“
„Nö“ antwortete Bergmann kauend „Hauptsache ich habe ordentlich was auf der Schnitte oder auf dem Teller.“
„Tritts du deinen Mitarbeitern übrigens auch so herzlos gegenüber auf“ bohrte Petra nach.
„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“ fuhr Bergmann auf „meine Mitarbeiter behandle ich ausgesprochen respektvoll, schließlich habe ich es ja mit qualifizierten Behördenmitarbeitern und nicht mit Rindviechern zu tun.“
„Und du tolerierst alles, auch wenn mal einer Mist gebaut hat?“
„Das natürlich nicht, wer seine Leistung nicht bringt der kann sich schon mal frisch machen, das lasse ich nicht durchgehen.“
„Also ich wundere mich immer mehr über dich, ich dachte, ich kenne dich nach so vielen Jahre Ehe genau aber seitdem du Amtsleiter bist hast du dich verändert, und zwar eindeutig zum Negativen!“
„Wieso, bloß weil ich Engagement von meinen Mitarbeitern fordere und weiterhin Fleisch essen will, das ist ja lächerlich“ beschwerte sich Bergmann bei seiner Frau.
„Könnt ihr nicht mal das Thema wechseln“ versuchte Rüdiger zu schlichten „was wollen wir nun im Urlaub unternehmen?“
„Deine Mutter hat mich ganz aus dem Konzept gebracht“ sagte Frieder Bergmann verärgert zu seinem Sohn „also wir fahren gemütlich rum und wenn wir wollen legen wir irgendwo an und gehen an Land. Wir nehmen die Fahrräder mit und können so auch kleine Radtouren unternehmen. Wenn wir in einem Hafen vor Anker gehen ist ein Ausflug in die Städtchen auch zu Fuß kein Problem.“
„Und was machen wir die ganze Zeit auf dem Boot wenn wir fahren“ erkundigte sich Petra.
„Na Rüdiger oder Nils und ich steuern das Boot und haben damit genug zu tun, ihr könnt euch die schöne Gegend ansehen oder euch in der Küche oder beim Putzen nützlich machen“ erklärte Bergmann unvorsichtigerweise.
„Das kommt gar nicht in Frage“ rief Petra aus „ich bin schließlich nicht deine Haushalthilfe, ich will mich auch erholen.“
„Das war nicht so gemeint“ beschwichtigte Frieder Bergmann „natürlich gehen die Aufgaben an Bord reihum, jeder ist mal dran. Wer frei hat kann lesen, Kaffee, Bier oder Wein trinken, also sich total entspannen. Und wenn einer baden will stoppen wir einfach, denn man kann über eine kleine Plattform am Heck bequem ins Wasser gehen. Ein Fernseher ist ebenfalls an Bord und im Heckbereich gibt es noch eine große Sitzgruppe, da kann man sich schön unterhalten.“
„Weitere Ausstattung“ fragte Claudia.
„Es gibt im Bug zwei Doppelkabinen, im Heck eine weitere, dort auch noch eine Kabine mit Etagenbett, vorn und hinten gibt es Nasszellen mit Duschen und jeweils einem Marine-WC sowie Stauräumen, mittschiffs befindet sich der Salon mit einer Sitzgruppe, diese Pènichette – das Schiff ist kleinen französischen Frachtbooten nachempfunden - ist für bis zu 9 Personen geeignet. “
„Wie groß“ fragte Claudia weiter.
„14 Meter lang, knapp 4 Meter breit und fast 3 Meter hoch.“
„Was ist ein Marine WC“ erkundigte sich Rüdiger.
„Ein Klo, bei dem man die Fäkalien selbst wegpumpen muss und so in das Gewässer spült“ sagte Frieder Bergmann lässig.
„Das ist ja eklig, ich muss das selbst wegpumpen und dazu in das Becken sehen ob alles weg ist“ fragte Petra „und der Unrat wird einfach so in das Wasser gespült?“
„Na klar, das macht man seit Jahrhunderten so“ erwiderte Frieder Bergmann „und das bisschen Scheiße geht doch locker in dem anderen Dreck im Wasser unter.“
„Gerade hast du noch erklärt, dass man ganz wunderbar vom Boot aus Baden gehen kann“ regte sich Petra auf „ich stelle mir jetzt vor, wie ich beim Schwimmen auf ein Stück …, nein das will ich mir lieber nicht vorstellen!“
„Sei doch nicht so empfindlich, ich denke, dass sich die Kacke irgendwann im Wasser auflöst und gar nicht mehr zu spüren ist. Also ich werde täglich baden gehen. Außerdem haben wir ja Duschen an Bord, da kann man sich zur Not abspülen.“
„Und Oma und Peter kommen wieder mit“ erkundigte sich Rüdiger.
„Na klar, auch Paula und Nils gehören zur Crew“ antwortete Frieder Bergmann „wir werden einen Heidenspaß haben und sicher wieder eine Menge erleben. Also ich freue mich riesig auf unseren Urlaub.“
„Was müssen wir denn alles mitnehmen“ fragte Petra.
„Ich habe mir auf Arbeit ein wenig von meiner begrenzten Zeit abgeknapst und schon eine Ausrüstungsliste erstellt. Schau sie dir ruhig mal an“ sagte Bergmann und reichte das Blatt an seine Frau weiter.
Diese las und schaute ihren Mann verblüfft an.
„Was soll das denn zum Beispiel bedeuten: 5 K. B., 2 K. W., 8 F. JT, Klopi, Wu, Bu,?“
„Na das ist doch klar“ antwortete Bergmann „5 Kisten Bier, 2 Kisten Wein, 8 Flaschen Jagertee, Klopapier, Wurst, Butter.“
„Frieder, wir wollen ein Hausboot mieten, keinen Großraumfrachter. Wo soll das überhaupt alles untergebracht werden? Etwa in den Kabinen?“
„Natürlich nicht, es gibt einen Vorratsraum, dort können wir die Sachen verstauen.“
„Meinst du nicht, dass 5 Kästen Bier ein wenig üppig sind?“
„Nein, stell‘ dir mal vor, wir schippern unter der sengenden Sonne über die Flüsse, da werden wir schon mächtigen Durst bekommen.“
„Aber den kann man doch besser mit Mineralwasser löschen, außerdem willst du ja das Boot steuern.“
„Bitte Petra, im Urlaub möchte ich es mir schon gemütlich machen und gegen ein Bierchen wird auch die Wasserschutzpolizei nichts haben.“
„Na, ich weiß nicht so recht …“
„Das lass‘ mal meine Sorge sein, dann laden wir die Typen eben auf einen Drink ein. Einen Jagertee werden die bestimmt nicht ausschlagen.“
„Und Abends“ fragte Claudia.
„Liegen wir vor Anker, schwatzen, spielen Karten, legen eine Planke ans Ufer und machen an Land ein Feuerchen, grillen Würstchen, trinken einen und entspannen uns total.“
„Hm, so langsam gefällt mir die Sache“ meinte Petra „aber wird es nicht ein bisschen eng auf dem Boot für uns alle?“
„Ach i wo, in den Kabinen kommen wir alle unter, ein paar können im Salon sitzen, die anderen draußen im Heck, alles kein Problem.“
„Dann buchen wir jetzt das Boot für 10 Tage, einverstanden?“
„Ja.“
Frieder Bergmann setzte sich an den Laptop, gab ihre Daten ein und schickte die Buchungsanfrage ab, nach 20 Minuten hatte er die Bestätigung, sie würden am 15 Juli in Jabel an Bord gehen.