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VORWORT

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Sie haben sich dieses Buch gekauft, weil Sie einen Urlaub planen oder als Auswanderer Ihr Glück in Norwegen suchen? Sie lieben die unbeschreibliche Natur, finden Elche zum Knuddeln, Norweger süß und den Lachs lecker?

Ach, hören Sie doch auf, das hat ja so etwas von einem trolllangen Bart … Wie wäre es stattdessen mal damit: Norwegen ist so toll, weil die Norweger einfach spitze sind! Sie sehen gut aus, reden so drollig (vor allem, wenn sie Deutsch sprechen), haben Geld, mit dem sie nach Kräften unsere deutsche Autoindustrie unterstützen, sind gute Musiker, fahren begnadet Ski, wissen, wie man einen Elch erst jagt und dann zerlegt, können bei minus 23 Grad ein Loch in eine zugefrorene Eisdecke auf dem See hacken und bekommen dann auch noch in null Komma nichts ein Feuer im Lavvo an und – das Wichtigste – sie sind selbst absolut davon überzeugt, dass sie einfach toll sind. Vom Schicksal Begünstigte sozusagen.

Dabei war das Schicksal den Norwegern nicht immer wohlgesonnen. Bis zum Ölboom der 60er Jahre und dem damit einhergehenden Reichtum war Norwegen vor allem als lange Zeit abhängiges und sehr armes Land bekannt. Über 400 Jahre im Verbund mit Dänemark, dann in Union mit Schweden, wurde der Wunsch nach Selbstbestimmung immer größer. Als es 1905 endlich geklappt hatte, musste man sich erst einmal einen König in Dänemark organisieren, der die neue Monarchie begründen konnte.

Heute läuft Norwegen oft Gefahr, im skandinavischen Verband zwischen seinen dänischen und schwedischen Brüdern unterzugehen. Von außen betrachtet ist Skandinavien in den Augen vieler eine einzige große Suppe, in der beliebig nach Eigenschaften und -arten gefischt wird, während der Norweger dabei neben den Dänen und Schweden nicht selten an der ausgestreckten Angelrute verhungert. Sicher haben Sie sich auch schon mal bei folgenden Gedanken erwischt: »Hach, die machen doch so praktische Möbel« (Schweden) oder »Nein, die sind so cool und kreativ« (Dänen). Den Norwegern bleiben oft nur noch der Pulli und der Troll, ein bisschen Wikinger, Berge und dazwischen ein paar Fjorde.

Und dann auch noch diese ewige Nörgelei, wenn die Weltöffentlichkeit sich jedes Jahr aufs Neue fragt, warum ausgerechnet dieser oder jener Mensch den Friedensnobelpreis erhalten wird. Und wer zum Teufel ist eigentlich Ole Einar Bjørndalen?

Aber, und das müssen wir auf der anderen Seite zugeben, wir sind auch ein bisschen neidisch auf die Norweger. Nein, nicht nur wegen des Reichtums (schließlich arbeiten wir ja für unser Geld), sondern wegen ihrer bezaubernden Kronprinzessin. So jemanden wie Mette-Marit hätten wir auch gerne – oder noch besser: Wir wären selbst gerne an ihrer Stelle und fragen uns, was wir hätten tun können, damit Kronprinz Haakon (gesprochen Hokon) uns anstelle von ihr kennengelernt hätte (wir hätten doch nicht auf Mama hören und lieber eine Karriere als Partyluder anstreben sollen). Als Mann reizt Sie vermutlich die königliche Freiheit von Kronprinz Haakon, jedes noch so spannende Ski-Event aus der VIP-Loge live mitverfolgen zu können. Wir beneiden die Norweger aber auch um ihre Ursprünglichkeit, um das geerdete und entspannte Wesen, das sie haben, und wünschen uns immer wieder, nicht alles so typisch deutsch verkrampft, sondern mal gelassen zu sehen. Und weil man in Norwegen die Deutschen eben auch genau so sieht, nämlich als ordnungsliebende Pedanten, die mit dem Wohnwagen kommen und ihr eigenes Bier mitbringen, wird es höchste Zeit, ein bisschen Aufklärungsarbeit zu betreiben.

Der Münchner Versicherungsdetektiv Stefan Derek freut sich sehr auf seinen ersten Auftrag in Norwegen. Er soll ein verschwundenes Gemälde des norwegischen Malers Edvard Munch (gesprochen Munk) aufspüren und hat vor, diesen Trip auch als ungeplanten Urlaub in vollen Zügen zu genießen, schon allein, weil er seine ehemalige Studienkollegin Cecilie besuchen wird, die ihm gerne ihre Heimat zeigen möchte. Tatsächlich wird seine Arbeit immer wieder zur Nebensache, denn Derek ist mehr und mehr darum bemüht, den zahlreichen Fettnäpfchen auszuweichen, die sich vor ihm auftun. Die norwegische Etikette ist wie Glatteis, man bemerkt sie erst, wenn man darauf bereits blamabel ausgerutscht ist. Gut, sie werden Derek deshalb nicht gleich aus dem Land weisen oder das Pfählen von Schädeln wiederbeleben, wie es die Wikinger für gewöhnlich mit ihren Feinden praktizierten. Aber ein bisschen mehr Kenntnis über ein Volk, das trotz des gleichen germanischen Ursprungs und vieler Ähnlichkeiten in Sprache und Gepflogenheiten doch recht unterschiedlich ist, könnte Derek nicht schaden. Denn er wird sehen: Hat er erst einmal das Klischee des Deutschen überwunden und die Herzen der Norweger gewonnen, dann wird er mit Sicherheit auch der Meinung sein: Norweger sind spitze!

Fettnäpfchenführer Norwegen

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