Читать книгу Der Mustang unterm Himbeerbusch - Julia Meumann - Страница 9
..•. Klein wie ein Mustang .•..
ОглавлениеNachdenklich betrachtete Neda ihr bunt geschmücktes Fenster. „Weißt du, Naseweis, ich liebe Blumen und Schmetterlinge. Nur schade, dass ich so groß bin und nicht auf dir reiten kann! Wir könnten tolle Ausflüge machen. Wir beide, das wäre zu schön.“
Da bemerkte sie, dass sich bei dem kleinen Pferdchen etwas veränderte: „Hm, deine Augen funkeln so seltsam. Ein bisschen, wie nasse Kohle oder angelutschte Lakritzbonbons!"
Naseweis stieg auf die Hinterbeine, wieherte schrill und Blitze durchzuckten seine Augen. Schützend hielt Neda sich die Arme vor das Gesicht. Da drehte Naseweis sich im Kreis, stampfte mit den kleinen Hufen und schnaubte dreimal so kräftig, dass sie ganz nass wurde.
„Also Naseweis, was ist nur los mit dir? Und mit mir?“, schrie Neda. Stockdunkel wurde es plötzlich um sie herum und schrecklich stickig, sie steckte fest!
„Naseweis? Wo bist du? Und wo bin ich?“ Sie strampelte und schlug um sich, bis sie endlich wieder etwas sehen konnte. Doch was sie da sah, war einfach unglaublich: Vor ihr stand ein riesiges, tiefschwarzes Pferd mit einer weißen Sprosse auf der Nase.
„Naseweis? Bist du das?“
Naseweis wieherte leise.
„Sag mal, lachst du mich etwa aus?“ Neda sah an sich herunter und stellte mit Entsetzen fest, dass sie ganz nackt war! Ihre Hose und ihr T-Shirt lagen um sie herum, auf dem Boden verteilt, und glichen eher zwei zusammengesunkenen Zelten als ihrer Kleidung!
Nur langsam verstand sie, was passiert war. Sie blickte hoch zum Fenster, zu Naseweis, dann wieder auf ihre nackten Füße. – Nein, nicht Naseweis hatte sich verändert. Nur sie selbst war plötzlich nicht mehr größer als ihre geliebte Schmusesuse, der Kuschelhase, der sie jetzt ratlos, mit riesigen, angenähten Knopfaugen vom Bett herab anstarrte.
„Zuckerhagel und Windbeutel, Naseweis! Wie kann das sein?“
Naseweis schnaubte und schüttelte den Kopf, dass die lange Mähne aufflog wie ein ganzer Schwarm Krähen. Neda reichte ihm jetzt gerade noch bis zur Schulter. Zufrieden blies er ihr seinen warmen Atem in den Nacken.
Neda strich sich die strubbeligen Haare aus den Augen und kletterte umständlich über den Holzrahmen bis auf ihr Bett hinauf. So etwas Verrücktes. Das war doch unmöglich. Vielleicht träumte sie nur?
„Au!“, nein der Schmerz an ihrem Schienbein war zu echt, als sie an der Holzkante abrutschte. Sie wankte weiter, über die weiche Matratze bis hin zu dem Stoffhasen, der sie jetzt um mindestens eine Ohrenlänge überragte.
„So, meine kleine Schmusesuse. Nicht böse sein, ist nur geliehen!“ Sie zog und zerrte an dem Hasen. Die Knöpfe der Jeanslatzhose klemmten ein wenig und das orangefarbene T-Shirt ließ sich nur schwer über den großen Plüschkopf ziehen. Aber ihr selbst passten die Sachen wie angegossen.
„Tadaaa, nur noch die Träger über die Schultern und… Passt!“ Zufrieden hüpfte sie auf ihrem Bett auf und ab.
Allerdings, gerade als sie sich wieder an den Abstieg machen wollte, da kam Naseweis angetrabt und stupste ihr auffordernd in die Seite.
„Oh Naseweis, meinst du wirklich? Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich noch nie zuvor, in meinem ganzen Leben, also wirklich noch nie – niemals auf einem Pferd gesessen habe? Und d- du bist plötzlich so groß!“
Aber Naseweis war das herzlich egal. Wollte das Mädchen mit den lustigen Punkten im Gesicht nun reiten oder nicht? Ungeduldig zupfte er an ihrem Hosenbein, wieherte und schnaubte.
Er hatte es schließlich eilig und außerdem brauchte er doch so dringend ihre Hilfe!