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Nehmen Sie sich Zeit

Welpenerziehung ist ein Fulltimejob

Ein Hund ist kein Fahrrad. Auch wenn viele Menschen dies zu glauben scheinen nach dem Motto: Der Hund soll funktionieren, wenn man ihn braucht, und sonst möglichst wenig Arbeit machen. Diese Rechnung geht nicht auf. Wer sich einen Welpen zulegt, muss sich im Klaren darüber sein, dass die ersten Wochen ein Fulltimejob in Bezug auf Betreuung und Welpenerziehung sind. Die Zeit danach ist zumindest immer noch halbtagsjobverdächtig, machen wir uns nichts vor!

Doch bevor Sie sich einen Welpen ins Haus holen, müssen Sie sich darüber bewusst werden, welcher Hund zu Ihrer familiären Situation, zu Ihren Lebensumständen in Bezug auf Ihren Beruf, Ihren eigenen (Jagd-)Gewohnheiten und Ihrem Revier überhaupt passt. Damit Sie sich einen besseren Überblick über die in Deutschland gebräuchlichsten Jagdhunderassen verschaffen können, gibt im ersten Kapitel eine Tabelle darüber Aufschluss, welcher Hund für die jeweiligen Ansprüche geeignet sein müsste.


Von Welpenbeinen an lernt Charly, Julia die Beute zu bringen – in diesem Fall trägt er ihr das Apportel aus dem Wasser zu.

Ist die Entscheidung getroffen und bald darauf der Welpe im Haus, gilt es, die Weichen in Bezug auf das Welpen-Einmaleins zu stellen. Doch was genau muss der Neuankömmling eigentlich möglichst früh lernen? Und was ist, zuerst einmal, zu vernachlässigen? Wie meistert man die ersten Tage, in denen der Welpe von Hündin und Geschwistern getrennt ist? Warum sollte auch ein Teckel apportieren können? Und wie schaffe ich es, dass nicht ich dem Welpen, sondern er mir hinterherläuft?

Nach der Fichtlmeier-Methode

Antworten auf diese Fragen gibt es viele. Hundeausbildungsbücher und Leitfäden gibt es wie Nägel am Hochsitz, darunter leider auch ein paar »rostige«.

Anton und Gila Fichtlmeier haben in Bezug auf die Jagdhundeausbildung vor einigen Jahren völlig neue Ansätze aufgezeigt. Ihre Veröffentlichungen in der Jagdfachpresse, ihre Bücher und ihre Videos haben in der Jägerschaft und bei vielen Hundeführern für einen Ruck gesorgt. Vieles, was in der Hundeausbildung etabliert schien, wurde plötzlich infrage gestellt. Natürlich ist das unbequem, und es liegt schlussendlich an jedem Hundeführer selbst, wie und nach welcher Methode er mit seinem Welpen die Ausbildung händelt oder ob man sich seine persönliche Mischung aus mehreren »Theorien« selbst zusammenstellt.

Im Laufe der Jahre habe ich meine drei Hunde, zwei Glatthaar-Foxterrier und einen Jagdspaniel, frei nach der Fichtlmeier-Methode ausgebildet und vielen Hundeführern mit Rat und Tat zur Seite gestanden – das Ergebnis: Hunde, die auf den Menschen fixiert sind, Hunde, die für ihr Leben gern apportieren, Hunde, die in der Familie »angekommen« sind, und Hunde, die auf der Jagd durch Leistung und Teamwork beeindrucken.

Am Beispiel unseres Jagdspaniels Benti vom Hexlein, kurz Charly, werden Erziehung und Ausbildung chronologisch dokumentiert. Inzwischen ist Charly zu einem zuverlässigen Jagdbegleiter herangewachsen, der mehrere Prüfungen mit Bravour abgelegt hat und zur freien Suche, zum Apport, zur Niederwild- und Hochwildjagd und zur Totsuche geschnallt wird.

Das KISS-Prinzip

Doch zurück zur Fichtlmeier-Methode, die die Kommunikation zwischen Hund und Hundeführer in den Mittelpunkt rückt – basierend auf der Binärsprache (»Ja« und »Nein«) – und einfache, extrem gut nachvollziehbare Handzeichen. Alle Signale, die der Welpe im Laufe der Zeit bei Ihnen zu Hause und im Revier kennenlernt, folgen dem sogenannten KISS-Prinzip, bezogen auf das englischsprachige Motto »keep it simple and stupid«, frei übersetzt: Halte es einfach und beschränkt. Oder: Je einfacher und klarer, umso besser. Natürlich sollten Sie die jeweiligen Ausbildungsschritte dem Entwicklungsstand Ihres Welpen entsprechend anpassen, ein Gespür dafür entwickeln, wie und wann Sie Ihren Schützling fördern und fordern können.

Jeden Tag nutzen

Sobald Ihr Welpe unter Ihrer Obhut steht, legen Sie gleich am ersten Tag los, denn Ihr Schützling ist sehr lernfreudig und auf Sie fixiert. Achten Sie jedoch immer darauf, dass er genügend Ruhepausen und sehr viel Körperkontakt bekommt. Das ist besonders für die ersten Wochen extrem wichtig. Denken Sie daran, ihm außerdem sanft und konsequent Regeln und Grenzen zu vermitteln.

Nehmen Sie sich dafür Zeit und überstürzen Sie nichts. Jeder Hund ist anders! Versuchen Sie, Ihren Welpen zu lesen, lassen Sie ihn denken (lernen) und denken Sie gleichzeitig für ihn mit, denn – wie eingangs geschrieben: Ein Hund ist kein Fahrrad!

Viel Freude mit Ihrem Welpen

Julia Numßen


Der inzwischen ausgewachsene Spaniel kommt auf einer Treibjagd in Bayern zum Einsatz und apportiert brav den Eichelhäher.

Welpen-Training für Jagdhunde

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