Читать книгу Der Moment, der alles änderte - Julia Thurm - Страница 10

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Eine Woche war nun seit meinem Rauswurf vergangen, und wie ich feststellen musste, hatte nicht zur Schule gehen zu müssen erstaunlich wenige Vorteile. Die Tage vergingen extrem langsam und Langeweile war vorprogrammiert.

Ich saß gerade auf meinem Bett am Fenster und spielte mit Spike, die Sonne schien und warme Luft drang von draußen herein, als meine Schwester klopfte und mein Zimmer betrat. Sie sah völlig erschöpft aus. Ich nahm an, dass sie gerade kochte, denn es war unheimlich laut in der Küche gewesen. Christin war keine besonders gute Köchin, sie war jedes Mal überfordert mit der Situation und wirkte nach jedem Essen, das sie gekocht hatte, als wäre sie einen Marathon mitgelaufen.

„Könntest du mir einen Gefallen tun?“, fragte sie mich schwer atmend.

„Was denn?“, gab ich neugierig zurück.

„Könntest du auf den Dachboden gehen und mir den alten Mixer holen? Mit dem neuen komm ich nicht zurecht ...“

„Muss das sein? Du kommst doch sowieso mit keinem Küchengerät klar“, erwiderte ich schadenfroh.

„Sei so nett, okay?“, bat sie mich noch einmal, beinahe schon zu freundlich.

Genervt seufzte ich und machte mich auf den Weg zum Dachboden. Dort oben war sehr lange keiner mehr gewesen, sodass es nun so staubig war wie in den alten unheimlichen Schlössern aus irgendwelchen Horrorfilmen. Aber ich überwand mich, ging die Treppe hoch und öffnete die Dachbodentür. Wir hatten ziemlich viel Zeug da oben rumstehen, also musste ich den Mixer erst mal suchen und das dauerte. Plötzlich fiel eine Kiste hinter mir um, die Spike, der mir auf den Dachboden gefolgt war, umgeworfen hatte.

„Musst du eigentlich immer irgendetwas umwerfen?“, murmelte ich genervt.

Als ich die Kiste aufhob, entdeckte ich einige Fotos, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie zeigten meine Eltern auf diversen Partys und Galas. Diese Feiern hatten wahrscheinlich etwas mit dem Beruf meines Vaters zu tun, von dem ich nicht wusste, was er gearbeitet hatte. Ein Bild war besonders interessant. Es zeigte meine Eltern mit einem mir völlig fremden Mann. Ich kannte die meisten Freunde von Mum und Dad, da sie früher oft zu Besuch gewesen waren, doch diesen Mann hatte ich noch nie gesehen. Er war lediglich auf diesem einen Foto abgebildet. Als ich es umdrehte, klebte auf der Rückseite eine Kette, die mit Tesa befestigt worden war. Ich legte das Bild zur Seite und packte die anderen zurück in die Kiste.

Nach einer Weile hatte ich den Mixer gefunden, nahm ihn sowie das Foto und ging mit Spike wieder nach unten. Dabei grübelte ich unentwegt. Wer war dieser fremde Mann? Und was war das für eine Kette?

Als ich geradewegs in die Küche laufen wollte, kam mir meine Schwester auf halber Strecke entgegen. Schnell versteckte ich das Foto hinter meinem Rücken.

„Na endlich, ich dachte schon, dass du dich da oben verlaufen hättest. Ich habe schon überlegt, ob ich nicht einen Suchtrupp losschicken soll“, scherzte Christin.

„Haha, das nächste Mal kannst du selbst gehen, wenn ich dir zu lange brauche“, verteidigte ich mich und drückte ihr den Mixer in die Hände.

Sie verzog genervt das Gesicht, bevor sie die Treppe wieder hinuntereilte und ich mich in mein Zimmer begab. Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich auf mein Bett, während ich immer noch fieberhaft überlegte, ob ich diesen seltsamen Mann vielleicht nicht doch schon einmal gesehen hatte. Aber Fehlanzeige, ich kannte ihn definitiv nicht. Erneut drehte ich das Foto um und entfernte die Kette. Wie lange sie da wohl schon klebte?

Die Kette war aus Leder, der runde silberne Anhänger hatte ein Loch in der Mitte. Als ich ihn mir genauer ansah, entdeckte ich, dass auf der Oberfläche etwas eingraviert worden war.

CHPFFRBSLNY.

„Was soll das denn heißen?“, raunte ich grübelnd.

Nachdem ich mir eine Weile den Kopf zerbrochen hatte und zu keinem Ergebnis gekommen war, beschloss ich, die Sache zunächst ruhen zu lassen. Seufzend legte ich Foto und Halskette in eine Schublade meines Nachttischchens, verließ mein Zimmer und ging in die Küche zu meiner Schwester.

„Mal schauen, wie sie sich anstellt“, dachte ich grinsend.

Der Moment, der alles änderte

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