Читать книгу Der Moment, der alles änderte - Julia Thurm - Страница 7
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Eine Horde von Journalisten, Fernsehteams und Fotografen wartet darauf, dass wir den Internationalen Gerichtshof von New York verlassen. Doch nur mir stellen sie Fragen wie „Glauben Sie, die Strafe ist gerecht?“ oder „Wie verkraften Sie das alles?“. Sogar den Kommentar „Wie können Sie mit dem Gedanken leben, jemanden umgebracht zu haben?“ konnte sich jemand nicht verkneifen.
Christin bemerkt, dass mir diese Aufmerksamkeit unangenehm ist, und geht dazwischen: „Keine Fragen!“
Blitzlichtgewitter erschwert mir den Gang zum Wagen. Journalisten drängeln. Meine Freunde versuchen, den Weg frei zu machen. Erst als ich im Auto sitze, begreife ich, dass wir das Schlimmste überstanden haben ...
Mein Name ist Katie Smith.
Ich war damals 14 und lebte zusammen mit meiner 25-jährigen Schwester Christin in New York. Allerdings nicht in Manhattan. Dort gab es nämlich keine preiswerten Wohnungen oder Häuser, die wir uns hätten leisten können. Wir lebten in der Bronx, in der 458 East 146th Street. Ganz in der Nähe des Saint Mary’s Recreation Centers, das vom sogenannten Saint Mary’s Park umgeben wird. Wir hatten ein echt großes und ziemlich cooles Haus. Ach ja, und einen Hund hatten wir auch. Er hieß Spike und war ein kleiner braun-weißer Jack Russell Terrier, der mir aufs Wort gehorchte.
Wieso ich bei meiner Schwester lebte? Na ja, das hatte einen bestimmten Grund: Unsere Eltern waren bei einem Autounfall gestorben. Meine Schwester war damals fünfzehn und ich vier Jahre alt gewesen. Doch das Schlimmste war, dass wir bei diesem Unfall dabei waren. Der Arzt hatte gesagt, es sei ein Wunder, dass meine Schwester und ich überlebt hätten.
Danach hatten wir bei unserer Tante Grace in Boston gewohnt, die sehr viel Verständnis für unsere Situation aufbrachte. Als meine Schwester 21 geworden war, zog sie wieder nach New York, und von da an war sie für mich verantwortlich.
Ich habe gezwungenermaßen an eine andere Schule gewechselt und wurde dort zu einer der schlimmsten Schülerinnen. Nein, wenn man es genau nimmt, wurde ich DAS schlimmste Mädchen der Schule. Freunde hatte ich eigentlich keine, denn ich machte mir jeden zum Feind. Aber einen festen Freund hatte ich trotzdem. Er hieß Drake, war sechzehn und ich war ein halbes Jahr mit ihm zusammen. Ich weiß allerdings nicht, ob man das die erste große Liebe nennen kann. Es war alles etwas seltsam zwischen uns.