Читать книгу Paul - Juliane Baldy - Страница 11

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Am Stuhü wummerts. Fuck. Marko. Hoffentlich macht der kein Stress.

»Paul! Du! Wie geil ist das denn?«

»Hey! Muss nur mein Bike holen.«

»Was hast du vor?«

Franzi ist da. Die Matratze spricht. Und das mit mir.

»Jetzt komm doch mal her.«

Marko klebt an Marie. Echt jetzt. Ich fass es nicht. Marko hängt da mit Franzis bester Freundin. Klaro. Ferien. Die Gewinner sind im Urlaub. Denk ich mal. So wirds sein. Faszinierend. Auch so ein Wort. Faszinierend.

»Bleibst du hier?«

Franzi meint mich. Logisch. Die anderen beiden fummeln peinlich rum.

»Jepp.«

»Muss zur Oma. Übermorgen. Voll bitter.«

»Ich mags bei meinen Großeltern. Die sind viel gechillter als meine Mutter.«

Hock ich mich halt hin, ich mein, warum nicht. Die drei sind ja an sich harmlos.

»Echt? Glaub ich nicht.«

Da stupst Franzi mich an. So nach dem Motto, verarschst du mich jetzt. Oder wie. Guck mich doch mal an. So. Schau mir doch mal in die Augen. Das mach ich. Erst jetzt seh ich, dass sie ganz schön dicht ist. Mich stört das nicht. Ich find es ehrlich gesagt ganz lit, die Matratze mal aus der Nähe abzuchecken. Es ist nicht so, dass sie mich wirklich interessiert, logisch, die Gewinnermatratze hat mich auch nicht zu interessieren. Anti Konflikt, Mann. Immer schön ne ruhige Kugel schieben. Aber jetzt, so. Jetzt, wo sie sich für mich interessiert. Ich weiß, ist grad kein anderer da, trotzdem. Cool.

Sie legt ihren Kopf auf meinen Oberschenkel. Und schließt die Augen.

»Dann seh ich die Sterne.«

»Klaro.«

Die anderen beiden finden das voll normal, und ich denk nur, klaro, ist ja auch nichts. Ist nur chillen. In der Sonne. Bisschen was tanken. Abhängen halt.

Je länger ich Franzi abchecke, wird mir klar, was alle an der finden. Sie ist echt nice. So nice, dass man sie gerne anfassen würde. Aber das mach ich natürlich nicht.

»Hast du was zu rauchen?«

Sie macht mit ihrer Hand an meiner Brust rum. Ich will aufspringen, sagen, jepp, Kippen kann ich besorgen, doch sie ist schneller.

»Bleib. Ist nicht so dringend. Küss mich.«

Was. Ich checks nicht. Einfach so. Hier. Ich kann da gar nicht ja oder nein, sie kommt schon hoch und küsst mich. Okie, jetzt kann ich ja quasi nichts dafür. Also mach ich mit. Wir machen rum. Ich weiß nicht wie lange. Find es aber nicht mega. Klaro, sie geht schon ziemlich ran, und klaro macht das auch was mit mir, aber es ist jetzt nicht so ab in die Pumpe und nasse Pfoten. Ich find wieder mal das Bild geiler als die Situation an sich. Die Gewinnermatratze bettelt mich an, dass ich mit ihr rummache. Das macht mich mehr an als sie. Und dann der Moment, wo sie auf mir hockt. Auf dem Stuhü. Und da macht Marie alles kaputt.

»Lass das. Wir müssen. Franzi. Wir müssen jetzt. LOS.«

Franzi pariert. Nicht, dass ich mich ärger. Ich ärger mich nicht. Ich bin erleichtert. Ja, ich bin echt erleichtert, dass Franzi nicht den ganzen Abend Zeit hat und ausnutzt, dass das Mädchen, auf das ich steh, nicht da ist. Ausnutzt. Das Mädchen. Auf das ich. Bam. Die Pfoten. Die Pumpe. Franzi packt grad ihre Sachen und ich denk an Ida.

»Lass morgen noch mal chillen. Oder hast du ein Date mit Ida?«

Franzi. Peng. Was. Woher. Will die das wissen. Die will es wirklich wissen, Mann.

»Quatsch.«

Ist schon ein irres Gefühl, eine auf der Ersatzbank zu haben. Ich komm mir vor wie ein Gewinner. Aber anders als die Stufen-Gewinner. Besser. Sieger halt. Wie nach nem Kampf.

Mutter ist nicht da. Nice. Duschen. Ich mein, ewig rummachen ohne, ich mein, das ist doch voll normal, oder. Obwohl ich zugeben muss, dass ich manchmal Angst habe, dass das nicht normal ist. So oft wie ich will. Gibt ja auch so was wie Sexsucht. Echt jetzt. Kam mal in den Nachrichten. Auf GMX. Aber wenn man süchtig ist, so abhängig, müsste man ja durchdrehen, wenn man nicht, denk ich mal, und ich dreh ja nicht durch, ab, wenn ich nicht.

Franzi hat geschrieben. Sie fand es voll schön und freut sich auf morgen. Egal. Ida. Hauptsache nicht verquatschen. Und wenn sie will, dass ich die Cam, dann sie auch. Logisch. Oder ich sag, dass das nicht geht. Mit dem Ausziehen. Falls meine Mutter. Spät werden heißt bei ihr, heimkommen, wenn es hell wird, aber man weiß ja nie, nachher hat sie eine Supertour und macht früher Schluss. Oder fährt gar nicht. Gedankenschleife bis. Plopp. Ida hat die Cam an. Okie. Voll der Museumsschinken hinter ihr. An der Wand.

IDA: Mach mal an, ich will dich auch sehen. :-)

Daran hab ich überhaupt nicht gedacht, dass sie einfach. Der Goldrahmen ist über XL. Mann, sieht die scharf aus. Sie hat was an und drunter, was, vielleicht sieht das auch nur so aus, nichts.

ICH: Klaro.

Ich mach die Cam an, Mikro ist aus. Ich frag auch nicht. Schnauf ganz schön grad. Vor Aufregung.

IDA: Was machst du?

Bin ich froh, dass es ziemlich dunkel ist. Bei mir im Zimmer. Falls ich rot werden würde. Ist ja schon eine Extremsituation und Erröten bedeutet Panik, weil Fluchttier und so. Sagt Google.

ICH: Gechillt. War nur joggen und hab abgehangen. Am Stuhü.

IDA: Hab auch lange in der Sonne gelegen. Und war schwimmen.

ICH: Wo bist du eigentlich?

IDA: Sizilien. Meine Großeltern leben hier. Das ist der erste Sommer ohne meinen Bruder. Und der erste Sommer, in dem ich lieber woanders wäre. ;-)

Ich google schnell Sizilien. Zur Sicherheit. Ich weiß schon. Erdkunde. Aber mein Hirn. Dem trau ich nicht. Gerade.

ICH: Cool. So direkt am Meer?

IDA: Was tippst du nebenbei?

ICH: Muss nur den Jungs kurz sagen, dass ich raus bin.

IDA: Wer sind denn die Jungs?

Nicht so einfach wie bei Mutter. Fuck.

ICH: Kennst du nicht. Vom Kickboxen.

IDA: Kickboxen? Du? Ach so. Deshalb.

Weshalb. Was. Jetzt. Nein. Sie KANN Mel nicht kennen. Oder sie meint mich.

ICH: Logisch.

IDA: Kannst mir ja mal was zeigen.

Wieder die Pumpe. Ich hoffe, sie checkt nicht, wie sehr ich mir Hoffnungen mache. Und wie sehr es grad rattert. Wenn ich ehrlich bin, hab ich mich damals ganz schön angestellt. Aber. Wir werden uns treffen. Das ist die Hauptsache. Peng. Noch ist nichts verkackt.

ICH: Klaro.

IDA: Chattest du viel mit den Jungs?

ICH: Nee.

IDA: Und sonst?

ICH: Wie?

IDA: Wär halt gern was Besonderes.

ICH: Für mich bist du was Besonderes.

Manchmal tipp ich echt schneller, als ich denken kann.

IDA: Hör was. Muss Schluss machen.

ICH: Okie.

IDA: Klaro. ;-)

Und dann ist sie offline. Stell ich mir halt vor, wie es wäre, bei ihr zu sein. Okie. Oder wie es wäre, wenn sie jetzt hier. Plopp. Online. Gerade, als ich.

IDA: War doch nichts. Was machst du?

ICH: An dich denken.

Scheiß drauf. Ich bin so scharf gerade, dass ich nicht mehr denken kann.

IDA: Wie?

ICH: Mann, du weißt schon.

IDA: Mach doch mal.

Ich check es nicht. Was meint die. Soll ich jetzt.

ICH: Magst du dein Shirt ausziehen?

IDA: ?

ICH: Ich dachte, du magst das.

IDA: ?

ICH: Komm schon. Oder hast du Angst?

IDA: Angst? Weißt du, was Angst ist? Flüchtlinge? Mittelmeer? CO₂? Tsunami?

Offline. Echt jetzt. Was hat die denn. Aber irgendwie ist das auch schon wieder süß, wie sie so auf Gutmensch macht. Nicht nur so Zieh dich aus, mach dich mal nackig. Nein. Mann, sie ist halt der Hammer. Ja. So was von. Und dann. Die zweitschnellste Nummer ever.

Paul

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