Читать книгу Paul - Juliane Baldy - Страница 7
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Beste Lage, sich die Kugel zu geben. Spießiger geht kaum. Auf der einen Seite Platte, auf der anderen wir. Wir, das sind Mutter-Vater-Kind-Butzen oder Rentnerhütten. Wir sind die Einzigen in diesem kack Verein, die den Rasen nicht jede Woche mähen. Das ist ganz korrekt von Mutter.
Fuck. Noch Licht in der Küche. So was von null Bock jetzt. Wie war denn dein Abend. Erzähl doch mal. Immer dieses Erzähl doch mal was, nie erzählst du was. Zu spät.
»Bis morgen. Pass auf die Gabi auf.«
Und dann grunzt sie so. Warum telefoniert die denn nicht weiter. Mann.
»Je später der Abend. Ach, Großer.«
Und immer diese Vorwürfe. Sie hat keine Zeit angesagt, Mann. Das sag ich natürlich nicht. Am besten so lange wie möglich anti Konflikt. Geschworen. Das ist die beste Überlebensstrategie. Alleinerziehende Mütter laufen nur mit anti Konflikt. Ich schwör, alles andere hab ich schon hinter mir. Also zusammenreißen.
»Und? Wie war dein Ausflug ins Leben?«
»Haben gechillt. Musik gehört. Gelabert. Wie krass zugepisst die Spree ist, obereklig. Findest du nicht auch?«
Irgendwas behaupten ist eine sichere Nummer. Mutter nickt voll beeindruckt. Und dazu diese toten Augen. Die hat sie, wenn sie dicht ist. Sie guckt dann voll geschockt, so wie ich mir vorstelle, wie Leute gucken nach nem Autounfall. Oder wenn was Schlimmes passiert ist. Dazu grinst sie, und das ist mal über spooky. Diese Schockstarre-Augen und dieses Grinsen.
Sie nippt an ihrem alkfreien, seit wann denn das, weird, sie nippt an ihrem, echt jetzt, ALKFREIEN Bier. Und grinst trotzdem.
»Setz dich doch mal zu mir, Großer.«
»Sorry, ich bin voll müde, Mutter. Gut Nacht.«
»Weißt du. Ach. Schlaf gut, mein Schatz. Gut siehst du aus.«
Gut seh ich aus. Wie peinlich. Zum In-die-Ecke-Stellen, Mann. Ab in den Keller.
Ich bin froh, dass ich endlich hier unten hocken darf. Früher war mein Zimmer direkt neben ihrem. Dazu echt kein Kommentar. Jetzt fängt sie an, Musik zu hören. Seitdem sie mit Spotify klarkommt, wird es immer absurder. Sie findet jedes Mal mehr Sachen, zu denen sie mitgrölen kann. Nicht assi. Eher so jauchzend. Peinlich halt. Mann, ich Vollidiot. Spotify. WLAN am Start. Ich liebe meinen Zockerplatz. Lieben ist Kitsch und Mädchenkram, ich weiß. Aber ich finde kein anderes Wort. Das ist der einzige Platz auf der ganzen Welt. Plopp. Sie. Ida. Online. Echt jetzt.
IDA: Cool wars. ;-)
ICH: Klaro.
Ich Trottel. Getextet klingt das ja noch bescheuerter. Auch wenn es nicht klingen kann. Mann, du weißt schon. Voll daneben halt.
IDA: Was machst du?
Wie. Was mach ich.
ICH: Chille.
IDA: Fährst du weg?
Okie. Jetzt oder nie.
ICH: Nein. Können uns die Ferien mal treffen.
Bam. Zu spät. Enter. Ab damit. Sie hat schließlich meine Hand genommen. Sie hat mir einen Kuss. Auch wenn es kein richtiger. Sie ist das Mädchen. Da kann man doch fragen, ob man mal chillt in den Ferien. Und wenn nicht, ist es in sechs Wochen auch wieder vergessen.
IDA: So gern. Aber ich bin bei meinen Großeltern.
Fuck.
ICH: Okie.
IDA: Wir fahren gleich los. Schreiben wir?
ICH: Klaro.
IDA: :-)
Offline. Mann.
Ich hab gar nicht gefragt, wo sie hinfährt. Und wann sie wiederkommt. Bestimmt in die Sonne. Sie sieht so aus. Wie ein Mädchen, das viel Familie hat. Dort irgendwo, wo die anderen Urlaub machen. Ich frag sie das nächste Mal. Das nächste Mal. Hat sie ja gesagt. Dass wir texten. Das ist doch auch irgendwie ein Date. Nicht real. Okie. Aber, hey, Date ist Date. Ich hab ein Date mit dem heißesten Mädchen der Stadt.