Читать книгу Befrei Dich von Nackenschmerzen - Juliane Vögele - Страница 7
ОглавлениеErkrankungen / Beschwerden durch Nackenprobleme
Zwischen der Wirbelsäule und den inneren Organen bestehen Verbindungen. Die Nervenbahnen des Rückenmarks (Spinalnerven) tauschen sich ständig mit dem Gehirn aus. Und die Informationen des Gehirns wiederum werden über die Nerven des Rückenmarks an das Organ / Organsystem, mit dem sie in Verbindung stehen, weitergeleitet.
Der erste Teil der Wirbelsäule ist gleichzeitig der beweglichste - die Halswirbelsäule (HWS). Die Wirbelkörper und alle anderen Strukturen sind kleiner als beim Rest der Wirbelsäule, deshalb können hier viele Probleme auftauchen.
Dann ist es möglich, dass Schmerzen im Kopf, den Armen, dem Oberkörper, bis hin zu den Fingern, auftreten. Die Spinalnerven, die aus dem Rückenmark austreten, liegen hier sehr eng beieinander und können, wie im nächsten Kapitel zu lesen, durch Verrenkungen, Muskelverhärtungen, Bandscheibendruck oder knöcherne Veränderungen gequetscht oder gedrückt werden, so dass Schmerzen verursacht werden, die auch „ausstrahlen“ können. Es kann in allen Bereichen schmerzen, aber auch in nur einem Teil, z. B. den Fingern.
Wird die Wirbelschlagader eingeengt, kann es zu migräneartigen Anfällen mit heftigen Kopfschmerzen, Tinnitus, Schwindelgefühl, Seh- und Schluckstörungen kommen.
Funktionsstörungen der Schilddrüse mit Knotenbildung treten manchmal bei Reizungen im unteren HWS-Bereich (meist C7) auf. Eine länger bestehende Fehlstellung eines Halswirbels kann zudem zu Erkältungen, Schleimbeutelentzündungen oder auch einem Tennisarm führen.
Es ist möglich, dass das Tragen einer Halskrause zu chronischen oder zumindest lang andauernden Nackenverspannungen führt, da durch die Ruhigstellung und Entlastung die Haltemuskeln ihre Arbeit quasi „verlernen“. So wird zwar evtl. eine momentane Schmerzlinderung erreicht, aber langfristig das Problem gefestigt.
Sekundäre Beschwerden als Folge von HWS-Problemen
Schulterschmerzen und Armschmerzen können beim Zervikalsyndrom (HWS-Syndrom) auftreten. Hierbei werden zwar die Nerven nicht in Mitleidenschaft gezogen, die Schmerzen können aber dennoch in die Schulter und den Arm ausstrahlen. Ist der Nacken extrem verspannt, kann das auch dazu führen, dass der Kopf nicht mehr bewegt werden kann. Es kommt zum sogenannten „steifen Hals“. Auch beim Zervikobrachial-Syndrom (Hals-Arm-Syndrom) strahlen die Schmerzen in die Schulter und den Arm aus. Selbst Lähmungserscheinungen oder Sensibilitätsstörungen an den Händen können auftreten.
Migräne und Kopfschmerzen werden häufig durch chronische Nackenschmerzen ausgelöst oder verstärkt.
Entzündungen in der Schulter können durch eine Schonhaltung und das Vermeiden von schmerzhaften Bewegungen aufgrund chronischer Nackenschmerzen entstehen.
Bandscheibenprobleme bzw. Bandscheibenvorfälle können durch Nackenschmerzen begünstigt werden. Eine verspannte Muskulatur ist nicht so stark beanspruchbar wie im Normalfall. Deshalb werden dadurch die Wirbelgelenke mehr belastet.
Atemstörungen können durch eine flache, gepresste Atmung entstehen. Da ein „steifer Hals“ sich auf den Brustkorb ausdehnen kann, wird dann die Atmung beeinträchtigt
Sehstörungen, also krankhafte oder fehlerhafte Veränderungen der optischen Wahrnehmung wie Augenflimmern, verminderte Sehschärfe, Gesichtsfeldeinschränkungen oder Doppelbilder, können durch ein HWS-Syndrom verursacht werden. Beispielsweise durch Durchblutungsstörungen des Gehirns, evtl. durch die Einengung einer Arterie im Halswirbelbereich. Dann kommt es auch oft gleichzeitig zu einem Migräne-Anfall mit Lichtblitzen, Gesichtsfeldeinschränkungen oder Augenflimmern.
Schluckbeschwerden können ohne begleitende Schmerzen (Dysphagie) oder mit Halsschmerzen oder aber mit Schmerzen beim Schlucken auftreten (Odynophagie). Es gibt viele Ursachen für Schluckstörungen, u. a. auch ein HWS-Syndrom. Die Verspannungen in der betroffenen Muskulatur oder Blockaden der Halswirbel können Schluckbeschwerden auslösen. Darüber hinaus kann auch ein knöcherner Umbau zwischen den einzelnen Wirbelkörpern (Spondylosis deformans) diese begünstigen und zudem zu erheblichen Einschränkungen der Funktionalität der HWS führen. Manchmal sind auch sogenannte Knochensporne (Osteophyten) an der Halswirbelsäule, die meistens durch Verschleißerscheinungen entstehen, die Ursache für Schluckbeschwerden. Als Begleiterscheinung der Schluckbeschwerden können manchmal auch eine Heiserkeit („Frosch im Hals-Syndrom“) oder auch Schwindel und Ohrgeräusche auftreten.
Tinnitus, also eine krankhafte Wahrnehmung eines Geräusches, Klingelns oder Tons in den Ohren, kann u. a. durch eine akute Blockierung des Kopfgelenks bei einem HWS-Syndrom auftreten. Auch ein Rauschen oder das Wahrnehmen von hohen Tönen kann auf Halswirbelsäulenprobleme hindeuten. Der Tinnitus kann dauerhaft auftreten oder anfallartig immer wieder in kurzen Episoden. Mit dem Tinnitus können auch Symptome wie Tieftonschwerhörigkeit eines Ohres, gesteigerte Hörempfindung (Hyperakusis) und Schwankschwindel in Erscheinung treten.
Sensible Störungen (z. B. Kribbeln in den Armen) entstehen im Rahmen eines HWS-Syndroms aufgrund der mechanischen Kompression der Nervenwurzeln, die aus der Halswirbelsäule austreten (z. B. durch einen Bandscheibenvorfall oder eine knöcherne Einengung durch Veränderungen an den Wirbelkörpern). Eine Reizung des Armplexus, (Nervengeflecht durch Zusammenschluss der einzelnen Nervenwurzeln) zeigt sich oft in einem bohrenden, ziehenden oder dumpfen Schmerz, der vom Nacken in die Schulter, den Arm und die Hand ausstrahlt. Es kann zu Missempfindungen (Taubheitsgefühl), Reflexausfällen, Sensibilitätsstörungen (Kribbeln) bis hin zu Lähmungserscheinungen kommen.
Ein erhöhter Blutdruck, gesteigerte Herz- und Atmungsaktivität, Pupillenweitstellung und eine vermehrte Schweißabsonderung sind Begleiterscheinungen, die wegen der Reizung der Nervengeflechte und Nervenknoten des sympathischen Nervensystems (Teil des unwillkürlichen, vegetativen Nervensystems) auftreten. Durch diese Reizung läuft der Organismus ständig auf höchstem Niveau. Ein sogenannter Sympathikusstress (Sympatikotonie) entsteht, der zu Verdauungsstörungen, dem Wahrnehmen von Ohrgeräuschen, Störungen des Gedächtnisses (z. B. Konzentrationsstörungen), Schlafstörungen, Sehstörungen usw. führt.
Hautsegmente (Dermatome):
Die Rückenmarksnerven entspringen paarig aus den Zwischenwirbellöchern. Sie versorgen jeweils bestimmte Hautbezirke, die als Hautsegmente oder Dermatome bezeichnet werden. Auf der Körperrückseite bilden diese Dermatome eine lückenlose Folge. Auf der Körpervorderseite ist es etwas komplizierter, da einige Dermatome in die Extremitäten verlagert sind.
Da ein Segment immer „als Ganzes“ reagiert, kommt es vor, dass bei einer Reizung von Rezeptoren der Eingeweide (Schmerzrezeptoren) der Schmerz nicht (oder nicht nur) im betroffenen Organ, sondern (auch) als Schmerz im zugehörigen Dermatom an der Körperoberfläche empfunden wird. Eine solche Fehllokalisation wird umgangssprachlich als „Ausstrahlen“ des Schmerzes bezeichnet, medizinisch wird er „übertragener Schmerz“ genannt. Die „Übertragung“ erfolgt immer in den Abschnitt der Peripherie, der von demselben Rückenmarksegment wie das betroffene Organ versorgt wird. Der Schmerz kann unter Umständen auf Nachbarsegmente oder die ganze Körperhälfte übergreifen (Generalisation).
Diese als Head-Zonen bekannten Beziehungen können eine wichtige diagnostische Hilfe darstellen.
Innersegmentale Verschaltungen:
Nerv, Hautsegment, Muskel, Gefäß, Eingeweide und Knochen sind innerhalb eines Segments verschaltet.
So kann ein Problem am Neurotom (Nerv), z. B. eine Reizung durch eine Bandscheibenvortreibung, dazu führen, dass durch die innersegmentale Verschaltung ein Schmerz im zugehörigen Viszerotom (Organ/Eingeweide), im Angiotom (Gefäßanteil) oder auch Myotom (Muskel) auftritt. Oft schmerzt natürlich auch der Rücken dabei, aber nicht immer. Manchmal schmerzen nur die innersegmental betroffenen Komponenten, also nur das Organ, nur der Muskel, nur der Knochen usw..
Übersichtstabelle (Aus: Die Cross-Methode, Lilo Cross)