Читать книгу Der Leichenfang - July Johnson - Страница 5
Kapitel 3
ОглавлениеDie Katze war fertig mit fressen, putzte sich noch auf der Treppe und trottete dann gemächlichen Schrittes an ihren Schlafplatz vor dem Gartentürchen, wo sie sich regelmäßig in der Sonne aalte.
Tamara machte auf dem Absatz kehrt und schloss die Haustür hinter sich. Sie ging in die Küche und machte sich über den Abwasch her, dabei fiel ihr ein, dass sie heute noch gar nichts gegessen hatte und so genehmigte sie sich nach getaner Arbeit eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. So saß sie nun also wieder auf ihrer Terrasse, Finja wie immer zu ihren Füßen, friedlich im Schlaf vor sich hin grunzend. Schließlich zündete sie sich eine Zigarette an und zwang sich dazu ihre Gedanken wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Sie musste mit ihrem Buch weiter kommen, da half alles nichts und so beschloss sie, sich über den Stapel handgeschriebener Blätter herzumachen, die sich in den letzten Tagen und Wochen angesammelt hatten. Eine dumme Angewohnheit von ihr war, dass sie bestimmte Dinge handschriftlich festhalten musste, sonst verlor sie Faden und Inspiration gleichermaßen. Nicht umsonst saß sie oft stundenlang mit ihrem kleinen Notizbüchlein am Strand und entwarf Handlungen und Figuren.
Bislang war ihr eben jene Zeit ihrer schriftstellerischen Kreativität immer die liebste gewesen, sie konnte sich drauf verlassen, das ihr immer das Richtige einfiel, doch dieses Mal wollten die Ideen nicht so richtig sprudeln. Sie nahm sich ein Blatt nach dem anderen vor und schaute sich das bisher Geschriebene genau an, machte sich Notizen, strich Passagen raus oder schrieb sie um. Doch mit keiner der Änderungen war sie letztlich zufrieden, ihre Hauptfigur passte so wie sie war nicht ins Gesamtkonzept und auch der Handlungsablauf gefiel ihr diesmal so gar nicht. Sie wusste nicht recht, was sie tun sollte und nachdem sie nun schon zwei Stunden gebrütet hatte, beschloss sie, sich ein wenig an den Strand zu begeben. Vielleicht sollte sie auch einfach eine Runde schwimmen gehen, das würde vielleicht ihre Gedanken ein wenig ordnen. Sie zog sich um und stakste in das kühle Nass, die Wellen umspielten schon beinahe ihre Hüften, als ihre Blicke sich an etwas hefteten, das ungefähr zweihundert Meter vor ihr im Wasser trieb. Sie kniff die Augen zusammen, konnte aber nicht wirklich erkennen, was es war, sie sah nur einen dunklen Fleck im Wasser treiben, nicht groß, aber dennoch groß genug, um gerade so erkannt zu werden.
Mit einem Satz war Tamara im Wasser und schwamm in ruhigen, gleichmäßigen Zügen auf die Stelle zu, wo sie das „Treibgut“ gesehen hatte. Sie war eine gute Schwimmerin, die auch bei starkem Wellengang den Sprung in die Fluten nicht scheute und so war sie in kurzer Zeit am Ziel. Sie richtete sich im Wasser auf, sanft mit den Beinen strampelnd, um sich über Wasser zu halten und fischte einen Seidenschal heraus, einen schwarzen, der vermutlich ursprünglich mal von einem leichten Glitzerschimmer überzogen war. Diesen Schimmer konnte man jetzt zwar nur noch erahnen, dennoch wirkte dieses Stück sehr edel und Tamara war sich sicher, dass dieses kleine Stück Stoff nicht gerade billig gewesen war. Sie nahm den Schal in eine Hand und machte sich daran, ans Ufer zurück zu schwimmen. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, die Tote hatte ein schwarzes Seidenkleid an, was, wenn der Schal dazu gehörte und wirklich von der Toten stammte. Sie hielt inne und schaute sich in die Richtung um, wo Henning den grausigen Fang gemacht hatte. Die Strömung an dieser Stelle könnte passen, es könnte tatsächlich der Schal der Toten gewesen sein, von den Urlaubern hier würde wohl niemand so edle Teile tragen und von den Einheimischen erst recht nicht.
Mit kräftigen und schnellen Zügen schwamm sie zurück ans Ufer und beschloss, gleich mit Thorben zu telefonieren, um ihn von ihrem Fund zu unterrichten.
Sie konnte ihn jedoch nicht erreichen und so beschloss sie, selber mit dem Schal in die Stadt zu fahren und ihn auf dem Revier abzugeben.