Читать книгу SAOMAI - June A. Miller - Страница 3
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„Chandra? Hi, hier ist Saomai.“
„Hallo meine Liebe. Schön, dass du anrufst! Bist du gut nach Haus gekommen?“
„Ja, danke. Alles bestens“, log Saomai.
Tatsächlich fühlte sie sich elend. Sie hatte den Cocktail aus Martinis und Schmerztabletten nicht vertragen und sich zweimal übergeben. Als Ärztin hätte sie es besser wissen müssen! Die schlaflose Nacht hatte aber auch ein Gutes gehabt.
„… so schön, dich zu sehen. Das machen wir ganz bald wieder“ flötete ihre Freundin ins Telefon.
Saomai hörte kaum hin. Ihr Herz pochte bei dem Gedanken daran, was sie Chandra fragen wollte.
„Weißt du was, gerade habe ich mir eine Tasche gekauft, die ich neulich schon in der Hand…“
„Kann ich dich etwas fragen, Chandra?“, unterbrach Saomai den Wortschwall ihrer Freundin.
„Äh, ja. Was denn?“
„Kannst du mich mit Neill Ferguson bekannt machen?“
Saomai hatte die Frage herausgepresst. Jetzt hörte sie, wie Chandra am anderen Ende der Leitung die Luft einsog. Sie selbst wagte keinen weiteren Atemzug.
„Warum?“, fragte Chandra.
„Er hat mir gefallen. Er ist gutaussehend, vermögend,…“
„Blödsinn!“, widersprach ihre Freundin heftig.
„Hm?“
„Das ist Blödsinn, sagte ich. Dich interessiert doch nicht sein Portemonnaie! Dich interessiert Lamom Benjawan, stimmt’s?“
Damit hatte Saomai nicht gerechnet.
„Wie kommst du denn darauf?“
„Saomai, verkauf mich nicht für dumm!“ Chandra klang jetzt ungehalten. „Gestern Abend fragst du mich ganz nebenbei nach diesem Lamom und heute willst du Neill Ferguson kennenlernen, der zufällig dessen Partner ist?“
Das Wort ‚zufällig‘ betonte sie voller Ironie.
„Woher weißt du das?“
„Ich habe ihn gegoogelt, ganz einfach!“
Das kam unerwartet. Offensichtlich konnte sie ihrer Freundin nichts vormachen. Gut, dann eben nicht. Dann würde sie die Wahrheit sagen und hoffen, dass Chandra ihr trotzdem half.
„Du hast recht“, sagte sie reumütig. Dann wurde ihre Stimme fest. „Und du musst das verstehen! Ich habe alles versucht, um zu beweisen, dass dieser Dreckskerl meinen Vater umgebracht hat. Aber er hat Freunde bei der Polizei, die ihn decken und gar nicht erst gegen ihn ermitteln. Seit Monaten frage ich mich, wie ich an ihn herankomme. Als du mir gestern Neill Ferguson gezeigt hast, war das wie ein Wink des Schicksals.“
„Spinnst du?“, fuhr Chandra aufgebracht dazwischen. „Wenn dieser Lamom tatsächlich deinen Vater ermordet hat, ist das lebensgefährlich!“
„Vielleicht“, gab Saomai matt zurück, „aber es ist die einzige Hoffnung, die ich habe.“
Chandra musste ihr einfach helfen! Sie appellierte an ihr Gewissen.
„Wenn es dein Vater wäre, würdest du das auch wagen, oder?“
Chandra stöhnte auf. Familienbande waren in Thailand heilig.
„Also gut“, gab sie schließlich nach. „Es gibt aber ein Problem.“
„Welches?“, fragte Saomai bange.
„Er ist zwar Kunde im Delight Club, aber wir gehen ja nicht zusammen aus, oder sowas. Wie soll ich euch also miteinander bekannt machen?“
„Ach“, sagte Saomai, „da hätte ich eine Idee!“
****
Saomai huschte in das Halbdunkel des Massageraums, schloss leise die Schiebetür hinter sich und lehnte mit dem Rücken gegen das kühle Tropenholz. Auf der Massagebank wartete ihr Kunde. Ihr einziger Kunde. Er war nackt.
„Namasté, Mr. Ferguson“, sagte sie und straffte die Schultern. Sie hatte den thailändischen Gruß verführerisch klingen lassen wollen. Heraus gekommen war ein heiseres Krächzen. Neill Ferguson hob den Kopf. Er scannte Saomai flüchtig, ließ die Stirn zurück auf das Laken sinken und brummte: „Du bist zu spät.“
„Zwei Minuten!“, protestierte sie, entrüstet darüber, dass ihm dies als Verspätung galt.
Fergusons Kopf ruckte erneut hoch. Dieses Mal musterte er sie ausführlicher, blieb länger als notwendig an ihrem Fußgelenk hängen und starrte ihr schließlich ins Gesicht.
„Zwei Minuten meiner Zeit solltest du dir nicht leisten.“
Sein überheblicher Ton ließ Saomais Nasenflügel erbeben. Unter Aufbietung aller Willenskraft hielt sie eine scharfe Erwiderung zurück.
Das läuft gar nicht gut, dachte sie alarmiert.
Das flaue Gefühl, das ihr seit Stunden den Magen zuzog, kroch höher und schnürte an ihrer Kehle. Saomai kämpfte den Impuls nieder, einfach zu gehen. Doch sie musste bleiben, musste einen guten Eindruck auf diesen Mann machen!
Reiß‘ dich zusammen, ermahnte sie sich und entgegen allem, was sie empfand, sagte sie unterwürfig: „Dann werde ich sofort beginnen, Mr. Ferguson.“
Ein Handy ertönte und sie zuckte zusammen.
Lass es nicht meins sein, dachte sie erschrocken, dann fliegst du noch in dieser Sekunde raus! Da hörte sie Ferguson in sein Mobiltelefon sprechen.
Unschlüssig, ob sie wie angekündigt mit der Massage beginnen sollte, stand Saomai im Raum.
„Was ist jetzt?“, ätzte er in ihre Richtung. „Fängst du endlich an, oder was?“
„Ja, natürlich. Entschuldigung“, stammelte sie und setzte sich in Bewegung. Sie nahm ein seidenes Tuch aus einem Sideboard und bedeckte den entblößten Hintern ihres Kunden. Dann ging sie zum unteren Ende der Massagebank und begann mit zittrigen Fingern, seine Waden zu massieren.
Das Telefonat schien sich plötzlich um sie zu drehen.
„Ach, ich habe schon wieder eine neue Thai. Die dritte in acht Wochen.“
Saomai konnte nicht verstehen, was der Gesprächspartner sagte, Fergusons Antwort jedoch war eine Frechheit.
„Nein, sicher nicht. Das ist so ein dürres Ding. Der fehlt so ziemlich alles, um gut zu sein. Wie die schon an meinen Waden rumfingert!“
Sie stoppte mitten in der Bewegung. Das Ganze war ein Fiasko! Dabei hatte sie es sich so einfach vorgestellt, Ferguson für sich zu gewinnen. Sie kannte ihre Wirkung auf Männer. Ein Lächeln, eine Massage, an die er sich noch lange erinnern würde, die unausgesprochene Aussicht auf mehr, hätten genügen sollen. Und nun gelangen ihr nicht einmal die einfachsten Handgriffe!
„Ich meld‘ mich nachher nochmal.“
Ferguson hatte aufgelegt. Mit einem Ruck drehte er sich um und richtete sich auf. Dass dabei das Tuch zu Boden glitt, schien ihn nicht zu stören. Im Gegenteil. Er blickte an sich hinunter, dann zu Saomai und fragte genervt: „Kannst du wenigstens gut blasen?“
****
Die Frage war heraus, bevor Neill darüber nachdenken konnte. Noch im selben Augenblick tat es ihm leid, zumal das Mädchen bis unter die Haarwurzeln errötete. Sie hob die Hände und machte zwei Schritte rückwärts, fort von ihm. Ein weiterer Schritt und sie stieß an die Wand hinter sich. Aus glühenden Mandelaugen blickte sie ihn an, während es hinter ihrer Stirn zu arbeiten schien. Offensichtlich war sie noch nie in einer solchen Situation gewesen. Aber war das nicht der Alltag einer Thaimasseurin in Bangkok, fragte er sich. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er sogar: Sie wirkt gar nicht wie eine. Etwas in ihrem Blick, in der Haltung, die sie plötzlich angenommen hatte, ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass sie es vielmehr gewohnt war, zu führen.
Ihr Gesichtsausdruck changierte. Eben noch peinlich berührt, legte sie jetzt die Stirn in Falten, als würde sie sein Angebot überdenken. Neill meinte, ein spöttisches Lächeln über ihre Lippen huschen zu sehen. Ein äußerst reizvolles Lächeln.
Doch schon im nächsten Moment wechselte ihr Ausdruck erneut. Eine steile Furche zwischen den Augenbrauen verzerrte ihr eigentlich hübsches Gesicht. Neill setzte gerade an, etwas zu sagen, als sie die nächste Wandlung durchmachte. Ein Ruck ging durch ihren Körper, sie reckte das Kinn vor und sagte: „Sie sollten sich schämen, Mister Ferguson. Dies ist ein ehrenwerter Club.“
Mit erhobenem Kopf schritt sie zur Tür. Von dort maß sie ihn mit einem letzten, geringschätzenden Blick. Dann war sie in Richtung der Aufzüge verschwunden.
In seinem Apartment blieb Neill vor den Panoramafenstern des Wohnzimmers stehen und blickte nachdenklich hinaus.
Was war da gerade passiert? fragte er sich. Er war an sich ein zurückhaltender Typ. Was also hatte ihn zu dieser unmöglichen Frage gegenüber seiner neuen Masseurin veranlasst?
Es hatte eine eigenartige Spannung in der Luft gelegen, von dem Moment an, als sie den Raum betreten hatte. Sie war hereingehuscht und hatte sich an die Tür gelehnt, als müsse sie sich gegen ihn wappnen. Ihr Blick hatte etwas Berechnendes gehabt, gleichzeitig war sie total verunsichert. Neill war sauer gewesen, wie stümperhaft die junge Frau ihn bedient hatte. Aber das rechtfertigte nicht, dass er sie so brüskierte! Ihre Antwort hatte ihm jedenfalls imponiert. Und überhaupt hatte diese Thai etwas in ihm angerührt. Er spürte wie es in seinen Lenden zu Pochen begann, als er sich die Situation noch einmal ins Gedächtnis rief. Ihre Augen, in denen eine gewisse Traurigkeit lag – und so viel Feuer! Und dann ihre seltsame Reaktion auf seine Frage! Einen Augenblick lang war Neill sicher gewesen, sie würde es tun. War es nur Stolz gewesen, der sie davon abgehalten hatte?
Chandra, die Clubchefin, hatte schließlich die Massage durchgeführt. Er kannte sie, seit es ihren Club gab.
„Was war da gerade los, Neill?“, hatte sie ohne Umschweife gefragt.
„Seit wann stellst du solche Anfängerinnen ein?“, hatte er anstelle einer Antwort entgegnet.
„Anfänger worin?“, fragte sie unverständig. „Saomai ist eine Meisterin der Thai-Massage! Und nicht nur darin.“
Neill wurde das Gefühl nicht los, dass Chandra ihm diese Saomai aufschwatzen wollte.
„Du solltest sie wiedersehen!“, hatte sie beim Hinausgehen gesagt, war stehengeblieben und hatte ihn mit ihrem Blick durchbohrt.
Vielleicht mache ich das, dachte er nun und lächelte.
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Saomais Mobiltelefon vibrierte in der Tasche ihres Arztkittels, als sie gerade mit einem Kollegen die Behandlung einer Patientin besprach. Normalerweise nahm sie im Dienst keine privaten Anrufe entgegen, doch als im Display Chandras Name aufleuchtete, sah sie Dr. Nadee entschuldigend an und stellte sich einige Schritte abseits.
„Hallo Chandra“, sagte sie, erleichtert über den Anruf der Freundin.
Sie musste unbedingt mit ihr über den verpatzten Termin mit Neill Ferguson sprechen. Vielleicht konnten sie sich am Abend treffen.
„Hallo Saomai. Störe ich?“
„Nein, nein, es geht schon. Gut, dass du zurückrufst. Ich habe dich die ganzen Tage nicht erreicht und dachte, du bist sauer auf mich?“
„Ach, ich hatte mein Handy verlegt und heute fiel mir endlich ein, wo. Beim Shoppen, stell dir vor! Sowas Blödes!“, lachte Chandra. Dann kam sie auf Saomais Frage zurück. „Worüber sollte ich denn sauer sein, Liebes?“
„Na, weil ich mich bei Neill Ferguson so dämlich angestellt habe! Ich hoffe, ich habe ihn nicht verprellt? Er ist dein Stammkunde und ich habe mich total unprofessionell verhalten!“
Saomai war ganz außer sich. Der Frust über ihren verpfuschten Auftritt im Delight Club nagte seit Tagen an ihr. Das hatte sie gründlich versaut!
Noch eine Gelegenheit würde sich kaum bieten, Lamoms Partner kennenzulernen. Chandra konnte sie jedenfalls nicht noch einmal um Unterstützung bitten. Umso verblüffter war sie über deren Antwort.
„Deshalb rufe ich eigentlich an. Stell dir vor: Gerade habe ich meine Mailbox abgehört und da war eine Nachricht von Neill drauf.“
„Was denn für eine Nachricht?“, fragte Saomai mit klopfendem Herzen und umklammerte ihr Mobiltelefon mit beiden Händen.
„Er will dich sehen. Heute Abend. In seinem Penthouse.“
„Was sagst du da?“, rief Soamai laut und winkte entschuldigend, als sie Nadees alarmierten Blick bemerkte.
„Ja, kein Scherz! Er hat was von einem Missverständnis gesagt, und dass ich dich heute nach Dienstschluss zu ihm schicken soll.“
„Das ist ja“, flüsterte Saomai atemlos, „das ist großartig! Danke Chandra!“
Sie legte auf und starrte an die gegenüberliegende Wand. Neill Ferguson lud sie in sein Penthouse. Plötzlich wurden ihr die Beine weich.
Drei Stunden später kündigte ein leises Summen die Ankunft des Fahrstuhls in Neills Apartment an. Ein Blick in die Überwachungskamera verriet ihm, dass es die Thai war. Üblicherweise konnte er seine Besucher dabei beobachten, wie sie sich im Fahrstuhlspiegel herrichteten, manche bleckten die Zähne, andere – vor allem Frauen – kontrollierten ihr Make-Up. Die meisten wirkten nervös. Nicht so diese. Sie stand aufrecht in der Mitte des Aufzugs und blickte geradeaus auf die Tür. Zu seiner eigenen Verwunderung überprüfte nun Neill sein Aussehen in dem spiegelnden Monitor auf seinem Schreibtisch. Gut soweit, dachte er. Die braunen Locken waren einigermaßen unter Kontrolle. Krawatte und Sakko des Tages hatte er gegen ein lässiges Shirt und eine graue Stoffhose eingetauscht. Die nackten Füße steckten in wildledernen Mokassins. Er fühlte sich leicht erregt bei dem Gedanken daran, was der Abend mit sich bringen könnte.
Die Fahrstuhltür öffnete sich und Saomai betrat die Suite.
Sie ist keine Masseurin, schoss es Neill schon zum zweiten Mal durch den Kopf. Selbstsicher schritt sie auf ihn zu. Aus einem knallengen Ledermini ragten lange, schlanke Beine, die in geschnürten High-Heels endeten. Unter ihrem Massagekittel hätte Neill im Leben nicht so etwas erwartet und auch ihre Haare trug sie heute offen. Pechschwarz und seidenglänzend flossen sie über ihre linke Schulter nach vorn. Die ebenso schwarzen Augen blickten ihn herausfordernd an. Einen Augenblick lang war Neill unsicher, ob sein Plan aufgehen würde. Da lächelte ihr verführerisch rot gemalter Mund und er wusste, dass es noch viel besser kommen würde.
„Namasté, Mr. Ferguson“, sagte Saomai, legte die Handflächen vor der Brust aneinander und neigte leicht den Kopf. Ihre Stimme hatte einen angenehm dunklen Ton, nicht das Krächzen von neulich, das ihn so genervt hatte. Neill kannte die Facetten des thailändischen Grußes. Dieser verriet ihm, dass sie sich nicht unterlegen fühlte. Schade, dachte er, das wäre noch reizvoller.
„Namasté“, erwiderte er ihren Gruß auf dieselbe Weise.
Es funktioniert, dachte Saomai erleichtert. Er ist überrascht. Und was noch wichtiger war: Neill Ferguson war interessiert.
Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Doch anders als ein paar Tage zuvor tat er es nun mit offensichtlichem Genuss. Seine Augen erforschten ihr Gesicht, registrierten die durchscheinende Narbe über ihrer linken Braue und ihre vollen Lippen, blieben an ihrem schlanken Hals haften und wanderten von dort zum Ausschnitt ihres schwarzen Tops. Sein Blick glitt weiter die schmale Taille entlang und schließlich ihre Beine hinab bis zu den Fesseln. Einen Augenblick lang fühlte Saomai sich unbehaglich. Ihr kaputtes Fußgelenk konnte ihm bei dieser eingehenden Musterung kaum entgehen. Da halfen auch die Satinschnüre nicht, die sich ihre zierlichen Fesseln hinaufschlangen, um die Vernarbungen zu verdecken.
Doch Saomai ließ ihn gewähren. Auch sie musterte Neill neugierig. Aus der Zeitung kannte sie ihn nur im Anzug. Als er vor ihr im Massageraum gelegen hatte, war sie zu aufgeregt gewesen, um ihn sich genauer anzusehen. Nun war Zeit dafür. Das enge T-Shirt betonte die breiten Schultern, die ihr schon in der Sky Bar aufgefallen waren. Seine Taille war schmal wie die eines Schwimmers. Kein Bauchansatz, keine Hüftringe. Wenn dieser Körper hielt, was er angezogen versprach, hatte er trotz seiner 43 Jahre ein Sixpack! Sie schluckte trocken und setzte ihre Beobachtung fort. Ferguson war größer, als sie erwartet hatte. Das gefiel ihr, denn mit einem Meter fünfundsiebzig überragte Saomai die meisten Männer.
Die Begutachtung dauerte schon weit über eine Minute. Ferguson schien das Schweigen nicht zu stören und Saomai wollte nicht diejenige sein, die es brach. Zu gespannt war sie auf das, was er ihr zu sagen hatte.
Was er von ihr wollte!
Als Chandra ihr ausgerichtet hatte, dass er sie sehen wollte, hatte sich Saomai vor Überraschung setzen müssen. Nadee war herbeigeeilt und hatte sich über sie gebeugt. Dummerweise war in diesem Moment Direktor Wong auf der Kinderstation aufgetaucht. Er hatte die Situation völlig missverstanden.
„Dr. Saomai“, hatte er gezischt, „Sie können sich hier nicht so gehen lassen! Unsere Patienten erwarten Ärzte mit Disziplin und Würde.“
Saomai war erschrocken aufgesprungen.
„Sie sehen fürchterlich aus. Gehen Sie nach Hause!“
Sie konnte den feisten Chinesen nicht ausstehen. Von den Schlitzaugen bis zu den schmierigen Koteletten, die ihn wie eine asiatische Karikatur von Elvis-Presley aussehen ließen, wirkte alles an ihm korrupt. So korrupt, wie seine Amtseinführung. Im ganzen Ärztekolleg hatte niemand je von ihm gehört, bis er nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters als neu ernannter Krankenhausdirektor hereinspaziert war. Saomai wurde das Gefühl nicht los, dass Wong auf eine günstige Gelegenheit lauerte, sie, die Tochter des alten Direktors, loszuwerden. Heute jedenfalls hatte er sie wieder einmal abgestraft.
Doch sie hatte auf einen Einspruch verzichtet und auch Nadee mit einem mahnenden Blick davon abgehalten, Partei zu ergreifen. Zu dringend musste sie nachdenken und kam Wongs Aufforderung nur allzu gern nach. Sie fuhr zum Königspalast, einem beliebten Ausflugsziel für Touristen. In der renommierten Universität von Wat Pho hatte sie studiert. Sie kannte jeden Winkel der alten Gemäuer und entkam daher schnell den Touristenscharen. Hinter einer Gruppe goldener Chedis, glockenförmiger Bauten zur Verehrung Buddhas, bog sie nach rechts und gelangte in einen schmalen Gang zwischen zwei hohen Mauern. Nach wenigen Metern fand sie ein unscheinbares Holztor und schlüpfte hindurch. Vor ihr lag ein quadratischer Innenhof, üppig bewachsen und mit einem sanft plätschernden Teich in seiner Mitte. Saomai liebte diesen geheimen Garten inmitten des pulsierenden Bangkoks.
Sie hatte sich im Lotussitz auf eine alte Steinbank gekauert und zu dem Buddha am gegenüberliegenden Teichufer gesprochen.
In ihrem Kopf tobte ein Sturm. Was sollte sie jetzt tun? Ihr spontaner Plan, Fergusons Masseurin zu werden und so an Lamom Benjawan heranzukommen, war nach dem Frust der vergangenen Monate ein kleiner Hoffnungsschimmer gewesen. Doch das hatte nicht funktioniert. War vielleicht auch zu simpel gewesen.
Auf keinen Fall hatte sie in Erwägung gezogen, mit ihm zu schlafen. Oder ihm einen zu blasen! Und dann war es das Erste, was er von ihr verlangt hatte! Was fiel diesem Menschen überhaupt ein! Schon wieder kochte Wut in ihr hoch. Saomai ermahnte sich zur Vernunft. Denn wenn sie ehrlich war: was blieb ihr anderes übrig, als die Einladung in sein Penthouse anzunehmen?
Sie beendete ihr Zwiegespräch mit dem unbestimmten Gefühl, zu wissen, was sie erwartete. Es gab vermutlich nur einen Grund, warum Neill Ferguson sie zu sich bat, nur eines, wie sie ihn für sich interessieren konnte. Nun, wenn sie dadurch an Lamom Benjawan herankam, war sie bereit, es ihm zu geben.
Saomai dankte Buddha, indem sie ihm Yasminblüten in den Schoß legte. Sie fuhr in ihr Apartment, duschte und zog sich um.
Nun stand sie vor Neill Ferguson und wartete geduldig, was er ihr anzubieten hatte.
Darüber schien er noch nachzudenken.
„Wir hatten keinen so guten Start, nicht wahr?“, sagte er endlich.
„Nein“, gab sie zurück und hoffte, dass ihn der leise Vorwurf in ihrer Stimme nicht verärgerte.
„Dann schlage ich vor, dass wir noch einmal von vorn anfangen. Kommen Sie!“
Mit diesen Worten führte er Saomai aus dem opulenten Flur, der von einem modernen Kristalllüster überdacht wurde. Das angrenzende Zimmer, ein Salon in den Ausmaßen eines Tennisplatzes, wurde zur Hälfte von einer einladenden Sofagruppe eingenommen. Erdtöne gaben dem Raum eine Gemütlichkeit, die Saomai einem Geschäftsmann wie Ferguson nicht zugeschrieben hätte. Doch wirklich überwältigend war die bodentiefe Fensterfront, die einen Hundertachtzig-Grad-Blick über das abendliche Bangkok preisgab. Von hier oben blickte man auf ein Lichtermeer, das bis an den Horizont flutete.
Neill beobachtete Saomai. Er kannte die Wirkung dieses Ausblicks auf seine Besucher. Er war ja selbst jeden Tag aufs Neue davon fasziniert.
Sie ist sexy, dachte er, und seine Phantasie spielte ihm vor, wie sie sich vor der nächtlichen Kulisse auszog und für ihn tanzte. Der Gedanke erregte ihn unerwartet heftig. Rasch drehte er sich in Richtung der Bar, die an die Sofagruppe grenzte.
„Was denken Sie gerade, Mr. Ferguson?“
Saomai hatte sich vom Fenster abgewandt und blickte ihn an, als wüsste sie es nur zu genau. Neill ließ sich Zeit mit seiner Antwort. In aller Ruhe gab er Eiswürfel in einen silbernen Shaker, fügte eine klare Flüssigkeit hinzu und verrührte beides mit einem Barlöffel. Er nahm zwei Martinischalen, gab Oliven hinein und seihte die Drinks ab. Dann wandte er sich um und kehrte, in jeder Hand ein Glas, zu Saomai zurück.
„Was ist mit ihrem Fuß passiert?“, fragte er unverhofft.
Saomai zuckte zusammen. So direkt hatte das noch niemand gefragt.
„Darüber möchte ich nicht sprechen“, erwiderte sie eine Spur zu schroff.
Etwas versöhnlicher fragte sie deshalb: „Weshalb haben Sie mich hergebeten, Mr. Ferguson?“
Er lächelte.
„Ich möchte herausfinden, was Sie draufhaben, Saomai“, sagte Neill, während er ihr den Martini reichte. „Denn, wenn Sie so gut sind, wie Chandra behauptet“, er trat so nah an sie heran, dass sein Atem ihr Ohr streifte, „könnte ich mir vorstellen, Sie zu engagieren.“
Er lehnte den Oberkörper zurück und hob sein Glas.
Doch anstatt seinen Toast zu erwidern, fragte Saomai ungerührt: „Was genau verstehen Sie darunter?“
„Ich möchte, dass Sie meine ganz persönliche Masseurin werden. Dass Sie mir jeden Abend zur Verfügung stehen. Hier in meinem Apartment. Mit allem, was dazu gehört.“
Er hatte deutlich gemacht, was der Job inkludierte: sexuelle Verfügbarkeit.
Als wäre es ein vollkommen seriöses Angebot erwartete er ihre Reaktion.
Überraschung blitzte in Saomais Augen auf, gefolgt von einer Regung, die Neill nicht ganz deuten konnte. War das Triumph? Wenn ja, würde ihr sein nächster Vorschlag gefallen.
„Lassen Sie sich auf ein Experiment ein, bevor Sie zustimmen“, seine grau-blauen Augen drangen in sie, „oder ablehnen!“
Saomai drehte ihr Martiniglas in den Händen.
„Was für ein Experiment?“
Neill betrachtete sie noch einmal in aller Ruhe von Kopf bis Fuß.
Sie ist eine echte Schönheit, dachte er, verwundert darüber, dass es ihm nicht neulich schon aufgefallen war.
„Überlassen Sie sich heute Nacht mir. Wenn ihnen gefällt, was ich mit Ihnen mache, nehmen Sie mein Angebot an. Wenn nicht“, er hob entwaffnend die Hände, „werde ich mich großzügig bei Ihnen entschuldigen.“
„Ich bin keine…“, beeilte sich Saomai klarzustellen, ließ den Satz jedoch unvollendet.
Neill verstand auch so.
„Vollkommen klar“, antwortete er höflich. „Ich bezahle Sie gut. Als Masseurin. Was darüber hinausgeht, ist“, er suchte nach dem passenden Wort, „Privatsache.“
Konnte sie das?
Saomai dachte an die schmerzvollen Erfahrungen des letzten Jahres. Die Trauer um ihren Vater und die hilflose Wut, mit der sie hatte hinnehmen müssen, dass sich Polizei und Staatsanwaltschaft weigerten, einen Mord aufzuklären. Sie dachte an Lamom Benjawan, der einfach weitermachen konnte, weil sich ihm niemand in den Weg stellte.
Mit trotzigem Blick sah sie auf und Neill Ferguson direkt in die Augen. Er war ein attraktiver Mann und vielleicht ihre Chance auf Gerechtigkeit. Sollte er sich nehmen, was er von ihr wollte. Sie würde dasselbe tun.
Wie schon bei ihrer ersten Begegnung reckte Saomai das Kinn vor und straffte die Schultern. Sie lächelte spröde, doch ihre Stimme klang entschlossen, als sie sagte: „Also gut.“
„Trinken Sie Ihren Martini aus“, sagte Neill, als hätte er eine andere Antwort niemals in Betracht gezogen.
Saomai prostete ihm zu und leerte ihr Glas in einem Zug. Neill tat es ihr gleich, nahm beide Gläser und stellte sie achtlos auf die Sofakante. Im nächsten Moment hielt er einen schwarzen Seidenschal in der Hand.
„Dreh dich um“, befahl er mit rauer Stimme.
Saomai wandte sich zögernd der Glasfront zu, atmete tief durch und schloss die Augen. Ein Schaudern durchfuhr sie, als Neill von hinten an sie herantrat. Mit gekonnten Bewegungen verband er ihre Augen.
„Jetzt zieh dich aus!“, zischte er in ihr Ohr.
Er fasste ihre Schultern und drehte sie zu sich herum.
Auf was habe ich mich da eingelassen?
Saomais Gedanken fuhren Achterbahn. Sie spürte, dass sie Neill Ferguson vertrauen konnte; er würde ihr keinen Schaden zufügen. Aber noch nie hatte sie sich einem Mann hingegeben, den sie nicht kannte! Und jetzt würde sie hh
Sex mit einem Unbekannten haben, ohne zu wissen, ohne zu SEHEN, was er mit ihr tat! Sie fühlte sich ausgeliefert. Und zu ihrer Überraschung machte es sie an. Mit unsicheren Fingern ertastete sie den Verschluss ihres miedernen Oberteils. Dann ging alles ganz einfach. Sie zog an dem zierlichen Reißverschluss. Zentimeter um Zentimeter, wie in Zeitlupe, entblößte sie sich vor diesem Fremden. Sie spürte seine heißen Blicke auf ihrem Körper, hörte ihn die Luft einsaugen, als sie das Top genüsslich erst von der linken, dann von der rechten Schulter streifte.
Nicht so schnell, ermahnte sie sich und musste lächeln.
„Weiter!“, drängte Neills Reibeisenstimme.
Sie gab ihm, was er begehrte und gab ihren Busen frei, der von einem durchscheinenden BH gehalten wurde. Sie mochte ihre Brüste. Sie waren nicht zu üppig und hatten die volle, runde Wölbung knackiger Äpfel. Der BH, den sie gewählt hatte, ließ ihre Brustwarzen durchschimmern, klein und dunkel. Der erwartete Effekt blieb nicht aus. Neill seufzte. Saomai gewährte ihm einen wohl dosierten Moment, ihren Körper zu betrachten. Sie sah ihn vor sich, wie sein Blick über ihren Busen wanderte, wie er sich ausmalte, ihn in der Hand zu wiegen und an ihren Knospen zu lecken. Jetzt weidete er sich vermutlich an ihrem flachen Bauch und folgte der Linie ihrer schmalen Hüftknochen abwärts. Langsam drehte Saomai ihm den Rücken zu und öffnete den Reißverschluss ihres Rocks. Am Ansatz ihres Höschens hielt sie inne, strich sich mit beiden Händen über die Flanken und ließ den Po kreisen. Ihre Finger fanden zurück zu dem Verschluss und zogen ihn vollständig auf. Ihr Ledermini glitt zu Boden. Damit offenbarte sie Neill einen schwarzen String auf ihrer makellosen Haut. Sie war sich ihrer sexy Wirkung bewusst und genoss den Moment. Nur noch mit Unterwäsche und High-Heels bekleidet stieg sie über den am Boden liegenden Stoff. Aufreizend langsam beugte sich Saomai vornüber, streckte Neill ihren Hintern entgegen. Sie schüttelte ihre schwarze Mähne, warf den Kopf in den Nacken und bog den Rücken durch, als sie sich wieder aufrichtete. Sie fühlte sich schön, begehrenswert und fand Gefallen an dem Spiel, selbst nichts zu sehen und dabei von einem Mann angestarrt zu werden.
„Du hast einen tollen Körper!“, hörte sie Neill sagen.
Dass Saomai ihm das Kompliment mit einem Lächeln dankte, konnte er nicht sehen, da er hinter sie trat, um die Häkchen ihres BHs zu öffnen. Er streifte die Träger von ihren Schultern. Dabei ließ er seine Hände über ihre olivfarbene Haut gleiten, strich Saomais Hals hinunter zu ihrem Dekolleté. Seine Fingerspitzen zogen weite Kreise um ihren Busen. Allmählich ließ er sie enger werden. Ganz zart nur waren seine Berührungen und doch hinterließen sie eine brennend heiße Spur auf ihrer Haut. Nun war es Saomai, die seufzte. Ihr Busen streckte sich Neills Händen entgegen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Doch die wanderten bereits weiter, umfassten ihre Taille und glitten abwärts zu ihrem String. In einer einzigen Bewegung zogen sie ihn einfach mit nach unten. Saomai hielt die Luft an in der Erwartung, dass er sie berühren würde. Nichts geschah. Stattdessen wich Neill zurück. Das Rascheln seiner Kleidung verriet Saomai, dass er sich auf ein bis zwei Meter entfernt hatte. Betrachtete er sie von dort?
Nur noch mit ihren Pumps bekleidet, fühlte sie Schamgefühl aufkommen. Was tat sie nur? Doch das Pulsieren in ihrem Unterleib sprach eine andere Sprache – ihr gefiel, was hier passierte. Dann war Neill wieder an ihrer Seite.
„Komm mit“, gab er Anweisung und führte sie durch den Salon, eine Hand an ihrem Ellenbogen, die andere nur Millimeter über ihrem Poansatz.
Saomai fühlte sich schwindelig. Sie konnte nicht sagen, ob sie noch im selben Raum waren, als er sie hieß anzuhalten. Ein Luftzug liebkoste ihre erhitzte Haut, gedämpft vernahm sie das Rumoren der nächtlichen Metropole. Waren sie auf einem Balkon?
„Leg dich auf den Bauch!“, kam der nächste Befehl.
Saomai tastete nach einem Möbelstück. Doch da war nichts.
„Wohin?“, fragte sie irritiert.
„Auf den Boden.“
Neills Stimme klang amüsiert. Wollte er sie tatsächlich auf einem harten Fußboden nehmen? Das war alles? Enttäuscht über diese Wendung gehorchte Saomai dennoch. Zögernd ging sie in die Hocke und ertastete den Untergrund. Steinplatten, kühl und glatt. Sehr glatt. Saomai fröstelte. Sie ließ sich nach vorn sinken, bis sie bäuchlings auf dem kalten Boden lag, die Stirn auf ihre Hände gebettet. Neill spürte sie über sich, jedoch berührte er sie nicht. Ihre Ungeduld wuchs, als er sich abermals entfernte und sie allein zurück ließ. Überrascht bemerkte Saomai, dass Feuchtigkeit aus ihrer Mitte rann. Sie wünschte sich, Neill möge augenblicklich zurückkehren. Doch Neill ließ sich Zeit.
Als er endlich kam, gab er den nächsten Befehl.
„Spreiz die Beine!“
Und Saomai tat es.
Eine Flüssigkeit rann warm zwischen ihre Pobacken. Sogleich machten sich Neills Hände daran, das Öl zu verteilen. Saomai seufzte. Wie lange war es her, dass ein Mann sie berührt hatte? Ein Jahr? Länger?
Neill kniete hinter ihr. Ausgiebig massierte er ihren Hintern. Dann berührte er ihre Schamlippen, ihren Kitzler, ihre Vagina. Er liebkoste alles gleichzeitig, wie es ihr schien. Mit den Fingern glitt er in sie hinein und ebenso virtuos wieder hinaus.
Ahnte er auch nur im Ansatz, wie gut das tat?
Ein Stöhnen entrann Saomais Mund. Sie öffnete die Beine noch weiter. Die Monate der Entbehrung hatten sie ausgehungert. Wohl deshalb hatte sich ihr Verstand längst verabschiedet und ihren Körper Neill Fergusons wissenden Händen überlassen. Ohne ihr Zutun bäumte sich ihr Unterleib auf, kam seinen Bewegungen entgegen und versuchte, sie zu verstärken, sobald er den Druck verringerte. Bald schon stöhnte und winselte Saomai hemmungslos und verlor mit jeder Bewegung, die Neill ausführte, mehr und mehr die Kontrolle über ihren Körper, ihre Sinne. Neill schien das Spiel mit ihrem Feuer zu gefallen. Immer wieder entzog er sich ihr und ließ ihren Unterleib hungrig zurück. Sicher weidete er sich daran, wie sie sich vor ihm auf dem Boden wand. Ihre Scham pulsierte, doch er hinderte sie ein ums andere Mal daran, zu kommen, indem er im letzten Moment einfach innehielt. Dabei lachte er rau. Saomai kam auf die Knie und hielt ihm ihren Hintern entgegen. Ihre Öffnung war so nass, wie sie es noch nie erlebt hatte. Sie wollte ihn in sich spüren, nicht länger warten. Doch Neill drückte sie auf den Boden zurück und wies sie streng zurecht: „Nicht so ungeduldig.“
Das war zuviel. Sie hatte das Gefühl, ihren Höhepunkt keine Sekunde länger hinauszögern zu können!
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, beugte sich Neill vor und raunte in ihr Ohr: „Du willst schon kommen, ja?“
„Ja!“
Saomai schrie es beinahe heraus. Fast hätte sie noch „Bitte“ hinterhergewinselt.
Sie hörte, wie Neill an seiner Hose nestelte. Er hatte sich noch nicht einmal ausgezogen? Ein Knistern verriet ihr, dass er ein Kondom überstreifte.
Mit einem einzigen tiefen Stoß glitt er in sie, umfasste ihre Hüften, kontrollierte den Rhythmus und gab ihr, was sie brauchte. Nach vier, fünf kräftigen Stößen glaubte Saomai, es zerreiße ihre Mitte. Sie keuchte, Speichel troff aus ihrem Mund. Da spürte sie Neill noch härter werden und ihren eigenen Orgasmus herannahen wie einen Tornado. Ihr Atem ging stoßweise, und während Neill sie mit einer Serie hämmernder Stöße nahm, zog er ihr den Seidenschal vom Gesicht.
Saomai schrie um ihr Leben. Sie lag auf dem gläsernen Boden eines Balkons, siebzig Stockwerke über dem nachtgrellen Bangkok. Und während sie glaubte, im freien Fall auf die Stadt herabzustürzen, erlag sie dem Orgasmus ihres Lebens.
„Kann ich davon ausgehen, dass du zustimmst?“, fragte Neill später mit unverschämter Zuversicht.
Er hatte Saomai auf die Couch im Salon gebettet und ihr eine Kaschmirdecke übergelegt, in die sie sich schmiegte. Da sie noch immer zitterte und aus übergroßen Augen auf die Skyline starrte, tätschelte er sanft ihre Schulter. Saomai räusperte sich.
„Kann ich das morgen entscheiden?“, fragte sie leise.
Sie wirkte völlig mitgenommen und Neill fühlte sich für einen kurzen Augenblick schlecht, weil er dafür verantwortlich war.
Andererseits, dachte er, war das eine unglaubliche Nummer gewesen!
„Natürlich“, gab er zurück. „Heute Nacht lasse ich dich aber nicht mehr gehen. Dazu bist du viel zu durcheinander.“
Er mixte zwei Martini. Saomai nahm ihren dankbar entgegen, nippte daran und genoss die Wärme, die sie kurz darauf durchflutete. Minuten später endlich entspannte sich ihr Körper. Der Kopf hörte auf, immer und immer wieder Bilder vom Sturz in die Tiefe abzuspulen, ihr Herz verlangsamte sein Tempo, bis es einem gemächlichen Trab gleichkam und allmählich verebbte auch das Zittern ihrer Glieder.
„Ich habe ein Gästezimmer“, hörte sie Neill sagen, „sehr gemütlich, mit eigenem Bad und allem, was man braucht. Es steht dir zur Verfügung.“
„Hmm“, murmelte Saomai und kuschelte sich tiefer in die Couch. „Klingt gut.“
Dann gab sie der Schwere nach, die sich wie ein weiches Tuch über ihr ausbreitete. Neill, der ihr gegenüber Platz genommen hatte, sah vergnügt zu, wie sie einschlief.