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Vorwort der Herausgeber

Auch der vernünftigste Bergsteiger oder Höhensportler kommt irgendwann einmal in eine Gefahrensituation, aus der dann sehr plötzlich eine Notsituation oder ein Unfall entstehen kann. Überlegtes, zügiges und zielstrebiges Handeln an solch einem besonderen Unfallort ist nicht nur für den Verunglückten, sondern auch für seine(n) Seilpartner(in) oder die Begleiter oft lebenswichtig.

„Der Unfallort im Gebirge unterscheidet sich von dem im Flachland dadurch, dass er viel schöner ist, aber höher liegt, keine Waagerechten kennt, kein Dach hat, fast immer zu heiß oder zu kalt und oft nass ist; ein Arzt kann nicht erreicht werden und das Sanitätsauto kann nicht vorfahren; auch der Hubschrauber kommt nur untertags und bei guter Sicht.“ G. Neureuther

Besser kann man die Rahmenbedingungen kaum beschreiben! Aus diesen Besonderheiten des alpinen Notfallortes ergeben sich besondere Verhaltensweisen, mit denen man sich bereits vor einer Bergfahrt auseinandergesetzt haben sollte. Nur durch gedankliches „Durchspielen“ möglicher Notsituationen und Üben der entsprechenden Maßnahmen kann man im Ernstfall relativ sicher sein, zügig richtig zu handeln. Mindestens genauso wichtig ist jedoch die Prävention von Notfällen. Dazu gehört ein solides Grundwissen an höhenmedizinischen Kenntnissen ebenso wie das Beachten spezifischer Anforderungen an Bergsteiger mit Vorerkrankungen oder an Arbeitnehmer, die in großer Höhe oder isobarer Hypoxie tätig werden müssen.

Mit diesem Buch wenden sich die Herausgeber an alle, die ihren Aufenthalt in der Höhe verantwortungsbewusst planen und durchführen wollen oder die andere dazu anleiten und beraten, sei es als Bergführer, Ausbilder, Ärzte oder schlicht als Bergsteiger. Es ist als Hilfe gedacht, gefährlichen Situationen vorzubeugen oder sie jedenfalls rechtzeitig zu erkennen und zu entschärfen sowie eventuell notwendige erste Rettungsmaßnahmen entweder selbst durchzuführen oder die organisierte Rettung wesentlich zu beschleunigen. Die Zielgruppen bedeuten natürlich, dass das Buch einen gewissen Spagat leisten muss. Naturgemäß sind einzelne Kapitel daher etwas theorielastiger, während andere unmittelbar praxisnah sind.

Der Denkansatz dieses Buches ist der Versuch, aus medizinischem Blickwinkel einen Bogen zu spannen, der von der alpinen Gefahr und ihrer primären Prävention als optimale Lösung über die Notsituation und die Sofortmaßnahmen zur endgültigen Rettung führt. „Rettung“ bedeutet dabei nicht unbedingt, dass ein Unfall bereits eingetreten sein muss. Vorbeugung, z. B. in Form eines rechtzeitigen Rückzugs, solange Betroffene bei beginnender Höhenkrankheit noch aktionsfähig sind, ist auch eine Form von Rettung. Es handelt sich bei den beschriebenen Techniken ausschließlich um solche, die mit der normalen Ausrüstung einer Seilschaft durchführbar sind – solide Ausrüstungsplanung einschließlich Erste-Hilfe-Material vorausgesetzt – und die sich in der Praxis bewährt haben. Die Themenschwerpunkte basieren dabei auf aktuellen Forschungsergebnissen.

An das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen kann nicht eindringlich genug appelliert werden. Sowohl moralisch als auch juristisch besteht eine Pflicht zur Hilfeleistung. Jeder, der an einem Unfall unmittelbar oder als Beobachter beteiligt ist, ist dem Geschädigten gegenüber verpflichtet, innerhalb eines zumutbaren Rahmens Hilfe zu leisten. Dieser Rahmen wird von den Juristen beim Bergsteigen als sog. „Risikosport“ deutlich höher angesetzt als bei „Normalbürgern“!

Um ein überschaubares Format nicht zu überschreiten, müssen alle nicht wirklich wesentlichen rein wissenschaftlichen Hintergrundinformationen weggelassen werden. Dieses Buch ist kein Physiologiebuch, auch kein Kletterlehrbuch oder ein reines Erste-Hilfe-Handbuch. Alpine Grundkenntnisse werden ebenso vorausgesetzt wie einige Grundlagen der normalen Ersten Hilfe, wie beispielsweise Verbände.

Der Inhalt dieses Buches wurde mit den Lehraussagen der Medizinischen Kommission der UIAA (Union Internationale des Associations d’Alpinisme), des Ausbildungsreferates des Deutschen Alpenvereins (DAV), der Bergwacht des Deutschen Roten Kreuzes, der Schweizer Bergrettung, des Österreichischen Bergrettungsdienstes und der Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin (ÖGAHM) abgestimmt. Auch wenn Abweichungen im Detail unvermeidbar sind: Man wird nicht durch widersprüchliche Lehraussagen verwirrt werden! So ist das vorliegende Buch auch zur Ausbildung und zum Selbststudium für die Bergrettungsdienste sowie zur Vorbereitung von Trekkings und Expeditionen geeignet.

Die Herausgeber möchten an dieser Stelle den beteiligten Kollegen von der UIAA MedCom und der Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin für ihr Engagement, ihren fachlichen Rat und ihre Unterstützung herzlich danken.

In diesem Sinne bergheil (oder besser talheil?)

Thomas Küpper

Klaas Ebel

Ulf Gieseler

Moderne Berg- und Höhenmedizin

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