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Selbstbewusstsein

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Selbstbewusstsein wird normalerweise als Synonym für Selbstwertgefühl verwendet und auch in Kategorien wie beispielsweise stark oder schwach/gering eingeteilt.

Bei einem starken Selbstbewusstsein wird von einer großen Überzeugung von den eigenen Fähigkeiten wie Werten des Menschen und einer tieferen persönlichen Erkenntnis über sich selbst als denkendes und fühlendes Wesen (hohes Selbstansehen) gesprochen. Das im Ich zentrierte Bewusstsein beurteilt in diesem Fall seinen Zustand, sein Können und seinen Wert als Person als entsprechend positiv.

Wenn von diesem eingebürgerten Sprachgebrauch abgesehen und die eigentliche Bedeutung des Wortes „Selbstbewusstsein“, hier vor allem den Wortteil „bewusst“ / „Bewusstsein“, untersucht wird, dann kann festgestellt werden, dass der Begriff „Selbstbewusstsein“ ursprünglich eine differente Aussage hat.

Nach Immanuel Kant entsteht Selbstbewusstsein durch Beobachtung und Reflexion seiner selbst bzw. des eigenen Ich, wobei der sich selbst Betrachtende gleichzeitig Objekt wie Subjekt ist.

Das Selbstbewusstsein beschreibt nichts anderes, als dass der selbstbewusste Mensch Kenntnis, Klarheit und Deutlichkeit über seine Verfassung und damit ebenfalls seiner Lebenssituation hat.

Wie in den vorhergehenden Kapiteln („Urangst“ und „Definition Identität“) aufgeführt, entspricht der Glaube – und hier liegt die Betonung auf Glauben – an die Selbstbestimmtheit, Eigenkontrolle, Freiheit und Unabhängigkeit dem Selbstverständnis des Menschen.

Dieses Selbstverständnis nimmt für den Menschen eine übergeordnete Rolle und Wichtigkeit ein, da aus dieser Vorstellung der verschiedenen, frei zu wählenden (Entscheidungs) Möglichkeiten der wesentliche Unterschied zu seiner animalischen Herkunft zu sehen ist und daher automatisch ein ordentliches Maß an Selbstwert (gefühl) gespeist wird. Angriffe auf dieses Selbstbild werden deshalb mit großer Empfindlichkeit und starken Abwehrreflexen zurückgewiesen.

Diese Unabhängigkeit ist aber sowohl Wunschvorstellung wie zudem Selbsttäuschung, weil die menschlichen Tatsachen und Gegebenheiten einem realen und objektiven Selbstbewusstsein widersprechen und es folglich nicht zulassen.

Das Bewusstsein ist aufgrund der Urangst und den insofern verbundenen Identitätsproblematiken mit seinen Bedürfniserfüllungsmustern von psychischer Seite so vielen – unbewussten – Manipulationen und Verdrängungen ausgesetzt, dass ein wirkliches, umfangreiches Wissen hinsichtlich der persönlichen Existenz und des eigenen Ichs lediglich eingeschränkt bzw. reduziert machbar ist, jeweils abhängig von der individuellen identitätsgemäßen Konstitution.

Selbstbewusstsein ist demzufolge ein irreführender Begriff, Selbstwahrnehmung im Sinne von Ahnung und Empfindung wäre treffender.

Die Mensch-Erklärungsformel (Teil 4)

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