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Ware selbst importieren

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Wenn der Laden erst einmal zu laufen beginnt, ist das die zwangsläufige Weiterentwicklung. Das meiste, was im Internet so verkauft wird, wird in China hergestellt. Zugegeben, die Zeiten, in denen chinesische Firmen noch für eine Schüssel Reis produziert haben, sind lange vorbei. Die Vermittler in Fernost sind knallharte Geschäftsleute und wenn die erkennen, dass man ein Anfänger ist, wird man auch über den Tisch gezogen.

Trotzdem ist es so, dass der Großhändler die Ware, die ich von ihm beziehe, auch in China einkauft- und er verkauft sie mir mit einem satten Aufpreis weiter. Je mehr Zwischenhändler an einem Deal beteiligt sind, desto höher wird nun mal der Preis.

Wenn man also nach einer Zeit des Ausprobierens ein paar Produkte hat, die gut laufen, spricht vieles dafür, sich einen Hersteller in China zu suchen, der einem die Ware günstiger produziert.

Natürlich muss man dafür in eine neue Dimension vorstoßen, was die Stückzahlen angeht, denn die meisten Hersteller winken bei Anfragen von weniger als 1000 Stück schon müde ab. Dafür kann man eine Menge Geld sparen. Das Risiko bleibt überschaubar, denn wie bereits erwähnt, würde ich zunächst nur Artikel produzieren lassen, von denen ich weiß, dass sie laufen.

Ich würde natürlich einen Teufel tun und den Deal selbst abwickeln. Ich habe als Anfänger keine Ahnung von Preis- und Vertragsverhandlungen mit chinesischen Herstellern, kenne mich nicht aus mit Zollformalitäten und derlei Dingen und hätte viel zu viel Angst, dass ich am Ende einen Container mit Ziegelsteinen vors Haus gestellt bekomme.

Dafür gibt es unzählige Agenturen, die all diese Jobs für einen übernehmen.

Wie läuft also so ein Importdeal Schritt für Schritt ab?

Zunächst suche ich im Internet z.B. bei Alibaba nach Herstellern für das Produkt, das ich einkaufen möchte. Man kann auch einfach ein Warengesuch bei Alibaba einstellen und bekommt dann binnen 24 Stunden ca. ein Dutzend Angebote von Herstellern.

Mit diesen Basisinformationen wende ich mich nun an eine auf Warenimporte aus China spezialisierte Agentur. Kleine Mittelständler nehmen sich dabei oft mehr Zeit und kümmern sich besser um solche Kleinaufträge als die Großen der Branche.

Die Agentur checkt dann über die eigenen Kontakte vor Ort die Liste der Hersteller, die ich auf Alibaba gesammelt habe, auf Seriosität und holt selbst Angebote ein. Diese Angebote sind mitunter noch ein ganzes Stück günstiger als die, die dieselbe Firma mir auf Alibaba gemacht hat.

Sind die Anbieter seriös und die Angebote gut, lasse ich mir von ein oder zwei Herstellern Muster bauen. Die Kosten für diese Einzelproduktion werden bei einer späteren Auftragserteilung auf den Rechnungsbetrag angerechnet.

Die Bemusterung ist wichtig, weil das Muster der Maßstab für die Qualität ist, die ich von der Hauptlieferung erwarten kann.

Sind Preis und Muster zufrieden stellend, führt die Agentur die Vertragsverhandlungen. Man glaubt ja als Anfänger gar nicht, was es alles vertraglich zu regeln und zu beachten gilt. Von Gewährleistungen, Vertragsstrafen bei Lieferverzug über Qualitätskontrollen und Warenabnahme bis hin zu den Karton- Beschriftungen wird alles fein säuberlich geregelt.

Ist der Vertrag unterschrieben, leistet man als Auftraggeber eine Anzahlung von 30% des Rechnungsbetrages. Abgerechnet wird übrigens in US Dollar, was in Zeiten eines schwachen Euro kein Vergnügen ist.

Wenn man auf Nummer Sicher gehen will, kann man während der Produktion eine Inspektion durchführen lassen, um eventuelle Produktionsfehler rechtzeitig korrigieren zu können.

In jedem Fall wird eine solche Inspektion nach Fertigstellung durchgeführt. Der Inspektor geht also mit einem Katalog an Dingen, die er testen soll, in die Fabrik und prüft in der Regel 5% der Gesamtmenge. Treten Mängel auf, wird beraten, wie diese Mängel zu beheben sind.

Ich habe inzwischen schon einige Importe durchführen lassen und habe meist nur kleinere Mängel gehabt. Ein Mal waren die Plastik- Umverpackungen der einzelnen Produkte mit chinesischen Schriftzeichen verziert, was auf dem europäischen Markt natürlich blöd aussieht. Also haben die Hersteller die gesamte Produktion in neutrale Verpackungen umgepackt.

Ist die Inspektion beanstandungsfrei abgelaufen, schafft der Hersteller die Ware in den Hafen und übergibt die erforderlichen Import- Papiere an die Spedition, die von unserer Agentur mit dem Transport nach Deutschland beauftragt wird. Jetzt wird die Schlusszahlung von 70% fällig.

Bei der Kostenkalkulation ist wichtig zu wissen, dass man die Kosten ab Hafen China selbst trägt. Die ungefähren Gesamtkosten des Deals werden einem von der Agentur aber natürlich vor Auftragerteilung aufgelistet. Witziger Weise ist die Verschiffung von China nach Hamburg jedenfalls bei meinen Produkten meist billiger als die letzten paar Kilometer von Hamburg zu mir ins Lager.

Der Seeweg dauert ungefähr einen Monat, Löschen des Schiffes und Verzollung vielleicht noch mal eine Woche und dann stellt einem die Spedition eines Morgens den Container vor die Tür, für dessen Entladung man zwei Stunden Zeit hat.

Achtung: Bei der Einfuhr wird die 19%ige Einfuhrumsatzsteuer fällig, die bei einem entsprechenden Warenwert schon mal ziemlich hoch ausfallen kann. Man kann diese dann zwar bei der nächsten Vorsteueranmeldung geltend machen, aber erst mal muss man den Betrag auf den Tisch legen. Das muss man unbedingt beachten und eine entsprechende Liquiditätsreserve anlegen.

Darüber hinaus muss die Ware mit dem spezifischen Zollsatz, der von Produktgruppe zu Produktgruppe unterschiedlich ist, verzollt werden. Anders als die Einfuhrumsatzsteuer gibt’s die Zollabgaben nicht zurück. Die Höhe des Zolls berechnet sich übrigens nach dem Zollwert, also dem Warenwert zuzüglich der Versand- bzw. Transportkosten bis zum ersten EU- Hafen.

Für die Berechnung der Einfuhrumsatzsteuer wird zum Zollwert noch die Zollabgabe sowie die innergemeinschaftlichen Transportkosten ins eigene Lager herangezogen.

Was ihr für den Warenimport unbedingt benötigt ist eine so genannte EORI- Nummer, die ihr beim Zoll beantragen könnt (http://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Zoelle/EORI-Nummer/Beantragung-einer-EORI-Nummer/beantragung-einer-eori-nummer_node.html)

Beim ersten Import beträgt die Zeitspanne von der Beauftragung der Agentur bis zur Lieferung an die eigene Haustür ca. sechs Monate. Das muss man unbedingt beachten, wenn man Saisonware einkauft!

Eine Agentur, die ich ohne Vorbehalte empfehlen kann, ist die Agentur Frisch aus Berlin. David Frisch ist ein Profi mit guten Kontakten in China und einem immer offenen Ohr für die dummen Fragen, die ich ihm als Anfänger so gestellt habe.

Natürlich ist das Investitionsvolumen eines Warenimports aus China deutlich größer als der Einkauf beim Großhändler, wo ich vielleicht mal 50 und mal 100 Stück von einem Artikel kaufe (am Anfang auch mal nur 10 oder 20 Stück). Bevor man sich an einen Direktimport macht, braucht man unbedingt eine gewisse Sortimentssicherheit, damit man nicht auf einem Container unverkäuflicher Ware sitzen bleibt.

Wenn man diese Sicherheit aber hat, spart man Geld und man verkauft das Produkt exklusiv. Auf einer EAN konkurrenzlos verkaufen zu können, ist bei Amazon ein Jackpot.

Nun ist allerdings auch der Zeitpunkt, an dem ihr euch über Lagerhaltung und deren Kosten Gedanken machen müsst und diese Kosten in eure Kalkulation mit einbeziehen müsst.

Das Seller- Handbuch

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