Читать книгу Be my Secret – Logan - Kajsa Arnold - Страница 6
1. Kapitel
ОглавлениеLogan
Mein Handy will einfach nicht verstummen. In einer Tour höre ich das Summen, doch ich habe gerade so einen guten Rhythmus drauf, dass ich jetzt nicht unterbrechen kann. Mein Atem geht stoßweise, mein Puls rast. Endlich gibt das Handy auf und ich schließe für eine Sekunde ergeben die Augen. Meine Füße rennen immer weiter in eine Richtung.
Als plötzlich eine Hand den Knopf betätigt, der das Laufband ausschaltet, komme ich aus dem Takt und springe vom Band. »Verdammt, Vincente! Was soll der Scheiß? Ich hatte so einen guten Drive«, motze ich und schnappe mir das Handtuch, wische damit erst über mein Gesicht und lege es mir anschließend um den Nacken.
»Was soll ich machen, wenn du nicht an dein Handy gehst?« Vincente verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand, mich kritisch beäugend.
»Wenn ich trainiere, gehe ich nicht ans Handy. Du hast diesen tollen Fitnessraum für deine Mitarbeiter eingerichtet, den sollten wir auch in Ruhe nutzen können.«
»Ist ja schon gut. Tori macht mir nur mal wieder die Hölle heiß, weil sie ein Abendessen gibt und wir noch einen Gast brauchen, der sich ein wenig um Lucia kümmert. Du weißt doch, ihre Mutter.«
»Klar, ich habe Lucia doch vom Flughafen abgeholt. Sympathische Frau. Ich mach gern ihren Begleiter für den Abend.«
Vincente kratzt sich an der Nase. Es sieht aus, als hätte er noch etwas auf der Seele.
»Spuck es schon aus, Vince. Ich seh dir doch an, wenn du etwas von mir willst.« Ich öffne eine Flasche Gatorade und trinke einen Schluck.
»Das Essen findet schon heute statt. Und noch was: Könntest du Lucia in einer Stunde hier treffen und zu einem Besichtigungstermin fahren? Sie will sich eine Wohnung hier in Toronto kaufen. Ich habe leider noch ein Meeting und Vittoria ist mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt.«
»Kein Problem. Ich habe Zeit«, erkläre ich schulterzuckend. Seit Sonya mir den Laufpass gegeben hat, verfüge ich über eine Menge davon.
»Danke, mein Freund. Du hast was gut bei mir.«
»Wie wäre es mit zwei Karten für das nächste Spiel der Bulls?«, überlege ich laut.
»Zwei? Ich dachte, Sonya hat sich getrennt«, fragt Vince überrascht.
»Hat sie ja auch. Vielleicht gehe ich ja mit deiner Schwiegermutter da hin«, meine ich grinsend und schlage ihm laut lachend auf die Schulter. »Ich werde schon jemanden finden, den ich mitnehmen kann.«
*
Punkt halb fünf betrete ich frisch geduscht und angemessen gekleidet mein Büro und sehe, dass Lucia bereits auf mich wartet. Sie sitzt in meinem Büro auf der kleinen Couch, die Beine übereinandergeschlagen, mit High Heels an den Füßen, und sieht unsagbar chic aus. Diese Frau hat Klasse, das erkennt man auf Anhieb.
»Lucia, Entschuldigung, dass Sie warten mussten«, begrüße ich sie.
»Bitte, Logan, das ist nicht wahr. Ich war mal wieder viel zu früh. Eine schreckliche Angewohnheit von mir. Es tut mir so leid, Sie müssen schon wieder das Kindermädchen für mich spielen. Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen«, sagt sie und reicht mir die Hand.
Ich trete näher und küsse ihre Wangen. »Was reden Sie denn da?«, frage ich mit einem Lächeln und blicke ihr tief in die grünen Augen. »Es ist mir eine Ehre. Wir werden uns heute einen schönen Abend machen. Ich bin Ihr Tischherr bei dem Essen, das Toria gibt.«
Ihre Wangen werden leicht rot. »Vittoria gibt dieses Essen, weil ich in der Stadt bin. Sie hat sich nicht davon abhalten lassen, dabei mag ich es gar nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Zum Glück ist die Gästeliste kurz. Können wir los? Ich brauche dringend eine Wohnung, denn das Leben im Hotel ist wirklich nicht meins«, erklärt sie und blickt mich auffordernd an und winkt mit einer Hand ab. Ihre grünen Augen sind von einem dichten Kranz schwarzer Wimpern umrahmt. Sie sieht ihrer Tochter Vittoria sehr ähnlich. Kaum zu glauben, dass diese Frau bereits eine erwachsene Tochter haben soll. Sie sieht keinen Tag älter als Mitte dreißig aus.
Mit einem Lächeln greife ich nach dem Telefon und sage meiner Sekretärin Bescheid, dass ich außer Haus bin, halte Lucia die Tür auf und folge ihr zu den Aufzügen.
»Was ist Ihr Posten hier in der Bank?«, will sie wissen, als wir den Aufzug betreten.
»Ich bin Leiter der Kreditabteilung. Von Beruf bin ich eigentlich Rechtsanwalt«, erzähle ich und drücke den Knopf für die Tiefgarage. »Mir gefällt die Arbeit hier in der Bank. Ich habe Vincente im Studium kennengelernt. Er, Francesco und ich haben in einer WG gewohnt. Mir kommt es so vor, als wäre es ewig her.«
»Das stimmt nicht. So alt sind Sie noch nicht, Logan.«
»Ich bin fünfunddreißig, ich gehe mit großen Schritten auf die vierzig zu«, erkläre ich und grinse.
Sie winkt ab. »Was soll ich da sagen? Ich bin bereits sechsundvierzig und muss noch einmal ganz neu anfangen. Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen.«
»Sie haben Ihr Weingut verkauft? Das hat mir Toria erzählt.«
Wir verlassen den Aufzug in der Tiefgarage. Mein Parkplatz liegt ganz in der Nähe und ich halte ihr die Beifahrertür meines Jaguar F-Type auf.
»Ist das Ihr Auto?«, fragt sie mit glänzenden Augen.
»Ja, er ist neu. Ich habe ihn vor zwei Wochen erhalten. Gefällt er Ihnen?«, frage ich und steige auf der Fahrerseite ein.
»Ja, sehr. Ein Jaguar F-Type. Mein verstorbener Mann war ein Autonarr. Er liebte Ferrari und Porsche. Die Engländer mochte er nicht so.«
»Und was mögen Sie?«
»Ich weiß nicht. Das hat mich noch nie jemand gefragt«, gibt sie zu und ich bin verwundert, denn sie macht auf mich den Eindruck, als hätte sie durchaus eine eigene Meinung.
»Sie wollen mir sagen, dass Ihr Mann sich nicht dafür interessiert hat, welches Auto Ihnen gefällt?«, frage ich.
»Mein Mann hat sich nicht sehr für mich interessiert. Er hat mich geheiratet, weil ich einmal jung und schön war. Als ich ihm nicht den Erben schenken konnte, den er sich unbedingt gewünscht hat, hat er es mich immer spüren lassen. Sein Tod war eine Erleichterung und hat mir vermutlich das Leben gerettet.«
Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll. Ihre Offenheit weiß ich zu schätzen, jedoch kann ich damit im Augenblick nicht umgehen.
»Es tut mir leid, wenn ich Sie schockiere, Logan. Das ist alles Vergangenheit. Für mich beginnt hier in Toronto ein neues Leben. Wenn ich denn endlich eine Wohnung finde.« Lächelnd blickt sie mich an.
»Geben Sie mir die Adresse für die heutige Besichtigung?«
»Wir müssen zum Aura. Kennen Sie das?«
»Das Aura?«, frage ich überrascht. »Ja, sehr gut sogar, denn ich wohne dort.« Ich grinse. »Sie wollen wirklich dort wohnen?«
»Würden Sie mir davon abraten?«, fragt sie unsicher.
»Nein, die Wohnungen sind toll. Ich denke, sie werden Ihnen gefallen. Dann wären wir ja Nachbarn.«
»Hätten Sie etwas dagegen?«, fragt sie und blickt mich wieder mit diesen wunderschönen grünen Augen an. Ich bekomme einen Eindruck dessen, was Vincente an Vittoria so fasziniert.
»Ich fände es wundervoll, Sie als meine neue Nachbarin begrüßen zu dürfen«, sage ich voller Überzeugung und kann meinen Blick kaum von ihr abwenden.