Читать книгу Der Tag, an dem Mutti eine Waschmaschine bekam - Karin Ackermann-Stoletzky - Страница 10
4 Tante Leni
ОглавлениеKinder haben vor allem Freunde in ihrem Alter. Aber manchmal haben sie auch „Lieblingserwachsene“. Meine Lieblingserwachsene war die Mutter meines besten Freundes Marten und wohnte gleich nebenan. „Tante Leni“, wie wir Kinder sie nannten, war überall beliebt. Ich glaube nicht, dass ich je eine freundlichere und fröhlichere Frau getroffen habe.
Tante Leni war eine richtig gute Hausfrau. Ihr Haushalt war immer tipptopp in Ordnung. Als junge Frau hatte sie „Kaltmamsell“ gelernt. Kennen Sie den Beruf noch? Eine Kaltmamsell ist für die „kalte Küche“ zuständig, also kalte Speisen wie Kanapees, Salate, Aspiks, Vorspeise-, Fisch-, Bratenplatten und vieles mehr. Die Kaltmamsell stellt darüber hinaus Brunchs und Buffets zusammen und sorgt dafür, dass die Platten schön gestaltet sind.
Tante Leni konnte wundervoll kochen und backen. Ich liebte es besonders, wie fantasievoll sie das Essen anrichtete und dekorierte. Weil sie nur Jungs hatte, durfte ich manchmal mit ihr in der Küche arbeiten, und sie zeigte mir, wie man Fliegenpilzeier, Käse- und Mettigel und wunderbar belegte Brote machte. Besonders liebte ich es, wenn sie mir beibrachte, wie man eine kalte Platte schön anrichtet. Bald war ich fest entschlossen, später ebenfalls Kaltmamsell zu werden.
Hinter ihrem Haus hatte sie einen großen Gemüsegarten angelegt, und im Sommer durften Marten und ich uns manchmal Beeren, Möhren und Kohlrabi holen. Tante Leni kochte Rhabarbersaft, Apfelsaft, Kirschsaft – das schmeckte alles wundervoll. Und sie backte Kuchen für uns, Napfkuchen, den wir mit ihr im Garten aßen. Ich liebte Tante Leni sehr!
Meine eigene Mutter hatte mit dem großen Haushalt und ihrer Arbeit an der Tankstelle sehr viel zu tun, und deshalb blieb nicht so viel Zeit für mich übrig. Tante Leni dagegen konnte sich intensiv um ihre Kinder kümmern, und ich wurde oft einfach mit eingepackt. Dann fuhren wir nach Norden ins Schwimmbad, machten Picknick auf dem Rasen oder backten und kochten gemeinsam.
Ich finde, jedes Kind sollte solche Lieblingserwachsene haben, die auch für die Freunde ihrer Kinder noch Zeit und Liebe aufbringen!
Biografische Fragen
Hatten Sie als Kind auch „Lieblingserwachsene“? Wer war das, und warum mochten Sie diesen Menschen so gern?
Wie ist es Ihnen später, als Sie selbst erwachsen waren, gegangen? Haben Ihre Kinder ihre Freunde auch oft mit nach Hause gebracht?
Wissen Sie noch, was Sie als Kind gern werden wollten? Und was haben Sie dann später wirklich beruflich gemacht?
Kennen Sie auch noch den Beruf der „Kaltmamsell“?
Wie haben Sie in Ihren jungen Jahren kalte Buffets gestaltet? Zu welchen Anlässen? Was gehörte dazu?
Hatten Sie früher einen Gemüsegarten? Was haben Sie mit der Ernte gemacht? Haben Sie viel eingekocht?
Aktivierungsidee: gemeinsam ein kaltes Buffet gestalten
Sie können nach dem Vorlesen der Geschichte die Erinnerungen an die kalten Buffets der Vergangenheit aufgreifen, die ZuhörerInnen nach ihren besten Rezepten für Kartoffel- und Nudelsalat oder Frikadellen fragen und einige der Gerichte am nächsten Tag gemeinsam zubereiten. Wenn Sie die Zutaten fertig mitbringen (z. B. die Kartoffeln oder Nudeln vorher kochen), hält sich der Aufwand in Grenzen.
Hier finden Sie zusätzlich noch ein paar typische „Buffetschlager“ aus den 50er- und 60er-Jahren:
Käseigel
Halbieren Sie einen kleinen Kohlkopf und umwickeln Sie ihn mit Alufolie. Dann setzen Sie ihn mit der Schnittfläche nach unten auf eine Platte.
Emmentaler oder Gouda würfeln und mit Zahnstochern oder bunten Plastikspießen auf der Rundung verteilt feststecken.
Weintrauben, Mandarinen, Oliven, kleine saure Gurken, Radieschen, Minipartywürstchen und/oder kleine Frikadellen (Fleischpflanzerln) dazwischenstecken, bis der „Igel“ viele bunte Stacheln hat. Fertig!
Fliegenpilzeier
4 gekochte Eier, 4 Tomaten, 1 Tube Mayonnaise oder 1 EL Naturjoghurt (stichfest), 5 Salatblätter oder Kresse
Zubereitung
Die gekochten, abgekühlten Eier pellen, für einen besseren Stand die Eier am stumpfen Ende etwas anschneiden.
Bei den Tomaten den Deckel abschneiden und das Innenleben mit dem Löffel herausnehmen.
Die ausgehöhlten Tomatendeckel auf die Eier setzen.
Mit der Tube Mayonnaise-Punkte (oder dem Löffelstiel des Joghurts) auf die Deckel klecksen.
Salatblätter oder Kresse als „Wiese“ anrichten, Pilze draufstellen und fertig.
Kalter Hund
Dieser zuckersüße Hund ist sicherlich allen TeilnehmerInnen bekannt und weckt Erinnerungen. Am besten, Sie bereiten ihn einen Tag vorher zu, damit er gut durchkühlen kann.
Zutaten für 4 Portionen
250 g Kokosfett, 125 g Puderzucker (gesiebt), 1 Pck. Vanillezucker, 50 g Kakaopulver (gesiebt), 1/2 Fläschchen Rumaroma, 2 Eier, 300 g Butterkekse (rechteckig)
Zubereitung
Kokosfett in einem Topf zerlassen und abkühlen lassen. Puderzucker mit Vanille-Zucker und Kakao mischen und in eine Rührschüssel geben. Aroma hinzufügen.
Nach und nach Eier und das lauwarme Kokosfett mit Handrührgerät auf mittlerer Stufe unterrühren.
Die Butterkekse lagenweise abwechselnd mit der Kakaomasse in eine Kastenform (etwa 20 x 11 cm, mit Pergamentpapier ausgelegt) geben. Die unterste Schicht soll aus der Kakaomasse, die oberste Schicht aus Keksen bestehen.
Den Kekskuchen mehrere Stunden, am besten über Nacht, kalt stellen. Den Kekskuchen aus der Form auf eine Platte stürzen, Pergamentpapier abziehen. Kekskuchen in dickere Scheiben schneiden.