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5 Eine gute Partie hat eine schöne Aussteuer

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Den Begriff „Aussteuer“ kennen die jungen Leute heute gar nicht mehr, glaube ich. Der Tochter oder Enkelin Bettwäsche, Handtücher und Schürzen für ihr späteres Eheleben zu schenken, auf diese Idee kommt heute kaum noch jemand.

Aber früher war das ganz normal. Ein unverzichtbarer Bestandteil einer Aussteuer war die „Weißwäsche“, also Bettbezüge, Nachthemden, Tischdecken und Servietten, Küchenhandtücher und Schürzen. Teilweise brachte man auch nur den dafür benötigten Stoff in Form von Leinenballen mit in die Ehe oder sogar nur Flachsbündel, aus denen erst noch das Garn gesponnen werden musste. Nach Möglichkeit sollte die Aussteuer so umfassend sein, dass die Weißwäsche für das ganze Leben ausreichte. Zur Aussteuer gehörten zusätzlich auch noch Besteck und Geschirr, manchmal aber auch Schmuck, Geld oder Landbesitz. Diese Aussteuer brachte eine Frau als Braut mit in eine Ehe, und je mehr sie zu bieten hatte, umso besser war es. In früheren Generationen war das sehr wichtig, denn damit wurde eine junge Frau zu einer „guten Partie“.

Ich komme vom Land, und dort war es auch in der 60er-Jahren noch ganz normal, einem kleinen Mädchen Dinge für ihre Aussteuer zu schenken. Zu jedem Geburtstag bekam ich irgendein Stück dazugeschenkt. Meine Patentante Hilla zum Beispiel schenkte mir Jahr für Jahr Silberbesteck, und ich hatte schon mit 12 Jahren eine ganze Menge Handtücher im Schrank, die ich nie benutzen durfte, weil sie „für später“ waren, „wenn du mal heiratest“. Meinen Sie, ich hätte mich als Kind darüber gefreut, einen Silberlöffel zum Geburtstag zu bekommen? Sicher nicht! Besonders gemein fand ich es, dass meine Brüder ganz normale Geschenke bekamen.

Alle meine Aussteuersachen wurden von meiner Mutter in Verwahrung genommen, denn in meinem Kinderzimmer wären sie nicht lange erhalten geblieben.

Meine Mutter hatte sogar noch eine Aussteuertruhe. In den vergangenen Jahrhunderten hatte eigentlich jede Frau solch einen stabilen Kasten, in dem ihre Aussteuersachen gesammelt wurden und der bei ihrer Heirat mit in ihr neues Zuhause umzog.

Als meine Mutter, wie viele andere Menschen gegen Ende des Krieges, aus Ostpreußen fliehen musste, nahm sie diese Truhe mit auf die beschwerliche und gefährliche Reise. Und in ihrer neuen Heimat war sie sehr froh über jedes Stück Wäsche und über jede Stoffbahn darin. Denn in der schweren Zeit nach dem Krieg konnte man ja nicht einfach in den nächsten Laden gehen und kaufen, was man brauchte. Man war dankbar für alles, was man benutzen oder gegen andere wichtige Dinge tauschen konnte. Vielleicht war es ihr deshalb so wichtig, dass ich ebenfalls eine „Aussteuer“ bekam, und so wuchs nach und nach mein Vorrat an Handtüchern, Besteck und Sammeltassen. Heute bin ich fast 60 Jahre alt, aber einige meiner alten Aussteuersachen habe ich immer noch – die halten eben was aus. „So was stellt man heute gar nicht mehr in dieser Qualität her, man darf eben nicht an der falschen Stelle sparen!“, hätte meine Mutter bestimmt stolz gesagt. Und heute, ganz anders als zur Zeit meiner Kindheit, würde ich ihr aus vollem Herzen zustimmen.

Biografische Fragen

Hatten Sie eine Aussteuer? Wie sah sie aus?

Haben Sie auch schon als Kind Aussteuersachen als Geschenk bekommen?

Hatten Sie eine Aussteuertruhe?

Wie haben Sie es bei Ihren Kindern mit der Aussteuer gehalten?

Dekorationsideen

Decken Sie den Tisch mit einer Tischdecke und Geschirr aus den 50er- oder 60er-Jahren (auf jedem Flohmarkt zu finden).

Auf der Seite www.wirtschaftswundermuseum.de/aussteuer-50er-jahre.html finden Sie eine typische Aussteuerliste aus den 50er-Jahren und verschiedene Anzeigen von damals, die man sehr gut ausdrucken, laminieren und auf dem Tisch auslegen kann. So können die TeilnehmerInnen diese in die Hand nehmen und sie sich näher ansehen.

Der Tag, an dem Mutti eine Waschmaschine bekam

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